Daher sind die europäischen Länder in einer sehr ähnlichen Situation. Aber ich finde, was im Elsass versucht wird und wofür im Elsass auch viel eingesetzt wird, das sollten auch wir hinbekommen. Es hat in den letzten Monaten viele Kontakte gegeben, aus denen deutlich wird: Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem auch so etwas wie ein gemeinsames Sprachenkonzept an dieser Rheinschiene möglich wird. Ich halte es für einen wirklichen Fortschritt, dass wir hier zu Kooperationen, zu gemeinsamen Eckdaten und dann eben auch Stück um Stück zu einer gemeinsamen Sprachenkonzeption kommen.
In dem Zusammenhang sage ich Ihnen auch: Das Thema Noten ist ein Thema von Erwachsenen. In dieser Woche habe ich die Journalistin ist hier im Raum bei den Stuttgarter Nachrichten eine Leserkonferenz gemacht, in der anwesende Erwachsene auch gesagt haben: Noten verderben den Spaß am Lernen.
Hauptschule , und unisono haben diese erklärt, da würden sie die Erwachsenen nicht so richtig verstehen. Für sie sei das gerade umgekehrt, hat eine Hauptschülerin gesagt; ihr würde es keinen Spaß mehr machen, wenn es keine Noten gäbe, und die Erwachsenen sollten sich da keine großen Sorgen machen.
Ja, den Satz kann ich beweisen. Ich gehe gleich mit Ihnen zu denjenigen, die dabei waren und es gehört haben, Herr Palmer. Vergessen Sie es nicht.
Halten Sie mich eigentlich für so blöd, dass ich das sagen würde, wenn es nicht so gewesen wäre? Halten Sie mich für so blöd? Da hätte ich mir schon etwas anderes ausgedacht.
Jetzt seid doch nicht so nervös! Es gibt doch gar keinen Grund. Deshalb: Wenn Eltern eine Note für ein Fach gleichsam mit der Bewertung einer Person verwechseln, ist das schlecht, führt das zu Druck auf Schülerinnen und Schüler und ist das falsch. Aber die Lösung solcher Probleme liegt nicht darin, die Noten abzuschaffen. Wenn das für Kommunikation gilt, dann müsste das übrigens auch für den Deutschunterricht gelten, und deshalb werden wir dem Fach keinen anderen Status geben als den, den wir anderen Fächern auch geben.
Drittes Stichwort: Lehrerbildung. Baden-Württemberg ist das erste Bundesland, das ein Europalehramt eingeführt hat in Freiburg, in Karlsruhe, schon vor einigen Jahren mit dem Ziel, eben ein Lehramt zu ermöglichen, das von vornherein den Erwerb der Kompetenz für mehrsprachiges Lehren beinhaltet. Das ist mit Sprachprüfungen und mit Auslandsaufenthalten verbunden, also ein wirklich eigenes Lehramt.
Von diesem Lehramt aus werden auch wichtige Impulse für die berufsbegleitende Weiterbildung erwachsen. Denn natürlich ist vor allem die mehrsprachige Unterrichtskultur eine, die immer wieder neue Impulse braucht. Das heißt, die Pädagogischen Hochschulen und Fachleute in Karlsruhe und Freiburg werden auch in den nächsten zehn Jahren eine ganz wichtige Rolle spielen, um dieses Konzept berufsbegleitender Fortbildung und immer wieder neuer didaktischer Impulse für das Lernen und die damit verbundene Unterrichtskultur zu ermöglichen.
Ich stehe dazu. Es ist eine ganz interessante Geschichte, dass wir in unserem Land eben so etwas wie ein Kernkom
petenzzentrum für mehrsprachiges Lehren und Lernen bekommen mit dem Ziel, im Bereich der weiterführenden Schulen dann auch sehr viel mehr zweisprachige Angebote zu ermöglichen.
Vierter Punkt: die Hauptschule. Das ist mir ein ganz wichtiger Punkt. Die jetzige Konzeption ermöglicht, dass Französisch aus der Situation eines Privilegs für Gymnasiasten herauskommt. Es ist falsch, dass wir so tun, als wären es nur Gymnasiasten in Deutschland, die etwas anderes als Englisch lernen können. Deshalb ist es für mich auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, der französischen Sprache hier zum Durchbruch zu verhelfen und sie herauszuholen aus einer elitären Situation, in der sie in Deutschland immer noch ist.
Das bedeutet hier am Oberrhein und an der Rheinschiene ganz klar auch bessere Beschäftigungschancen, bessere Chancen auf einem Arbeitsmarkt, der die Mehrsprachigkeit für bedeutsam hält.
Letzter Punkt: der Elternwille und die Beteiligung von unten nach oben. Es hat im Vorfeld und das kann man ja auflisten viele, viele Konferenzen bis hin zu zwei großen Sprachenkonferenzen gegeben, unendlich viele Gespräche etwa der Schulverwaltung in den Schulen mit Elternvertretern. Wir haben bei diesem Thema einen Beteiligungsprozess gehabt wie selten zuvor, weil uns ja klar war, dass das ein kompliziertes Thema ist und dass man hier zu keiner Entscheidung kommen wird, die in den Augen der Öffentlichkeit eine 100:0-Entscheidung ist.
Ich sage Ihnen zu, dass wir diesen Prozess in den nächsten Wochen und Monaten und vor allem von heute an gesehen im nächsten Jahr das ist im Grunde ein einjähriger Prozess wirklich flächendeckend und mit Blick auf die betroffenen Eltern und Institutionen fortsetzen werden. Das ist richtig, das ist wichtig. Es müssen Ängste genommen werden, es müssen Detailfragen beantwortet werden. Sie können davon ausgehen, dass das vorbereitet ist.
Aber ich lege schon Wert darauf, dass manche, die jetzt öffentlich in die Büsche gegangen sind, bis heute unter vier Augen zu mir sagen, ich solle bloß nicht weich werden und ich solle die Briefe bloß nicht so ernst nehmen, die sie mir halt schreiben müssen. Deshalb gehe ich mit jedem Brief gewissenhaft um, habe aber auch im Hinterkopf, dass es hier am Oberrhein, dass es an der Rheinschiene einschließlich Karlsruhe eine breite Bewegung gibt, die die Zweisprachigkeit in dieser Region voranbringen will, die das als eine Vision für die nächste Generation hat, so wie das übrigens Realität für die Generation ihrer Großeltern gewesen ist.
Deshalb, meine Damen und Herren: Beteiligung ist richtig. Für Beteiligung gilt aber auch die Spielregel: Wer einmal Ja gesagt hat, darf nicht, sobald es ein bisschen windig wird, anfangen zu zittern und umzufallen und in die Büsche zu gehen!
Ich glaube, im Gottesdienst heute Morgen ist das Schriftwort oder das Wort eines Papstes gefallen: Wer glaubt, zittert nicht.
Also: Wer an Französisch glaubt, soll jetzt bitte nicht zittern, das bisschen Beunruhigung einmal aushalten und zu dem stehen, was gesagt worden ist. Es gehört zur demokratischen Kultur, wenn man einmal Ja gesagt hat, auch dabei zu bleiben. Wir werden diesen Prozess der Kommunikation fortsetzen. Dann davon bin ich überzeugt ist das eine bildungs- und europapolitische Entscheidung, die hoch bedeutsam ist, die vieles auch im Blick auf Sprachenlernen verändert und die für diese Region eine große Chance vor allem auch in kultureller Hinsicht bedeutet.
Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Zunächst einmal, Frau Lazarus: Ich freue mich sehr über Ihre Selbstkritik, dass im Vorfeld nicht genügend Bewusstseinsarbeit geleistet worden sei. Es ist ja auch ein wesentlicher Kritikpunkt, den ich gegenüber der Ministerin habe, dass hier in der Region der Dialog mit den Eltern nicht geführt wurde und keine Veranstaltungen über Französisch stattgefunden haben.
Frau Kultusministerin Schavan, ich habe den Job für Sie gemacht. Ich habe nämlich vor zwei Jahren in Karlsruhe eine große Veranstaltung mit Professor Bleyhl von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg durchgeführt, der sich ja ganz explizit für Französisch als erste Fremdsprache an der Grundschule ausspricht. Ich habe das Oberschulamt dazu eingeladen; es waren über 300 Eltern da. Viele von denen haben erkannt, dass Französisch auch Vorteile bieten kann.
Hätten Sie dies gemacht und wären Sie konsequent in die Regionen gegangen, dann wäre die Akzeptanz für Französisch als erste Fremdsprache heute mit Sicherheit größer, als es jetzt der Fall ist.
Ich habe das hier problematisiert, und ich habe mit den Eltern gesprochen. Das haben Sie nicht gemacht.
Das Zweite: Ich habe anfangs gesagt: Wir brauchen positive Anreize. Es ist doch eine Illusion, zu glauben, nur durch die Grundschulfremdsprache werde eine Bilingualität am Oberrhein erreicht. Wir Grünen haben von Anfang an gesagt: Wir wollen, dass am Oberrhein in den Kindergärten flächendeckend mit Französisch begonnen und somit schon im Kindergarten eine generelle Fremdsprachenlernkompetenz erworben wird.
Des Weiteren wollen wir, dass an allen Grundschulen, die nicht in einem Französischverbund sind, weiterhin in der dritten und vierten Klasse das Modell Lerne die Sprache deines Nachbarn durchgeführt wird. Das Modell Lerne die Sprache deines Nachbarn muss unserer Meinung nach auch in den Landesteilen, in denen Englisch als Grund
schulfremdsprache gilt, eingeführt werden, damit auch dort die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, bereits in der Grundschule mit Französisch zu beginnen.
Des Weiteren ist für mich klar, dass natürlich auch im württembergischen Landesteil die Hauptschülerinnen und Hauptschüler eine zweite Fremdsprache erlernen können müssen. Deshalb habe ich mit meiner Fraktion beantragt, dass ab der fünften Klasse auch in den anderen Landesteilen alle Hauptschülerinnen und Hauptschüler Französisch in einer Arbeitsgemeinschaft erlernen können, damit in ganz Baden-Württemberg die Möglichkeit besteht, Hauptschülerinnen und Hauptschüler zur Mehrsprachigkeit zu führen.
Wir brauchen das wird von Ihnen total vernachlässigt Französischangebote an den beruflichen Schulen. Sie hätten in den letzten Jahren schon längst die Möglichkeit gehabt, in der Oberrheinschiene flächendeckend Französisch an den beruflichen Schulen anzubieten. Das wäre in der Tat dem Handwerk hier zugute gekommen. Denn dabei kann berufsbezogen Französisch vermittelt werden, sodass die ehemaligen Hauptschüler, die Französisch brauchen, frühzeitig in den beruflichen Schulen qualifiziert werden können.
Das heißt, es ist ein ganzes Bündel von Maßnahmen notwendig. Die flächendeckende ausschließliche Fixierung auf die Grundschulfremdsprache Französisch ist eine Vernachlässigung aller anderen Möglichkeiten, die ergriffen werden müssen, damit wir zielstrebig auf eine Bilingualität am Oberrhein hinarbeiten.
Ich möchte noch einen dritten Aspekt benennen: die Frage der Kostenneutralität. Denn das wurde auch angesprochen. In Rheinland-Pfalz ich habe es vorhin schon gesagt; ich möchte es jetzt noch ein kleines bisschen deutlicher machen lernen ein Drittel aller Grundschüler über das ganze Land verteilt Französisch als Grundschulfremdsprache, und zwei Drittel der Grundschüler lernen Englisch. Es gibt über ganz Rheinland-Pfalz verteilt Verbünde, in denen jeweils die Schulträger, die Schulen und die Elternbeiräte über die Einführung von Englisch oder Französisch entscheiden. Das Ergebnis ist: Ein Drittel der Kinder in Rheinland-Pfalz lernt aufgrund dessen Französisch. Das ist mehr, als wenn hier nur in der schmalen Rheinschiene die Kinder Französisch lernen.