Für die Brandenburger Politik heißt es jetzt: Bekennen wir uns zum Leistungssport mit seinen persönlichkeitsfördernden und gesellschaftsdienlichen Wirkungen und tun wir etwas dafür!
In Vorbereitung auf Sydney wurden im Land Brandenburg 16 Schwerpunktsportarten gefördert, neun waren bei Olympia dabei. fünf davon erfolgreich: Kanu, Rudern. Radsport. Fußball und Boxen. Brandenburg hatte aber keinen Leichtathleten bei Olympia und was das Turnen angeht, sprechen die Bilder von Olympia eine deutliche Sprache. Talentesichtung und -findung, kontinuierliche Betreuung, fachlich fundiertes Training - der Sport braucht entsprechende Rahmenbedingungen und zeitlichen Vorlauf. wenn wir auch in acht Jahren wieder stolz sein wollen auf Medaillen für das Sportland Brandenburg.
Ich hoffe, Herr Sportminister. Sie haben bei Ihrem Besuch vor Ort einige Erkenntnisse mehr aus Sydney mitgebracht als die vier Mitglieder des Sportausschusses des Deutschen Bundestages. die in zwei Berichtsprotokollen lediglich den Besuch eines Anti-Doping-Labors und ein Gespräch mit Dieter Baumann resümierten. Auffälli g war die große Zahl von Offiziellen, die in Sydney Deutschland repräsentierten.
Wie sehen die Rahmenbedingungen für Leistungssport zurzeit aus? Das Land Brandenburg hat eine gute Leistungssportkonzeption und mit den sportbetonten Gesamtschulen und Internaten sowie den Sportstätten entsprechende Rahmenbedingungen. Aber auch die Regionalkonzeptionen der Landessportverbände konnten erfolgreich umgesetzt werden.
Der Nachwuchsleistungssport ist seit 1992 mit ca. 1 380 Medaillen bei nationalen Meisterschaften. 447 Deutschen Meistern sowie 51 Titeln und 1 I8 Medaillen bei internationalen Meisterschaften erfolgreich. Der Weg der gezielten Nachwuchsförderung. der die planmäßige. wiederholbare Entwicklung vorn Talent bis zum Spitzenathleten sichert, ist unverzichtbar. wenn Medaillen und gute Hatzieningen das Ergebnis sein sollen. Dazu müssen die Trainingssysteme ständig qualifiziert werden. die Trainingsinhalte und -umfänge müssen sich am Weltstand orientieren. Das bedeutet:
Erweiterung der Anzahl hauptamtlicher Trainer zur Betreuung einer steigenden Anzahl von Sportlerinnen und Sportlern sowie zur Bewältigung höherer Trainingsumfänge. für eine noch bessere Umsetzung der Regionalkonzeption.
Unterstützt werden die hauptamtlichen Trainer durch das große Engagement weiterer ca. 250 Honorartrainer und 35(1 Übungsleiter. Diese wiederum profitieren von den engagierten Übungsleitern und Vereinsvorständen in den 2 566 Vereinen, die im Land Brandenburg sportlich tätig sind.
Über 274 001) Sportlerinnen und Sportler im Land Brandenburg nutzen den Sport für eine gesunde Lebensweise. aktive Freizeitgestaltung und soziale Kommunikation. Mit großem zeitlichem und finanziellem Einsatz können rund 103 001) Kinder und Jugendliche ihre Freizeit sportlich sinnvoll gestalten, Fairness und Toleranz üben sowie ihre Leistungsbereitschaft erhöhen. Dies erfolgt fast ausschließlich mit Unterstützung ehrenamtlich Tätiger.
Erwähnt werden müssen hier aber auch diejenigen. die gegenwärtig einen erheblichen Geldbeitrag zur Förderung des Sports leisten. Spitzensport kostet viel Geld. moderne Sportgeräte sind teuer. Mit der Landesförderung allein wäre vieles nicht mehr
möglich. Städte. Gemeinden und Landkreise sind bereits erheblich in die Sportförderung eingetreten. Kleine und mittelständische Unternehmen treten oft als Hauptsponsoren auf und tragen somit viel zur Förderun g des Sports in Brandenburg hei. Vor allem aber sei erwähnt. dass die Eltern der jungen Brandenburger Sportlerinnen und Sportler ständig mehr Geld für den Sport aufbringen müssen. Hier ist ein Großteil der Reserven bereits ausgeschöpft Daher sagt die PDS-Fraktion: Verändern wir die Sportförderung im Land Brandenburg. sonst werden wir zukünftig weder Spitzenpositionen noch Sport für alle erreichen können! - Danke schön.
Ich danke dem Abgeordneten Ludwig. - Das Wort geht an die Fraktion der CDU. an den Abgeordneten Schöps.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sport ist ein Thema. das tagtäglich viele Menschen in seinen Bann zieht. Oh aktiver oder passiver Sport, ob Leistungssport oder Breitensport. ob in jungen Jahren oder beim Älterwerden. Sport ist ein Lebensgefühl, das fasziniert. Die großen Vorbilder werden nicht nur bejubelt. sie motivieren auch und geben Impulse für den Breitensport an vielen Stellen des Landes.
Australien 2000, die 24. Olympischen Sommerspiele sind das Highlight in diesem Jahr, und das nicht nur rein sportlich gesehen. Es war das Mega-Ereignis des Jahres, und Brandenburger Sportler waren mittendrin. und zwar sehr erfolgreich.
Die sportlichen Botschaften. auch die von Fairplay und von Strafe hei Verstoß gegen die Reueln, gingen um die Welt und wohl in fast alle Wohnzimmer Brandenburgs. Eingebettet in eine fantastische Eröffnungszeremonie und eine fulminante Schlussfeier erlebten wir Sport. Emotion. Freude, Ausgelassenheit. Sieger und Platzierte. Sydney war für Aktive und für Passive ein Riesenerfolg.
Aber der olympische Erfolg verlangt, wie jeder weiß, harte und professionelle Arbeit im Vorfeld. Die Trainingsvoraussetzungen müssen vorhanden sein: das Trainings-Know-how muss stimmen. Das Wichtigste aber ist: Es muss Menschen geben. die vom Kindesalter an selbst Sportler sind und andere Sportler betreuen vom Einstieg in eine Sportart bis hin zur Goldmedaille.
Daneben steht der Freizeit- und Breitensport. Hunderttausende Brandenburgerinnen und Brandenburger sind im Verein organisiert und treiben zu den Zeiten Sport. wann es ihnen gefällt.
Stolz können wir auf beides sein - stolz auf eine I 0-MedaillenBilanz. davon allein sieben Goldmedaillen für sechs Sportler: dazu gab es dreimal Bronze. Einzeln betrachtet. war Brandenburg eines der erfolgreichsten Länder weltweit. Wenn wir Brandenburg in der Medaillenwertung separat ausweisen, bedeutet dies weltweit Platz 15.
Ein Glückwunsch geht von dieser Stelle aus an Katrin Wagner, Manuela Mucke. Kathrin Boron und alle anderen Medaillengewinner. auch an die neun Brandenburger, die die oft als undankbar bezeichneten Plätze 4 bis 7 errungen haben. Auch den Letztgenannten sei von hier aus ein Glückwunsch ausgesprochen.
ren Sportlerin. Eine Gratulation geht ohne Wenn und Aber an die in Brandenburg aufgewachsene Birgit Fischer. die erfolgreichste deutsche Olympiateilnehmerin aller Zeiten.
Aber es ist gerade diese Leistung. die uns Brandenburger Politiker zu mehr Nachdenken anregen sollte. Birgit Fischer ist eine Brandenburgerin. die nicht mehr für Brandenburg startet. Das ist für die Nation auch ohne Bedeutung. aber in Brandenburgs Sport wird dieser Sachverhalt anders diskutiert. Es wird die Frage gestellt, warum gute Sportler aus ihrer Heimat weggehen. Dies ist freilich keine Katastrophe. aber vielleicht dient es uns als Symbol. als Hinweis auf Reserven im eigenen Land. als Hinweis für unsere Politik.
Aber auch das muss klar sein: Ein Tor ist der. der jetzt der Sportlenn einen Vorwurf macht, ein Dummkopf der. der nicht weiter nach den Ursachen sucht.
Brandenburgs Sportbedingungen sind ein Punkt. über den cs nachzudenken gilt. Scheinbar sind Trainings- und andere Beding ungen woanders optimaler. Sportstätten. Trainingsstrukturen. Nachwuchsförderung. Breitensport, Trainerstellen. Sportförderung und Sportfinanzierun g - reicht auf diesen Gebieten das viele bisher Geleistete aus oder verhallt hei dem Gedanken daran der erste Jubel? Ich denke, nein. Auch hier haben wir vieles geschafft. aber wir müssen Schritt halten und unser Sportsystem in Brandenburg entwickeln. wenn wir im Wettkampfwie im Breitensport erfolgreich bleiben wollen.
Beispielsweise sind die Sportstätten eine der Reserven. die es zu erschließen gilt. Der _Goldene Plan Ost". also der Sportstättenausbau in Brandenburg - im Übri gen nur in Brandenburg - ist insgesamt ein politisches Signal. Dreimal 2.5 Millionen DM jährlich - daraus werden mit den Zuführun gen des Bundes 5 Millionen DM - sind für so manchen Verein eine echte Hilfe. An dieser Stelle lässt sich jedoch sagen. dass hei 15 Millionen DM in drei Jahren das Problem viel zu vieler maroder Sportstätten, wie wir sie 1990 vorgefunden haben. natürlich nicht gelöst wird.
Die Leistungszentren sind gut gewachsen. die _Volkssportstätten" jedoch nicht in gleichem Maße. Insoweit ist ein Umdenken notwendig. vor allem auch aufgrund der sozialen Komponente des Sports. Trainingsstätten brauchen alle Sportler. Wenn ich an meine lange Zeit im LSB-Präsidium von vor circa vier bis vor fünf Jahren und an das zähe Ringen mit der Landespolitik um wenigstens eine Sportschule für Brandenburg zurückdenke, war es ein Krampf für den LSB, das heißt den organisierten Sport. die Politik dazu zu bewegen, das Geld für eine einzige Sportschule, nämlich für die Landessportschule Lindau ,. zu bewilligen. Heute hat der Bau begonnen - das ist auch gut so -, aber es hätte nicht viel gefehlt und Brandenburg wäre das einzige Bundesland ohne funktionsfähige Sportschule gewesen. Dennoch reicht das bewilligte Volumen auch heute noch nicht aus. um die Sportschule ausreichend zu entwickeln.
Ich will hier aber nicht Kritik um der Kritik willen äußern: auch das soll klar sein. Ich will die Sinne für die Zukunft schärfen. das ist das Ziel. Im Wertvergleich zu anderen Politikfeldern zieht der Sport noch immer zu oft den Kürzeren. Dies gilt es zu verändern. An dieser Stelle beginnt die Verantwortung für Brandenburgs Politik, das heißt unsere Verantwortung für Brandenburgs Sport. Sportstätten sind eine einscheidende technische Voraussetzung für den Leistungssport. den Jugendsport. den Breitensport. die sportliche Sozialarbeit und vieles andere mehr.
Auch hier gibt es wiederum gute und schlechte Beispiele. Zuerst sei ein gutes Beispiel genannt. Damit komme ich. und das mit sehr viel Freude. zu einem anderen sportlichen Mega-Ereignis,
zu einem vom letzten Samstag in Cottbus, zum größten Fußballfest, das Cottbus, die Lausitz und Brandenburg je erlebt haben.
der FC Bayern übrigens nicht. Wir Brandenburger haben dank des sportlichen 1 : 0-Sieges der Energie-Kicker gegen die erfolgreichste deutsche Fußballmannschaft ein wichtiges Spiel gewonnen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dies ist gelungen, obwohl die Trainingsbedingungen und das wirtschaftliche Umfeld in der Lausitz bei weitem nicht mit denen in den alten Bundesländern zu vergleichen sind. Teamwork, Zielstrebi gkeit, Willen und Können haben den FC Energie erstens in das DFB-Pokal-Finale. zweitens von der Regionalliga in die Zweite Bundesliga und drittens von der Zweiten Liga in die Elite-Liea. die Erste Fußballbundesliga. gebracht, Das ist ein sportlicher Erfolg. der uns Brandenburgern allen gut tut.
Aber auch das wollen wir nicht vergessen: Es ist ein Stück Wirtschaftsentwicklung für Brandenburg. Spieler, die einst von Cottbus nach Karlsruhe gezogen sind. spielen heute zweitklassig. Spieler. die auf Cottbus und Brandenburg gesetzt haben, spielen heute erstklassig. Olympisch betrachtet, ist auch das eine Goldmedaille.
Nur darf uns der Erfolg nicht leichtgläubig machen. Erfolgreich mitspielen heißt, professionell zu trainieren - das sage ich immer wieder - und das Geld für das Trainings-Know-how. die Trainingsvoraussetzungen und für alles andere bereitzustellen.
Mitzuerleben, wie 21 000 Zuschauer im Stadion und viele vor den Toren ausgelassen, fröhlich und stolz auf unseren FC Energie waren, bedeutete ein Erfolgserlebnis für alle Menschen in unserem Land. Natürlich sind wir als Brandenburgs verantwortliche Politiker es jetzt den Fans und der Mannschaft schuldig, die nötige Sportinfrastruktur nachzurüsten, das heißt eine Sportstätte in Form eines erstligataugl ichen Fußballstadions zu schaffen. Ich weiß, dass dies auf gutem Wege ist. Wir sind es aber auch den Vätern des Erfolges schuldig, dem Verein, der Stadt. der Region, den Unternehmen der Lausitz - allen. Die Brandenburger werden es der Politik danken. Vielleicht spricht es sich dann auch in Deutschland herum und andere Talente kommen zu uns nach Brandenburg, werden hier leben und ihre Erfolge mit uns feiern. Im Übrigen bedeutet auch das ein Stück Wirtschaftsförderung.
Jetzt folgt die schlechte Nachricht. Aktuell ist es leider Politik der entsprechenden Verwaltungsstellen. zum Beispiel den Schullastenausgleich und die Internatsförderung für Sportschulen nahezu aufzuheben oder zumindest infrage zu stellen. Schulämter haben erste Briefe an die Eltern von Sportlern geschickt, das heißt, der Internatsplatz von Nachwuchssportlern wird nicht mehr in dem Umfang gefördert wie bisher. So zumindest soll es sein.
Ich will nicht schlussfolgern, dass dem Sport hier bewusst geschadet werden soll, aber von Weitsicht MIM diese Heraneehensweise nicht. und sie wird auch niemals zum Erfolg führen. Das bedeutet, dass man im Erfolgstautnel der jetzigen Zeit den eigenen Ast absägt. Die Bedingungen der Nachwuchsarbeit zu verschlechtern heißt konkret. Erfolge in Zukunft zu verhindern und die gesamte Breite des Sports infrage zu stellen. Ich glaube, das will niemand. Wir müssen jetzt und heute begreifen. dass sportlicher Erfolg durch systematische Förderung und nicht durch Zufälle ermöglicht wird. Das Vorgenannte soll ein Beispiel sein. das uns sensibilisieren sollte.
Ich kenne andererseits auch viele Bemühungen, die anerkennenswert sind. Die Brandenburgische Sportjugend als größter Jugendverband des Landes mit circa 135 000 Mitgliedern hat mit den verantwortlichen Politikern in der Vergan genheit auch viel Gutes erreicht. Lange bevor der Erwachsenen-Dachverband. der LSB. mit dem Bau der Landessportschule Lindow begonnen hat, war das Team der Sportjugend mit seiner sportlichen Jugendbildungsstätte in Blossin zum größten Teil schon fertig. Das ist für die Sportjugend - dieser Hinweis sei gestattet ein doppelter Erfolg.
Auch die sozialen Komponenten des Sports, wie sie die Brandenburgische Sportjugend mittels vieler Projekte realisiert. brauchen einen gesicherten Platz und eine gesicherte Perspektive. Projekte wie Streetsport. Sport mit Aussiedlern oder das präventive Projekt „Kiek - sind allerorts anerkannte Aktivitäten von Brandenburgs Sportjugend. Mit „Straßenfußball für Toleranz- haben wir vor kurzem ein weiteres Breitensportprojekt begonnen.
Bezüglich der Projektarbeit g ibt es viele Schwerpunkte. die zu verbessern sind. Vor allem Formalien und Rechtsdetails müssen präzisiert werden. Ich nenne einige Beispiele:
Erstens: Aus förderteebüschen Gründen müssen wirdiesportl iehe Jugendarbeit der allgemeinen Ju gendarbeit gleichstellen.
Zweitens: Den Landesjugendplan müssen wir sichern und so ausstatten. dass der Sport als Bestandteil der Jugendarbeit fixiert ist.