Protocol of the Session on June 28, 2001

(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Zuruf der Abg. Carla Bregenzer SPD)

Zeigen Sie, was Sie unter einem leistungsfähigen Gesundheitssystem verstehen! Wir brennen darauf, Ihre Vorstellungen zu hören.

Danke.

(Beifall bei der CDU)

Das Wort erteile ich Frau Abg. Haußmann.

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Niemand ist glücklich über steigende Beiträge zur Krankenversicherung – überhaupt niemand!

(Zuruf des Abg. Dr. Lasotta CDU)

Beitragssatzstabilität ist für uns ein ganz zentrales Ziel,

(Lachen bei Abgeordneten der CDU – Zuruf der Abg. Dr. Inge Gräßle CDU)

das die SPD-geführte Bundesregierung im Gegensatz zu ihrer Vorgängerregierung auch erreicht hat.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grü- nen – Oh-Rufe von der CDU)

Die Zahlen sprechen für sich.

(Zurufe von der CDU)

In der Zeit von 1991 bis 1998 ist der durchschnittliche allgemeine Beitragssatz in der gesetzlichen Krankenversicherung von 12,3 auf 13,64 % gestiegen. Wer hat da in Bonn regiert?

(Beifall des Abg. Schmiedel SPD – Zurufe von der CDU)

Heute liegt dieser Beitragssatz bei 13,54 %.

(Zuruf des Abg. Döpper CDU)

Das ist ein Erfolg.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grü- nen)

1998 hat die neue Bundesregierung als eine Erblast der Kohl-Regierung bei der Höhe der Sozialversicherungsbeiträge ein Rekordniveau von über 42 % hinnehmen müssen. Wir haben diese Belastungen innerhalb von nur drei Jahren um 1,3 Prozentpunkte abgesenkt,

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grü- nen – Zurufe von der CDU)

nicht zuletzt durch die Ökosteuer, deren ersatzlose Streichung Sie immer wieder gebetsmühlenartig fordern, ohne zu sagen, dass bei einer Streichung die Lohnnebenkosten sofort wieder steigen würden.

(Beifall bei der SPD – Abg. Döpper CDU: Linke Tasche rein, rechte Tasche raus!)

Wenn es nun im Krankenkassenbereich zu Beitragssatzsteigerungen kommt, besteht natürlich gesundheitspolitischer Handlungsbedarf.

(Zuruf des Abg. Dr. Lasotta CDU)

Aber ich sage Ihnen auch eines: Wir haben allerdings keinen Bedarf an Schnellschüssen, und wir haben überhaupt keinen Bedarf

(Zuruf des Abg. Alfred Haas CDU)

an drastischen Leistungskürzungen

(Abg. Döpper CDU: Aha!)

und Zuzahlungserhöhungen für die Versicherten,

(Abg. Rudolf Hausmann SPD: Jawohl! – Abg. Dr. Inge Gräßle CDU: Was habt ihr denn gemacht?)

wie sie die CDU vorschlägt, Frau Gräßle.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grü- nen)

Sie sind wirklich die Letzten, die sich hier aufspielen sollten. Von Ihnen lassen wir uns nicht sagen, was Beitragssatzstabilität ist.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grü- nen – Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Dr. Birk: Jetzt kommen Sie doch mal zur Sache!)

Ganz aktuell: Herr Teufel lässt die Muskeln spielen; er will klagen. Wie heuchlerisch der Ministerpräsident mit diesem Thema umgeht, belegt ein Zitat aus der „Südwest Presse“ vom 12. Februar 1998 – ich kann es Ihnen nicht ersparen –

(Zurufe von der CDU – Gegenrufe von der SPD)

ja, passen Sie nur auf; das müssen Sie sich anhören –:

Gesundheit: Kohl gegen regionale Krankenversicherung – Schlappe für Erwin Teufel.

(Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Dr. Birk: Oje! In welcher Zeit leben Sie eigentlich?)

Milliarden für Ostkassen: Im Streit um die Regionalisierung der Krankenversicherung hat die Landesregierung in Stuttgart eine Niederlage erlitten. Die Bundesregierung lehnte es ab, auch nach dem Jahr 2002 diese Strukturreform zu beginnen.

Ich frage mich: Wo war denn damals der Mut des Herrn Teufel? Warum hat er nicht schon damals geklagt, sondern will das erst jetzt tun?

(Beifall bei der SPD und den Grünen)

Damals hat sich Herr Teufel um einen Konflikt mit der Bundespolitik gedrückt. Von einer Klage war keine Rede. Erst als die CDU nicht mehr im Bund regiert hat, hat er endlich sein Kämpferherz entdeckt.

(Zuruf des Abg. Kiefl CDU)

Ich frage mich: Wo sind denn Ihre Alternativen? Die Union hat im letzten Jahr ein sozialpolitisches Grundsatzpapier vorgelegt, das drastische Einschnitte in den Leistungskatalog der Krankenkassen zulasten der kranken Menschen zur Folge hat. Sie wollen, dass die Krankenkassen keine Fahrtkosten mehr bezahlen, Sie wollen Leistungen für Zahnersatz für Jüngere streichen, Sie wollen Leistungen im Zusammenhang der Krankenversicherung mit Mutterschaft, Schwangerschaft und Erziehungsurlaub streichen.

(Abg. Alfred Haas CDU: Was wollen Sie denn? – Abg. Hauk CDU: Sie sind doch an der Regierung! Was wollen denn Sie? – Weitere Zurufe von der CDU)

Ich habe zweimal fünf Minuten; ich werde Sie noch aufklären. Beruhigen Sie sich!

Ihr einziges Konzept zur Lösung der Finanzprobleme im Gesundheitswesen lautet doch nur – und das hat die Vergangenheit auch bewiesen –: Der Kranke soll die Zeche zahlen.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grü- nen – Abg. Dr. Birk CDU: Sie sind die reinste Ne- belkerze aus Aalen!)

Das war die Gesundheitspolitik der Kohl-Regierung, und Sie haben sie mitgetragen.