Protocol of the Session on March 7, 2019

[Zuruf von Regina Kittler (LINKE)]

Außer Absichtserklärungen und ein paar wenigen Plätzen mehr in den Frauenhäusern gibt es überhaupt keine konkreten Verbesserungen für die Frauen in dieser Stadt.

[Beifall bei der CDU – Zuruf von Ülker Radziwill (SPD)]

Frau Kollegin! Ich darf Sie fragen, ob Sie Zwischenfragen der Kollegin – –

Nein, danke!

Keine Zwischenfragen!

So ein Feiertag ist kein Selbstzweck. Wir haben seit Monaten gefordert, den Feiertag mit einem entsprechenden Maßnahmen- und Veranstaltungskonzept zu unterlegen, um das allgemeine Bewusstsein für diesen Feiertag zu schärfen,

[Zurufe von Iris Spranger (SPD) und Melanie Kühnemann-Grunow (SPD)]

egal, welcher es geworden wäre. Was macht der Senat? – Nichts! Keine Veranstaltung ist von Senatsseite geplant. Die Fraueninitiativen dieser Stadt werden es schon richten, so wie immer. Ein weiteres Armutszeugnis für diesen Senat!

[Zuruf von Ülker Radziwill (SPD) – Burkard Dregger (CDU): Hören Sie doch mal zu!]

Wo bleiben die konkreten Vorstöße der Koalition in Richtung Paritätsgesetz? Vor einem Jahr haben wir an dieser Stelle darüber geredet.

[Zurufe von Franziska Becker (SPD) und Melanie Kühnemann-Grunow (SPD)]

Nicht, dass ich mich darum reißen würde,

[Zurufe von Regina Kittler (LINKE) und Stefanie Fuchs (LINKE)]

aber auch hier bleibt es nur bei Absichtserklärungen. Ich habe Ihren Gesetzentwurf noch nicht vorliegen.

Ich wünsche auch Ihnen, liebe Koalition, morgen einen schönen Feiertag und vor allem einen Feiertag mit richtig guten Gedanken, wie man die Frauen in Berlin zukünftig voranbringen kann.

[Anja Kofbinger (GRÜNE): Sehr gut!]

Abschließend möchten meine Fraktion und ich uns ganz herzlich bei allen Berlinerinnen und Berlinern bedanken, die am morgigen Feiertag nicht frei haben, sondern arbeiten werden und das Land für uns alle am Laufen halten. – Vielen Dank!

[Beifall bei der CDU, der AfD und der FDP]

Vielen Dank! – Für die SPD-Fraktion hat jetzt Frau Kollegin Çağlar das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Frau Vogel! Dass Gleichstellung bei Ihnen und Ihrer Fraktion nicht angekommen ist, sieht man an den Reihen Ihrer Partei.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN – Zuruf von der LINKEN: Ja!]

Berlin hat mit der Einführung des Frauentags ein starkes politisches und gesellschaftliches Signal gesetzt. Es gibt einen Feiertag, der die Verdienste rund um die Gleichstellung würdigt.

[Zuruf von Stefan Förster (FDP)]

Er weist aber zugleich auf bestehende Probleme hin. Er ist aktuell ein Symbol dafür, dass wir von wahrer Gleichstellung noch weit entfernt sind. – Keine Zwischenfragen, grundsätzlich nicht! – Der Titel der heutigen Aktuellen Stunde ist ein gutes Sinnbild dafür. Ja, wir sind auf dem richtigen Weg, aber nein, wir sind noch lange nicht am Ziel. Lassen Sie uns Erreichtes feiern, lassen Sie uns aber nicht die Aufgaben vergessen, die noch vor uns liegen!

Gute Tarifabschlüsse sind erstrebenswert, aber solange bessere Bezahlung in zuvor viel zu schlecht bezahlten Branchen wie Pflege und Erziehung als Frauenförderung wahrgenommen werden, ist die Gleichstellung nicht erreicht. In diesem Kontext darf gar nicht mehr über Frauenberufe gesprochen werden.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN]

Die derzeit noch typischen Frauenberufe sind im Schnitt deutlich schlechter bezahlt, obwohl viele dieser Berufe die Stütze unserer Gesellschaft sind. Es gibt Besserungen; das ist es, wofür wir als Regierungskoalition täglich kämpfen. Zu diesem Kampf gehört auch der unermüdliche Hinweis auf Missstände. Ohne dass auf eben diese seit Jahrzehnten unermüdlich hingewiesen worden wäre, gäbe es die heutigen Verbesserungen nicht. Ohne dass wir weiterhin auf Missstände hinweisen, wird es niemals tatsächliche Gleichstellung geben.

Zu diesen Missständen zählt auch der Frauenanteil in diesem Hause. Strukturelle Benachteiligung von Frauen darf nicht zu fehlender Partizipation führen. Gleichberechtigte Teilhabe in den Berliner Parlamenten sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Daher diskutieren und prüfen wir derzeit einen ersten Gesetzentwurf für ein Berliner Paritätsgesetz.

[Gunnar Lindemann (AfD): Zurück zur Diktatur!]

Die angesprochenen Gehaltsunterschiede, die Schere zwischen Männern und Frauen, ziehen sich durch das ganze Leben bis hin zur Rente. Mütter verdienen nach der Geburt deutlich weniger als die dazugehörigen Väter, und zwar nicht nur in den ersten zwei bis drei Jahren. Der

Verdienstunterschied nimmt bis zum 18. Lebensjahr des Kindes nicht mehr ab.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN]

Die Folgen – niedrige Renten und damit verbundene Altersarmut – sind bekannt. Wer Angehörige pflegt oder Kinder erzieht, den Job zurückfährt, um sich um andere Menschen zu kümmern, gehört gleichgestellt in Ansehen, Respekt und, ja, auch auf dem Konto.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN – Zuruf von Gunnar Lindemann (AfD)]

Die alleinerziehende Mutter verdient mindestens den Respekt, den eine Managerin oder ein Manager verdient, die oder der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Brot und Lohn hält. Lassen Sie uns den Frauentag gemeinsam als den Tag begehen, für den wir ihn eingeführt haben! Lassen Sie ihn uns feiern! Lassen Sie uns den Frauen Respekt zollen, aber lassen Sie uns nicht vergessen, dass wir noch ein hartes Stück Arbeit vor uns haben! – Vielen Dank!

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN]

Für die AfD-Fraktion hat Frau Kollegin Auricht das Wort.

[Zuruf von der CDU – Gunnar Lindemann (AfD): Gut zuhören!]

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben heute vieles in einen Topf geworfen, aber ich komme mal gleich zu Ihrem Lieblingsthema Gleichstellungspolitik. Sie wollen also die Gleichstellungspolitik weiter vorantreiben bzw. stärken.

[Zuruf von den GRÜNEN: Genau!]

Wir lehnen das natürlich ab, und ich sage Ihnen auch warum.

[Zurufe und Lachen bei der LINKEN und den GRÜNEN]

Ihre Gleichstellungspolitik ist das genaue Gegenteil von Gleichberechtigung. Ich gehe sogar noch weiter: Gleichstellungspolitik ist das Ende von Gleichberechtigung.

[Beifall bei der AfD – Beifall von Kay Nerstheimer (fraktionslos) und Andreas Wild (fraktionslos) – Zuruf von Sebastian Schlüsselburg (LINKE)]

Frau Kollegin! Ich darf Sie fragen, ob Sie eine Zwischenfrage zulassen?

Nein, danke! – Gleichberechtigung ist Chancengleichheit, beruhend auf Leistung und fairem Wettbewerb. Gleichstellung ist Ergebnisgleichheit, beruhend auf Quotenregelungen und Negierung jedes Leistungsprinzips.

[Beifall bei der AfD – Beifall von Kay Nerstheimer (fraktionslos) und Andreas Wild (fraktionslos)]

Und jetzt kommen Sie wieder, das haben wir ja schon gehört, mit der strukturellen Benachteiligung von Frauen. Zur Beweisführung schieben Sie immer gleich das sogenannte Gender-Pay-Gap nach. Zudem bleiben Sie bei der frechen und falschen Behauptung, dass Frauen bei gleicher Arbeit 21 Prozent weniger verdienten.

[Zuruf von den GRÜNEN: Das ist so! – Zuruf von Regina Kittler (LINKE)]

Was hier bewusst verschwiegen wird, ist, dass es unterschiedliche Berechnungsarten für das Gender-Pay-Gap gibt.