Protocol of the Session on June 4, 2020

Vielen Dank! – Was hier auf den Müll gehört, mögen andere entscheiden und nicht Sie.

[Ülker Radziwill (SPD): Die AfD-Ideologie!]

Ich will aber noch einen Satz sagen zu dem Vorwurf: die Polizei, und das wäre alles ganz schrecklich. – Erstens: 2011, als in diesem Haus die Kennzeichnungspflicht für die Polizistinnen und Polizisten beschlossen wurde,

[Karsten Woldeit (AfD): Auch schon ein Riesenfehler!]

gab es auch Riesenproteste und: Keine Landespolizei werde jemals wieder Polizistinnen und Polizisten nach Berlin schicken. – Eingetreten ist davon nichts. Ich kann es verstehen. Ich habe auch den Tweet vom Kollegen Schrader heute Früh gelesen, dass Herr Wendt vor dem Abgeordnetenhaus Interviews gegeben hat. Ich finde, Herr Wendt ist nun wirklich der schlechteste Zeuge gegen ein ordentliches Landesantidiskriminierungsgesetz.

[Beifall bei der LINKEN und den GRÜNEN – Vereinzelter Beifall bei der SPD – Lachen bei der AfD – Karsten Woldeit (AfD): Das ist der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft!]

Für die FDP-Fraktion hat dann Herr Kollege Krestel das Wort.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vielleicht eine kurze Anmerkung zu meinem Vorredner, Herrn Schatz: Das von Ihnen zitierte Gender-Pay-Gap ist heute schon illegal und stellt –

[Anne Helm (LINKE): Eben! Darum ging es! Das war der Punkt!]

darüber habe ich mich mit meiner Kollegin Jasper-Winter verständigt – kein Argument für das Landesantidiskriminierungsgesetz dar. Bitte nehmen Sie das mit für die zukünftige Diskussion!

[Beifall bei der FDP, der CDU und der AfD – Anne Helm (LINKE): Das war der Punkt! – Steffen Zillich (LINKE): Sie haben das ausgeschlossen? Okay! Na dann! Welche Argumente haben Sie denn noch ausgeschlossen?]

Jetzt kommen wir zum Landesantidiskriminierungsgesetz. Schon 2005 zitierte unser damaliger Bundespräsident Horst Köhler – –

[Zuruf von Steffen Zillich (LINKE)]

Ich bin lauter als Sie, glauben Sie mir das! –

[Beifall bei der FDP und der AfD – Beifall von Heiko Melzer (CDU)]

Damals zitierte unserer damaliger Präsident Horst Köhler Charles de Montesquieu: „Wenn es nicht notwendig ist, ein Gesetz zu erlassen, dann ist es notwendig, kein Gesetz zu erlassen.“

[Beifall bei der FDP, der CDU und der AfD – Zuruf von der CDU: Sehr gut!]

Dieser Montesquieu war ein weitsichtiger Mann. Es ist, als ob er den heutigen Tag vorausgeahnt hätte.

[Heiterkeit bei der FDP und der CDU]

Herr Kollege! Ich darf Sie fragen, ob Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Zillich zulassen.

Ich glaube nicht, dass dies den Erkenntnisprozess befördern würde.

[Beifall und Heiterkeit bei der FDP, der CDU und der AfD]

Das habe ich also als ein Nein zu verstehen?

[Steffen Zillich (LINKE): Da haben Sie viel reininterpretiert!]

Im Land Berlin genießt man einen sehr weitgehenden Schutz vor Diskriminierung, dessen Grundlagen ganz oben angesiedelt sind.

[Zurufe von der LINKEN und den GRÜNEN]

(Karsten Woldeit)

Herr Zillich! Das bringt nichts. Sie bringen mich nicht aus der Fassung. – Denn direkt in der Verfassung von Berlin, im Artikel 10,

[Steffen Zillich (LINKE): Und Herr Fresdorf ärgert sich, wenn man keine Zwischenfrage zulässt!]

sind weitgehende Rechte, die der Antidiskriminierung dienen, verankert.

[Weitere Zurufe – Ülker Radziwill (SPD): Ein bisschen mehr Benehmen, meine Herren!]

Das LADG ist schlicht nicht notwendig oder, wie der Kollege Zimmermann vor einigen Minuten dem RBB ins Mikro sagte: Wir brauchen dieses Gesetz nicht. – Das ist einen Applaus wert, liebe sozialdemokratische Kollegen.

[Beifall bei der FDP, der CDU und der AfD – Zuruf von Heiko Melzer (CDU)]

Das LADG enthält in § 7 eine Beweislastumkehr, die dort euphemistisch „Vermutungsregelung“ genannt wird. Demnach genügt es, die Diskriminierung zu behaupten, und zwar so, dass der Vortrag das Vorliegen eines Verstoßes wahrscheinlich macht. Danach obliegt es der öffentlichen Stelle, den Verstoß zu widerlegen. Das verstößt gegen grundlegende Rechtsgrundsätze. In einem demokratischen Rechtsstaat muss derjenige, der eine Anschuldigung vorträgt, schließlich den Nachweis führen – statt den Angeschuldigten in Zugzwang zu setzen, seine Unschuld zu beweisen.

[Beifall bei der FDP und der CDU – Vereinzelter Beifall bei der AfD – Burkard Dregger (CDU): So ist es!]

Dass Rot-Rot-Grün zwischenzeitlich den Einsatz für den Anschuldiger in einem zweiten Antrag auf „überwiegend wahrscheinlich“ erhöht hat, ist reine juristische Sprachkosmetik, die keine messbare Änderung in der rechtlichen Beurteilung enthält.

[Beifall bei der FDP]

Dass ein Beschuldigter letztlich seine Unschuld beweisen muss, bleibt ein rechtstaatliches Unding. Das LADG ist rechtsstaatlich nicht haltbar.

[Beifall bei der FDP – Vereinzelter Beifall bei der CDU und der AfD]

Mit demselben Änderungsantrag, der uns im Laufe des Verfahrens „überwiegend“ zum „wahrscheinlich“ dazu beschert hat, hat Rot-Rot-Grün aber auch den Einsatz für die ohnehin schon finanziell gebeutelten Steuerzahler erhöht. Aufgrund des rot-rot-grünen zweiten, des Änderungsantrags, der den Ursprungsantrag noch ein bisschen rot-rot-grüner machte, soll nun jede Dienstkraft mit Vorgesetzten- und Leitungsfunktion – deren Zahl, denn da rechnet jeder kleine Gruppenleiter mit rein, dürfte in die Tausende gehen – gesetzlich verpflichtet werden, an Fortbildungen und Qualifizierungen teilzunehmen. Das bedeutet, die verschwinden wochenlang aus dem Regel

dienst und machen Fortbildungen zum Landesantidiskriminierungsgesetz.

[Ronald Gläser (AfD): Rotlichtbestrahlung!]

Das LADG wird Berlin also buchstäblich in jeder Beziehung teuer zu stehen kommen.

[Beifall bei der FDP – Vereinzelter Beifall bei der CDU]

Gestatten Sie mir noch kurze Anmerkungen: Herr Walter! Sie benutzten vorhin immer den kurzen Begriff „von rechts“. Aus dem Zusammenhang Ihrer Worte meinten Sie damit offensichtlich die sitztechnisch gesehen gesamte rechte Hälfte dieses Parlaments.

[Anne Helm (LINKE): Daher kommt der Begriff auch!]

Wie Sie die CDU und die FDP durch geschickte Formulierungen aus dem demokratischen Diskurs so ein wenig herausdrängen wollen – Herr Schatz hat auch ein Beispiel dafür abgeliefert –,

[Anne Helm (LINKE): Nein!]

das ist für mich eine Form von Sozialfeudalismus, in dem Sie sich Ihr Lehen in Form von Begriffsherrschaft selbst verleihen, und den diese rot-rot-grüne Koalition wie Mehltau über diese Stadt breitet und damit die Gesellschaft letztlich spaltet.

[Beifall bei der FDP und der CDU – Beifall von Andreas Wild (fraktionslos) – Zuruf von Carsten Schatz (LINKE)]

Lassen Sie es mich zum Schluss noch einmal erklären: Da Sie den Umweltschutz gepachtet haben, ist jeder, der Ihren manchmal ziemlich komischen Ideen etwas entgegenstellt, ein Umweltfeind. Da Sie den Tierschutz erfunden haben wollen,