Protocol of the Session on October 6, 2005

Vielen Dank. – Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich will, wenn ich schon die Möglichkeit habe, in einer Debatte das Schlusswort zu sprechen, noch einmal zwei, drei Sätze sagen, noch einmal fokussiert auf die Themen Prävention und Restriktion.

Herr Minister, Sie sagen, die Landesregierung werde im Präventionsbereich alles tun, was geht. Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, zu erheben, was die Landesregierung in den letzten Jahren im Bereich der Prävention getan hat.

(Zuruf des Abg. Behringer CDU)

Sie hat die Maßnahmen der Jugendhilfe zusammengestrichen – 100 000 € Kürzung –, sie hat die Mittel für die Jugendsozialarbeit zusammengestrichen, sie hat die Mittel für die Schulsozialarbeit auf null zusammengestrichen, sie hat die Mittel für die Prävention bei Spätaussiedlern – da stellt sich der Ministerpräsident bei der Regierungserklärung hier hin und sagt, Spätaussiedler seien ein ganz besonderes Problem, auch ein Gewaltpotenzial sei da; der Herr Ministerpräsident ist nicht mehr da, deswegen können Sie es ihm gern ausrichten –

(Minister Rech: Sag’s mir!)

zusammengestrichen. Wenn wir die Präventionsmaßnahmen ernst nehmen, steht das Land auch in den Bereichen, die ich Ihnen gerade genannt habe, in der Verantwortung.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Ein weiterer Gedanke, Herr Justizminister – da führen Sie immer die Landesstiftung an –: Es gibt ein Integrationsprojekt,

(Zuruf des Abg. Behringer CDU)

bei dem aus Mitteln der Landesstiftung in Höhe von 549 000 € acht Projekte zur Sucht- und Gewaltprävention bei jugendlichen Spätaussiedlern finanziert werden.

(Abg. Alfred Haas CDU und Abg. Theurer FDP/ DVP: Ist das nichts?)

Das Ende des Projekts war am 30. September 2005. Was passiert jetzt?

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Was ist jetzt?)

Wo ist jetzt Ihre Präventionsarbeit?

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Mit den Stiftungsmitteln landen Sie bei der Präventionsarbeit – gerade im Bereich der Jugendkriminalität – auf Dauer in der Sackgasse.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und der SPD)

Deswegen bleibt gar nichts anderes übrig, als die Präventionsmaßnahmen nachhaltig aus dem Staatshaushaltsplan zu finanzieren.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und der SPD)

Stattdessen versuchen Sie zu begründen, dass die restriktiven Maßnahmen, die Sie vorschlagen, das probate Mittel seien, um gegen die Jugendkriminalität anzukommen.

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Oje!)

Lassen Sie mich einmal ein Beispiel anführen – weil Sie immer die Beispiele nennen, die letztendlich auch zur Stammtischhoheit führen –: Natürlich ist es ein scheußli

ches Verbrechen, wenn Jugendliche und Heranwachsende Obdachlose sinnlos töten. Darüber brauchen wir doch überhaupt nicht zu diskutieren. Aber über diese Fälle will ich hier nicht im Zentrum diskutieren und daran alles festmachen. An Einzelfällen können Sie nicht festmachen, dass das Strafrecht für Jugendliche verschärft werden müsse. Das sind absolute Ausnahmefälle.

(Abg. Theurer FDP/DVP: Das hat doch niemand gemacht! Das hat niemand gemacht!)

Das haben Sie zur Begründung der Verschärfung wieder angeführt.

(Dem Redner wird das Ende seiner Redezeit ange- zeigt.)

Ja, ich komme bald zum Schluss, Frau Präsidentin. – Ich will noch ein Beispiel benennen, das Sie immer außen vor lassen: Mir ist doch als Mensch, der sich gesellschaftlich bewegt, auch bewusst, dass es auch in einem Land, das seit über 50 Jahren von der CDU mehrheitlich regiert wird, Defizite in der Kindererziehung gibt. Diese Defizite muss der Staat ausgleichen – angefangen bei Ganztagsschulen, die Sie seit Jahren massiv ablehnen –,

(Abg. Döpper CDU: Hör doch auf! Immer die glei- chen Kamellen!)

weil die Kinder Betreuung brauchen, wenn die Familie sie nicht leisten kann.

Des Weiteren brauchen wir die Präventionsmaßnahmen, die ich vorgetragen habe. Das wäre ein probates Mittel, um gegen Jugendkriminalität auch in Baden-Württemberg anzugehen.

(Zuruf des Abg. Hillebrand CDU)

Sie haben Recht: Das kann man hier nicht verschweigen. Darüber müssen wir diskutieren.

Aber mit Ihnen, Herr Justizminister, werde ich ganz sicher nicht über die Maßnahmen einig. Deswegen meine ich: Setzen Sie doch mehr auf Prävention! Erinnern Sie sich an Ihren liberalen Geist!

(Abg. Theurer FDP/DVP: Der ist sichtbar!)

Dann kommen wir vielleicht auf Sicht zueinander.

(Beifall bei den Grünen)

Meine Damen und Herren, es liegen keine weiteren Wortmeldungen vor. Die Große Anfrage ist durch die Aussprache erledigt.

Damit ist Punkt 9 der Tagesordnung erledigt.

Ich rufe Punkt 10 der Tagesordnung auf:

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Mitteilung der Landesregierung vom 15. Juni 2005 – Bericht der Landesregierung zu einem Beschluss des Landtags; hier: Denkschrift 2003 des Rechnungshofs zur Landeshaushaltsrechnung von Ba

(Stellv. Präsidentin Christa Vossschulte)

den-Württemberg für das Haushaltsjahr 2001 (Nr. 27) – Haushalts- und Wirtschaftsführung der Landesanstalt für Umweltschutz – Drucksachen 13/4402, 13/4507

Berichterstatterin: Abg. Ursula Lazarus

Das Präsidium hat keine Aussprache vorgesehen.

Sie stimmen der Beschlussempfehlung zu. – Es erhebt sich kein Widerspruch. Es ist so beschlossen.

Punkt 10 der Tagesordnung ist damit erledigt.

Ich rufe Punkt 11 der Tagesordnung auf:

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Mitteilung der Landesregierung vom 20. Juni 2005 – Bericht der Landesregierung zu einem Beschluss des Landtags; hier: Denkschrift 2004 des Rechnungshofs zur Landeshaushaltsrechnung von Baden-Württemberg für das Haushaltsjahr 2002 (Nr. 5) – Einheitliches Personalverwaltungssystem und Führungsinformationssystem Personal – Drucksachen 13/4440, 13/4514

Berichterstatterin: Abg. Ursula Lazarus

Auch hier ist keine Aussprache vorgesehen.

Sie stimmen der Beschlussempfehlung zu. – Es erhebt sich kein Widerspruch. Es ist so beschlossen.