sage: Ja, es ist keine gemeinsame Landesvertretung geworden. Leider. Es gab das Angebot an Berlin, in unsere jetzige Landesvertretung einzuziehen, sodass wir eine gemeinsame Landesvertretung hätten bilden können. Aber ich glaube, die Inhalte sind uns gemeinsam wichtiger. Da gibt es viele gute Beispiele für internationale Kooperation, und zwar im Übrigen über die beiden Landesvertretungen. Ich nenne dazu nur ein Beispiel, und zwar die Oderpartnerschaft, wo Berlin und Brandenburg auch mit den polnischen Nachbarn eng zusammenarbeiten.
Inhaltlich läuft da also einiges, wenn auch der formale Akt der Zusammenlegung der Landesvertretungen noch nicht geschafft worden ist.
Sie haben sechs oder sieben Einzelpunkte genannt, zu denen ich kurz etwas sagen möchte. Sie wollen ja auch eine Diskussion über diese Punkte.
Zunächst zum Energiekonzept. Die beiden Wirtschaftsverwaltungen werden gemeinsam ein Landesinnovationskonzept erarbeiten, ein gemeinsames, wohlgemerkt! Bestandteil dieses gemeinsamen Landesinnovationskonzepts werden auch die Energiefragen sein, wobei die Abstimmung bereits stattfindet.
Zum Thema der gemeinsamen Wirtschaftsförderung - auch das ist von den Fraktionsvorsitzenden angesprochen worden - sage ich Folgendes: Es gibt insbesondere zum BBI ein gemeinsames Ansiedlungskonzept der beiden Wirtschaftsfördergesellschaften. Auch hier wird also inhaltlich zusammengearbeitet, wenn auch das Ziel noch nicht erreicht sein sollte, eine gemeinsame Einrichtung zu schaffen.
Des Weiteren haben Sie die Sonderpädagogen erwähnt. Diese werden derzeit gemeinsam ausgebildet. Das Problem ist nur, dass die gut ausgebildeten Sonderpädagogen dann nicht zu uns kommen, sondern alle in Berlin bleiben. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass wir darüber nachdenken, ob wir nicht doch eine eigene Ausbildung betreiben wollen, damit wir dann auch Sonderpädagogen im Lande haben.
Das nächste Thema ist die Tourismuskonzeption. Berlin hat mit sehr vielen Mitteln, nämlich mit insgesamt 5 Millionen Euro pro Jahr, eine eigene Marketingstrategie erstellt, in der - leider, muss man sagen - Brandenburg mehr oder weniger nicht vorkommt. Das ist bedauerlich. Wir wollen schauen, wie wir da noch zu Gemeinsamkeiten kommen können, wobei ich hinzufügen muss, dass wir uns eine solche Dimension, wie sie Berlin erreicht hat, überhaupt nicht leisten können.
Zum Thema Abbau des Ärztemangels möchte ich sagen, dass das kein Problem von Brandenburg allein ist; dieses Problem besteht in allen neuen Ländern. Das war auch Thema der letzten Ministerpräsidentenkonferenz Ost. Auf dieser Konferenz wurde der Arbeitsauftrag formuliert, Maßnahmen zu erdenken, und zwar gemeinsam durch alle Länder, was man da im ländlichen Raum tun kann.
Schließlich haben Sie noch den ÖPNV angesprochen. Die Tarifstruktur ist schon immer ein Kritikpunkt gewesen. Ich finde diese Struktur so schlecht nicht.
Zu den ÖPNV-Verbindungen - das war ja meine frühere Tätigkeit -, die Sie angesprochen haben, möchte ich eine kleine Geschichte erzählen:
Ich habe gestern den ehemaligen israelischen Botschafter Shimon Stein getroffen und ihn auf seine jetzigen Lebensumstände angesprochen, habe ihn gefragt, wie es ihm geht. Er hat gesagt, er habe jetzt keine Personenschützer und kein Dienstauto mehr und nutze stattdessen den ÖPNV. Er habe sich gar nicht vorstellen können, wie sensationell gut der ÖPNV zwischen Berlin und Potsdam und damit auch Brandenburg sei.
Wir haben hier also schon viel erreicht. Wer den ÖPNV benutzt, und zwar bis in die Nacht hinein, wird feststellen, dass man immer nach Berlin und vor allem auch immer wieder zurück nach Brandenburg kommt. Das ist vorbildlich.
Frau Kaiser, Sie haben von Erwartungen gesprochen, die von den Menschen gehegt würden. Ich glaube, dass die Menschen Berlin und Brandenburg gar nicht mehr als verschiedene Länder wahrnehmen. Das nehme ich so wahr, wenn ich etwa zum Fläming-Skate fahre, wo ganze Schlangen von Berlinern anzutreffen sind. Ich erlebe das an jedem Wochenende in Potsdam, wenn die Berliner in die Berliner Straße regelrecht einfallen, um Potsdam zu besuchen.
„Fusionshindernis Schulden“ haben Sie dann noch einmal angesprochen. Ich denke, 60 Milliarden Euro Schulden sind 60 Milliarden Euro Schulden. Damit würde sich das Projekt, so glaube ich, überheben. Dass Berlin auf dem Weg ist, seinen Haushalt zu konsolidieren, nimmt man aber auch wahr. Das heißt: Auch Berlin arbeitet an der Lösung dieses Problems. Deshalb glaube ich, dass wir in den nächsten Jahren noch viel Freude an dem Prozess haben werden. - Schönen Dank.
Herzlichen Dank, Herr Staatssekretär. - Ich beende damit die Aussprache. Der Bericht der Landesregierung in der Drucksache 4/6131 ist somit zur Kenntnis genommen.
Konzept zur Berufs- und Studienorientierung im Lande Brandenburg (gemäß Beschluss des Landtages vom 26.04.2007 - Drs. 4/4446-B)
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Mit Beschluss vom 26.04.2007 haben Sie die Landesregierung aufgefordert,
ein Konzept zur Berufs- und Studienorientierung im Land Brandenburg vorzulegen. Ich kann Ihnen heute eine umfangreiche Unterlage präsentieren und bin überzeugt, dass diese dazu dienen kann, eine wesentliche Verbesserung auf dem Gebiet der Berufs- und Studienorientierung in unserem Land zu erreichen.
Um Missverständnisse von vornherein zu vermeiden: Ich spreche hier ausschließlich von Orientierungsmaßnahmen für unsere Schülerinnen und Schüler und nicht von Maßnahmen in direktem Zusammenhang mit der beruflichen Ausbildung oder dem Studium. Unsere hier beschriebenen Anstrengungen können sich auch nicht vordergründig auf eine Verbesserung der Arbeitsmarktsituation richten, obwohl sie solche Auswirkungen hoffentlich haben werden. In diesem Bereich haben die Bemühungen meiner Kollegin Dagmar Ziegler schon vor einiger Zeit zu einer umfangreichen Studie der LASA geführt. Die Studie „Brücken bauen, Weichen stellen“, die Sie sicherlich kennen, hat mit vielen einzelnen Daten nachgewiesen, wie vielfältig die Bemühungen aller Beteiligten schon jetzt sind, um den Jugendlichen im Land Brücken zu zukunftsweisenden Berufen zu bauen.
Für die Landesregierung ist klar: Wir geben den Jugendlichen dann die besten Chancen für eine erfolgreiche berufliche Zukunft, wenn wir sie in den Schulen fachlich gut ausbilden und wenn wir sie zudem möglichst frühzeitig und umfassend über ihre individuellen Chancen in der Arbeits- und Studienwelt informieren. Der Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schulen mündet hier also in einen ausdrücklichen Beratungsauftrag. Damit unsere Schulen diese Aufgabe erfüllen können, müssen wir die Lehrerinnen und Lehrer weiterqualifizieren. Wir müssen sie beraten und fortbilden, und in jedem Schulprogramm muss die Berufs- und Studienorientierung ihren festen Platz haben.
Bei der Arbeit an diesem Konzept haben wir festgestellt, dass es schon eine Vielzahl von Projekten, Initiativen und Programmen gibt, die diese Bemühungen unterstützen. Was oft noch fehlt, ist die Koordination untereinander. Erst durch eine solche Koordination erreichen wir die notwendige Effizienz bei der Bewältigung von Berufsfindung und Deckung des Fachkräftebedarfs, bei der Senkung der hohen Abbrecherquoten in Ausbildung und Studium oder bei der Erhöhung der Studierendenzahlen.
Manche der Ursachen für diese Entwicklung können wir nur schwer beeinflussen: Die demografische Entwicklung im Land zum Beispiel lässt sich nicht von heute auf morgen umkehren. Umso mehr müssen wir uns auf diejenigen Dinge konzentrieren, auf die wir unmittelbar Einfluss nehmen können: Wir müssen unsere Jugendlichen besonders gut ausbilden, wir müssen ihnen in unserem Land Chancen geben, damit es sich lohnt, hier zu bleiben und in der eigenen beruflichen Tätigkeit Erfüllung zu finden.
Wir müssen auch dafür sorgen, dass Wirtschaft und Schule passgenau zueinander finden. Dazu ist es nötig, die Kenntnisse von Schülerinnen und Schülern auch über die Betriebe in ihrer Umgebung zu verbessern. Auch die Lehrkräfte sollten wissen - das halte ich für besonders wichtig -, welche Betriebe in der Nähe produzieren und welche beruflichen Chancen sie ihren Schülerinnen und Schüler bieten. Denn nur so können diese Kolleginnen und Kollegen die Schülerinnen und Schüler auch gut beraten.
Das Konzept, das ich Ihnen, meine Damen und Herren Abgeordnete, vorgelegt habe, schlägt in insgesamt 17 Punkten vor, wie die Berufs- und Studienorientierung im Land verbessert und verstärkt werden kann.
Lassen Sie mich kurz auf einige Punkte beispielhaft eingehen. Wir setzten zunächst im Unterricht selbst an. Der bisher schon in einem Teil unserer Schulen erfolgreich verwendete Berufswahlpass soll nun in allen Jahrgangsstufen ab Klasse 7 durchgehend eingesetzt werden. Wir versprechen uns davon eine Stabilisierung der Ausbildungs- und der Beratungsfunktionen der Schulen.
Auch das Praxislernen in den Schulen werden wir verstärken; denn es verbessert unter anderem auch den gegenseitigen Kontakt und die Kenntnis von Schulen und Betrieben. Dazu tragen in gleicher Weise auch die Schülerfirmen bei.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Projekte zur Vermeidung von Schulverweigerung, die gut geeignet sind, die hohe Zahl an Aussteigern aus der Schulbildung deutlich zu verringern und diesen Schülerinnen und Schülern Wege in die Zukunft in Schule und Betrieb zu weisen.
Wir wollen die Kontakte mit den Beratungsstellen der Arbeitsverwaltung vermehren und gemeinsam mit dem MASGF die Qualität der Beratung verbessern. Dass die Lehrkräfte für die Berufs- und Studienorientierung besonders geschult und fortgebildet werden müssen, bedarf sicherlich keiner besonderen Begründung. Gute Beratung braucht nämlich gute Beraterinnen und Berater. Um das Beratungssystem in den Schulen insgesamt zu stärken, werden wir Hilfestellung geben. Als Anreiz für die Übernahme solcher Beratungsaufgaben werden die Schulen den Lehrkräften zukünftig auch Anrechnungsstunden gewähren können.
Lassen Sie mich auch noch auf den großen Einfluss zu sprechen kommen, den die Eltern bei der Orientierung ihrer Kinder auf ein bestimmtes Berufsfeld und auf die Entscheidung für einen bestimmten Berufsweg haben. Wir müssen die Eltern in ihrer wichtigen Beraterfunktion stärker als bisher ins Boot holen. Schon ab dem nächsten Schuljahr werden verstärkt regionale Elternabende mit dieser Zielrichtung angeboten werden.
Ein letzter Punkt, auf den ich noch eingehen möchte, ist die Zusammenarbeit zwischen unseren Schulen und den Hochschulen. Hier ist es insbesondere notwendig, Lehrkräften, Eltern und Schülern Informationen über die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge zu geben. Selbst wenn diese studiert haben, können sie darüber kaum etwas aus eigener Erfahrung berichten. Also müssen wir die Kontakte zwischen unseren Schulen und den Hochschulen intensivieren, damit die gegenseitige Kenntnis größer und der Übergang in ein Studium besser vorbereitet wird.
So weit meine Beispiele aus den 17 Punkten des Konzepts, die ich aus Zeitgründen hier nicht weiter ausführen kann und werde.
Ich bitte Sie, meine Damen und Herren Abgeordnete, seine Umsetzung in Schule, Beruf und Hochschule tatkräftig zu begleiten. Eine verbesserte Berufsorientierung liegt in unser aller Interesse und braucht eine möglichst breite Unterstützung. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Leider ist der Ministerpräsident wieder nicht da. Ich zitiere ihn ständig, und er hört es einfach nicht. Ich spreche noch einmal von der Montagsveranstaltung. Dort hat er zum Beispiel gesagt:
„Es geht mir bei Bildung nicht darum, Menschen von klein auf mit Bildung ausschließlich für die Arbeitswelt fit zu machen.“
Er hat sich auch von dem Begriff „Humankapital“ distanziert und das wunderbar bebildert mit meinem Lieblingszitat von Johannes Rau, der einmal Bundespräsident war, übrigens auch mit Stimmen der LINKEN gewählt, und es hat nicht gleich zur Weltrevolution geführt, auch nicht zu irgendeiner anderen Geschichte auf Bundesebene. Johannes Rau hat sich in seiner Berliner Rede 2000 „Wider den Nützlichkeitszwang des Lernens“ auch genau dazu geäußert.
Aber wir haben es jetzt mit einem Konzept zu tun. Da geht es natürlich um den Nützlichkeitszwang. Ich sage ganz deutlich: Das Ganze nennt sich Konzept. Es gab den Auftrag, ein solches zu erstellen. Ich habe es ein bisschen schwer mit diesem Papier, weil es weder so recht ein Konzept noch ein Bericht ist. Irgendwie kann ich nach dem Lesen dieses Papiers schon verstehen, dass wir in Sachen Prozessmanagement nur die Note 4 bekommen haben. Es fehlt eben an der Koordination. Was uns hier vorliegt, ist eine Art Soljanka. Es ist also alles zusammengefegt worden. Aber bei der Soljanka schmeckt das am Ende wenigstens. Hier indes ist es die Frage, ob es wirklich schmeckt. An keiner Stelle erfährt der geneigte Leser, wie denn welche Maßnahmen nun wirklich gewirkt haben. Die Kammern klagen immer über die fehlende Ausbildungsreife, und sowieso haben wir zu wenig Studienanfänger. Es sind viele Maßnahmen. Es fließt nicht wenig Geld in all diese Maßnahmen, aber sie sind nur manchmal einzeln evaluiert worden, nirgends im Komplex. Es gibt kein Systemmonitoring. Insofern müssen wir hier noch einmal ran.
Zu den von Minister Rupprecht aufgezählten Einzelmaßnahmen möchte ich auch noch etwas sagen. Wir alle haben den Zukunftstag mit organisiert. Wir alle freuen uns, wenn die jungen Menschen hierherkommen und etwas über die Berufe und die Berufsbilder erfahren. Aber wir sollten uns nicht einbilden, dass das besonders viel bewegt in einem Schülerleben. Das ist ein winziges Licht auf die ganze Sache.
Der Berufswahlpass, der jetzt flächendeckend eingeführt werden soll, ist natürlich ein Instrument. Aber wenn in diesem Konzept steht, er hat sich bewährt, dann frage ich mich schon, warum er sich bewährt hat, und zwar so, dass wir ihn jetzt flächendeckend einführen wollen.
Wenn wir über die Ausbildungsmessen einiges erfahren, dann ist das schön. Ich sage nur: In meinem Beritt ist es so, dass seit Jahren wunderbare Ausbildungsmessen mit immer mehr sich präsentierenden Unternehmen und Azubis stattfinden. Das ist alles schön, aber es kommen immer dieselben beiden Schulen
Das Ganze ist auch ein bisschen schulverweigererlastig. Das schafft eine Art Image, dass wir diese Praxisnähe vor allem für diejenigen brauchen, die eigentlich keinen Bock auf Schule haben. Genau das will ich nicht.
Alles steht und fällt mit den Lehrkräften; das hat Minister Rupprecht gesagt. Ich habe einmal versucht, mich in meine Zeit als Lehrerin für Musik, Deutsch und Darstellendes Spiel zurückzuversetzen, und habe festgestellt: Okay, das betrifft mich nicht. - Wir sprechen jedoch nicht davon, dass nur die zuständigen Oberstufenkoordinatoren und die Lehrerinnen für WAT usw. zuständig sind. Zuständig ist jeder! Ich hätte als Musiklehrerin auch gern einmal ein halbjähriges Praktikum in einem Tonstudio gemacht oder in einem Theater, um Berufsorientierung auch für meine Fächer anbieten zu können. Ich habe es natürlich versucht. Aber hier gibt es keine konkreten Hinweise.
Wir haben bezogen auf die Hochschule die Studienwahlberatung. Da gibt es sehr schöne Sachen. Die Hochschulen bieten vieles an. Es ist noch gar nicht alles aufgezählt, was stattfindet. Ich lese aus diesem Konzept einmal von Seite 13 einen Satz vor: