Protocol of the Session on May 14, 2020

Es ist mir eine große Freude, Herr Buchner. Gerne!

Dann stelle ich Ihnen dieselbe Frage, die ich dem Kollegen Stettner schon stellen wollte: Sie beschreiben hier über drei Minuten, dass der Antrag schlecht ist und eigentlich auch einen anderen Hintergrund hat. Warum ringen Sie sich eigentlich nicht dazu durch, einen unsinnigen Antrag auch einmal abzulehnen?

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN – Franz Kerker (AfD): Weil man das ja nicht zugeben darf!]

Als Sie gerade damit beschäftigt waren, sich einzudrücken und das Mikrofon zurechtzurücken, sagte ich es: Auch wir lehnen natürlich „Schreiben nach Gehör“ ab. Wir sagen auch, dass eine Fibel-Methode ihr Existenzrecht hat, aber als ausschließliche Methode sehen wir sie in Berlin nicht. Wir werden uns enthalten, weil wir keine Ausschließlichkeit herstellen wollen,

[Beifall bei der FDP – Dennis Buchner (SPD): Sehr aufmerksam, Herr Kollege!]

sondern die Vielfalt das Methodenkorbs in Berlin hochhalten wollen. – Viel mehr ist dazu nicht zu sagen. – Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

[Beifall bei der FDP und der CDU]

Vielen Dank! Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat die Kollegin Burkert-Eulitz jetzt das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn Uta das miterlebt hätte, hätte sie wahrscheinlich nicht Fu gerufen, sondern pfui. Wir müssten den Antrag eigentlich umbenennen in „Pfui“. Und das Sie hier schon wieder das zweite Mal mit Ihrem Großvater kommen – er möge in Frieden ruhen und hat bestimmt Vernünftiges getan –, aber, Herr Kerker, das ist auch der einzige Beitrag, den Sie bisher bildungspolitisch hier gebracht haben.

[Lachen von Torsten Schneider (SPD)]

Sachverstand gleich null, seit Jahren keinerlei inhaltlicher Beitrag im Ausschuss.

[Franz Kerker (AfD): Das ist doch Blödsinn, was Sie erzählen!]

Der Antrag ist vom 4. Dezember 2018. Wir haben über diesen Antrag kein einziges Wort im Ausschuss gesprochen. Der Antrag, halboffene Fibellehrgänge als Methode für den Schriftspracherwerb verbindlich vorzuschreiben, steht im Widerspruch zu den Grundsätzen geltenden

Rechts des Berliner Schulgesetzes. Auch hinsichtlich der Vorgaben des Rahmenlehrplans, der bereits existierenden Handreichungen und Fortbildungen, die auf wissenschaftlich fundierte Konzepte des Schriftspracherwerbs Bezug nehmen sowie hinsichtlich der in der Unterrichtspraxis bereits jetzt zum Einsatz kommenden Lehr- und Lernmaterialien ist der Antrag unbegründet.

Nach § 7 Abs. 2 Schulgesetz gestaltet und organisiert jede Schule im Rahmen der staatlichen Verantwortung und der Rechts- und Verwaltungsvorschriften den Unterricht, die Erziehung, das Schulleben sowie ihre personellen und sächlichen Angelegenheiten selbstständig und in eigener Verantwortung. Die Auswahl von Methoden und Lehr- und Lernmaterialien liegt in der fachlichen Verantwortung der Lehrkräfte, die sich bei ihren Entscheidungen an den Vorgaben des Rahmenlehrplans sowie am Stand der Fachwissenschaft orientieren. Der geltende Rahmenlehrplan nimmt Bezug auf die Bildungsstandards im Fach Deutsch für den Primarbereich der KMK, in denen die Kompetenzen definiert sind, die Schülerinnen und Schüler im Lesen und Schreiben am Ende der Jahrgangsstufe 4 erworben haben. Ich kann noch drei Seiten fortfahren. Vielleicht brauchen Sie von der AfD da noch ein bisschen Fortbildung, aber scheinbar interessiert Sie das gar nicht. Eine Befragung hat im Übrigen ergeben, dass im Unterricht der Schuleingangsphasen an Berliner Schulen in der Regel Fibellehrwerke bzw. lehrwerksähnliche Materialien der Verlage zum Einsatz kommen. Jetzt wissen Sie Bescheid.

[Beifall bei den GRÜNEN, der SPD und der LINKEN]

Vielen Dank! – Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Zu dem Antrag der AfD-Fraktion auf Drucksache 18/1521 – „Uta ruft Fu!“ Rechtschreiben von Anfang an – Schriftspracherwerb durch fibelorientierte Lehrgänge – empfiehlt der Fachausschuss gemäß Beschlussempfehlung auf Drucksache 18/2569 mehrheitlich – gegen die AfD-Fraktion bei Enthaltung der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP – die Ablehnung. Wer dem Antrag dennoch zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. – Das ist die AfD-Fraktion und ein fraktionsloser Abgeordneter. Gegenstimmen? – Bei Gegenstimmen der Koalitionsfraktionen – Enthaltungen? – und Enthaltungen der CDU-Fraktion sowie der FDP-Fraktion ist der Antrag damit abgelehnt.

Die Tagesordnungspunkte 10 bis 12 stehen auf der Konsensliste.

Ich rufe nun auf

lfd. Nr. 13:

Gemeinwohl oder Eigennutz? Fragwürdige Projektvergabe aufklären, persönliche Verflechtungen transparent machen!

Beschlussempfehlung des Hauptausschusses vom 22. April 2020 Drucksache 18/2646

zum Antrag der Fraktion der CDU Drucksache 18/2555

In der Beratung beginnt die Fraktion der CDU und hier der Kollege Evers. – Bitte schön!

Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Antrag, den wir heute verhandeln, steht gewissermaßen stellvertretend als ein Mosaikstein für das ganze Bild, das sich uns immer wieder im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bietet, und fast habe ich ein schlechtes Gewissen, dass wir hier der Bezirksaufsicht – der Innensenator hört ja aufmerksam zu – einen weiteren Sachverhalt auferlegen wollen, bei dem es sich lohnt, dem Stadtrat Florian Schmidt auf die Finger zu schauen. Ich hatte ja neulich das Vergnügen, Akteneinsicht beim Innensenator zu nehmen und mich mit der Bezirksaufsicht zum Thema Friedrichshain-Kreuzberg zu beschäftigen. Ich glaube, ich verrate kein Geheimnis und verletze keine Vertraulichkeit, wenn ich sage, dass sich die Bezirksaufsicht für Friedrichshain-Kreuzberg im Wesentlichen mit einer Personalie auseinanderzusetzen hat, nämlich sehr regelmäßig mit den Verfehlungen von Florian Schmidt. Das macht dort sicherlich keinem Spaß.

Nichtsdestotrotz greifen wir einen weiteren Sachverhalt auf, der die In-sich-Geschäfte der linken Szene in Friedrichshain-Kreuzberg adressiert, und ich glaube, dass es das uns auch wert sein sollte.

[Zurufe von den GRÜNEN]

Mosaikstein hin oder her: Was in FriedrichshainKreuzberg zu beobachten ist – – Und wahrscheinlich liest der Senator aus Friedrichshain-Kreuzberg gerade deswegen so aufmerksam den Immobilienteil, um dort schon die nächste Einkaufstour vorzubereiten.

[Torsten Schneider (SPD): He!]

Ob man hier als Senator während des Plenums Zeitung lesen muss, sei mal dahingestellt, aber da hat jeder sein eigenes Arbeits- und Selbstverständnis des Hauses.

[Zurufe von der SPD und den GRÜNEN]

Was aber auf jeden Fall uns allen miteinander hoffentlich nicht zuletzt in diesen Zeiten klar sein sollte, ist, dass es sich Berlin nicht länger leisten kann, was wir seit Jahren in Friedrichshain-Kreuzberg beobachten: Die Selbstherrlichkeit, mit der Florian Schmidt dort durchregiert, ganz

(Marianne Burkert-Eulitz)

offensichtlich von Linken und Grünen in einer Weise toleriert, auch hier im Haus, wie ich mir das kaum vorstellen konnte!

[Katrin Schmidberger (GRÜNE): Waren Sie schon mal da?]

Ich habe eben schon von der Akteneinsicht bei der Innenverwaltung gesprochen. Das war noch die kürzeste.

[Benedikt Lux (GRÜNE): Kommen Sie doch mal zum Punkt!]

Wenn man sich in der Finanzverwaltung mit dem Berg von Akten beschäftigt rund um die DIESE eG und all die anderen dubiosen Geschäfte, die dieser selbsternannte aktivistische Stadtentwickler in und um FriedrichshainKreuzberg herum angestoßen und abgewickelt hat, dann wird einem schon angst und bange. Ich bin schon sehr gespannt auf die Akteneinsicht bei der Stadtentwicklungsverwaltung. Dort wird der Bestand noch umfangreicher sein, und auch darauf, was die IBB zum Missbrauch ihrer Aufgaben durch Florian Schmidt und seine Kompagnons in der rot-rot-grünen Koalition zu sagen hat, bin ich sehr gespannt.

Der Mosaikstein LokalBau – das habe ich schon gesagt – ist beispielgebend für die Art und Weise, in der hier eine Szene sich selbst bedient und in der letztlich öffentliche Mittel in einer Art und Weise instrumentalisiert werden, die ja all das erst möglich gemacht haben, was wir bei der DIESE eG, im Zusammenhang mit dieser Auftragsvergabe und bei vielen anderen aktivistischen Projekten des Stadtrats sehen, sodass die Bürgermeisterin selbst inzwischen auch zu dem Schluss gekommen ist, dass man ihm besser einen Teil seiner Verantwortlichkeiten entzieht. Das mag jetzt mal ein erster Schritt sein. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Dinge seitdem nicht noch schlimmer geworden sind. Nichtsdestotrotz sollten wir und insbesondere die Kollegen von der SPD-Fraktion, die ja wenigstens in Ansätzen haben erkennen lassen, eine gewisse Skepsis in Bezug auf Florian Schmidt an den Tag zu legen, es uns nicht nehmen lassen, hier die Kontrollmöglichkeiten des Landes auch herauszufordern, und das ist unseres Erachtens an dieser Stelle in erster Linie die Bezirksaufsicht.

Aber das wird sicherlich nicht das Ende der parlamentarischen Aufklärung sein. Das kann ich Ihnen heute schon versichern. Ich bin der festen Überzeugung, dass dann, wenn die verschiedenen Akteneinsichten abgeschlossen sind, Sie sich noch einer ganzen Reihe weiterer Fragen ausgesetzt sehen werden, und das ist ja das Bedauerliche und Erschreckende an diesem Sachverhalt:

[Katrin Schmidberger (GRÜNE): Was für ein Sachverhalt?]

Es geht nicht allein um Friedrichshain-Kreuzberg. Das, was wir im Handeln von Friedrichshain-Kreuzberg erkennen, hat längst auch den Senat ergriffen. Hier stehen viele Senatoren auch in persönlicher Mitverantwortung

für eine Art und Weise der Handhabung öffentlichen Geldes und der Handhabung von Instrumenten der öffentlichen Vergabe, die vor In-sich-Geschäften und vor dubiosen Sachverhalten der Art, wie wir es bei der LokalBau erleben, schützen sollten, und nichts dergleichen hat bisher gegriffen.

[Torsten Schneider (SPD): Ich kenne den Sach- verhalt nicht, vielleicht klären Sie mich mal auf!]

Also diese Kontrollmöglichkeiten, die das Parlament hat, sollten wir unsererseits nutzen. Wir sollten den Senat auffordern, die Kontrollmöglichkeiten, die der Senat hat, seinerseits zu nutzen, und uns dann anschließend mit den Ergebnissen beschäftigen.

[Gabriele Gottwald (LINKE): Was ist der Inhalt, über den Sie reden?]

Immer noch über Florian Schmidt.

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Falls Sie in den letzten Minuten nicht zugehört haben, erkläre ich es Ihnen gern noch einmal: Dieses ist einer der Mosaiksteine, die ein Gesamtbild ergeben, das uns an Friedrichshain-Kreuzberg erschrecken muss, und es sollte uns allen ein Parlamentsauftrag sein, das in das Rampenlicht der Öffentlichkeit zu rücken und alle Transparenz- und Aufklärungsmöglichkeiten und -mechanismen zu nutzen, die dem Parlament und dem Land Berlin zu Gebote stehen.

Darf ich Sie noch einmal fragen, ob Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Zillich zulassen?