Sie verursachen eine explosive Stimmung. Mittlerweile finden sogar Normalverdiener kaum noch bezahlbare Wohnungen. Berliner mit geringem Einkommen und Rentner leiden unter dieser Situation besonders. FĂŒr mich ist es völlig unbegreiflich, warum Sie den Wohnungsbau nicht zu Ihrer PrioritĂ€t machen.
Stattdessen fantasieren Sie ĂŒber Enteignungen, damit wollen Sie von Ihrem Versagen ablenken und uns Berlinern Sand in die Augen streuen. In Wirklichkeit offenbaren Sie doch in jĂ€mmerlicher Weise, dass Sie auf die Mietenkrise keine Antwort haben.
Nein, danke! â Sie wissen genau, dass eine Enteignung von Wohnungsunternehmen in der Sache wirkungslos wĂ€re. Keine Miete wĂŒrde sinken, keine neue, dringend benötigte Wohnung wĂŒrde entstehen. Private Bauherren, die immer noch 90 Prozent der Wohnungen in Berlin bauen, wĂŒrden unserer Stadt den RĂŒcken kehren. Der Wohnungsbau wĂŒrde dramatisch zurĂŒckgehen, noch mehr Wohnungssuchende wĂŒrden verzweifeln, es wĂŒrde zu erheblichen sozialen Verwerfungen kommen. Sie, meine Damen und Herren von den Linksparteien SPD, Linkspartei und GrĂŒne, wissen das alles. Sie versĂŒndigen sich an der Zukunft unserer Stadt. Sie opfern den sozialen Zusammenhalt unserer Stadt, und das ist unverantwortlich!
Die Enteignungsdebatte ist nicht nur Gift fĂŒr den Wohnungsbau, fĂŒr bezahlbare Mieten und den sozialen Zusammenhalt in unserer Stadt, sie ist auch Gift fĂŒr unseren demokratischen Rechtsstaat. Die Linke hat bereits gefordert, den Rechtsstaat auf links zu drehen.
Sie hat Wohnungsbesetzungen nach Robin-Hood-Manier zum legitimen Mittel erklÀrt. Die Linke hat sich damit vom demokratischen Rechtsstaat abgewendet.
Sollte der Berliner Senat umfangreiche Enteignungen unterstĂŒtzen, so wĂ€re dies kalkulierter Verfassungsbruch. Das bestĂ€tigt das Gutachten des angesehenen Verfassungsrechtlers Helge Sodan. Auch das Konzept des Mietendeckels, Herr Kollege Schneider, hĂ€lt laut einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages einer verfassungsrechtlichen PrĂŒfung nicht stand. Ich fordere Sie deshalb auf: Beenden Sie die Debatte ĂŒber verfassungswidrige Vorhaben sofort! Wenn Sie die verirrten Geister Ihrer Koalition nicht sofort auf den Kurs des Rechtstaates bringen,
machen Sie sich persönlich verantwortlich fĂŒr Erwartungen und Hoffnungen unserer BĂŒrger, die Sie schĂŒren, die Sie aber bitter enttĂ€uschen werden.
Sie machen sich verantwortlich fĂŒr einen irreparablen Vertrauensverlust und Politikverdrossenheit, und Sie werden letztlich die radikalen RĂ€nder stĂ€rken.
Wozu Ihre Enteignungsfantasien fĂŒhren, zeigt ein Schreiben der Hilfswerksiedlung der Evangelischen Kirche. Das sozial orientierte Unternehmen bietet gĂŒnstige Mietwohnungen an. Es ĂŒbernimmt soziale Verantwortung, indem es fĂŒr sozial Schwache Wohnraum vorhĂ€lt. Diese verdienstvolle, soziale Hilfswerksiedlung taucht in einer Liste von vergesellschaftungsreifen Wohnungsunternehmen des Berliner Senats auf, denn sie verfĂŒgt ĂŒber mehr als 3 000 Wohnungen. Meine Damen und Herren der Linkskoalition! Wollen Sie die Vorbilder sozialen Wohnungsbaus enteignen? Dann wĂŒrden Sie sozial gebundenen Wohnungsbestand privatisieren, ohne ihn weiter sozial zu binden. Das ist doch unglaublich!
[Beifall bei der CDU â Beifall von Sebastian Czaja (FDP) â Steffen Zillich (LINKE): Macht keiner!]
Auf der Enteignungsliste steht auch ein Wohnungsunternehmen israelischer EigentĂŒmer. MĂŒssen wir das jetzt so verstehen, dass jĂŒdisches Eigentum in Deutschland wieder enteignet werden soll?
Diese Beispiele verdeutlichen doch, dass die Initiatoren des Volksbegehrens auf völligen Abwegen sind, und Sie mit ihnen. Die Feindbilder des Volksbegehrens eignen sich nicht dazu, von Ihrem Versagen bei der Wohnungsbaupolitik abzulenken.
[Starker Beifall bei der CDU â Vereinzelter Beifall bei der AfD und der FDP â Zurufe von der LINKEN]
Hinzu kommt, dass bei Enteignungen milliardenschwere EntschÀdigungszahlungen aus der Landeskasse zu zahlen wÀren, nach aktuellen Berechnungen zwischen 28 und 36 Milliarden Euro, Folgekosten nicht eingerechnet.
Mit diesem Steuergeld wĂŒrden dann nicht 250 000 neue, dringend benötigte Wohnungen gebaut und auch keine Schulen saniert und auch keine Lehrer eingestellt werden. Um Ihnen die GröĂenordnung dieses Betrages zu verdeutlichen: Der gesamte Haushalt des Landes Berlin fĂŒr das Jahr 2018 betrug rund 30 Milliarden Euro. Enteignungen hĂ€tten die finanzielle HandlungsunfĂ€higkeit
Berlins zur Folge. Sie schaffen damit keine einzige neue Wohnung. Sie wĂŒrden nicht verhindern, dass die Mieten in Berlin weiter steigen. Stattdessen wĂŒrden wir unseren Kindern riesige Schuldenberge hinterlassen. Die KreditwĂŒrdigkeit des Landes Berlin wĂŒrde herabgestuft, und dem Wirtschaftsstandort Berlin wĂŒrden nachhaltige SchĂ€den zugefĂŒgt. Enteignungen verletzen das Gemeinwohl.
Nein, danke! â Daneben wĂ€re eine solche Politik vor allem eines: Sie wĂ€re ungerecht. Mit sehr viel Steuergeld wĂŒrde nicht allen, sondern allenfalls einigen wenigen geholfen. Auch Vorkaufsrecht und Rekommunalisierung sind vor allem teure Beruhigungspillen, die auf dem Mietenpreismarkt nicht besser wirken als Placebos, nĂ€mlich gar nicht. Die Berliner mĂŒssen sich ihre Stadt auch in Zukunft noch leisten können. Deshalb ist es höchste Zeit fĂŒr ein BĂŒndnis fĂŒr mehr Wohnungsbau mit allen Partnern, die bauen können und wollen.
Und dazu gehören alle öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften, aber auch die Genossenschaften und auch die Privaten. Gleichzeitig mĂŒssen Spekulationen zurĂŒckgedrĂ€ngt und die Rechte der Mieter geschĂŒtzt werden. Gerade Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen werden es angesichts der durch Ihre Politik zu verantwortenden Wohnungsnot ohne finanzielle Hilfen nicht schaffen, eine Wohnung zu finden. Deshalb mĂŒssen wir auch Durchschnittsverdiener finanziell unterstĂŒtzen und gleichzeitig den Neubau ankurbeln. Um die Mietenkrise zu lösen, brauchen wir konstruktive und kreative Lösungen, keine milliardenschweren Enteignungen ohne Erfolgsaussichten.
Und zum Schluss: Enteignungen sind keine Lösungen fĂŒr die Mietenkrise in Berlin. Sie sind schon gar nicht Notwehr, sondern Ausdruck Ihrer völligen Ideenlosigkeit und Ihres Unvermögens, politische Verantwortung zu ĂŒbernehmen.
Meine Damen und Herren von den verirrten Linksfraktionen! Lösen Sie sich hier und heute von jeglichen Enteignungsphantasien! Seien Sie sich gewiss, dass wir uns sonst Ihrem unsozialen und rechtsstaatswidrigen Treiben mit allen rechtsstaatlichen Mitteln entgegenstellen werden. â Herzlichen Dank!
Herr PrÀsident! Meine Damen und Herren! Der Redner der AfD hat erklÀrt, der Markt warte auf ein Signal. Ich sage: Die Mieterinnen und Mieter in dieser Stadt warten auf ein Signal, dass dieser Mietenwahnsinn beendet wird.
Die Menschen erwarten nĂ€mlich, dass nicht permanente Mietsteigerungen ihr verfĂŒgbares Haushaltseinkommen reduzieren, dass sie zunehmend Probleme haben, in ihren angestammten Quartieren zu wohnen, vertrieben werden. Das ist das, worum es geht in dieser Stadt. Und da warten die Menschen auf ein klares Signal.
Was uns die CDU prÀsentiert hat, ist naiver ökonomischer Kinderglaube an das Gesetz von Angebot und Nachfrage.
Wenn Sie mal aufgepasst hÀtten, hÀtten Sie gelernt, dass Grund und Boden kein beliebig vermehrbares Gut sind.
Wenn Sie aufgepasst hĂ€tten, hĂ€tten Sie gemerkt, dass wir nach der Finanzkrise die Situation haben, dass groĂe Mengen ĂŒberschĂŒssiges Kapital, noch angetrieben durch die niedrigen Zinsen, Anlagemöglichkeiten auf den ImmobilienmĂ€rkten suchen; dass dort nicht ĂŒberwiegend in bezahlbares, leistbares Wohnen investiert wird, sondern in hochwertiges Wohnen zu hohen Preisen, in Eigentumswohnungen, die einen schnellen Kapitalumschlag garantieren, und damit wird eben genau das Problem, das wir in dieser Stadt haben, nĂ€mlich zu wenig leistbare Wohnungen, nicht gelöst.
Das, was wir gegenwĂ€rtig haben auf dem Berliner Immobilienmarkt, nennt man Immobilienspekulation. Das kommt in Ihrem ökonomischen Denken ĂŒberhaupt nicht vor.