Protocol of the Session on March 11, 2010

Meine Damen und Herren! Ich darf Sie um etwas mehr Konzentration bitten! Ich muss ansonsten die Sitzung unterbrechen, wenn Sie nicht zuhören! Das Präsidium wird hier nicht fortfahren, wenn Sie der Debatte nicht die erforderliche Aufmerksamkeit zollen.

[Unruhe]

Die Fraktion der FDP hat mich um eine Vorabüberweisung an den Hauptausschuss gebeten, der ich nachgekommen bin. Ihre nachträgliche Zustimmung dazu stelle ich hiermit fest.

Für die gemeinsame Beratung stehen den Fraktionen wie immer jeweils fünf Minuten zur Verfügung. Es beginnt die antragstellende Fraktion der FDP. Das Wort hat der Kollege Klaus-Peter von Lüdeke. – Bitte!

Volker Thiel

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir vermissen die für dieses Thema zuständige Senatorin. Hoffentlich ist sie nicht im Schlagloch stecken geblieben.

Herr von Lüdeke! Ich bin dafür nicht verantwortlich.

Vielleicht könnte man sie herbeiholen?

Vielleicht appellieren Sie einmal an die zuständige Fraktion.

[Christian Gaebler (SPD): Es geht um den Senat! Der sitzt dort!]

Jetzt wollen wir darüber abstimmen, ob die Senatorin zitiert werden soll.

[Zuruf]

Sie wird schon geholt, dann wollen wir so lange warten.

[Christian Gaebler (SPD): Entweder Sie lassen abstimmen, oder Sie fahren fort!]

Wissen Sie, was üblich ist, Herr Kollege, das entscheiden wir hier oben.

[Heiterkeit – Beifall bei der CDU, den Grünen und der FDP – Protestrufe von der SPD]

Ich frage noch einmal, ob die Senatorin Junge-Reyer auf dem Weg hierher ist.

[Lars Oberg (SPD): Seit wann haben die alten Männer immer recht?]

Wenn das nicht der Fall ist, dann lasse ich abstimmen. Wer ist dafür, dass sie herbeigerufen wird, den bitte ich um das Handzeichen. – Das sind die Fraktionen von CDU und Grünen und FDP. Wer ist dagegen? – Die Koalitionsfraktionen. Dann ist dieser Bitte nicht entsprochen worden.

[Unruhe – Astrid Schneider (Grüne): Auszählen! – Weitere Zurufe – Staatssekretärin Hella Dunger-Löper: Die Senatorin ist da! – Christian Gaebler (SPD): Kindergarten!]

Herr von Lüdeke! Jetzt kommt die Senatorin. Dann beginnen Sie, Herr von Lüdeke!

Dürfte ich darum bitten, dass die Uhr zurückgestellt wird. Ich bitte ich Zeit zu berücksichtigen, die ich länger sprechen darf.

[Uwe Doering (Linksfraktion): Fünf Minuten nur!]

Die Zeit steht aber auf 2 Minuten 40 Sekunden.

[Uwe Doering (Linksfraktion): Dann beeilen Sie sich!]

Mit Erlaubnis des Präsidenten darf ich zu diesem Thema mit einem Zitat beginnen, das da lautet:

Ich nehme die Forderung nach der grundhaften Sanierung von Straßen ernst, ich nehme die Forderung der Bezirke ernst, ich teile die Auffassung, dass es erforderlich ist, große Abschnitte zu sanieren … Ich habe mich hier bereits dazu bekannt – ich wiederhole es noch einmal –, dass ich Baustellen liebe, weil sie die Stadt verbessern.

Das war ein Zitat der Senatorin Junge-Reyer in der 59. Plenarsitzung als Antwort auf eine Mündliche Anfrage des Abgeordneten Gaebler. – Leider, Frau Senatorin, haben weder die Berliner Verkehrsteilnehmer noch die Bezirke seit Jahren den Eindruck, dass der rot-rote Senat Ihre Forderung nach sanierten und sicheren Straßen wirklich ernst nimmt.

[Beifall bei der FDP und der CDU]

Die Straßen merken auch nichts von Ihrer angeblichen Liebe. Auf vielen Berliner Hauptverkehrsstraßen hat man inzwischen das Gefühl, man befinde sich in Workuta und nicht in Berlin.

[Beifall bei der FDP – Wolfgang Brauer (Linksfraktion): Kennen Sie Workuta, Herr Kollege?]

Beispielhaft sei die stark befahrende Arnulfstraße im Bezirk Tempelhof-Schöneberg genannt, die inzwischen auf eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von Tempo 10 reduziert werden musste.

[Uwe Doering (Linksfraktion): Au weia! – Kai Gersch (FDP): Moderne Verkehrsregelung!]

Und ich kann Ihnen sagen: Auch das ist noch zu viel!

[Beifall bei der FDP – Uwe Doering (Linksfraktion): Au weia, ist das schlimm!]

Auf der Berliner Avus – auch sie macht als Bundesautobahn keine Ausnahme – gilt wegen der umfangreichen Fahrbahnschäden durchgängig Tempo 80.

[Uwe Doering (Linksfraktion): Au weia!]

Das vom Senat angekündigte angebliche Sonderprogramm zur Beseitigung von Winterschäden auf den Berliner Straßen ist da leider ein notwendiger Beitrag, aber zusätzlich 25 Millionen Euro reichen da nun wirklich nicht aus.

[Beifall bei der FDP – Vereinzelter Beifall bei der CDU]

Massive witterungsbedingte Winterschäden und der gesamte Instandhaltungsrückstau, der in unterschiedlichen Höhen aber realistisch inzwischen vom ADAC mit 450 Millionen Euro und von der IHK Berlin inzwischen

mit einer halben Milliarde Euro angegeben wird, erfordern zusätzliche Investitionsmittel in großen Größen. Dabei realisiert das Land im Übrigen 390 Millionen Euro an Einnahmen für den Landeshaushalt aus Anteilen an der Kfz- und Mineralölsteuer und durch Knöllchen wegen Verkehrsverstößen und Gebühren aus der Parkraumbewirtschaftung.

[Christoph Meyer (FDP): Hört, hört!]

Das waren also zwischen 2000 und 2008 allein 2,7 Milliarden Euro an Einnahmen, denen im gleichen Zeitraum ca. 300 Millionen Euro – das entspricht 10 Prozent – an Instandhaltungsaufwendungen für die Straßeninfrastruktur gegenüberstanden. Man sieht dieses enorme Missverhältnis, das da besteht.

[Jutta Matuschek (Linksfraktion): Wer nicht falsch parkt, muss auch nicht bezahlen!]

Der rot-rote Senat provoziert damit seit Jahren ein erheblichen Sicherheits- und insbesondere auch einen Attraktivitätsverlust für die Bürger und für die Berliner Wirtschaft. Gerade auch die Berliner Wirtschaft braucht eine ausgewogene Verkehrspolitik und eine leistungsfähige Straßeninfrastruktur.

[Beifall bei der FDP]

Der Standort Straße – das kann nicht oft genug betont werden – ist ein wichtiger Faktor bei der Ansiedlungsentscheidung für Unternehmen.

[Uwe Doering (Linksfraktion): Genau! Die zählen die Schlaglöcher!]

Deshalb ist es geradezu fahrlässig, mit Straßen so umzugehen, wie Sie es hier tun.

[Beifall bei der FDP]