Jürgen Reinholz

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Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren, eigentlich wollte ich ja nicht mehr an dieses Pult gehen. Aber nachdem ich – Frau Staatssekretärin, nehmen Sie es mir nicht übel – so viel Unsinn gehört habe,
muss ich das einfach noch mal tun. Ich will Ihnen auch sagen, warum. Eine meiner Töchter ist gehörlos und ist zu Beginn an die Schwerhörigenschule in Gotha gegangen, nicht an die Gehörlosenschule in Erfurt, weil wir sie fördern und fordern wollten. Dort hat sie den normalen Realschulabschluss mit sehr guten Noten gemacht. Danach ist sie vier Jahre an ein Spezialgymnasium für Gehörlose nach Essen gegangen und hat dort ihr Abitur erworben, ist danach nach Köln an die Universität und hat Pädagogik studiert, mit dem Staatsexamen abgeschlossen und ist inzwischen Lehrerin. Frau Ohler, alles, was Sie hier vorgetragen haben, hätte sie nie im Leben geschafft, wenn wir sie von Anfang an auf eine ganz normale polytechnische oder Realschule geschickt hätten – nie im Leben!
Da können Sie gern mal mit anderen betroffenen Eltern reden. Aus den Kindern, die man zu DDRZeiten und auch zu Beginn der Bundesrepublik in so eine Inklusionsschule geschickt hat, sind Zahntechniker geworden. Zahntechniker, das ist der klassische Beruf für einen Gehörlosen. Ich kenne viele Kinder, die diesen Weg auch gegangen sind. Das werden gute Zahntechniker, das will ich gar nicht von der Hand weisen. Aber den Weg zu einem Studium verbauen Sie ihnen damit ein für allemal. Das sollten Sie sich einfach auch mal vor Augen führen. Danke.