Wir freuen uns, dass uns der jetzige Regierende Bürgermeister seit Ende Juni in diese Richtung folgt. Erziehung zu Sauberkeit beginnt nach unserer Meinung bereits im Kindesalter.
Schüler stärker in die Schulreinigung oder auch in leichte Tätigkeiten als Kinderhausmeister einzubeziehen, ist ein wichtiger Schritt, um bereits bei den jungen Berlinern für mehr Sauberkeit und Eigenverantwortung zu werben. Für uns sind das keine Nebensächlichkeiten, sondern es ist ein zentraler Baustein für mehr Verantwortungsbewusstsein, Gemeinschaftsgefühl und Charakterbildung unserer Kinder und Jugendlichen in unseren Schulen.
Berlin leidet unter mangelnder Sauberkeit in vielen Schulgebäuden. Elterninitiativen und Beschwerden zeigen ganz deutlich: Der Zustand ist im Prinzip unhaltbar. Gleichzeitig erleben wir eine zunehmende Distanz zwischen Schülern und ihrem schulischen Umfeld. Unser Antrag setzt genau hier an. Wir wollen, dass Schüler nicht nur lernen, sondern auch Verantwortung für ihre Umgebung übernehmen – freiwillig, pädagogisch beglei
Vorbild dafür ist das japanische Konzept des Gakkō sōji. In Japan ist es selbstverständlich, dass Schüler täglich 15 bis 30 Minuten ihrer Zeit für die Reinigung der Schule aufwenden. Sie wischen Böden, säubern Toiletten – so weit würde ich nicht einmal gehen –, übernehmen Ordnungsdienste. Dabei geht es nicht um billige Arbeitskraft, sondern um Charakterbildung. Jeder übernimmt Verantwortung, keine Aufgabe ist zu gering. Diese Haltung lehrt Respekt, Disziplin und Teamgeist – Werte, die auch vielen unserer Schüler guttun würden.
Ein sauberes Umfeld wirkt sich nachweislich positiv auf das Lernklima aus. Es fördert Konzentration, Motivation und Wohlbefinden. Wer sich in seiner Umgebung wohl fühlt, lernt besser. Gleichzeitig lernen Schüler durch aktives Mitwirken, dass Sauberkeit keine Selbstverständlichkeit ist, sondern ein gemeinschaftliches Gut, welches man erarbeiten muss.
Doch wir gehen noch einen Schritt weiter: Neben der Reinigung sollen Schüler dort, wo es organisatorisch sinnvoll ist, auch in der Essensausgabe, bei einfachen Tätigkeiten im Sekretariat oder im Rahmen von Ordnungsdiensten mitwirken können. Das Konzept der Kinderhausmeister liefert ein hervorragendes Beispiel: An mehreren Schulen in Berlin übernehmen Schüler bereits jetzt Aufgaben wie das Öffnen von Klassenräumen, Kontrollgänge über das Schulgelände oder die Postverteilung im Sekretariat.
Sie lernen Verantwortung, entwickeln Eigeninitiative und stärken ihre Selbstwirksamkeit. Solche Erfahrungen prägen weit über das Schulalter hinaus.
Auch Vandalismus und mangelnde Identifikation mit der Schule lassen sich durch mehr Beteiligung deutlich reduzieren: Wer mitgestaltet, zerstört nicht. Wer Verantwortung übernimmt, achtet auf Ordnung. Wer sich einbringt, fühlt sich zugehörig.
Unser Antrag fordert deshalb die Entwicklung eines tragfähigen und vor allem rechtssicheren Konzepts durch den Senat – mit Pilotprojekten, klaren Regeln und pädagogischer Begleitung. Die Umsetzung muss freiwillig erfolgen, pädagogisch begleitet sein, rotierend organisiert werden, sodass jeder Schüler mal dran kommt, und transparent kommuniziert sein, damit es keine Missverständnisse gibt. Und: Es ist nicht zur Kostenersparnis gedacht, sondern soll zur Persönlichkeitsentwicklung, zur Persönlichkeitsbildung beitragen. Dabei geht es auch um ein klares Signal an die Schüler: Ihr seid nicht nur Empfänger von Bildung, ihr seid Teil eurer Schule.
Wer Teil von etwas ist, übernimmt Verantwortung. Wir wollen keine Rückkehr zur autoritären Schule vergangener Tage, wir wollen eine moderne, zukunftsorientierte Schule, die Verantwortung nicht scheut, sondern fördert. Unsere Schüler können mehr, wenn man sie nur lässt. Man muss ihnen nur vertrauen und sie begleiten.
Ich komme zum Schluss: Unser Antrag verbindet pädagogischen Anspruch mit gelebter Verantwortung. Er orientiert sich an bewährten internationalen Beispielen und überträgt sie klug auf unsere Realität und fördert mehr Eigenverantwortung. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist gar nicht so lange her, da hat die AfD noch mehr Mathe- und Deutschunterricht für die Schüler und Schülerinnen gefordert. Heute sollen sie Essen ausgeben und die Toiletten putzen.
Das ist so ein richtiger Gaga-Antrag, liebe AfD, und ich glaube, dass wir darüber auch im Ausschuss gar nicht groß reden müssen. Ihnen ist bekannt, dass Schüler unter 15 Jahren gar nicht arbeiten dürfen, und ich weiß nicht, wie Sie sich das gedacht haben.
Sie haben ja noch ein paar andere Sachen aufgeschrieben: Hausmeister sollen sie sein, sie sollen im Sekretariat unterstützen, bei vertraulichen Unterlagen helfen. Ich weiß nicht, ob Sie wissen, dass Schüler der 6. Klasse höchstens elf Jahre alt sind. Da müssten ja die Oberschüler über der 8. Klasse, über 15 Jahren, an die Grundschulen kommen, um diese dann zu putzen. Ich weiß nicht, ob das mit dem Bildungsauftrag so zusammenpasst.
[Beifall bei der CDU ‒ Beifall von Marcel Hopp (SPD) ‒ Tommy Tabor (AfD): Das gibt es doch jetzt schon an den Grundschulen!]
Zur Schulreinigung: Es gibt ja, glaube ich, an den meisten Schulen ‒ oder an vielen Schulen ‒ das Konzept, dass Kinder oder Schüler den Schulhof sauber halten. Dafür haben sie ihre Greifzangen, da gehen sie gemeinsam über den Schulhof und putzen den Schulhof, heben Sachen auf, Dinge, die sie vermutlich selber fallen gelassen ha
ben. Das ist ein gemeinsames Projekt an allen Schulen, und das ist ja in Ordnung. Das hat aber mit einer Schulreinigung nichts zu tun. Toiletten putzen geht auch mir ganz klar zu weit; das haben Sie ja gerade in Ihrer Rede auch erwähnt.
Auch die Reinigung der Schulflure nach dem Schulunterricht muss ja dann irgendwann abends passieren. Es ist überhaupt nicht mit dem Alltag der Schüler übereinander zu legen. Die Kinder sollen Hausaufgaben machen und nicht die Schulflure putzen.
Dafür haben wir Verträge. Wir haben Reinigungspersonal, das diese Aufgabe übernimmt, damit unsere Kinder Hausaufgaben machen können und nicht die Schule putzen.
Zur Essensausgabe: Sie schreiben in Ihrem Antrag, es soll rechtssicher und tragfähig sein. Rechtssicher kann es schon mal nicht sein, weil in der Grundschule die Schüler nicht arbeiten dürfen. Das wäre Kinderarbeit. In der Essensausgabe haben wir aber noch ganz andere Hürden, zum Beispiel die Hygiene. Wir brauchen den Gesundheitspass, und wir haben auch die Haftpflichtfrage: Wenn jemandem heißes Essen über den Arm gegossen wird, dann sind die Caterer dafür versichert, da ist ihr Personal versichert, und das Personal ist auch speziell ausgebildet im Umgang mit Lebensmitteln. Ich weiß nicht, ob Sie sich denken, dass wir unsere Schüler alle noch mal ausbilden und einen Hygienepass machen lassen, oder wie Sie sich das vorstellen.
[Tommy Tabor (AfD): Haben Sie schon mal einen Hygienepass gemacht? ‒ Zuruf von Jeannette Auricht (AfD)]
In welcher Zeit soll das denn geschehen? ‒ Auch die Schülerinnen und Schüler, die das Essen ausgeben sollen, haben eigentlich Unterricht. Sie können nicht in die Schule fahren und dann Essensausgabe spielen.
Dann hatten Sie Kinderhausmeister gesagt, und Sie haben da das Beispiel der Maria-Leo-Grundschule genannt. Ihnen ist aber bewusst, dass das ein symbolisches Projekt ist? – Das ist kein ernst gemeintes Hausmeisterprojekt. Da gehen die Kinder nicht die Heizung warten oder drehen die Temperatur hoch und runter. Da ist eine Sprachförderung dahinter. Das ist das Projekt. Die Kinder sollen symbolische Aufgaben mit einem pädagogischen Hintergrund machen. Sie sollen nicht spielerisch die Aufgaben als Kinderhausmeister machen, sondern die Sprache lernen. Das steht dahinter. Das hat überhaupt nichts mit der eigentlichen Hausmeistertätigkeit zu tun.
Ich habe es gesagt, das ist ein Gaga-Antrag, und den könnten wir eigentlich auch gleich ablehnen. Den brauchen wir gar nicht im Ausschuss besprechen. – Danke!
Vielen Dank! – Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat jetzt die Kollegin Burkert-Eulitz das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn man den Antrag nur so liest, dann wäre er noch halbwegs harmlos. Nach der Rede vom Kollegen Tabor habe ich da so meine Zweifel. Ist das jetzt die neue Art der Rekommunalisierung der Schulreinigung? – Ich weiß nicht.
Vielleicht fängt die AfD auch an, oben ihre Klos zu putzen und hier bei der Essensausgabe zu helfen. Dann wäre das vielleicht auch ein Ansatz, damit diese Stadt irgendwie ein bisschen sauberer wird. Genau das ist die Logik, die dahinter steckt. Das ist totaler Quatsch, und deswegen ist es auch abzulehnen. Unsere Aufgabe ist, dass wir erst mal dafür sorgen, dass die Schulen in einem Zustand sind, dass sich die Kinder da wohlfühlen,
dass die Gebäude ordentlich sind, dafür gibt es das Sanierungsprogramm, dass es neue Schulen gibt, dafür gibt es das Ausbauprogramm. Da sind wir mitten drin.
Die Frage der Reinigung ist auch noch mal was anderes. Wir müssen erst mal die Klos in den Zustand versetzen, dass die Kinder da überhaupt hingehen und sich das nicht verkneifen, krank werden und erst zu Hause gehen.
Also das ist totaler Quatsch. Alles andere hat Herr Bocian Ihnen schon gesagt. Dem kann ich mich nur anschließen. – Vielen Dank!