Protocol of the Session on June 23, 2011

Nur wenige – – Also gerade Sie von der CDU, hören Sie mal zu!

[Beifall bei der Linksfraktion – Zurufe von der CDU]

Sie haben sich in dieser Frage nicht mit Ruhm bekleckert. Hören Sie zu!

[Zurufe von der CDU]

10 000 DM Rückkehrprämie! Nur wenige nahmen das Angebot an. Türkische und kurdische Arbeiter verglichen sich mit einer Zitrone, die man auspresste und deren Schale man nun wegwirft. Heute leiden ihre Kinder und Enkel an der verfehlten Integrationspolitik, besser gesagt, Desintegrationspolitik.

[Mirco Dragowski (FDP): Von Rot-Rot!]

Viele von ihnen sind von der politischen Partizipation ausgeschlossen.

[Mirco Dragowski (FDP): Sind Sie Opposition oder Regierung?]

Ihnen werden etwa das passive und aktive Wahlrecht oder der Zugang zu öffentlichen Ämtern und Arbeit vorenthalten. Menschen, die hier geboren sind und seit vielen Jahren hier leben, werden nicht als Teil dieser Mehrheitsgesellschaft anerkannt. Menschen aus der Türkei wird immer wieder vorgeworfen, sie seien integrationsunwillig. Dieser Vorwurf wird ausgerechnet von denen, insbesondere von Politikern, erhoben, die maßgeblich für die Ausgrenzung dieser Menschen aus der bundesdeutschen Gesellschaft verantwortlich sind, und das ist die CDU.

[Beifall bei der Linksfraktion]

Nicht nur die CDU, auch die SPD!

[Zurufe und Gelächter von der CDU]

Zum Teil! – Dabei hatten diese Migranten – –

[Zuruf von Benedikt Lux (Grüne)]

Beruhigen Sie sich! Ich komme noch zu Ihnen.

[Unruhe]

Frau Baba, setzen Sie sich einfach durch! Sie haben das Mikrofon.

Dabei hatten diese Migranten bereits vor langer Zeit der Politik die Hand gereicht und um Integration gebeten.

[Zurufe von der CDU]

Die Bundesregierung setzt auf eine Assimilationspolitik. Sie will die Anpassung an eine vermeintliche deutsche Leitkultur.

[Zurufe von der CDU]

Die aber ist ein Konstrukt und völlig realitätsfern. Integration ist überdies keine Einbahnstraße, sondern ein beidseitiger Prozess. Seit 2002 bekennt sich Deutschland nun formal dazu, ein Einwanderungsland zu sein. 2004 verabschiedete die rot-grüne Regierung ein Zuwanderungsgesetz. Es ist in Wahrheit ein Zuwanderungsbegrenzungsgesetz, denn es baut enorme Hürden für Einwanderer insbesondere aus der Türkei auf.

[Zurufe von der CDU]

Aber es gibt auch positive Entwicklungen.

[Beifall von Dr. Andreas Köhler (SPD) – Zurufe von der CDU und der FDP]

Und wie könnte es anders sein, sie kommen natürlich aus Berlin.

[Beifall bei der Linksfraktion – Ah! von der CDU – Zurufe von der CDU]

Wir haben als erstes Bundesland ein Partizipations- und Integrationsgesetz in Abstimmung mit Migrationsorganisationen verabschiedet.

[Andreas Gram (CDU): Der Koalitionspartner ist immer noch gelähmt!]

Berlin setzt auf Vielfalt, und nicht, wie die SPD,

[Ah!, Beifall und Gelächter bei der CDU – Zurufe von Emine Demirbüken-Wegner (CDU) und Dr. Michael Wegner (CDU) – Weitere Zurufe von der CDU]

wie die CDU immer wieder fordert, auf Mono-Leitkultur. Ferner fordert meine Partei Die Linke die Einführung des Wahlrechts für Nichtdeutsche. Wir setzen uns auch für die Zulassung der doppelten Staatsbürgerschaft ein.

[Beifall bei der Linksfraktion]

Vor 50 Jahren wurde das deutsch-türkische Abkommen unterzeichnet.

[Christoph Meyer (FDP): Wann ist die Redezeit endlich um?]

Das folgende halbe Jahrhundert war von einer diskriminierenden Ausländer- und verfehlten Integrationspolitik gekennzeichnet. Und doch sind die Menschen, die aus der Türkei hierher kamen – und ihre Kinder –,

Frau Kollegin! Würden Sie zum Schluss kommen – bitte!

Ich komme zum Schluss –

[Beifall bei der CDU und der FDP]

Teil dieser Stadt, dieses Landes geworden. So möchte ich frei nach Max Frisch,

[Zurufe von der CDU]

der heute bereits oft zitiert worden ist, sagen:

Wir haben Arbeitskräfte gerufen, und es kamen Menschen.

Menschen, die dieses Land entscheidend geprägt haben! – Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

[Beifall bei der Linksfraktion – Buh! von der CDU – Zurufe von Andreas Gram (CDU) und Dr. Michael Wegner (CDU) – Weitere Zurufe von der CDU]

Danke schön, Frau Kollegin Baba! – Für die FDPFraktion hat jetzt der Kollege Meyer, der Fraktionsvorsitzende, das Wort. – Bitte schön, Herr Meyer!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Tucholsky überspitzte einmal:

[Beifall und Heiterkeit bei der CDU]

Als deutscher Tourist im Ausland steht man oft vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muss oder ob schon deutsche Touristen da gewesen sind.

[Beifall von Dr. Felicitas Tesch (SPD) und Stefan Zackenfels (SPD)]

In Berlin ist es teilweise schon so weit gekommen, dass man sich zum Schämen nicht mehr ins Ausland begeben muss, der Ruf eilt uns voraus.