Protocol of the Session on June 19, 2002

Schließlich haben wir Ihnen mit einem Gutachten vorgegeben, dass die Überführung in eine nicht gemeinnützige Stiftung genau der Weg ist, um die Landesstiftung steuerunschädlich aufzulösen.

(Abg. Drexler SPD: Oder das Land muss es über- nehmen!)

Wenn das Finanzministerium das prüft und sich dann logischerweise für die Stiftung ausspricht, würde ich darauf nicht so viel geben. Das muss man schon objektiv prüfen. Selbst wenn es aber nicht so wäre, wäre es immer noch besser, die Steuern zu zahlen, damit die Mittel ordentlich in den Haushalt eingestellt werden, als diese fürchterliche Konstruktion weiterzuverfolgen.

(Zuruf des Abg. Alfred Haas CDU)

Schließlich darf ich Sie, Herr Ministerpräsident, daran erinnern: Sie betreiben unabhängig davon, was vom Bund kommt, Obstruktionspolitik. Es gibt kein Gesetz der rotgrünen Bundesregierung, das Sie nicht abgelehnt haben.

(Abg. Alfred Haas CDU: War ja alles Schrott!)

Selbst das Waffengesetz haben Sie abgelehnt. Erst die fürchterlichen Ereignisse von Erfurt haben Sie zum Einlenken gebracht. Sie lehnen radikal alles ab, was aus Berlin kommt.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD Abg. Fleischer CDU: Stimmt doch gar nicht!)

Natürlich stimmt es.

(Abg. Fleischer CDU: Das Waffenrecht war das falsche Beispiel, Herr Kretschmann! Zuruf des Abg. Pfister FDP/DVP)

Wenn man eine Auffassung von der Bundesrepublik Deutschland hat, als sei es Feindesland, wenn dort jemand regiert, der nicht die eigene politische Farbe hat, als falle, wenn man denen Steuern zahle, alles in ein riesiges schwarzes Loch, dann frage ich mich: Was ist denn das für eine Auffassung von der Bundesrepublik Deutschland?

Wenn man sich nicht wie ein Staat verhält wie Sie es in Ihrer Europarede gesagt haben , sondern so tut, als sei Baden-Württemberg ein x-beliebiges Unternehmen, das sich gerade einmal ein paar Steuertricks ausdenken kann, kann das nicht das Verhalten eines Landes gegenüber seinen Bürgerinnen und Bürger sein, die wenn auch nicht gern Steuern zahlen. Wenn man aber schon selbst Steuertricks anwendet, braucht man sich natürlich nicht darüber zu wundern, dass die Steuermoral sinkt.

(Beifall bei den Grünen Abg. Pfister FDP/DVP: Das sind doch keine Tricks! Wer spricht denn da von Tricks? Glocke des Präsidenten)

Herr Abg. Kretschmann, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Teufel?

(Heiterkeit Abg. Bebber SPD: Peinlich, peinlich! Unruhe)

Bitte, Herr Abg. Teufel.

Bitte schön.

Herr Abg. Kretschmann, ist Ihnen klar, dass Sie soeben zur Beratung des Waffengesetzes auf Bundesebene die Unwahrheit gesagt haben?

(Abg. Bebber SPD: Das sagt der Richtige!)

Da ich Sie kenne, unterstelle ich Ihnen nicht, dass Sie das bewusst getan haben.

Der Sachverhalt war so, dass die rot-grüne Mehrheit im Deutschen Bundestag

(Abg. Birzele SPD: Das ist doch keine Frage! Unruhe)

ein Waffengesetz verabschiedet hat und dass wir im Bundesrat auf Bitten der Bundesregierung

(Abg. Birzele SPD: Herr Teufel hat doch die Mög- lichkeit, hinterher zu sprechen, und dann können die Fraktionsvorsitzenden antworten!)

nach den Vorgängen von Erfurt mit unserer Mehrheit den Vermittlungsausschuss angerufen haben, damit das von Rot-Grün im Bundestag verabschiedete Gesetz verschärft werden konnte. Das ist die Wahrheit.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP Zurufe von der SPD)

Das, was Sie jetzt gesagt haben, ist völlig richtig.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP Zurufe von der CDU: Aha!)

Aber im Vorfeld,

(Abg. Drexler SPD: Der Verabschiedung!)

vor der Verabschiedung, haben Sie im Bundesrat die Verschärfungen abgelehnt. Das ist es, was ich sagen wollte.

(Beifall bei den Grünen und der SPD Abg. Drex- ler SPD: Natürlich, so war es! Genau so war es! Abg. Fleischer CDU: Das ist eine Lüge!)

Ich komme zum Schluss. Im Kern geht es um Folgendes: Ist es richtig, dass wir zum Beispiel bei 1 000 fehlenden Berufsschullehrern dort langfristig und nachhaltig die Mittel einsetzen? Denn dabei geht es nun wirklich um die Zukunft und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes. Ich nenne das als Beispiel. 1 000 Lehrer fehlen an den Berufsschulen. Das heißt, strukturell wird dort Pflichtunterricht gar nicht angeboten.

(Zuruf des Abg. Alfred Haas CDU)

Ist das der richtige Weg? Oder sollen wir die Mittel in die Kinderbetreuung stecken, für die das Land gerade einmal 16 Millionen € ausgibt? Oder in die Ganztagsbetreuung? Sind das die vorrangigen Aufgaben? Dann müssen wir die Mittel der Stiftung in den Landeshaushalt zurückführen. Oder halten wir an einer Konstruktion fest, für die schon die Landratsämter irgendwelche Beamte abstellen, die sich irgendwelche Projekte ausdenken,

(Abg. Drexler SPD: Gemeinnützigkeit!)

für die man die Mittel bei der Stiftung abholen kann? Ist das der richtige Weg? Die Frage, finde ich, beantwortet sich von selber.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Das Wort erteile ich Herrn Finanzminister Stratthaus.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es ist wirklich ein hartes Los, in Baden-Württemberg in der Opposition zu sein.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP Zuruf des Abg. Kretschmann GRÜNE)

Wir stehen bei der Arbeitslosigkeit am besten da, wir haben die wenigsten Sozialhilfeempfänger, wir liegen bei den Bildungsausgaben gut,

(Abg. Birzele SPD: Wir haben einen begnadeten Finanzminister!)

und das Wohlgefühl ist in unserem Land am besten.

(Zuruf von den Grünen: Die alte Leier!)

Die Opposition hat vor der letzten Landtagswahl erzählt, Baden-Württemberg sei bildungspolitisch ein Notstandsland.

(Abg. Drexler SPD: Wir haben doch 8,3 % zuge- legt!)

Wir haben nun bestimmte Erfahrungen gemacht. Es ist einiges von PISA durchgesickert. Auch das stimmt nicht. Sie sind in einer schlechten Situation.

(Abg. Drexler SPD: Wir sind überhaupt nicht in ei- ner schlechten Situation!)

Das erklärt, glaube ich, auch, warum Sie solche Themen hochziehen, warum Sie sie mit falschen Argumenten hochziehen, warum Sie falsche Zahlen nennen und warum Sie mit Ausnahme von Herrn Kretschmann praktisch keine ernst zu nehmenden Argumente bringen.

(Abg. Fischer SPD: Warten Sie mal ab!)