Protocol of the Session on October 17, 2002

(Beifall der Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU)

Denn wir sind uns in der Sache einig, dass die Popmusik inzwischen das Lebensgefühl breiter Kreise der Gesellschaft ausdrückt. Die Popmusik wird von den Jugendlichen voll angenommen. 95 % von ihnen hören sie. Sie ist inzwischen zu einer großen Branche, zu einem Wirtschaftsfaktor geworden. Damit sind in Deutschland 150 000 Arbeitsplätze verbunden.

Es geht also um beides: Es geht um Kultur, es geht um Musik, die sinnstiftend und gemeinschaftsfördernd ist. Es geht darum, Jugendliche dadurch in Gemeinschaft zu bringen, dass Wert gestiftet wird.

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, es geht nicht darum, dass jeder begeistert sein muss. Vielmehr muss man erkennen, dass der Jugend ein Sinn gegeben wird. Ich hege große Bewunderung für die Bands, die aus einem reinen Amateurwesen heraus inzwischen profimäßig Kultur entwickeln, Musik machen und damit etwas Tolles betreiben –

die „Söhne Mannheims“, Xavier Naidoo, „Pur“ oder wer auch immer

(Beifall des Abg. Nagel SPD)

Mannheim, jawohl, danke –,

(Abg. Fischer SPD: Und Karlsruhe!)

das ist eine tolle Sache. Dem hat die Landesregierung weitsichtig entsprochen.

(Zuruf der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE)

Sie hat mit der Vorlage eines Konzepts nun deutlich gemacht, dass sie die Tragweite des Themas voll erkannt hat.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und des Abg. Drautz FDP/DVP)

Es geht um Qualitätsförderung, es geht um neue Präsentationsformen. Es geht darum, die Menschen, die mit dieser Musik verbunden sind, auch in Arbeitsplätze zu bringen.

Es geht darum, meine Damen und Herren – das ist ein ganz zentrales Thema –, dass hier die Chance besteht, junge Menschen wirklich zu Selbstständigen, zu Kunst- und Musikunternehmern zu machen. Das ist für mich etwas ganz Entscheidendes – also nicht nur draußen herumspielen und nicht wissen, wie die Ökonomie funktioniert, sondern aus solchen Bands Kunstunternehmen zu machen, mit allem Drum und Dran.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und des Abg. Drautz FDP/DVP)

Deswegen halte ich den beschrittenen Weg einer Berufsakademie mit sechssemestrigem Studium, zwei Studiengängen und dem Abschluss als Bachelor für richtig und zukunftweisend. Er ist weltweit einmalig und wurde in dieser Form noch nie beschritten.

(Beifall bei der CDU)

Meine Damen und Herren, ohne dabei näher in die Einzelheiten einzusteigen – das wird nachher in der zweiten Runde und bei den Darlegungen von Herrn Minister Palmer noch Gegenstand sein –, will ich nur sagen, dass mich die Bemerkungen, die heute gefallen sind, nicht wundern. Natürlich will Freiburg ein Standort sein. Ich sage nur: Das will jede Stadt, die sich beworben hat.

(Zuruf der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE)

Die Kollegin Rastätter hat für Karlsruhe diesen Antrag gestellt, die Kollegin Lösch hat für Stuttgart diesen Antrag gestellt.

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Falsch!)

Mir liegt Ihr Wunsch aber vor.

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Nein! – Unruhe)

Also, es sind überall die gleichen Bemerkungen. Jede der vier Städte, die sich beworben haben, will Standort werden.

Wir haben vier Bewerbungen vorliegen. Die Arbeitsgruppe hat dazu konkrete Kriterien erstellt: Das soziokulturelle Um

feld muss geprüft werden, die Musikbranche muss eine Rolle spielen, es gibt sachliche Kriterien. Diese sachlichen Kriterien wiederum werden unter die Lupe genommen. Die Landesregierung wird dazu einen Vorschlag entwickeln, den wir sorgfältig prüfen.

Für uns sind alle vier Bewerber liebenswürdige baden-württembergische Städte mit guter Substanz. Wir werden alle Bewerbungen achtungsvoll prüfen.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Pfister FDP/DVP – Abg. Pfister FDP/DVP: Sehr gut!)

Auch in der Frage der Finanzierung gibt es keinen Keil. Für mich, der ich jetzt der Sprecher meiner Fraktion für die Kulturseite bin, ist es keine Frage, dass der Kulturhaushalt nicht weiter belastungsfähig ist.

(Abg. Beate Fauser FDP/DVP: Ganz genau!)

Der Kulturhaushalt darf nicht mit diesen Kosten belastet werden. Die Landesregierung hat dieses Argument auch voll aufgenommen. Ich denke, dass die Landesregierung erfindungsfähig und findungsfähig ist für Finanzierungen, die sich aus Drittmitteln, Sponsoring und allem Möglichen zusammensetzen, ohne dass der Einzelplan 14 in Anspruch genommen werden muss.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Deswegen, meine Damen und Herren, erwarten wir auch hier einen guten Vorschlag und werden alles sorgfältig prüfen, aber die Sache Pop verdient unsere volle Aufmerksamkeit, weil sie Kunst, Management und Arbeitsplätze geschickt verbindet.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU – Zurufe von der CDU: Sehr gut!)

Das Wort erteile ich Frau Abg. Utzt.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Arbeitsgruppe hat eine gute Arbeit geleistet. Sie hat konkrete Vorschläge gemacht. Wir gehen davon aus, dass viele dieser Vorschläge umgesetzt werden müssen.

Ich bedauere es in diesem Zusammenhang übrigens auch, dass bei den Veröffentlichungen die Popakademie immer an erster Stelle genannt wurde; denn die Vorschläge der Arbeitsgruppe gehen weit darüber hinaus. Damit die gesellschaftliche, die kulturelle und die wirtschaftliche Bedeutung der Popmusik wirklich zum Tragen kommt, reicht es eben nicht aus, einmal mit einer Baseballmütze ein Popkonzert zu besuchen,

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Zuruf des Abg. Boris Palmer GRÜNE)

sondern wir müssen unsere Schülerinnen und Schüler und unsere Jugend in die Lage versetzen, gute von schlechter Musik zu unterscheiden. Analog wie bei der E-Musik muss das bei der U-Musik genauso gelten. Es muss eine Schulung stattfinden. Dazu legt die Arbeitsgruppe den konkre

ten Vorschlag vor, bei der notwendigen Revision der Musiklehrpläne die vorhandenen Defizite aufzuarbeiten.

(Abg. Ursula Haußmann SPD: So ist es!)

Die Arbeitsgruppe schlägt des Weiteren Weiterbildungsangebote unter Hinzuziehung von Praktikern vor.

(Unruhe – Abg. Ursula Haußmann SPD: Herr Präsi- dent, können Sie einmal für Ruhe sorgen?)

Ich frage an dieser Stelle: Wann werden diese Vorschläge umgesetzt? Die Umsetzung ist ausgesprochen notwendig. Die wenigen Weiterbildungsangebote, die vorhanden sind, werden von Lehrern sehr gerne wahrgenommen. Auf der anderen Seite ist es natürlich so: Wo die Angebote nicht da sind, endet die Kenntnis über Popmusik bei den Musiklehrern doch häufig bei „Morning has broken“ von Cat Stevens.

(Vereinzelt Heiterkeit – Beifall der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE)

Das ist kein schlechtes Stück, aber die Popmusik reicht eben weiter. Die Entwicklung dieser Musik hat dort nicht geendet.

Die Arbeitsgruppe schlägt unter anderem einen Modellversuch vor, bei dem ein Pool von Praktikern als Gastdozenten zum Musikunterricht hinzugezogen wird.

(Unruhe)

Die Arbeitsgruppe schlägt vor, an ausgewiesenen beruflichen Schulen ein Fach „Kultur und Medientechnik“ einzurichten. Leider haben wir bisher auch dazu nichts gehört. Ich gehe davon aus, dass das Kultusministerium in absehbarer Zeit entsprechende Vorschläge macht.

Jetzt komme ich zu dem Thema Popakademie. Das Konzept, das hier vorgeschlagen worden ist, ist ausgesprochen gut durchdacht. Das beste Konzept hilft aber natürlich nichts, wenn ein Finanzierungskonzept fehlt.