Protocol of the Session on July 18, 2002

dass sie ab sofort das war Anfang oder Mitte der Neunzigerjahre alle miteinander verpflichtet sind, integrierten Anbau durchzuführen.

(Abg. Teßmer SPD: Das ist doch gut gewesen! Aber was ist heute? Zuruf der Abg. Birgit Kipfer SPD)

Das ist gar nicht so einfach gewesen. Sie haben das wahrscheinlich noch nie gemacht, sonst wüssten Sie, welche Mühen da erforderlich sind.

(Abg. Teßmer SPD: Natürlich! Aber ich kann doch nicht hinter das zurück!)

Deswegen sagen Sie, das reiße niemanden vom Hocker. Wer so redet, der macht im Grunde die Arbeit unserer Landwirte madig.

(Abg. Teßmer SPD: Das ist doch gar nicht wahr!)

Er schießt sie weg und treibt sie weg. Das machen wir nicht mit. Dieses Spiel geht mit uns, mit der CDU, nicht.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Jetzt aber ein paar Anmerkungen zu den grundsätzlichen Themenstellungen.

Der Begriff Agrarwende war deswegen falsch,

(Abg. Teßmer SPD: Es ist doch egal, wie Sie es nennen!)

weil er geprägt war von einer ungemeinen Unkenntnis über das, was in den letzten Jahrzehnten gegangen ist.

(Abg. Teßmer SPD: Na, na, na! Zuruf der Abg. Ursula Haußmann SPD)

Die Landwirtschaft unterlag immer rasanten Veränderungen. Je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr steigt mein Respekt vor denen, die immer wieder neuen Mut gefasst haben, um diesen Weg mitzugehen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU Zuruf des Abg. Boris Palmer GRÜNE)

Ich kann Ihnen sagen, Herr Palmer, worin der Paradigmenwechsel bestand: Im Grunde hat man diejenigen, mit denen man immer wieder einen schwierigen Weg gegangen ist, plötzlich beschimpft und geglaubt, man könne diesen Weg gegen sie gehen. Das geht aber nicht. Wir müssen den weiteren Weg mit den Landwirten gehen. Wir müssen ihnen Mut machen. Wir können sie nicht fortwährend an den Pranger stellen. Das ist das Erste, was gilt.

(Beifall des Abg. Kiefl CDU)

Das Zweite ist: Wir müssen wissen: Diese Leute, die sich dann auch in jungem Alter für den Beruf des Landwirts entscheiden, müssen Mut fassen können. Sie müssen eine Chance haben, Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

(Zurufe der Abg. Teßmer SPD und Walter GRÜ- NE)

Sie müssen eine Chance auf Wirtschaftlichkeit haben. Deswegen sind alle nationalen Alleingänge in einem europaweiten und weltweiten Markt einfach untauglich, hinderlich und schaden unserer bäuerlichen Landwirtschaft.

(Abg. Drautz FDP/DVP: So ist es!)

Meine Damen und Herren, es gibt im Moment drei Themenstellungen, mit denen wir uns in den nächsten Jahren mit großem Ernst beschäftigen müssen und die uns noch manche Parlamentsdebatte bringen werden: Erstens ist das die Zwischenbewertung zur Agenda 2000, zweitens die Osterweiterung und drittens natürlich das ist für uns als Außenhandelsland gleichermaßen wichtig und bedeutend die Frage, wie wir unsere Agrarprodukte in einem liberalen Welthandel, in dem wir auch unsere Produkte verkaufen möchten, unterbringen können.

Es gab in den letzten Jahrzehnten immer wieder neue Kehrtwenden und immer wieder neue Wendestellungen. Jetzt bemühen wir uns auch hier ist Baden-Württemberg ein Vorreiter , eine umweltgerechte und tierartgerechte Landbewirtschaftung durchzuführen. Was wir hier mit MEKA und SchALVO an Pionierleistungen eingebracht haben, sucht seinesgleichen. Andere Bundesländer stehen am Anfang dieses Weges. Deswegen sollten wir das nicht schlechtreden.

(Abg. Teßmer SPD: Alles rückwärts!)

Jetzt geht es im Zusammenhang mit der Zwischenbewertung um einige Überlegungen, die Fischler eingebracht hat. Dabei ist es völlig falsch, zu sagen, nun werde dieser oder jener bestätigt.

(Abg. Teßmer SPD: Es ist schön, was Sie da sa- gen!)

Es ist gut, dass sich Fischler mit seinen Einlassungen ausdrücklich für die Direktzahlungen ausgesprochen hat.

(Abg. Teßmer SPD: Ja, richtig!)

Die Direktzahlungen sind gerade in Baden-Württemberg ein wichtiges Element für unsere bäuerlichen Betriebe.

(Abg. Teßmer SPD: Unabhängig von der Produkti- onsmenge, das ist wichtig!)

Weiter bin ich auch gern bereit, zu diskutieren, inwieweit diese Direktzahlung künftig pauschaliert erfolgen kann. Hier in diesem Haus ist niemand, der nicht von der Bürokratie wegkommen und den Bauern das Leben damit etwas leichter machen möchte. Aber die Pauschalierungsfrage ist eine Frage, die ganz intensiv besprochen werden muss.

Zunächst einmal geht es darum: Wie schaffen wir es in der Zukunft, wenn Pauschalbeträge aus der Vergangenheit die Zukunft bestimmen sollten? Wie können wir das in der Zukunft gestalten, wenn Betriebsaufgaben und Betriebsteilungen erfolgen und dann mit einem festgelegten Pauschbetrag Zukunft gemacht werden soll?

Die zweite Frage, die sich bei Pauschbeträgen stellt: Wie können wir es schaffen, dass unsere Gesellschaft akzeptiert, dass Pauschalbeträge berechnet und bezahlt werden,

(Minister Stächele)

ohne dass das erfolgt, was wir immer wieder als Begründung für Direktzahlungen angeführt haben, nämlich ganz konkret festgelegte Dienstleistungen an der Landschaft aus der Wertschöpfung heraus?

Ich denke, dass da noch einiges gesagt, diskutiert und besprochen werden muss. Deswegen sage ich von vornherein: Es wäre ein Unding, zu glauben, dass jetzt eine Zwischenbewertung zur Agenda 2000 übers Knie gebrochen werden könnte. Unsere Betriebe brauchen Planungssicherheit. Das, was ursprünglich festgelegt war 2007, 2008 , ist richtig. Wir werden uns dieser Diskussion offensiv stellen.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Das Nächste: Keiner von uns hat etwas gegen die Modulation,

(Abg. Teßmer SPD: Kommt jetzt ein Aber?)

weil in Baden-Württemberg die zweite Säule der Agrarpolitik lange vor anderen Bundesländern erkannt und ausgebaut worden ist.

(Abg. Teßmer SPD: Also!)

Das heißt also, wir sind gern bereit, in eine Modulation einzusteigen, also von den Direktzahlungen Gelder wegzunehmen. Aber die Voraussetzungen, die wir an eine solche Modulation stellen müssen, sind Folgende: Erstens muss sie europaweit erfolgen, zweitens müssen die Gelder, die aus der Direktzahlung abfließen, der Landwirtschaft auch wieder zugute kommen, und drittens schließlich muss man unsere kleinen Betriebe mit entsprechenden Pauschalbeträgen möglichst aus der ganzen Bürokratie heraushalten.

Jetzt kommt das Zweite, warum ich gegen die Vorschläge von Frau Künast bin: Es ist doch geradezu ein Treppenwitz oder ein Unding hoch drei, wenn man jetzt versucht, dies ein oder zwei Jahre vor Einführung einer EU-weit geltenden Modulation mit aller Gewalt und möglicherweise aus wahltaktischen Gründen hier in Deutschland durchzudrücken.

(Abg. Walter GRÜNE: Ach, andere Länder haben das doch schon!)

Davor sollten wir unsere Landwirte bewahren.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Schließlich, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, sollten wir uns alle davor bewahren, jetzt die ganze Thematik künftiger Agrarordnungen mit der Frage der Osterweiterung zu vermengen

(Abg. Teßmer SPD: Haben wir auch nicht ge- macht!)

und letztlich all das, was wir an Transferleistungen für die Landwirtschaft und zur Landschaftserhaltung brauchen, in die Diskussion über die Vor- und Nachteile einer EU-Osterweiterung einzubringen.

Meine Damen und Herren, es steht fest: Die EU-Osterweiterung muss kommen. Sie wird uns Geld abverlangen. Bis

zum Jahr 2006 wird mit 40 Milliarden € gerechnet, die sie uns abverlangen wird. Aber es steht auch fest auch das ist Wahrheit , dass die Agrarfinanzierung davon tatsächlich nur etwa ein Zehntel ausmacht.