Protocol of the Session on September 17, 2020

Für uns als AfD ist klar, wie sich eine Lösung in Anlehnung an das australische Modell gestalten muss.

Erstens: Die illegale Einreise unter Berufung auf Asyl ist sofort zu beenden.

Zweitens: Hilfe wird vor Ort in der jeweiligen Krisenregion im Wege heimatnaher Zuflucht geleistet, wozu wir großzügig finanzielle und technische Hilfe leisten.

[Burkard Dregger (CDU): Wo steht das?]

Und wenn das erreicht ist, dann nehmen wir drittens in freier demokratischer Selbstbestimmung auserwählte, besonders Schutzbedürftige im Wege des humanitären Resettlements auf.

So sieht ein zukunftsfähiges Schutzsystem des 21. Jahrhunderts aus, im Kontrast zu dem konzeptlosen Herumgewurstel im Rahmen eines dysfunktionalen EU-Systems, das schon seit Jahren nicht mehr funktioniert. – Vielen Dank!

[Beifall bei der AfD – Beifall von Andreas Wild (fraktionslos) – und Kay Nerstheimer (fraktionslos)]

Für die Linksfraktion hat die Kollegin Schubert das Wort!

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Was ich erst einmal gut finde oder was uns mit der demokratischen Opposition eint, ist das Entsetzen über die Bilder, die wir im Moment aus Moria bekommen. Das ist schon einmal ein guter Schritt.

Was uns offensichtlich nicht eint, sind die Konsequenzen, die daraus zu ziehen sind. Denn, was wir jetzt lernen können aus dem, was gerade geschieht, ist, dass die Stra

tegie einer Festung Europa gescheitert ist, dass die Strategie, mit EU-Hotspots die Flüchtlinge von Europa fernzuhalten, gescheitert ist, und dass das Griechenland alleine als Außenposten der Europäischen Union nicht stemmen können wird – auch das haben wir aus diesen Ereignissen gelernt.

[Beifall bei der LINKEN]

Und ja, wir sind unbedingt dafür, Fluchtursachen zu bekämpfen, Herr Dregger! Fluchtursachen sind Krieg, sind Verfolgung. Aber wir sind nicht dafür, Flüchtlinge zu bekämpfen. Deswegen muss mit dieser Form der EUHotspots, die als geschlossene Lager – als QuasiGefängnisse – auf den griechischen Inseln gehalten werden, Schluss sein.

[Beifall bei der LINKEN – Zuruf von Harald Laatsch (AfD)]

Die Situation ist nicht nur in Moria schrecklich, die ist auch auf Samos schrecklich, die ist auf Chios schrecklich, die ist auf Kos schrecklich. Die Menschen dort haben keine Perspektive. Es dauert zum Teil Jahre, bis eine Asylentscheidung getroffen worden ist, weil die griechischen Behörden überfordert sind, und weil es die EU nicht schafft – was sie eigentlich wollte –, dort unterstützend zu wirken.

Deswegen haben wir in Moria jetzt 13 000 Menschen. Das Lager war einmal ausgelegt für 3 000 Menschen. Die Situation war auch vor dem Brand verheerend; und genauso ist es auch auf den anderen griechischen Inseln.

[Zuruf von Gunnar Lindemann (AfD)]

Deswegen bin ich froh, dass Berlin bereit ist von den griechischen Inseln – nicht nur aus Moria – aufzunehmen. Das ist ein wichtiger Schritt, auch wenn es erst mal nicht viele sind. Es ist ein wichtiger Schritt, deutlich zu machen: Wir können nicht weiter zugucken, wie Menschen in diesen Lagern ihre Zukunft verlieren.

[Gunnar Lindemann (AfD): Wer will diese Märchen glauben?]

Da sind Kinder, da sind Jugendliche, da sind so viele Menschen, die noch was in ihrem Leben wollen, und sie vegetieren in diesen Lagern vor sich hin. Das kann es nicht sein. Das ist eine Schande für Europa.

[Beifall bei der LINKEN und den GRÜNEN – Zurufe von der AfD]

Europa war ein Friedensprojekt – die Europäische Union – und jetzt ist es ein Lagerprojekt. Das dürfen wir so nicht stehenlassen!

Und: Ja, Herr Dregger, wir wollen auch eine europäische Lösung, aber eine europäische Lösung kann nicht sein: geschlossene Lager, Gefängnisse und dass Flüchtlinge ausgehungert werden und nichts zu trinken kriegen. Eine europäische Lösung muss sein, dass wir ein Aufnahmeregime finden, dass sich daran alle Länder beteiligen, dass

(Hanno Bachmann)

den Flüchtlingen Zukunftsperspektiven, Integrationsmöglichkeiten, Partizipationsmöglichkeiten geboten werden – in Europa, in dieser Europäischen Union.

[Georg Pazderski (AfD): Passt auf, der Kopf platzt! – Zuruf von Holger Krestel (FDP) – Zurufe von der AfD]

Frau Kollegin! Gestatten Sie einen Zwischenfrage?

Nein danke! – Nein, nicht Berlin blockiert eine europäische Lösung, Herr Seehofer blockiert seit Monaten die Aufnahme von Geflüchteten.

[Beifall bei der LINKEN und den GRÜNEN – Vereinzelter Beifall bei der SPD]

Seit Weihnachten bemüht sich der Innensenator darum, dass wir endlich die Zusage bekommen, dass wir aufnehmen können. Nichts ist passiert. Jetzt bewegt sich ein kleines bisschen was.

[Beifall bei der LINKEN, der SPD und den GRÜNEN]

1 500 angesichts der vielen Menschen, die in den Lagern sind, sind tatsächlich auch nur ein erster Schritt.

[Frank-Christian Hansel (AfD): Lassen Sie alle kommen!]

Es muss das Ziel sein, dass der Druck, den jetzt Berlin, Thüringen und Bremen entfachen, den die Bundesregierung und auch andere Regierungen entfachen, zu einem Dominoeffekt führt, sodass die gesamte Europäische Union bereit ist, aufzunehmen und zu einem Flüchtlingsregime zu kommen, das humanitär und an den Menschenrechten orientiert ist.

[Beifall bei der LINKEN und den GRÜNEN]

Deswegen brauchen wir eine solidarische Lösung in Europa. Dazu hat Berlin einen Anstoß gegeben, und das ist gut. Wir sind nicht alleine; Bremen und Thüringen habe ich schon benannt. Es sind viele Städte, in Europa übrigens, die Solidarity Cities, die bereit sind aufzunehmen, ob Barcelona oder Palermo; Bettina Jarasch hat sie schon erwähnt. Das ist der Kern und der Schlüssel. Wir haben über 120 Kommunen in Deutschland, die auch bereit sind; sie haben sich zu sicheren Häfen erklärt. Wir haben Platz.

[Marc Vallendar (AfD): Haben wir nicht!]

Wir können die Menschen jetzt aufnehmen.

[Marc Vallendar (AfD): Wir haben überhaupt keinen Platz!]

Wir können diesen Dominoeffekt in Gang setzen.

[Beifall bei der LINKEN und den GRÜNEN]

Dass Seehofer sich überhaupt bewegt, ist auch nur dem Druck der R2G-Länder und dieser Städte und Gemeinden zu verdanken.

Zur Behauptung, die Aufnahmebereitschaft sei ein PullFaktor: Das ist Quatsch! Die Leute sind doch schon geflohen.

[Zuruf von Paul Fresdorf (FDP) und Holger Krestel (FDP)]

Sie brauchen jetzt eine Perspektive, deswegen müssen wir jetzt sehr schnell handeln. Wir haben Platz in Berlin. Wir haben Platz in vielen, vielen Gemeinden in dieser Republik.

[Zurufe von Jeannette Auricht (AfD), Gunnar Lindemann (AfD) und Marc Vallendar (AfD)]

Wir haben viel Platz in Europa. Wir sollten mehr 2015 wagen und mit der Zivilgesellschaft sagen: Refugees welcome! – Vielen Dank!

[Beifall bei der LINKEN, der SPD und den GRÜNEN]

Für eine Zwischenbemerkung hat der Abgeordnete Bachmann das Wort.

Frau Schubert! Ich habe eben schon über unterschlagene Fakten gesprochen. Auch Sie haben eine wichtige Tatsache unterschlagen: Das Lager auf Moria gibt es schon seit 2014. Eigentlich waren die Verhältnisse dort von Anfang an relativ beklagenswert. Die Geschichte von Moria ist eine Abfolge von Überfüllungen, Gewaltausbrüchen, Brandstiftungen, dann Überführungen einiger aufs Festland oder ins Ausland, dann wieder Nachrücken anderer aus der Türkei. Ich möchte Sie aber mal fragen: Wer hat in der Zeit eigentlich in Griechenland regiert?

[Jeannette Auricht (AfD): Tja!]