Eine Langzeitstudie von Udo Rauin aus dem Jahr 2008 kommt zu dem Ergebnis: Die Anforderungen an den Lehrerberuf werden während des Studiums nicht klar genug aufgezeigt. Viele Studierende wissen nur vage, Pi mal Daumen, was sie nach dem Hochschulstudium konkret in den Schulen erwartet. Wir müssen also umdenken, wir brauchen eine andere, dennoch hochwertige Lehrerausbildung an unseren Hochschulen. Ohne Wenn und Aber: Wir müssen besser werden.
Rot-Rot hat die Fächer Pädagogik und Didaktik stets den Kernfächern untergeordnet. In der Praxis geht es natürlich um die Fachwissenschaft, aber die Bereiche Didaktik und Pädagogik müssen gestärkt werden. Das ist die Ursache aller Probleme: Diese Bereiche wurden zugunsten der Fachwissenschaft in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt.
Wir haben nun dieses alte Theorie-Praxis-Problem aufgegriffen und machen Ihnen heute einen Vorschlag, wie die
Strukturen in der Lehrerbildung neu konzipiert werden sollten. Wir fordern den Senat auf, sich in Kooperation mit den Hochschulen intensiver für die Verbesserung des Lehramtsstudiums einzusetzen. Wir schlagen vor, die lehramtseigenen Fachbereiche Pädagogik und Didaktik in einem Institut für Lehrerfortbildung zusammenzufassen.
Bisher galten die Bereiche Pädagogik und Didaktik eher als fünftes Rad am Wagen der Fachwissenschaften. Das würde sich mit einem Institut für Lehrerfortbildung ändern. Dort werden dann sowohl die Didaktik als auch die Pädagogik aller Schulfächer zusammengefasst. In diesem Institut finden Lehre und Forschung der beiden Fächer innerhalb des Lehramtsstudiums disziplinübergreifend statt, und das führt zur Qualifizierung des pädagogischen Handwerks. Ich glaube, das genau brauchen wir.
Als Vorbild für dieses zu gründende Institut gilt das AnInstitut der TU München mit der von Prof. Prenzel gegründeten School of Education. Das ist das Vorbild, und wir sollten ein bisschen über den Tellerrand hinwegschauen. Das kann nie schaden. Berlin muss als Standort exzellenter Lehrerbildung bekannt und ein Aushängeschild für hervorragend ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer werden. Arbeiten wir daran! – Vielen Dank!
Danke schön, Frau Kollegin Senftleben! – Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Der Ältestenrat empfiehlt die Überweisung des Antrags federführend an den Ausschuss für Wissenschaft und Forschung und mitberatend an den Ausschuss für Bildung, Jugend und Familie. – Widerspruch dazu höre ich nicht. Dann wird so verfahren.
Für die Beratung steht den Fraktionen jeweils eine Redezeit von bis zu fünf Minuten zur Verfügung, die sie aber nicht ausschöpfen müssen. Es beginnt die Fraktion der FDP in Person von Herrn Gersch. – Bitte schön!
Vielen Dank, Herr Präsident! – Meine Damen und Herren! Deutschland hat in den letzten Jahren einen negativen Einwanderungssaldo zu verzeichnen: Es wanderten mehr Menschen aus Deutschland aus als ein. Das sollte uns zu denken geben. Es wandern die Besten und Fleißigen ab, gut ausgebildet und hochmotiviert, Deutsche, aber auch Menschen mit Migrationshintergrund, die in ihre Heimatländer zurückkehren. Sie suchen Chancen, entfliehen aber
auch deutscher Überregulierung, hohen Abgaben und einem technik- und leistungsfeindlichen Klima, das insbesondere Rot-Rot-Grün geschürt hat.
Von den immer noch vielen Menschen, die nach Deutschland kommen, sind zu viele, die nicht gut oder gar nicht ausgebildet sind und denen es manchmal auch an der Motivation oder der Fähigkeit fehlt, ihren Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Trotz des negativen Einwanderungssaldos bleibt es aber beim inzwischen in allen Parteien anerkannten Allgemeinplatz: Deutschland braucht Zuwanderung. Dieser Einsicht muss dann aber auch endlich ein Paradigmenwechsel in der Steuerung der Einwanderung folgen. Diese muss künftig nach klaren, transparenten, nachvollziehbaren und vor allen Dingen bedarfsorientierten Kriterien erfolgen.
Der Bedarf wird durch den demografischen Wandel und dessen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt zunehmen. Die bedrohliche Prognosen der Fachkräftestudie BerlinBrandenburg sind hinlänglich bekannt. Der Fachkräftemangel droht aber nicht nur, er ist auch bereits angekommen. Selbst in Berlin und Brandenburg klagen Betriebe bereits heute über Probleme bei der Fachkräfterekrutierung. Bundesweit fehlen bereits jetzt 65 000 Fachkräfte im Bereich der Naturwissenschaften und der Technik. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie viel Innovation und gesellschaftlicher Wohlstand unserem Gemeinwesen dadurch verloren gehen. Von diesem Wohlstand werden übrigens auch die sozialen Wohltaten bezahlt, die viele in diesem Haus immer großspurig versprechen. Stichwort: Das gute Leben – in Klammern: ohne Anstrengung –, wie es die Linkspartei in ihrem neuen Programm verspricht.
Wie notwendig eine bedarfsorientierte Zuwanderung nach einem Punktesystem ist, sehen wir, wenn wir uns vor Augen führen, dass über die bisher geltenden Hochqualifiziertenregelungen im Jahr 2009 nur 169 Personen nach Deutschland kamen. Diese Zahl ist deprimierend und zeigt, dass es fünf vor zwölf ist.
Zur bedarfs- und interessengesteuerten Zuwanderung gehört aber auch eine klare Definition derer, die unseren Interessen am besten entsprechen und die wir nach Deutschland einladen wollen. Mit diesen Menschen gemeinsam wollen und müssen wir unseren Wohlstand sichern und mehren sowie unsere Kultur bereichern. Andere Länder, denen wir bisher im Wettbewerb um die besten Köpfe unterlegen sind, machen es uns vor. An diesen Ländern sollten wir uns orientieren.
Zurecht wird an diesem Punkt stets eingewendet, man müsse zuerst das inländische Fachpotenzial heben. Ja, das stimmt, und deshalb hat meine Fraktion hier in den letzten Monaten auch einige entsprechende Anträge eingebracht. In denen ging es zum Beispiel um das Potenzial älterer Arbeitnehmer, um Menschen mit Behinderung, um die Anerkennung ausländischer Schulabschlüsse, aber auch
um mehr Exzellenz und Klasse für das Berliner Bildungswesen. Aber selbst wenn wir alle bisher brach liegenden Potenziale heben, kommen wir um qualifizierte Einwanderung nicht herum. Darin sind sich Wirtschaftsforschungsinstitute und die Bundesagentur für Arbeit einig. Das eine schließt das andere nicht aus, sondern beides ist notwendiger Teil einer Lösung des Fachkräfteproblems.
Die aktuelle CDU-FDP-Koalition möchte eine bedarfsorientierte Zuwanderung prüfen. Das ist uns als Berlinern, ehrlich gesagt, zu wenig.
Bei diesem Thema haben wir einen Koalitionspartner, der sich bisher vehement gegen eine bedarfsorientierte Zuwanderung ausspricht.
Deshalb wäre eine Bundesratsinitiative, hinter die sich möglichst viele Bundesländer stellen, eine sinnvolle Hilfestellung zu einem möglichst breiten Dafür, hin zu einem Paradigmenwechsel in der Einwanderungspolitik.
Wir Liberale wollen Chancen eröffnen, aber auch Erwartungen aussprechen. Wir wollen keine Versprechungen auf Kosten anderer machen. sondern wir wollen, dass Menschen, die zu uns kommen, sich ihre Zukunft und ihren Wohlstand mit Fleiß und viel Eigenanstrengung selbst erarbeiten können. – Vielen Dank!
Der Ältestenrat empfiehlt die Überweisung des Antrags federführend an den Ausschuss für Integration, Arbeit, Berufliche Bildung und Soziales und mitberatend an den Ausschuss für Wirtschaft, Technologie und Frauen. – Widerspruch dazu höre ich nicht, dann wird so verfahren.
Tagesordnungspunkt 26 wurde bereits als Priorität der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unter Nr. 4.5 beraten.
Verkehrsanbindung zwischen östlichem Stadtraum und dem Berliner Süden schnell und preiswert durch Optimierung der Bahnanbindung verbessern