Protocol of the Session on December 19, 2001

(Abg. Drexler SPD: Welche Polemik denn?)

Jetzt, meine Damen und Herren, möchte ich Ihnen eine gewisse Aufklärung darüber geben, wie es nun mit der Landesstiftung und der Zukunftsoffensive – das werfen Sie übrigens immer durcheinander – wirklich aussieht.

(Abg. Dr. Reinhart CDU: Beim Differenzieren muss man nachdenken!)

Ich will das jetzt bringen, weil ich immer noch die Hoffnung habe, dass Sie gegenüber vernünftigen Argumentationen aufgeschlossen sind. Ich will Ihnen das einmal genau darlegen und bitte Sie, jetzt wirklich zuzuhören. Ich werde es ganz ruhig und sachlich vortragen.

(Zuruf des Abg. Wintruff SPD)

(Minister Stratthaus)

Warum haben wir die EnBW-Aktien verkauft? Wir haben die EnBW-Aktien aus strukturpolitischen und aus ordnungspolitischen Gründen verkauft.

(Abg. Drexler SPD: Das wissen wir doch alles!)

Wir haben die EnBW-Aktien verkauft, damit die Wertschöpfung und die Arbeitsplätze in Baden-Württemberg bleiben. Wenn Sie heute die Entwicklung der Arbeitsplätze bei der EnBW und bei den anderen großen Energieversorgern vergleichen, dann erkennen Sie, dass die EnBW die einzige Unternehmung ist, die Arbeitsplätze aufgebaut hat, während alle anderen abgebaut haben.

(Abg. Pfister FDP/DVP: Völlig richtig!)

Dieser Schritt war auf jeden Fall richtig.

Die nächste Frage: Warum haben wir die Stiftung gewählt? Herr Drexler, da haben Sie vorhin mit Zahlen gespielt. Also in der PISA-Studie würden Sie den Durchschnitt nach unten drücken.

(Heiterkeit bei der CDU und der FDP/DVP)

Ich will Ihnen gleich beweisen, warum. Diese Rechnung war unmöglich.

(Abg. Drexler SPD: Nehmen Sie doch Ihre Hand aus der Tasche, wenn Sie mit mir reden!)

Der Kaufpreis betrug mit den Zinsen, die wir erzielt haben, 4 933 Millionen DM. Da waren die Zinsen schon enthalten. Wir mussten die Schulden – das war der Barwert; der war nämlich mit Schulden in der Landesholding finanziert – von 865 Millionen DM zunächst einmal abziehen. Da blieb also ein Nettozufluss von 4 068 Millionen DM abzüglich Gewerbesteuer, abzüglich Ausschüttungsbelastung.

(Abg. Drexler SPD: Milliarden!)

Nein, 4 068 Millionen. Also doch PISA! – Dem Land wären, wenn wir das versteuert hätten, nicht 4,9 Milliarden DM zugeflossen, sondern 2,095 Milliarden DM. Von den Steuern, die gezahlt worden sind, wären auch noch einmal 200 Millionen DM an Baden-Württemberg zurückgekommen. Eine Tatsache ist, meine Damen und Herren, wir hätten 1,8 Milliarden DM baden-württembergischen Geldes an den Bund und die anderen Länder abgeliefert.

(Abg. Drexler SPD: Das hat überhaupt niemand gewollt! Wer sagt denn das?)

Ich frage mich: Wäre das eine verantwortungsvolle Politik gewesen?

(Abg. Schmid und Abg. Drexler SPD: Kein Mensch wollte das!)

Nein, das wäre es nicht gewesen.

(Beifall bei der CDU – Abg. Schmid SPD: Sie re- den an der Sache vorbei!)

Weiterhin: Die Landesstiftung und die Zukunftsoffensive müssen wir jetzt getrennt sehen.

(Abg. Schmid SPD: Was war mit der Kaufoption? Sind Sie dümmer als Stuttgart?)

Die Zukunftsoffensive belief sich auf 1,1 Milliarden DM, also 60 % von dem, was Sie freiwillig an die anderen Länder an Steuern abgeliefert hätten.

(Abg. Drexler SPD: Wer hätte denn das gemacht?)

Das heißt, es hätte überhaupt keine Zukunftsoffensive gegeben, wenn wir Ihre Steuerzahlung gemacht hätten.

(Abg. Drexler SPD: Wer hat das verlangt? – Abg. Schmid SPD: Haben Sie schon einmal mit Ober- bürgermeister Schuster gesprochen?)

Ich habe sehr wohl mit ihm gesprochen; auch da werde ich Ihnen einmal privatissime et gratis ein steuerrechtliches und steuerhistorisches Kompendium geben.

(Abg. Drexler SPD: Hören Sie doch auf! – Abg. Schmid SPD: Warum machen Sie es nicht wie Oberbürgermeister Schuster?)

Wir haben die Verkaufsverhandlungen mit der EdF über den Verkauf der EnBW-Aktien kurz vor Weihnachten des Jahres 1999 abgeschlossen.

(Abg. Fischer SPD: Weil Sie es gewollt haben, und warum?)

Zur damaligen Zeit gab es die ersten Andeutungen, dass eine Steuerreform kommen wird, die eventuell die Verkaufserlöse freistellt.

(Abg. Schmid SPD: Da waren Sie halt schlecht in- formiert! Hätten Sie uns gefragt!)

Das konnte man nicht glauben, denn ehrlich gesagt – –

(Unruhe – Zurufe von der SPD)

Ich muss ich Sie einmal fragen: Wer hat denn bei der Geschichte der SPD geglaubt,

(Abg. Drexler SPD: Wie immer!)

dass sie Milliardenverkäufe und Milliardenerlöse steuerfrei lässt? Das hätte doch kein Mensch für möglich gehalten.

(Abg. Drexler SPD: Sie halten nichts für möglich!)

Auf jeden Fall war zu dem Zeitpunkt, zu dem wir verkauft haben, noch bei weitem nicht klar,

(Abg. Drexler SPD: Natürlich war es klar!)

dass diese Steuerreform kommt. – Nein, das war nicht klar.

Weiterhin: Selbst heute müssten wir

(Unruhe)

hören Sie ganz genau zu – noch Steuern zahlen.

(Minister Stratthaus)

(Abg. Drexler SPD: Natürlich, weil Sie es anders gemacht haben!)

Nein. Wenn heute eine Körperschaft verkauft und den Erlös an die öffentliche Hand ausschüttet, muss sie nach wie vor Steuern zahlen,

(Abg. Schmid SPD: Aber wesentlich weniger!)