Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren! Ich glaube, wir brauchen bei diesem Thema wirklich nicht zu streiten.
Die Analyse ist doch völlig klar. Das ist sie übrigens in nahezu allen Wohlstandsgesellschaften mit Blick auf Ernährung und Bewegung sowie mit Blick auf eine dramatische Zunahme an Gesundheitsrisiken von den ersten Lebensjahren an.
Es ist unstrittig – das sieht man, wenn man sich die Entwicklung der Wohlstandsgesellschaften in den letzten Jahrzehnten anschaut; in Deutschland wird das bei jeder Kreisbauernversammlung deutlich –, dass es eine Abwertung des Stellenwerts grundlegender Nahrungsmittel gibt. Das geht bis hin zum Preisverfall, der damit verbunden ist. Nie waren Grundnahrungsmittel so preiswert wie heute. Nie war der Anteil am Gesamtbudget, der für Lebensmittel ausgegeben wird, so niedrig wie heute.
Ich habe die Vergleichszahl aus den Fünfzigerjahren vergessen. Aber der Unterschied zu heute ist eklatant.
Vielen Dank, Herr Walter. – Das ist eine Entwicklung, die besorgniserregend ist und die man auch nicht schönreden darf. Sie bedeutet dramatische Konsequenzen für individuelle Biografien, sie bedeutet eine dramatische Konsequenz für das Gesundheitswesen. Dazu ist das auch ein volkswirtschaftliches Problem.
Mit der Analyse bin ich also völlig d’accord. Im Blick auf die Reaktion sind wir über das Zeitalter der Ringbücher nun wirklich auch lange hinweg. Ich räume ja ein: Die Hälfte des Papiers für unsere Schulen würde auch reichen. Aber was soll ich denn machen, wenn viele, die es gut meinen,
sagen: „Wir haben hier eine wichtige Information“? Wenn ich an die Aktivitäten der Ministerien denke – an die des MLR, des Sozialministeriums und des hier überhaupt noch nicht genanten Staatsrats Beyreuther, der sich gerade in diesem Bereich in den letzten Jahren große Verdienste erworben hat –, muss ich sagen: Jedes Ringbuch und jede Aktion haben zu einem Stück Bewusstseinsbildung beigetragen. Professor Beyreuther hat in den letzten Jahren zahlreiche Schulen besucht und ist mittlerweile regelmäßig in unseren Schulen.
Ich bin für diese Zusammenarbeit sehr dankbar, weil wir natürlich – damit komme ich zu den drei Stichworten – ganz klar sehen müssen: Wir brauchen auf der einen Seite Verbindlichkeit – darauf komme ich gleich –, und auf der anderen Seite brauchen wir in unseren Schulen vor allem Einübung in die Praxis.
Wir brauchen Schule als Raum, in dem Einübung möglich ist, und wir brauchen Vorbilder. Das heißt, Kinder müssen außerhalb der Schule wiedererkennen können, dass das in den Schulen Gelehrte und Eingeübte anderswo tatsächlich gilt.
Zur Frage der Verbindlichkeit: Ich halte es für einen wirklichen Fortschritt, dass wir das Thema Ernährung nicht auf die Projektebene schieben, sondern dass in den Bildungsstandards für alle Schularten entsprechende Themen aufgenommen sind und zum Kerncurriculum gehören.
Diese Themen können im Schulcurriculum weiterentwickelt und vertieft werden. Besondere Akzente können je nach Möglichkeiten der Schule gesetzt werden.
Zweitens, die Praxis: Auf diesem Gebiet geschieht sehr viel mehr, als wir glauben: gemeinsames Pausenfrühstück, oft von den Kindern gemeinsam mit den Eltern zubereitet; gemeinsames Kochen, wo Küchen vorhanden sind; gemeinsames Einkaufen zur Vorbereitung einer Mahlzeit; Besuch von Schulklassen bei Lebensmittelherstellern, landwirtschaftlichen Betrieben, Molkereien etc.; Ernährungszentren, Zusammenarbeit zwischen Ernährungsberaterinnen, die auch in die Schulen gehen, und unseren Schulen; Klassenaufenthalte auf dem Schulbauernhof und die sehr bewusste Vorbereitung von Speisen und Getränken bei Schulfesten.
Des Weiteren möchte ich auf eine gerade getroffene Vereinbarung hinweisen, nämlich auf den Haushaltsführerschein in Zusammenarbeit mit den Landfrauen und dem Deutschen Hausfrauen-Bund. Wir wollen an allen Schulen den Erwerb eines so genannten Haushaltsführerscheins anbieten, zu dem auch Module im Bereich der Ernährung gehören. Sowohl Landfrauenverband als auch Deutscher Hausfrauen-Bund sind dabei, entsprechende Module vorzubereiten. Ich bin davon überzeugt, dass das ein Bereich ist, in dem an Schulen für eine Qualifikation ein zusätzliches Zertifikat erworben werden kann.
Frau Ministerin, in welchen Schularten ist dies denn vorgesehen? Ich halte das für ein tolles Projekt. An welchen Schularten besteht denn die Chance, einen solchen Führerschein zu machen?
Wir wollen bewusst alle Schularten beteiligen. Das heißt natürlich auch, dass es im Bereich der Grundschule eine Vorstufe geben muss. Im weiterführenden Bereich wird es kein schulartspezifisches Angebot sein, sondern daran sind alle beteiligt. Natürlich wird in diesem Zusammenhang immer wieder gesagt, am wenigsten sei die Möglichkeit an den Gymnasien gegeben. Unsere Hauptschulen haben ebenso wie viele Realschulen sogar einen eigenen Fächerverbund.
Ich will damit Folgendes sagen: Sie haben völlig Recht, wenn Sie sagen, es gebe viele einzelne Initiativen. Jetzt brauchen wir eine Phase der Zusammenführung. Es geht um die Frage: Wie können all die zahlreichen vorhandenen Initiativen so zusammengeführt werden, dass daraus – wie immer man es nennen mag, Sie haben es „Kampagne“ genannt – etwas Sichtbareres und Wirkungsvolleres werden kann? Der Haushaltsführerschein ist ein solcher Weg, für den ich auch zum Beispiel Unternehmen aus der Ernährungsindustrie gewinnen möchte. Wir haben im Land einige Unternehmen, die mit ihren Produkten und ihrer Unternehmenslinie ganz bewusst auch für das stehen, was uns am Herzen liegt.
Wir denken über Ernährungspartnerschaften nach, also darüber, die regionalen Angebote für die Erziehungseinrichtungen zu bündeln. Wir denken an den Ausbau des von Ihnen genannten Programms BeKi mit den Fachfrauen für Kinderernährung und – das ist das Projekt des Staatsrats für Lebens- und Gesundheitsschutz – an das so genannte Ernährungsmobil.
Sie können also davon ausgehen – ich sage ganz bewusst: jede gute Idee ist willkommen –, dass wir jetzt eine Phase der Bündelung, der regionalen Verankerung schaffen wollen.
Letzter Satz: Ein in meinen Augen ganz entscheidender Ansatz ist, früh zu beginnen, die Kindertagesstätten einzubeziehen, und bei den Grundschulen das sport- und bewegungsfreundliche Profil, das jetzt an 300 Schulen eingeführt ist, in den nächsten Jahren auf alle Schulen auszuweiten. Damit können wir hier das Fundament legen.
Deshalb würde ich bei der Bündelung der Kräfte hier auch gern einen Schwerpunkt setzen. Überall dort, wo es ein sport- und bewegungsfreundliches Profil gibt, sollte mit überlegt werden: Wie kann auch dieser Bereich noch aufge
Frau Ministerin, wären Sie, nachdem Sie gerade die Bewegungsfreundlichkeit angesprochen haben, auch bereit, solche Konzepte wie zum Beispiel eine neue Bewegungshalle – die Grund-, Haupt- und Werkrealschule in Amtzell will eine solche Halle bauen – im Rahmen Ihres Ganztagskonzepts zu unterstützen?
Lieber Herr Zeller, gerade gestern habe ich die Akte gelesen. Wir können hier nicht gut öffentlich über Akten verhandeln. Sie wissen sehr gut, dass niemand im zuständigen Oberschulamt etwas gegen eine Bewegungshalle in Amtzell hat. Vielmehr geht es angesichts bereits bewilligter Projekte, angesichts der Tatsache, dass Amtzell bereits eine Fest- und Sporthalle hat, allein um die Frage, wie groß die Bewegungshalle sein kann.
Ja, ich weiß das auch. Ich kenne den Unterschied. Aber Sie wissen ganz genau, dass es einen kleinen Punkt gibt, bei dem wir aufpassen müssen. Es gibt eine große Sporthalle, und jetzt geht es um eine Halle mit Ausmaßen, die ins Verhältnis zu den 140 Schülern, um die es geht, gesetzt werden müssen.
(Beifall bei der CDU und der Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP – Abg. Zeller SPD: Also grund- sätzlich unterstützen Sie das? Habe ich das richtig verstanden?)
Meine Damen und Herren, es liegen keine weiteren Wortmeldungen vor. Da es sich bei dem Antrag Drucksache 13/2647 um einen Berichtsantrag handelt, ist dieser mit der heutigen Aussprache erledigt.
Meine Damen und Herren, Herr Dr. Rudolf Schieler, Justizminister a. D. und Mitglied des Staatsgerichtshofs mit der Befähigung zum Richteramt, hat mir mit Schreiben vom 5. April 2004 mitgeteilt, dass er aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt als Mitglied des Staatsgerichtshofs zu