Protocol of the Session on January 10, 2013

Auch wenn wir Sie nicht gewählt haben, waren Sie selbstverständlich auch unser Regierender Bürgermeister, den wir im Prinzip bei allen Differenzen in dieser Stadt zugetraut haben, unsere Stadt zu regieren.

[Ha, ha! von der SPD]

Dieses Vertrauen haben Sie verspielt.

[Oliver Friederici (CDU): Ja, ja!]

Wir vertrauen nicht länger darauf, dass Sie Ihrem Verfassungsauftrag gerecht werden, zum Wohl der Stadt zu arbeiten.

„Where are we now?“, fragt David Bowie in seinem neuesten Berlin-Lied. Berlin steht vor großen Herausforderungen. Unsere Stadt im Aufbruch braucht keinen Bürgermeister, der nur noch seine Restzeit im Roten Rathaus absitzt. Berlin braucht einen Neuanfang. Am besten wäre es, Sie ersparten uns allen die Abstimmung am Samstag, und machen Sie den Weg frei!

[Anhaltender Beifall bei den GRÜNEN, der LINKEN und den PIRATEN]

Vielen Dank! – Für die SPD-Fraktion der Kollege Saleh, bitte schön!

[Joachim Esser (GRÜNE): Der hat jetzt gerade noch gefehlt!]

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Regierende Bürgermeister genießt unser Vertrauen.

[Beifall bei der SPD und der CDU – Lachen bei den PIRATEN – Uwe Doering (LINKE): Er genießt es!]

Die neuerliche Verschiebung der Eröffnung des Flughafens ist eine schlechte Nachricht für Berlin.

[Christopher Lauer (PIRATEN): Echt?]

Das, was wir in Schönefeld erleben, ist ein Desaster.

[Uwe Doering (LINKE): Nö!]

Die ersten Konsequenzen wurden gezogen. Es wird eine Neuausrichtung geben in personeller, planerischer und in finanzieller Hinsicht.

[Heiko Herberg (PIRATEN): Wann?]

Die Geschäftsführung des Flughafens wird umstrukturiert und professionalisiert.

[Dr. Gabriele Hiller (LINKE): Noch mehr? – Zuruf von Michael Schäfer (GRÜNE)]

Es wird unter anderem ein Finanzvorstand eingesetzt. Damit wird für die Kosten eine besser sichtbare Verantwortlichkeit geschaffen.

[Aha! von den GRÜNEN]

Der Regierende Bürgermeister wird den Vorsitz des Aufsichtsrats an den Ministerpräsidenten von Brandenburg abgeben. Damit kommt das Land Brandenburg seiner Verantwortung nach,

[Lachen bei den GRÜNEN, der LINKEN und den PIRATEN]

denn Brandenburg hat genau den gleichen Anteil an der Flughafengesellschaft wie Berlin.

[Michael Schäfer (GRÜNE): Eine Versagerrochade ist das!]

Im Übrigen ist die Bundesregierung nicht nur Zaungast. Es genügt nicht, wenn der Bauherr Ramsauer Wahlkampf betreibt.

[Beifall bei der SPD – Joachim Esser (GRÜNE): Sehr schön! – Udo Wolf (LINKE): Da kriegt aber auch jeder sein Fett weg, was?]

Es wird im Aufsichtsrat mehr externe Mitglieder geben. Ich sage, es ist richtig, dass die öffentliche Hand in Aufsichtsräten vertreten ist. Das ist ein Gebot demokratischer Verantwortung. Deshalb bleiben weiter Politiker im Aufsichtsrat.

[Wolfgang Brauer (LINKE): Herr Saleh! Machen Sie das!]

Aber in dieser kritischen Situation macht es auch Sinn, neue Köpfe von außen zu holen.

[Aha! von der LINKEN]

Die jetzige Absage durch die Flughafengesellschaft zeigt, dass immer noch nicht alle Probleme im Flughafen offengelegt sind. Sie müssen – und ich sage es ganz deutlich – aufgearbeitet werden, schonungslos. Es muss und es wird alles auf den Tisch kommen. Wir brauchen eine vollständige Revision.

[Vereinzelter Beifall bei der SPD und der CDU – Christopher Lauer (PIRATEN): Bingo! – Uwe Doering (LINKE): Jetzt schon? – Weitere Zurufe von den GRÜNEN und der LINKEN]

Im Kern sind die Probleme in Schönefeld technische Probleme.

[Zuruf von Wolfgang Brauer (LINKE)]

Die Spitzen der deutschen Industrie wurden mit dem Bau dieser Brandschutzanlage beauftragt.

[Lachen bei den PIRATEN]

Offensichtlich haben sie es immer noch nicht geschafft, die Anlage fertig zu bauen.

[Uwe Doering (LINKE): Und wer führt die Aufsicht?]

Bei aller Polemik in der Politik sage ich ganz deutlich: Das ist die eigentliche Geschichte. Große deutsche Industrieunternehmen und hochbezahlte Planer schaffen es nicht, diese Brandschutzanlage zu bauen.

[Joachim Esser (GRÜNE): Tja! – Christopher Lauer (PIRATEN): Warum engagieren Sie die denn dann? – Uwe Doering (LINKE): Schmeißen Sie die jetzt raus oder was?]

Es gibt auch eine andere Geschichte. Am Flughafen Tegel wurde und wird herausragende Arbeit geleistet.

[Uwe Doering (LINKE): Soll er saniert werden?]

Dort wird jeden Tag an der Grenze der Belastbarkeit für die Fluggäste, für unsere Stadt gearbeitet.

[Zuruf von Ramona Pop (GRÜNE)]

Unser Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Tegel!

[Beifall bei der SPD und der CDU – Vereinzelter Beifall bei den PIRATEN – Joachim Esser (GRÜNE): Und dem Regierenden Bürgermeister gilt der Dank dann auch!]

Klar ist auch, wir brauchen jetzt schnelle Antworten für den Flughafen.

[Zuruf von den PIRATEN: Nein, gute!]

Das sind wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch schuldig.

Die dritte und eigentliche Geschichte ist: Wirklich betroffen sind die Anwohnerinnen und Anwohner an vielen Orten Berlins: in Reinickendorf, in Spandau, in Pankow. Sie zeigen echte Solidarität.