Unser System macht begabungsgerechte – Frau Rastätter, wir bleiben bei diesem Begriff – Angebote und sichert damit die Zukunftschancen für die jungen Menschen.
Die Entscheidung für einen weiterführenden Bildungsgang ist keine Entscheidung für einen Bildungsabschluss; das wissen Sie alle, und auch PISA bestätigt, dass Baden-Württemberg bei der Durchlässigkeit deutlich vorne liegt. Sie sollten daher die Struktur nicht überbewerten,
wie man es jetzt diesem Gesetzentwurf entnehmen muss; denn die Elemente, die Sie angesprochen haben und die eine gute Schule ausmachen, können Sie in jede Schule, unabhängig von der Struktur, hineinbringen.
Sie haben von der individuellen Förderung der Schülerinnen und Schüler gesprochen. Dies müssen Sie im Prinzip in jeder Schule tun, wenn Sie, das heißt die Lehrer, es gut machen wollen. Die Freiräume der pädagogischen Arbeit an unseren Schulen ermöglichen dies auch.
Über die neue Lernkultur, über das Eingehen auf unterschiedliche Begabungen, über alle diese Themen ist diskutiert worden; auch über das Entkoppeln des Lernerfolgs von der sozialen Herkunft, und genau das können Sie an einer kleinen Schule besser. Um diese Problematik und wie sich das bei uns darstellt, wissen wir.
Ein zweiter Punkt betrifft insbesondere den ländlichen Raum: Gute Bildungspolitik ist auch Strukturpolitik für den ländlichen Raum. Der Rückgang der Schülerzahlen gefährdet Schulstandorte. Darüber müssen wir nachdenken, inso
fern stimme ich Ihnen zu. Aber mit der Basis- oder Regionalschule wird dieses Problem gerade nicht gelöst. Im Gegenteil.
Im ländlichen Raum spielt die Hauptschule – das ist auch bekannt – eine entscheidende Rolle. Sie ist ja an einem Schulstandort häufig die einzige weiterführende Schule.
Nur langsam! – Sie spielt im kulturellen Leben, in der Kooperation mit den Vereinigungen und in der Gemeinde eine große Rolle. Die Einführung der Regionalschule würde für Hunderte kleiner Hauptschulen – das kann man jetzt sicherlich noch genauer ausrechnen – im ländlichen Raum das Aus bedeuten.
(Abg. Wintruff SPD: Das stimmt doch gar nicht! – Abg. Dr. Caroli SPD: Im Gegenteil! – Zuruf des Abg. Teßmer SPD)
Das ist ganz klar; ich kann das ja bei mir im Wahlkreis nachvollziehen und genau nachrechnen. Denn alle Erfahrungen von anderen Ländern, die wir haben,
zeigen, dass integrierte Schulsysteme nur dann mit einem vertretbaren Aufwand an Ressourcen geführt werden können, wenn das Einzugsgebiet so groß ist, dass sie fünf- bis sechszügig fahren können,
und dann ist man, Frau Rastätter, bei einer Schule in der Größenordnung von etwa eintausend Schülern. Diese Situation ist aber genau die, die wir nicht wollen.
Der dritte und letzte Punkt: Wir machen keine Bildungspolitik gegen die Kommunen als Schulträger. Dem Problem des Schülerrückganges müssen wir uns stellen, aber das machen wir gemeinsam mit den Kommunen. Das heißt, wir werden nicht Schulhäuser entleeren, um anderswo neue Schulhäuser zu errichten, damit die tausend Schülerinnen und Schüler Platz haben, nachdem sie über eine Stunde Anreise im Schulbus hinter sich haben. Denn das wäre ja die logische Konsequenz, wenn wir diese Einheitsschule, die Regionalschule, etablieren würden.
Wir können flexibel reagieren – hierfür gibt es auch bereits Beispiele –, ohne diese Regionalschule, diese Basisschule, verbindlich als Regelschule einzuführen. Andernfalls müssten wir uns ja vom dreigliedrigen Schulsystem verabschieden; da schließt sich dann der Kreis. Diesen Weg gehen wir aber, wie gesagt, nicht.
Ein letzter Satz – und das ist ja bekannt; nur hören Sie es nicht gern –: Bei allem, was in Richtung Gesamtschule
geht, haben wir überall die Erfahrung gemacht, dass das zwar teurer, im Ergebnis jedoch nicht besser, sondern viel schlechter wird.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! In unserem Schulsystem werden die Kinder nach der vierten Klasse sortiert, und dies ist ein falscher Weg.
Die CDU hängt am alten Begabungsbegriff. Den Grund dafür, warum dies jedoch falsch ist, Herr Kiefl, will ich Ihnen als Bildungsexperten, der Sie ja sind, an folgendem Beispiel deutlich machen:
Bei der IGLU-Studie – das ist die Lesestudie am Ende der vierten Klasse – schneiden wir international hervorragend ab. Dort, wo die Kinder gemeinsam lernen, sind wir hervorragend. Werden die Kinder nach der vierten Klasse jedoch getrennt und auf verschiedene Schularten aufgeteilt, schneiden wir nicht mehr so gut ab; das hat uns die PISA-Studie bei den 15-Jährigen bestätigt. Also können Sie doch nicht behaupten, dass ein gemeinsames Lernen von Kindern kein erfolgreiches Lernen ist. Man muss sich nur umstellen.
Das sage ich Ihnen einfach einmal, auch wenn Sie ja eigentlich im landwirtschaftlichen Bereich tätig sind, Herr Kiefl.
Alle Länder, die in der PISA-Studie Spitzenreiter waren, arbeiten genau nach diesem Prinzip. Das Lernen in heterogenen Lerngruppen ist das erfolgreiche Lernen. Man muss das, wie gesagt, allerdings etwas anders handhaben als bisher.
Das ist das Grundübel. Bei uns wird dem Kind die Schuld zugeschoben, und in anderen Ländern wird gefragt, wie man einem Kind besser helfen kann. Im Übrigen will ich nur darauf hinweisen – –