Protocol of the Session on December 16, 2010

(Beifall des Abg. Dieter Kleinmann FDP/DVP)

Sie haben die Zahl genannt: Der Frauenanteil liegt hier nur bei knapp 15 %. Da sehen wir alle gemeinsam noch deutli chen Handlungsbedarf. Das ist gar keine Frage.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Meine Damen und Herren, ich habe im Jahr 1975 geheiratet; das ist noch gar nicht so furchtbar lang her.

(Zurufe – Heiterkeit)

Na ja, es kommt immer darauf an, wie man sich fühlt. – Da mals, meine Damen und Herren

(Zurufe – Unruhe)

das alles geht von meiner Redezeit ab –, durfte ich nur mit der Zustimmung meines Ehemanns berufstätig werden. Das muss man sich heute einmal auf der Zunge zergehen lassen.

(Abg. Thomas Knapp SPD: Den hätte ich in die Wüs te geschickt!)

Es gab diese Vorgaben damals noch.

(Unruhe)

Wenn man das als Vergleich nimmt, dann stellt man fest, dass in den letzten Jahrzehnten viel passiert ist. Ich denke, wir sind hier auf einem sehr, sehr guten Weg. Sie haben es angespro chen; ich weiß nicht mehr, wer es war.

(Abg. Veronika Netzhammer CDU: Ich habe das an gesprochen!)

Natürlich geht es nicht nur um Chancengleichheit für Frauen insgesamt, sondern es sind auch volkswirtschaftliche Fragen,

die heute auf der Tagesordnung stehen. Bei dem sich abzeich nenden Fachkräftemangel brauchen wir die Frauen. Sie gehö ren zu der bestausgebildeten Frauengeneration aller Zeiten. Es wäre natürlich auch aus volkswirtschaftlichen Gründen fahrlässig, wenn wir dieses Potenzial nicht nutzen würden.

(Unruhe)

Meine Damen und Herren, das, was ich Ihnen jetzt vorlese, stammt nicht von Alice Schwarzer, sondern das habe ich aus der jüngsten Veröffentlichung einer Unternehmerzeitung he rausgelesen. Ein Ergebnis darin lautet, dass Frauen eben auch ganz wichtige Führungsqualitäten haben, die wir im öffentli chen Dienst auch sehr gut gebrauchen können.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP und der CDU – Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Ach! Das ist aber keine neue Erkenntnis! – Zuruf: Hört, hört! – Abg. Elke Brunnemer CDU zu den Grünen: Da kön nen Sie mitklatschen! – Unruhe)

Sie haben ein großes Organisationstalent.

(Lebhafte Unruhe)

Ach Kinder, jetzt hört mir einmal zu. Frau Präsidentin, kön nen Sie bitte für Ruhe sorgen?

(Abg. Dieter Kleinmann FDP/DVP: Wir können das nur bestätigen!)

Frauen haben ein großes Organisationstalent. Sie vergeuden weniger Zeit, weil sie ein Ziel viel effektiver ansteuern. Sie hören besser zu, sie sind konfliktfähiger, sie haben mehr Ge spür für Beziehungen, und sie sind auch risikobewusster.

(Abg. Dieter Kleinmann FDP/DVP: Auch noch? – Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Sie können besser mit Geld umgehen!)

Es gibt eine ernst zu nehmende Untersuchung – –

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Ernst zu neh mend! – Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Meine Damen und Herren, ich darf noch um Ruhe bitten. Es dauert nicht mehr sehr lange.

Es gibt eine ernst zu neh mende Untersuchung, die in den USA gemacht worden ist, die zu dem Ergebnis kommt, dass Unternehmen, in denen Frau en in Führungspositionen in der Mehrheit sind, deutlich bes sere Ergebnisse haben, weil Frauen einfach risikobewusster sind.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP sowie der Abg. Katrin Altpeter SPD und Brigitte Lösch GRÜ NE)

Aber jetzt kommen wir einmal zu unserem Bericht zurück.

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Ja! Genau! – Verein zelt Heiterkeit)

Für mich war eine Aussage dieses Berichts ganz wichtig, weil sie einen Gedanken aufgreift, den ich an dieser Stelle schon

mehrmals formuliert habe und es heute wieder tue. Der letz te Satz in diesem Bilanzbericht lautet:

Neben der gezielten beruflichen Förderung von Frauen muss aber auch künftig das Augenmerk auf Maßnahmen gerichtet werden, die die Balance von Berufs- und Fami lienleben für Männer und Frauen verbessern.

Denn diese Balance haben wir im Moment nicht.

(Beifall des Abg. Dieter Kleinmann FDP/DVP – Abg. Dieter Kleinmann FDP/DVP: Das ist das Hauptpro blem! So ist es!)

Wir wissen, dass es vor allem Frauen sind, die diese doppel te Belastung aushalten müssen. Wir wissen: In Baden-Würt temberg beträgt der Anteil der Männer an den Beschäftigten in Elternzeit im Moment 4,6 %. Das ist viel zu wenig. 83 % der Teilzeitbeschäftigten in der Landesverwaltung sind Frau en. Wir brauchen mehr Männer, die bereit sind, in Teilzeit zu arbeiten.

Das ist doch die eigentliche Problematik, meine Damen und Herren: Wir können so viele Zielvorstellungen formulieren, wie wir wollen, Frau Lösch.

(Zuruf des Abg. Hagen Kluck FDP/DVP)

Aber solange wir diese Balance nicht hinbekommen, solange Frauen hier massiv überbelastet sind – –

(Zurufe der Abg. Ursula Haußmann SPD und Brigit te Lösch GRÜNE)

Die Balance erreichen wir nur dann, wenn wir die Möglich keiten nutzen, die wir haben, um Familie und Beruf besser miteinander zu vereinbaren, als da sind: Die Erwerbspausen für Frauen dürfen nicht so lang dauern. Auch Männer sollen Erwerbspausen einlegen.

(Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Die Betreuungszeiten müssen gleichmäßiger verteilt werden; in der Familie müssen sie auf beide Schultern verteilt werden. Teilzeit, Telearbeit, all diese Instrumente, die wir schon heu te haben,

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Rahmenbedingungen dafür schaffen! – Abg. Helen Heberer SPD: Rahmen bedingungen!)

müssen auch viel mehr von den Männern in Anspruch genom men werden. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem.

(Beifall der Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP – Zu ruf der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE)

Lassen Sie mich doch einmal ausreden.

(Glocke der Präsidentin)

Frau Abgeordnete, gestatten Sie eine Nachfrage der Frau Abg. Wonnay?

Ich bin gleich fertig; ei nen Satz noch.