Eine gute und richtige Rechtschreibung ist Grundlage für den Werdegang eines jeden Kindes. Die fundamentale Aufgabe der Institution Schule ist es, das Erlernen der Rechtschreibung für die Kinder sicherzustellen. Als Nichtexperte denke ich: So weit sind wir uns einig, oder? - Noch nicht einmal das.
Der Ländervergleich zeigt, dass es hier in Brandenburg immer noch erhebliche Schwächen gibt und die orthografischen Kompetenzen unserer Schüler deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt liegen, nämlich genau genommen an 15. Stelle.
Es gibt verschiedene Methoden des Schreibenlernens. Die Lehrmethode „Lesen durch Schreiben“ steht derzeit besonders in der Kritik, nicht nur in Brandenburg, sondern auch in anderen Bundesländern wie Bayern und Hamburg. Bei dieser Methode sollen Schüler motiviert werden, von Beginn an viel zu schreiben. Dabei wird zunächst nicht auf die Rechtschreibung geachtet. - Gibt es so etwas wirklich?
- Na ja, gut. Auch Bildungsforscher kritisieren diese Methode vermehrt. Hauptkritikpunkt ist, dass sich die fehlerhafte Schreibweise bei den Kindern einprägt und dann nur noch schwer zu korrigieren ist. Zudem ist diese Methode nicht für alle Schüler geeignet und erfordert Unterstützung seitens der Eltern oder der Familie in besonderem Maße. Mit Sicherheit ist die Lesendurch-Schreiben-Methode für manche Kinder der richtige Weg, um das Schreiben zu erlernen und ihre Kreativität zu stärken. Allerdings sollte das Ziel des Erlernens korrekter Rechtschreibung dem nicht nachstehen.
Der Antrag der CDU-Fraktion geht somit in die richtige Richtung. Allerdings haben bereits viele Studien und Bildungsforscher den nur mäßigen Erfolg der Methode aufgezeigt und raten in Teilen sogar davon grundsätzlich ab, wie wir eben schon gehört haben.
Deswegen geht uns der vorliegende CDU-Antrag nicht weit genug. Wenn wir jetzt die Landesregierung mit der Erhebung von Vergleichsdaten beauftragen, wird nur noch mehr Zeit ins Land gehen, bis wir mit dem Handeln beginnen können.
Wir, die FDP-Fraktion, wollen deswegen mit unserem vorliegenden Entschließungsantrag die Landesregierung auffordern, eine Wahlfreiheit für die Eltern zu schaffen, damit sie selbst entscheiden können, ob ihre Kinder nach der Methode „Lesen durch Schreiben“ unterrichtet werden sollen oder nicht. - Vielen herzlichen Dank.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, in welchem Film ich heute bin. Der Antrag ist, das merken wir, aus einer persönlichen Beunruhigung eines Vaters entstanden.
Er ist mit viel Wirbel begleitet worden. Er findet mediale Aufmerksamkeit. Das „Spiegel“-Interview hat die ganze Geschichte noch einmal befeuert. Natürlich fällt das auf einen fruchtbaren Boden, weil wir alle unzufrieden mit dem sind, was orthografisch an das Tageslicht kommt. Das ist die Wirtschaft. Das sind die Universitäten. Das ist auch in der abnehmenden Schule so. Natürlich sind Eltern immer unzufrieden. Und wir sind unzufrieden, wenn wir die Zeitung aufschlagen.
Nun sage ich Ihnen einmal Folgendes: Die Verfallserscheinungen der deutschen Sprache habe ich als Deutschlehrerin, seit ich 1976 den Schuldienst angetreten habe, kennengelernt. In meiner ersten Dienstversammlung haben wir überlegt: Was machen wir mit den Schülern, die alle nach der Fibel-Methode Deutsch gelernt haben, um ihre Orthografie zu verbessern? Es gab dann einmal so etwas, was muttersprachliches Prinzip hieß. Danach wurden auch der Physiklehrer und der Mathelehrer verpflichtet, die Fehler anzustreichen. Glauben Sie, das hat geholfen? Je mehr rot, desto weniger hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, an dieser Geschichte zu arbeiten.
Ich sage Ihnen: Die Lehrerinnen und Lehrer, die den Anfangsunterricht in einer ersten und einer zweiten Jahrgangsstufe gestalten, tun das mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein und einem großen diagnostischen Geschick. Sie überlegen: Was geht wie mit welcher Methode mit den Kindern, die hier vor mir sitzen? Das lasse ich mir auch nicht von Herrn Wichmann und Herrn Hoffmann kleinreden.
- Ich lasse erst einmal keine Zwischenfrage zu. - Bezüglich des Schreibens müssen wir sehr viel eher hingucken. Wir haben im Bereich Kita eine ganze Menge zur Sensibilisierung von Sprache gemacht. Wir haben dafür viel Geld angefasst. Die meisten Kinder, die fünf Jahre alt sind, bringen sich mit der Methode inzwischen ganz von selbst Schreiben bei. Wir haben nach diesem Ergebnis 2010 einen Mindestwortschatz festgelegt. Wir haben eine Kontingentstundentafel. Wir haben eine Stunde mehr reingegeben. Es gibt Leseförderung. Wir haben eine demokratisch verfasste Schule, in der Gremien über solche Dinge reden können.
Sie wollen jetzt mit dieser „Lehrerkontrollgeschichte“ ausschließen, dass diese eine Methode richtig ist. Von dieser CDU-Fraktion kommt plötzlich die „Einheitsschulkeule“, die uns immer vorgeworfen wird.
Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Die Lehrerin, der Lehrer ist die zentrale Figur, und sie braucht keine Vorschriften zu Methoden aus dem politischen Raum. Sie gehören einfach nicht hier hin.
Insofern hat die Landesregierung darauf auch nicht antworten können, denn die Lehrerinnen und Lehrer wenden neben der Methode „Lesen durch Schreiben“ auch die Fibel-Methode an. Das ist sehr verantwortungsbewusst. Es gibt auch Lehrerinnen und Lehrer, die Methoden aus der Förderschulpädagogik anwenden, bei denen mit Gesten, zum Beispiel mit der Nase und dem Mund, ein Buchstabe artikuliert wird. Es gibt so viele unterschiedliche Methoden. Das Ziel bleibt das Gleiche.
Wenn wir hier zu unzufriedenstellenden Ergebnissen kommen, hat das ganz viele Ursachen. Ich bin ja bei Ihnen, zu suchen: Worin liegen die Ursachen? Sie fokussieren hier auf eine Methode als Ursache,
weil dieser Wissenschaftler Reichen jetzt als Reformpädagoge verschrien ist. Das finde ich falsch. Es ist im Übrigen auch den Lehrerinnen und Lehrern sehr wohl bewusst, dass neue Methoden immer auch kritisch hinterfragt und reflektiert werden müssen. So sind viele Schulen inzwischen von der Methode weggekommen, mit Druckbuchstaben zu beginnen, sondern fangen gleich an, mit Schreibbuchstaben zu schreiben. Man muss mit sich selbst als Lehrer ausmachen: Welche Methode passt zu mir und nicht welche Methode passt zu Herrn Wichmann als Vater eines Kindes?
Ich sage Ihnen noch etwas, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Sie Kinder oder Enkel in der Schule haben, liebe Eltern und Lehrerinnen und Lehrer:
Nein, das gestatte ich nicht. - Klatschen Sie mit Ihren Kindern! Machen Sie Reimspiele! Singen Sie mit Ihren Kindern! Lassen Sie die fachliche Debatte da, wo sie ist und hingehört.
Herrn Wichmann ganz persönlich möchte ich jetzt Folgendes sagen: Lesen Sie die Texte, die wunderbaren, phantasievollen
Texte, die Ihre Kinder in der 1. und 2. Klasse schreiben, und nehmen Sie sich diese wunderbaren phantasievollen
- na klar, falsch geschriebene - Texte, die sie mit großer Freude produziert haben, bei denen sie Spaß am Schreiben hatten und wo kein Lehrer Hunderte rote Striche gesetzt hat nach dem Maßstab: Bei 30 Fehlern gibt es eine sechs und bei 20 Fehlern gibt es auch noch eine sechs. Lesen Sie diese Texte, beobachten Sie und sprechen Sie mit Ihren Kindern! Sie werden sehen: Sie werden noch schreiben lernen, auch wenn sie in Lychen auf die Grundschule gehen, die bisher gute Arbeit geleistet hat. Wie gesagt, heben Sie diese Texte auf, und in zehn Jahren reden wir noch einmal darüber. - Vielen Dank.
Herr Präsident! Wenn mich die Vorredner alle ansprechen, werde ich auch in Zukunft von diesem Instrument Gebrauch machen.
Liebe Gerrit Große, ich bin ein Stück weit entsetzt, wie ich ehrlich sagen muss, über das, was du hier vorgetragen hast. Ich dachte, auch von deinem beruflichen Hintergrund her, dass eine andere Sicht auf die Dinge da sein müsste.