Protocol of the Session on February 20, 2001

Nein, am Schluss gern, aber jetzt nicht.

(Abg. Birgit Kipfer SPD: Das ist absolut falsch, was Sie sagen!)

Sie haben es falsch gesagt. Sie haben von einem Regierungspräsidium gesprochen, von einer halben Stelle.

(Abg. Birgit Kipfer SPD: Das ist Ihre Drucksache! Von vier Regierungspräsidien 10 %!)

Herr Teßmer, mit Ihnen gehe ich einig, wenn Sie sagen, wir müssten gemeinsam den Blick nach vorne werfen. Das war auch die Meinung im Bundesrat am vergangenen Freitag. Diese Meinung zog sich wie ein roter Faden parteienübergreifend durch die Debatten. Sie aber, Frau Kipfer, haben den Blick zurückgeworfen. Ihr Kollege hat wenigstens versucht, den Blick nach vorne zu werfen.

(Abg. Birgit Kipfer SPD meldet sich zu einer Zwi- schenfrage. – Glocke des Präsidenten)

Frau Ministerin, gestatten Sie jetzt eine Zwischenfrage?

Nein. Am Schluss, habe ich gesagt.

(Abg. Wacker CDU: Der Präsident hört schlecht!)

Ich bitte Sie, sich daran zu halten.

(Abg. Brechtken SPD: Also, eine Nachfrage ge- statten Sie, aber keine Zwischenfrage!)

Herr Dr. Schäfer, Sie haben mir vor einiger Zeit die Frage gestellt, ob ich wisse, dass ein Tier ohne Kopf oder ein

Kopf ohne Tier angeliefert worden sei. Das ist die Geschichte, die Sie vorhin angesprochen haben. Ich zitiere aus einer Aussage bei einer Kreisversammlung Ihrer Partei in Radolfzell:

Ein Landwirt hätte ein Rind vergraben

so Ihre Aussage –

und dann bei der Polizei den Diebstahl des Tieres angezeigt. Die Polizei hätte dann den Landwirt überführt.

Stimmt das,

(Abg. Dr. Schäfer Bündnis 90/Die Grünen: Nein!)

oder stimmt das nicht? Das möchte ich laut von Ihnen hören.

(Abg. Dr. Schäfer Bündnis 90/Die Grünen: Kann ich eine Frage stellen? – Abg. Teßmer SPD: Dann darf er sie auch nicht fragen! – Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Geht das Spiel jetzt an- ders rum? – Glocke des Präsidenten)

Es tut mir Leid, Herr Abg. Dr. Schäfer. Die Frau Ministerin hat erklärt, dass sie keine Zwischenfragen zulässt.

(Lachen bei Abgeordneten der SPD und des Bünd- nisses 90/Die Grünen)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte jetzt gern auf die Regierungserklärung der Verbraucherschutzministerin Künast eingehen. Für mich ist dieser Beitrag eine Ansammlung von Absichtserklärungen. Neu an der Regierungserklärung ist, dass Frau Künast ein Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit einführen möchte. Ich kann dies nur unterstützen. Ich finde diesen Schritt zum Schutz des Verbrauchers richtig.

Aber ich habe genauso wie Sie in der Vergangenheit in Äußerungen der Verbraucherschutzministerin jeweils auch nur Absichtserklärungen vernommen. Ich will ein paar Beispiele dafür nennen.

(Abg. Teßmer SPD: Vier Wochen im Amt!)

Die 100-Tage-Frist möchte ich respektieren.

(Abg. Teßmer SPD: Danke! Dann warten wir auch!)

Dennoch stelle ich fest: Im Januar hat sie in der Christiansen-Sendung die Aussage getroffen, die Verbraucherinnen und Verbraucher sollten Demeter- und Biolandprodukte essen.

(Abg. Brechtken SPD: Was gucken Sie denn alles an? Frau Minister! – Zuruf des Abg. Teßmer SPD)

Dabei hat sie nicht daran gedacht, dass bundesweit nur 2,2 % der Landwirte biologisch oder alternativ wirtschaften; europaweit sind es nur 2 %. Insofern könnten wir unsere Verbraucherinnen und Verbraucher mit solchen Produkten derzeit überhaupt nicht ernähren.

(Ministerin Gerdi Staiblin)

Im Februar, vier Wochen später, sagt sie dann zu der Frage, wie wir das Mengenproblem beim Fleisch lösen könnten, die Verbraucherinnen und Verbraucher sollten weniger Fleisch essen. Gleichzeitig ist sie aber gegen die Einführung der Obergrenze von 90 Tieren je Betrieb, Herr Dr. Schäfer. Sie hat im Bundesrat auch verdeutlicht, dass sie dies nicht unterstützt, wie Sie es vorhin, wenn ich es richtig verstanden habe, hier zitiert haben.

(Zuruf der Abg. Birgit Kipfer SPD)

Im „Spiegel“ habe ich gelesen, Frau Künast sei für die Einführung von Verhaltenstests an Lebendtieren. Zwei Tage später hat sie das dementiert. Ich möchte Ihnen sagen, dass wir diesen Verhaltenstest an Lebendtieren in Baden-Württemberg durchführen. Wir haben 120 Tierärzte und Berater geschult,

(Abg. Teßmer SPD: Jetzt endlich!)

damit diese Tests auch sofort in den Ställen durchgeführt werden können.

In der Regierungserklärung spricht die Verbraucherschutzministerin davon, sie sei nicht für eine direkte Nahrungsmittelhilfe. Gestern habe ich im „Mannheimer Morgen“ gelesen – und auch heute in der Presse –, sie denke doch darüber nach, das Fleisch, das aus dem Markt genommen wird, eventuell nach Nordkorea zu verkaufen. Das wäre ja auch richtig.

(Abg. Teßmer SPD: Das widerspricht sich doch nicht! – Zuruf der Abg. Birgit Kipfer SPD)

Meine Damen und Herren, zu dem angeführten Anteil der Ökoprodukte von 20 %: Ich kann Ihnen nur sagen, dass wir dafür bestens gerüstet sind. Wir können sofort damit beginnen. Wir haben schon immer über die Rahmenbedingungen verfügt, um damit beginnen zu können. Sie wissen – ich wiederhole mich jetzt –, dass wir in Baden-Württemberg mit nahezu 5 % mit den höchsten Anteil ökologisch wirtschaftender Landwirte haben.

(Zuruf der Abg. Birgit Kipfer SPD)

Wir haben über den Maßnahmen- und Entwicklungsplan die Weichen gestellt, indem wir in den nächsten Jahren 1,5 Milliarden DM von Brüssel nach Baden-Württemberg holen können.

Ich habe vor wenigen Tagen die Regierungserklärung des Ministerpräsidenten von Niedersachsen gelesen. Er brüstet sich damit, dass Niedersachsen, dessen landwirtschaftliche Nutzfläche doppelt so groß ist wie die von Baden-Württemberg, 1 Milliarde DM in Brüssel abrufen könne. Da sind wir schon viel, viel weiter.

(Abg. Teßmer SPD: Die haben auch andere Struk- turen! Die haben auch keine Höhenlandwirt- schaft!)

Aber es kommt auch auf die Flächen an. – Ja, umso besser ist ja alternativ zu wirtschaften.

(Abg. Göbel CDU: Er könnte aber auch MEKA machen, Herr Kollege Teßmer!)

Ich erwähne die Einführung des Gemüse-, Obst- und Weinprogramms, das im MEKA-Programm integriert ist.

Ich zitiere aus der Regierungserklärung. Die Verbraucherschutzministerin hat gesagt, die Bundesregierung werde sofort 1 Milliarde DM zur Verfügung stellen, um die BSEKrise zu bewältigen. Nur: Dass in diesem Betrag auch 70 % von der EU für die Marktentnahme der 400 000 Rinder enthalten sind und der Bund nur 30 % übernimmt, sagt sie in ihrer Regierungserklärung nicht.

(Abg. Teßmer SPD: Doch!)

Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren: Die Bundesministerin hat bisher nur angekündigt, was der Bund bezahlen wird. Noch kein einziger Pfennig ist geflossen.

(Zuruf des Abg. Teßmer SPD)

Wir haben in Baden-Württemberg bereits im Dezember durch einen Ministerratsbeschluss 72 Millionen DM zur Verfügung gestellt. Die BSE-Tests werden in Baden-Württemberg finanziert. In keinem anderen Bundesland ist dies der Fall. Wir gewähren finanzielle Unterstützung im Bereich der Tierkörperbeseitigungsanstalten, die derzeit das Tiermehl verbrennen müssen. Und wir haben schnell ein Liquiditätshilfeprogramm aufgelegt, damit unseren Landwirten schnelle Hilfe angeboten werden kann.