Protocol of the Session on September 28, 2011

Die Berliner Datenbank zur kulturellen Bildung sollte ebenfalls als Anregung genommen werden oder auch Sonderfonds für kulturelle Bildung. Und wir sollten überlegen...

Ich bitte Sie, zum Schluss zu kommen.

… ob das Musikschulgesetz und das Gesetz zur Förderung von Jugendkunstschulen getrennt behandelt werden sollten oder ob wir dann nicht gleich zu einem Kulturfördergesetz kommen. Auf jeden Fall...

Die Redezeit ist beendet.

(Vereinzelt Beifall DIE LINKE und GRÜNE/B90)

Vielen Dank, Herr Abgeordneter Hoffmann. - Wir setzen mit dem Beitrag der Landesregierung fort. Frau Ministerin Prof. Dr. Kunst hat das Wort.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die vorangegangenen Debattenbeiträge haben gezeigt, dass es in der Tat nicht ganz einfach ist, kulturelle Bildung allgemeingültig zu definieren. Es sind schon verschiedene Autoren - von Melanchthon bis Oscar Wilde - angesprochen worden. Es ist nicht einfach, kulturelle Bildung zu definieren bzw. von anderen Bereichen tatsächlich eindeutig abzugrenzen.

Man kann auch nicht sagen, dass die Zahl der in Diskussion stehenden Definitionen und auch die unterschiedlichen Entwicklungsmodelle es in den letzten Jahren insgesamt überschaubarer gemacht haben, sich mit der Begrifflichkeit und mit Konzeptionen zur kulturellen Bildung zu positionieren. Ich kann daher gut nachvollziehen, dass sich der Landtag von der Landesregierung eine klare Aussage wünscht, wie sie kulturelle Bildung definiert und was dies für ihre Politik konkret bedeutet. Die Landesregierung wird diesen Auftrag gern annehmen.

Meine Damen und Herren! Der Stellenwert und die Dimension kultureller Bildung werden besonders deutlich, wenn man nicht dem Irrglauben verfällt, Bildung mit Wissenserwerb zu verwechseln. Definiert man - diesmal von mir - Bildung als Befähigung, sich selbst zu bilden und weiterzubilden und so dann sein Leben erfolgreich zu gestalten, dann erkennt man, dass kulturelle Bildung zu vermitteln bedeutet, Weltoffenheit und Neugier zu schulen und zu entwickeln, Kritikfähigkeit und Toleranz zu trainieren, Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu sensibilisieren, wirklich mit allen Sinnen wahrzunehmen, und grundsätzlicher - Menschen zu ermutigen, lebendig zu sein und zu bleiben,

(Beifall GRÜNE/B90)

wertschätzend und achtsam gegenüber sich selbst, der Umwelt und den anderen zu sein. Man erkennt schließlich auch, dass kulturelle Bildung als Grundlage und prägend für unsere Kultur im Kindesalter zwar besonders wichtig ist, gute kulturelle Bildung sich aber überdies an die Gesamtheit unserer Gesellschaft wendet, somit auch an die Eltern- und Großelterngeneration; ich nenne nur die Stichworte Familienpolitik und lebenslanges Lernen.

In dem Antrag heißt es zutreffend, dass es 2009 einen Bericht der Landesregierung zu Projekten und Initiativen der kulturel

len Bildung an den Landtag gab. Diesem Bericht kann man einen ersten Überblick über die bestehende Vielfalt und die möglichen unterschiedlichen Ansätze entnehmen. Aber auch die gezielte Förderung und Unterstützung der Prozesse durch das Land ist durchaus dargestellt, sodass sich bereits daraus ablesen lässt, dass dem Thema bereits heute ein hoher Stellenwert eingeräumt wird.

Zu einigen aktuellen und neuen Ansätzen komme ich jetzt. Das MWFK fördert seit 2010 beispielsweise die „Plattform Kulturelle Bildung Brandenburg“. Mittlerweile gehören ihr über 70 Vereine und Verbände aus den Bereichen Soziokultur, Musik- und Kunstschulen, Kulturland Brandenburg, Freiwilliges Soziales Jahr in der Kultur, aber auch das Landesinstitut für Schule und Medien an. Im Bereich der Kulturförderung generell ist der Aspekt der kulturellen Bildung ein zunehmend beachteter. In den Zuwendungsschreiben der Jahre 2010/11 werden die Parameter der Kulturförderung mit dem zentralen Thema der kulturellen Bildung nahezu automatisch verknüpft.

Meine Damen und Herren! Bildung zur kulturellen Teilhabe muss nach Auffassung der Landesregierung für nahezu jede kulturelle Einrichtung einen hohen Stellenwert haben. Dabei darf sich der Blick nicht auf kulturpädagogische Einrichtungen, Musik- und Kunstschulen verengen, sondern soll sich selbstverständlich auch auf Theater, Orchester, Museen, Bibliotheken usw. beziehen. Notwendigerweise ist ein auf alle Alters- und Interessengruppen bezogenes differenziertes Angebot vonnöten. Dabei sind die unterschiedlichen Zugangsbedingungen und Bedürfnisse zu berücksichtigen und soziale Differenzen abzufedern.

Ich sehe mit großer Freude, dass gerade Einrichtungen der sogenannten Hochkultur zunehmend ihre Institutionen für experimentelle und kreative Arbeit mit Kindern und Jugendlichen öffnen und ihre eigene künstlerische Tätigkeit einerseits bereichern, andererseits sich sehr wohl darüber im Klaren sind, dass es ihre Pflicht ist, auch das Publikum von morgen heranzubilden. Dafür gibt es bereits interessante Beispiele an den Theatern und bei den Orchestern.

Ich will wenige aufzählen. Das Staatstheater Cottbus bietet im Rahmen seiner Aktionstage Theaterwerkstätten und Familienkonzerte an. Das Staatsorchester Frankfurt (Oder) hat jüngst mit Kitas und Schulen aus Frankfurt und Slubice das Opernprojekt „Brundibár“ durchgeführt, und auch die Theater Senftenberg und Schwedt betreiben aktive Theaterpädagogik.

Weitere Beispiele sind das Projekt “Klasse! Musik“. Alle Schüler einer Klasse lernen ein Musikinstrument. Das Förderprogramm „Musische Bildung für alle“ mit zahllosen gemeinsamen Projekten von Musikschulen, Schulen und Kitas, der Opernworkshop, die Potsdamer Winteroper in mehreren Städten Brandenburgs, die Angebote des Orchesters Quillow, das mit dem Regine-Hildebrandt-Preis ausgezeichnet wird, sowie Theaterpädagogik an Theaterstandorten wie Schwedt oder Senftenberg.

Es gibt also viele gelungene Beispiele. Notwendig - das klang bereits an - ist es, das Netz enger zu knüpfen und zielgerichteter zu unterstützen. Ich werbe - und werde das persönlich verstärken - dafür, die kulturelle Bildung als ein ressortübergreifendes Anliegen zu betrachten. Nicht nur die Bereiche Kultur und Bildung werden tangiert, wie hier mehrfach betont, son

dern auch die sozialpolitischen Fragestellungen und die ländliche Entwicklung müssen hier mitgedacht werden.

Ich freue mich, den beiden Ausschüssen in der zweiten Jahreshälfte 2012 zu berichten. - Vielen Dank.

(Beifall SPD, DIE LINKE und GRÜNE/B90)

Vielen Dank, Frau Ministerin Kunst. - Das Wort erhält noch einmal die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Frau Abgeordnete von Halem hat noch einmal Gelegenheit zu sprechen. Die Landesregierung hat ihre Redezeit um zwei Minuten überschritten.

Ich werde mich, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, darauf beschränken, Ihnen noch einmal herzlich für die Unterstützung zu danken. Das, was Sie, Frau Prof. Kunst gerade vorgetragen haben, stimmt mich zuversichtlich, dass die Landesregierung dieses Konzept mit dem notwendigen Sinn für Außergewöhnliches erstellen wird. Ich freue mich auf die nächste Runde der Debatte.

(Beifall GRÜNE/B90)

Vielen Dank, Frau Abgeordnete von Halem. - Alle Fraktionen haben die Möglichkeit, die von der Landesregierung überplanmäßig in Anspruch genommene Redezeit von zwei Minuten auszuschöpfen. Gibt es Bedarf? - Damit sind wir am Ende der Aussprache angelangt und kommen zur Abstimmung.

Wer dem Antrag in der Drucksache 5/4048, Neudruck, eingebracht von allen Fraktionen sowie dem Abgeordneten Dr. Hoffmann, „Vision und Konzept für die kulturelle Bildung“, Folge leisten möchte, den bitte ich um das Handzeichen. - Wer ist dagegen? - Enthaltungen? - Damit ist der von allen eingebrachte Antrag einstimmig angenommen worden. Herzlichen Glückwunsch.

(Allgemeiner Beifall)

Ich schließe Tagesordnungspunkt 13 und rufe Tagesordnungspunkt 14 auf:

Beschlüsse zu Petitionen

Übersicht 7 des Petitionsausschusses gemäß § 12 Absatz 2 PetG

Drucksache 5/4018

Es wurde vereinbart, keine Debatte zu führen. Damit ist die Übersicht 7 des Petitionsausschusses zur Kenntnis genommen, was das hohe Maß an Arbeit dieses Ausschusses sicherlich nicht ausreichend würdigt.

(Beifall DIE LINKE)

Aber wir alle wissen es zu würdigen. Noch einmal herzlichen Dank.

Verehrte Abgeordnete, es ist vereinbart worden, dass der Parlamentarische Abend gegen 18.30 Uhr stattfinden wird. Sie alle sind herzlich eingeladen. Ich schließe die Sitzung und wünsche Ihnen einen schönen Abend.

Ende der Sitzung: 18.14 Uhr