Protocol of the Session on December 15, 2010

(Zuruf von der CDU: Da finden sie nichts!)

Beleuchten Sie die Werthaltigkeit dieser Transaktion. Beur teilen Sie sie einfach anhand der Frage: Ist es gut für dieses Land,

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Genau! Das ist die richtige Frage!)

oder ist es nicht gut für dieses Land?

Ich bin der tiefen Überzeugung: Es ist für die Zukunft des Landes eine notwendige, eine hervorragende Transaktion. Deshalb würde ich alles wieder genauso machen. Deshalb ste he ich dazu: Es ist ein guter Tag für Baden-Württemberg.

(Anhaltender Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Noch einmal genau das Gleiche? – Abg. Peter Hofelich SPD: Genau das Gleiche?)

Meine Damen und Herren, wir kom men jetzt nach § 82 Abs. 4 der Geschäftsordnung zur Runde der Fraktionsvorsitzenden. Zunächst erhält der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Herr Kollege Schmiedel, das Wort.

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Dann bleibt uns wenigstens der Schmid erspart!)

Herr Präsident, liebe Kollegin nen und Kollegen, Herr Ministerpräsident! Der Inhalt, das Er gebnis einer politischen Entscheidung ist nicht von der Art und Weise des Zustandekommens zu trennen – nicht in der Demokratie.

(Beifall bei der SPD)

Das kann Gaddafi in Libyen egal sein, das kann Berlusconi in Italien egal sein. Aber einem Ministerpräsidenten von BadenWürttemberg darf es nicht über die Lippen gehen, dass demo kratische Prozesse „Haare in der Suppe“ sind.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Peter Hauk CDU: Keine künstliche Aufregung! Ganz ru hig bleiben, Herr Schmiedel! – Zuruf des Abg. Klaus Herrmann CDU)

Deshalb, Herr Mappus, ohne Wenn und Aber: Hätten Sie die sen Prozess anders geführt, würde die SPD heute dafür stim men.

(Zurufe von der CDU)

Jetzt sage ich Ihnen, wo die Fehler liegen.

Erstens: In der Region Stuttgart war jemand Präsident des Par laments –

(Abg. Klaus Herrmann CDU: Der Regionalversamm lung!)

ein CDU-Mitglied –, der eine Rechtsanwaltskanzlei hat, ein engagierter, auch von uns gewählter Vorsitzender. Dessen Kanzlei hatte einen Rechtsstreit beim Bau der neuen Messe auf den Fildern zu führen. Daraufhin hat er sein Amt nieder gelegt und vor der Öffentlichkeit begründet, dass er nicht den Hauch eines Verdachts aufkommen lassen will, dass dieses politische Amt Einfluss auf den Rechtsstreit haben könnte. Wir haben das alles rechtlich geprüft. Da gab es überhaupt keinen rechtlichen Zwang, aber er hat gesagt: „Ich möchte nicht, dass dieser Verdacht entsteht.“

(Zuruf des Abg. Jörg Döpper CDU)

Jetzt vergleichen Sie das einmal mit dem, was wir hier beob achten. Nicht nur wir beobachten das, sondern auch die Be völkerung beobachtet das doch.

(Abg. Dr. Dietrich Birk CDU: Was soll denn das jetzt?)

Da ist jemand, der von seiner Bank Morgan Stanley im Wahl kampf 2005 freigestellt wird, um in einem heißen Wahlkampf, der auf des Messers Schneide steht, Spenden zu sammeln. Er sammelt Millionen und trägt letztlich auch dazu bei, dass die Wahl für die CDU erfolgreich ausgeht. Dieser Investmentban ker, der Wahlkampfspendensammler für die Union war – – Es geht noch an, Herr Mappus, dass Sie ihn als einzigen Nicht parlamentarier zum Besuch beim Papst mitnehmen. Aber dass die Öffentlichkeit sagt: „Das ist doch Filz, wenn der unter der Hand freihändig solche Millionenaufträge bekommt, ohne dass man Alternativen prüft“, liegt doch auf der Hand.

(Beifall bei der SPD und den Grünen)

Jetzt kommt der zweite Punkt: Sie haben die BaFin ins Spiel gebracht. Da hinten sitzt der Kollege Schneider. Jetzt sage ich Ihnen einmal Folgendes: Wenn der Kollege Schneider im Kre ditausschuss der LBBW auf der Grundlage dessen, was Sie uns im Finanzausschuss geliefert haben, einem Kauf von Ak tien zugestimmt hätte, würde die BaFin die Staatsanwaltschaft in die Bank schicken.

(Heiterkeit bei der SPD)

Nicht belastbar! Ich sage Ihnen auch, warum: Sie machen das nach Hausmannsart. Das ist ja spaßig.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Wie geht das? Kurz erklären!)

Erst zuhören, dann erfassen, denken, sprechen.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und den Grünen – Beifall des Abg. Dr. Dietrich Birk CDU – Abg. Dr. Dietrich Birk CDU: Das gilt auch für Sie!)

Sie sagen: „Die EnBW braucht Geld, um in regenerative Ener gien zu investieren. Damit die EnBW das Geld hat, verkauft das Land einen Teil seiner Aktien an einen Dritten.“ Wo kommt denn da bei der EnBW Geld heraus?

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Dann hat die EnBW noch immer kein Geld! Gar nichts! Null!)

Der einzige Fall – wenn Ihre Aussage so gemeint ist, dass sich die EnBW Geld über die Börse besorgt – ist die Ausgabe neu er Aktien.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Richtig!)

Dann wird aber der Anteil des Landes verwässert. Dann ha ben Sie nicht mehr die Dividende, die Sie einstmals hatten. Dann wirkt sich das auf den Businessplan aus. Deshalb haben wir im Finanzausschuss gesagt, es reiche nicht aus, dass Ihre viel gepriesenen Berater sagen: „Den Businessplan schreibe ich in fünf Minuten auf. Darin steht: Dividende 3 %, Zinssatz 2,5 %. Das schreiben wir in den nächsten zehn Jahren mun ter fort.“ Das ist doch nicht belastbar.

(Abg. Jörg Döpper CDU: Geschwätz!)

Ich sage Ihnen – Herr Schneider, stimmen Sie mir zu –: Eine Bank, die auf dieser Grundlage solche Transaktionen macht, muss geschlossen werden.

(Beifall und Heiterkeit bei der SPD und den Grünen – Lachen bei der CDU und der FDP/DVP)

Deshalb macht man das in der Bank ja auch nicht. Aber was man in der Bank nicht macht, das sollte man in der Regierung auch nicht tun.

(Abg. Reinhold Gall SPD: Schließen wir die auch! – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Das Land schließen! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Und im Landtag sollte man sich nicht wie im Fasching auf führen! Halten Sie eine Büttenrede, oder was?)

Jetzt zu Ihrer Drohkulisse, Herr Mappus. Sie haben eine Droh kulisse aufgebaut, als drohe eine feindliche Übernahme durch einen ausländischen Investor. Gleichzeitig sagen Sie aber: „Die OEW wollen gar nicht verkaufen. Wir haben das sogar schriftlich.“

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: 8 %!)

Dann sagen Sie: „Die Stadtwerke, die investiert sind, die Kommunen, die investiert sind, wollen auch nicht verkaufen.“ Die haben 8 %. Wenn ich das zusammenzähle, frage ich mich: Wo ist denn da die Drohkulisse?

(Abg. Franz Untersteller GRÜNE: Es gibt gar keine!)

Entweder sie wollen verkaufen, oder sie wollen nicht verkau fen. Wenn sie verkaufen wollen, könnte es theoretisch eine Mehrheit geben. Aber Sie sagen hier mit inbrünstiger Über zeugung: „Nur die Privatinvestoren können geneigt sein, von

dem Angebot Gebrauch zu machen.“ Wo ist denn da die Droh kulisse?

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Warum wa ren Sie dann in der letzten Woche dafür? – Gegenruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD: Moment! Kommt noch!)

Wir reden jetzt nicht über Inhalte, Herr Rülke. Wir reden über die Form.

(Lachen bei der CDU und der FDP/DVP)

Da brauchen Sie nicht zu lachen. Dass Sie sich in einer Son dersitzung in einer halben Stunde mit diesen vagen Infos ab speisen lassen und den Vorgang dann abnicken, ist Ihr Prob lem und nicht meines.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Lachen des Abg. Dr. Klaus Schüle CDU – Zuruf des Abg. Alb recht Fischer CDU)

Die ganze Aktion basiert auf einer Drohkulisse, die darin be steht, dass angeblich ein anonymer ausländischer Investor ei ne Mehrheit an der EnBW erreicht.