Sie können frühkindliche Bildung nicht, Sie können die Evaluierung des Bonusprogramms nicht, Sie können nicht das Schwänzen der Schule stoppen, Sie können das Schulessen nicht, Sie können die Landesgesellschaft zum Neubau und zur Sanierung von Schulen nicht, Sie können die Bezirke nicht personell ausstatten, Sie können Internet in Schulen nicht, und WLAN für Schülerinnen und Schüler können Sie auch nicht.
Bei aller Kritik: Es gibt auch ein Beispiel, das wirklich funktioniert, das gelungen ist und das aus meiner Sicht genannt werden muss, und das ist das Konzept der Facharbeitsgruppe „Schulraumqualität“. – Hut ab! – Hier sollten Sie im Übrigen ernsthaft prüfen, wie die Erkenntnisse dieser Facharbeitsgruppe auf die Sanierung von Schulen angewendet werden kann und nicht ausschließlich auf den Neubau. Ich weiß, dass das schwierig ist, aber wer hat gesagt, dass alles leicht sein soll?
Aber auch bei diesem Thema muss ich wieder reingrätschen. Was ist denn mit den Gymnasien und der Anwendung von diesem neuen Schulraumkonzept? Was haben Sie mit den Gymnasien in Berlin vor, die sich nach wie vor größter Beliebtheit erfreuen? Die sollen ja eigentlich erst einmal nicht neu gebaut werden. Sie setzen komplett auf den Neubau von Gemeinschaftsschulen – so sagt es zumindest Ihr Koalitionsvertrag. Sie wollen diesen Schultyp Gymnasium also am liebsten abhängen und nicht von neuen Konzepten profizieren lassen. Das ist schade, und es ist eine Schande für die Bildungsvielfalt in unserer Stadt.
Es sieht also so aus, als könnten Sie Gymnasium auch nicht. – Wie kann das nun weitergehen? Was muss folgen? – Natürlich kann man in drei Monaten nicht reparieren, was schon seit Jahrzehnten kaputt ist, aber man kann genauso wenig davon ausgehen, dass das, was in den vergangenen Jahrzehnten nicht geklappt hat, in den kommenden Jahrzehnten gelingt. Kurz: Wenn die eine Methode nicht funktioniert, dann suche dir eine andere, die funktioniert!
So etwas darf man nicht überstürzt machen! Unsere Kinder haben in den letzten 20 Jahren schon genug unter Bildungsexperimenten gelitten.
Sie brauchen ein durchdachtes Konzept und neue Wege, die ideologiefrei zum Bildungserfolg führen. Sie brauchen Schulen, die von starren Verwaltungssystemen befreit werden und Schulen, die selbstständig über ihr Budget und ihre Mitarbeiter entscheiden, sowie Schulen, die auskömmlich finanziert und personell ausgestattet sind. Sie brauchen Klassenzimmer, die den Bedürfnissen der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Schülerinnen und Schüler gerecht werden. Wir müssen darüber reden, wie das Klassenzimmer der Zukunft auszusehen hat, und wir müssen die Lehrkräfte mitnehmen, wenn es darum geht, neue, innovative Konzepte im Unterricht umzusetzen. Was nützten uns Smartboards in Klassenzimmern, wenn diese wie Tafeln oder Overheadprojektoren eingesetzt werden?
Hier muss endlich etwas geschehen. Das Fach Politik muss in Verbindung mit Wirtschaft und Finanzen eingeführt werden. Es gibt so viel zu tun, und es ist nicht nur ärgerlich, sondern auch traurig, dass die erforderlichen Schritte nicht gegangen werden. Wenn Sie das mit Ihren Koalitionären nicht schaffen, dann helfen wir Ihnen gern dabei, denn es geht mehr als um Parteiengezänk, sondern es geht um die Zukunft und die Möglichkeiten der Selbstentfaltung. Es geht darum, dass keine Bildungsverlierer durch das Bildungssystem erzeugt werden dürfen.
Mit uns haben Sie dabei einen verlässlichen Partner in der Bildungspolitik, dem der Bildungserfolg – unabhängig vom Elternhaus – wirklich wichtig ist. Glauben Sie mir! Wir haben ein mehr als ausreichendes Maß an Inkompetenzkompensationskompetenz, um Ihnen bei der Richtungsänderung für eine innovative Bildungspolitik für Berlin zu helfen. In den kommenden Wochen und Monaten werden wir Ihnen unsere Konzepte für moderne Bildung in und für Berlin präsentieren.
Lassen Sie uns heute ein Signal des Aufbruchs für Freiheit in der Bildung geben! Lassen Sie uns gemeinsam für eine bessere Bildung in Berlin kämpfen, für Bildungserfolge, losgelöst von Elternhaus und Herkunft, denn Bildung ist der Schlüssel zur Freiheit. – Vielen Dank!
Vielen Dank! – Für die SPD-Fraktion hat jetzt Frau Dr. Lasić das Wort. – Bitte schön, Frau Kollegin!
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Es wird Sie vielleicht überraschen, aber ich werde jetzt nicht eine Lobeshymne auf das Berliner Bildungssystem anstimmen.
Denn auch wenn man sich über den Humor im Titel der FDP durchaus streiten kann: Niemand von uns kann behaupten, damit zufrieden zu sein, wo Berlin in Sachen Schulen im Moment steht. Aber das, was an Vorschlägen seitens der FDP gerade kam, war mehr als schwach.
Um dieser Debatte etwas mehr Tiefe zu verleihen als dieses obligatorische „Die SPD ist an allem schuld!“, versuche ich mich mal an einem Rundumschlag der gro
Wir müssen uns darauf einstellen, dass bis zum Jahr 2024 86 000 neue Schülerinnen und Schüler in unser System kommen werden. Das sind 25 Prozent mehr als das, was wir jetzt haben. All diese Schüler werden Plätze brauchen und auch Lehrkräfte, die sie unterrichten und pädagogisch begleiten. Daher sind aus meiner Sicht und aus der Sicht der Koalition die großen Herausforderungen im Bildungsbereich unter drei Schlagworten zusammenzufassen: Bauen und Sanieren, Fachkräfte sichern, Qualität entwickeln.
Die Initialzündung beim Thema Sanierung und Neubau haben die aktuellen Vorlagen der Senatsverwaltung für Bildung gegeben. Wir haben jetzt endlich eine genaue Übersicht aller notwendigen Sanierungen und die Planungsgrundlage für fast alle neuen Standorte und notwendige Erweiterungen. Das ist ein Meilenstein mit bundesweitem Vorbildcharakter und löblicher Transparenz. Ich sage mit Blick auf Sie, Senatorin Scheeres, und Ihr Haus: Danke dafür!
Mit dem Gebäudescan und der Infrastrukturplanung stehen wir jedoch am Anfang der Prozesse und nicht an deren Ende.
Es muss immer noch geplant, priorisiert und nicht zuletzt gebaut werden, und dies alles im Zusammenspiel des Landes und der Bezirke.
Unser besonderes Augenmerk sollte dabei auf den neuen Schulen liegen. Was für eine großartige Chance bringt dies mit sich! – Wir haben seit Jahrzehnten nicht gebaut, und jetzt haben wir die Möglichkeit, über die ganze Stadt hinweg neue innovative Schulen zu bauen, weg von den Flurschulen. Überzeugende Konzepte für diese Schulen von morgen liegen vor. Ich freue mich, wenn die in die Umsetzung kommen. Ich hoffe, die Haushälter auch.
Aber Bauen allein wird nicht genug sein. Genug Lehrkräfte brauchen wir auch dazu, 16 000 neue Lehrkräfte in den nächsten sieben Jahren. Dies ist die zweite große Herausforderung, die auf uns wartet. Mehrere Schritte dafür haben wir schon auf dem Weg gemacht. Ich freue mich, dass wir in den Hochschulverträgen schrittweise die Verdoppelung der Studienplätze auf 2 000 haben werden. Ich freue mich, dass ab Herbst Grundschullehrkräfte endlich gleichwertig wie ihre anderen Kollegen bezahlt werden. Und ich freue mich, ich gebe das offen zu, dass wir innerhalb der Koalition trotz des Bedarfs keine Debatten über die Rückkehr zur Verbeamtung führen.
Baustellen bleiben trotzdem. Mit Sorgfalt werden wir die Eingliederung der Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger begleiten müssen. Sie werden in den nächsten Jahren Bestandteil der Lösung für den Fachkräftebedarf sein. Daran kommt man nicht vorbei. Es gilt, sie gut zu begleiten, weder sie noch ihre Mentorinnen und Mentoren zu überfordern und auch – dafür haben wir noch keine Lösung – Ballung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern an Risikoschulen zu verhindern.
Bauen und Fachkräfte sichern kann aber nicht genug sein. Es kann niemanden – gerade die SPD nicht – zufriedenstellen, wenn uns die Berlin-Studie bescheinigt, dass wir trotz der umfangreichen Schulstrukturreform immer noch eine Kopplung zwischen Bildungserfolg und sozialem Stand der Familie haben.
In Berlin entscheidet immer noch das Portemonnaie der Eltern darüber, wie gut meine Bildungschancen sind.
Dieser Satz ist so häufig gesagt worden, dass er sich abgenutzt hat. Aber was dahintersteckt, sind Menschen. Vor meinem inneren Auge sehe ich meine Weddinger Schüler, die ihr Bestes geben, um sich in unserer schwierigen Welt zurechtzufinden. Aber die trockenen Daten bestätigen die Binsenweisheit der Schulen vor Ort. Meine Schüler werden es an segregierten Schulen immer schwerer haben als Gleichaltrige in anderen Kiezen. Niemanden in diesem Saal kann das ruhig lassen.
Da ist die entscheidende Frage, gerade wenn wir heute über die notwendigen Schlussfolgerungen aus der BerlinStudie sprechen: Was müssen wir machen, um die Chancengerechtigkeit an Berliner Schulen weiter zu stärken?
Mit unseren Gymnasien auf der einen Seite und ISS und Gemeinschaftsschulen auf der anderen Seite gibt es zwei gleichwertige Wege, um zu allen Abschlüssen zu kommen. Unsere Botschaft an die Berliner Schülerinnen und Schüler muss daher sein: Egal welchen Weg du wählst, es steht dir alles offen.
Die Schulstrukturreform setzt den richtigen Rahmen für ein gerechteres Bildungssystem. Jetzt müssen wir die nächsten Schritte gehen. Was wir dabei nicht gebrauchen können, sind altbackene Debatten über Konzepte von gestern.