Patricia Wissel

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Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Jeder von uns kennt das Sprichwort: „Handwerk hat goldenen Boden“. Dabei wird häufig außer Acht gelassen, dass es beim Handwerk nicht nur um materielle Werte geht; Handwerk verkörpert vielmehr auch Tradition und Geschichte. Handwerk ist somit auch ein immaterielles Kulturgut, und dieses Kulturgut gilt es zu bewahren.
Durch die globalen technologischen und wirtschaftlichen Entwicklungen hat die manuelle Fertigung in vielen Bereichen an Bedeutung verloren. Auch an Sachsen ist diese Entwicklung in den letzten Jahren nicht vorbeigegangen. Auch bei uns gibt es nur noch wenige alte Handwerksberufe.
Gleichwohl gibt es durchaus einen Trend zu verzeichnen, der eine ansteigende Nachfrage nach Regionalität, Langlebigkeit, Hochwertigkeit, Genauigkeit und Reparaturfähigkeit deutlich macht. Sachsen ist ein Land, das auf Kultur und Tradition aufbaut. Deshalb gehören auch alte Handwerksberufe zur sächsischen Kultur und Identität.
Diese zu erhalten sollte unser aller Anliegen sein. Der Erhalt traditioneller Handwerksberufe wird nicht nur in Deutschland, sondern auch auf internationaler Ebene diskutiert. Das zeigt eine Studie aus der Schweiz, die die Nationalregierung im Jahr 2011 vorgelegt hat. Danach fallen die traditionellen Handwerksberufe und Handwerkstechniken unter das immaterielle UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Schweiz legte dazu einen umfassenden Maßnahmenkatalog vor, wie diese Berufe unter Mitwirkung von Kammern und Berufsverbänden erhalten werden können. So gibt die Studie Auskunft über die gegenwärtige Situation der traditionellen Handwerksberufe sowie zum Fachwissen zu traditionellen Handwerken. Sie zeigt Perspektiven auf, wie der Fortbestand der traditionellen
Handwerkstechniken im Rahmen beruflicher und kultureller Aktivitäten gesichert werden kann. Darüber hinaus gibt sie erste Vorschläge für die Bewahrung traditioneller Handwerke und untersucht die bestehenden Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung in traditionellen Handwerken im Rahmen der Berufsbildung.
Ich bin der Meinung, dass wir hier das Rad nicht neu erfinden müssen, sondern uns an den Bestrebungen der Schweiz orientieren und für sächsische Handwerksbetriebe diese Anregungen aufgreifen sollten. Nehmen wir zum Beispiel das Töpferhandwerk – nicht, weil ich aus dem Töpferdorf Neukirch/Lausitz komme, sondern weil das Töpferhandwerk zu den ältesten handwerklichen Tätigkeiten der Menschheit zählt. Sachsen gehört von jeher zu den Zentren des Keramikerhandwerks in Deutschland. Jahrhundertealte Formgebungs-, Dekorations- und Brenntechniken werden im Freistaat bewahrt, gelehrt und weiterentwickelt.
In Sachsen gibt es 107 Töpferbetriebe, 34 Innungsbetriebe und 21 Ausbildungsbetriebe für das Töpferhandwerk. Im Kammerbezirk Dresden wird in diesem Jahr allerdings nur ein Töpfergeselle die Berufsausbildung abschließen. Dabei ist die Nachfrage durchaus vorhanden; aber die Rahmenbedingungen müssen optimiert werden. Hierbei ist sowohl die Politik als auch jeder einzelne Ausbildungsbetrieb gefordert; denn Traditionsbewahrung kann nur in einem Kontext stehen, der sowohl innovatives Handeln der Akteure fördert, als auch politische Rahmenbedingungen optimiert. Dazu gehört die Sensibilisierung für diese Thematik durch entsprechende Informations- und Kommunikationsmaßnahmen. Auch hier kann man durchaus auf Bewährtes zurückgreifen.
Die Kampagne des SMUL für grüne Berufe, um berufliche Perspektiven in der Land- und Hauswirtschaft aufzuzeigen, zeigte in der Öffentlichkeit eine große Wirkung. Ich könnte mir eine derartige Kampagne speziell für traditionelle Handwerksberufe sehr gut vorstellen.
Ebenso wäre zu prüfen, welche ökonomischen Anreize für Handwerkerinnen und Handwerker durch Stipendien zur Aus- und Weiterbildung geschaffen werden können. Aktivitäten der sächsischen Landesinnung des Töpfer- und Keramikerhandwerks, wie der „Tag der offenen Töpferei“, der auch dieses Jahr wieder sachsenweit am 8./9. März stattfinden wird, laden dazu ein, das vielseitige
Handwerk kennenzulernen und Töpfereien und Keramikwerkstätten zu besuchen.
In diesem Zusammenhang wäre zu prüfen, welches Innovationspotenzial im Rahmen der Regional- und Tourismuspolitik noch einbezogen werden könnte.
Ein weiterer Gedanke: Schule und Handwerk. Traditionelle Handwerke sind gut geeignet, sich in Schulen zu präsentieren. Es gibt viele Möglichkeiten, den Unterricht einmal anders und praxisnah zu gestalten. Kooperationen mit Oberschulen und Berufsinformationszentren können darüber hinaus vertieft werden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir Sachsen setzen auf Kultur und Tradition, aber wir sind gleichzeitig aufgeschlossen für Neues. Diese Tugenden gilt es zu verbinden, wenn wir unser traditionelles Handwerk in unserer modernen Berufs- und Arbeitswelt erhalten wollen. Es wäre ein starkes Signal des Sächsischen Landtages, wenn wir uns gemeinsam für dieses Ziel einsetzen würden.
Vielen Dank.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Alte Handwerksberufe im Freistaat Sachsen haben in besonderem Maße unsere wirtschaftliche Entwicklung beeinflusst. Einige dieser Berufe sind heute noch für viele sächsische Regionen unverzichtbar, sowohl als Arbeitsgeber, als wirtschaftliche Basis sowie als Teil der touristischen Entwicklung. Daher sollte es uns auch zukünftig noch stärker darum gehen, diese Berufe zu pflegen, ihren Fortbestand zu sichern und somit auch zur Erhaltung unserer eigenen Identität beizutragen.
Alte Handwerksberufe, die schon heute dem Kunsthandwerk näher sind als der alltäglichen Anfertigung von Waren und Dienstleistungen, zeugen von den Kenntnissen, Fertigkeiten und der Leistungsfähigkeit des Sächsischen Handwerks. Wir müssen diese Traditionen pflegen und bewahren und die Unternehmen unterstützen, die sich der Bewahrung des alten Handwerks verschrieben haben.
In der Diskussion haben wir die verschiedenen Facetten und Probleme beleuchtet. Als größte Herausforderung sehe ich die Sicherung des Fachkräftebedarfs. Hier möchte ich die Staatsregierung ausdrücklich darum bitten, sich gemeinsam mit den Innungen für Konzepte und Unterstützungsmaßnahmen stark zu machen, die dazu beitragen, historische Handwerksberufe auch für junge Menschen wieder attraktiver zu machen. Einen entsprechenden Vorschlag haben wir bereits im Antrag gemacht.
Alte Handwerksberufe sind – das hat die Diskussion gezeigt – mehr als nur ein Beschäftigungs- und Wirtschaftsfaktor. Sie sind Bestandteil unserer sächsischen Tradition und Kultur. Daher gebührt ihnen aus meiner Sicht auch eine besondere Beachtung.
Ich möchte an dieser Stelle die Staatsregierung nachdrücklich bitten, gemeinsam mit den sächsischen Handwerksorganisationen, besonders den Kammern und den betroffenen Innungen, eine sächsische Koordinierungsstelle für die Belange des traditionellen Handwerks zu initiieren und deren Entwicklung mit zu unterstützen.
Wenn wir Traditionen und Kompetenzen bewahren wollen, ist dieser Schritt notwendig und wird nachhaltig zur Sicherung alter Handwerksberufe im Freistaat Sachsen beitragen. Die Akteure des Handwerks sind für diesen Dialog bereit.
Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte meine Ausführungen zu der heutigen Debatte gern mit einem Dank beginnen. Ich möchte meinen Dank, meine Anerkennung und Wertschätzung für all diejenigen aussprechen, die im Hochwassereinsatz geholfen haben.
Ich möchte einen Dank all denjenigen sagen, die an ihre Grenzen gelangt sind – physisch und psychisch. Der Dank geht auch an alle haupt- und ehrenamtlichen Helfer und die Bürgermeister vor Ort. Ohne ihre schnelle Reaktion, ihren Einsatz und ihr Engagement wären die Schäden bei der Hochwasserkatastrophe weitaus größer gewesen.
Einen Dank möchte ich an dieser Stelle auch an die Staatsregierung aussprechen, die die betroffenen Landkreise Görlitz und Bautzen durch zusätzliche personelle Unterstützung bei der Schadensregulierung unterstützt hat.
Meine Damen und Herren! Es steht außer Frage, dass wir weiterhin finanzielle Mittel für Hochwasserschutzmaßnahmen bereitstellen, ohne dabei jedoch die Kommunen von ihrer Eigenverantwortung zu entbinden. Dafür haben
wir sowohl in der Vergangenheit als auch im aktuellen Doppelhaushalt finanzielle Vorsorge getroffen. Außerdem haben wir mit der Einstellung von Verpflichtungsermächtigungen deutlich gemacht, dass auch über den Doppelhaushalt hinaus Hochwasserschutzmaßnahmen finanziert werden können.
Hochwasserschutz, meine Damen und Herren, ist eine Generationenaufgabe. Wir haben schon viel dafür getan. Die Bilanz kann sich durchaus sehen lassen. Seit 2002 wurden 800 Millionen Euro für nachhaltigen Hochwasserschutz investiert, 400 Millionen Euro für Hochwasserschutzmaßnahmen eingesetzt, davon im Schadensgebiet mit Schwerpunkt Ostsachsen circa 75 Millionen Euro.
Hochwasserschutz, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist aber nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch eine Frage der Einsicht. Wenn es lange keine Katastrophe gegeben hat – so ist es, der Mensch vergisst schnell –, dann ist die Einsicht für die Notwendigkeit von Schadensregulierungen oft sehr gering. Viele Verzögerungen bei der Umsetzung von Hochwasserschutzkonzepten entstehen durch Einsprüche von Anwohnern, von Naturschützern und den daraus resultierenden oft langwierigen Klageverfahren.
Lassen Sie mich aber wieder zu den notwendigen Maßnahmen zurückkommen. Aus Gesprächen mit meinen Bürgermeistern vor Ort möchte ich Ihnen Folgendes berichten. Unser Melde- und Messsystem ist gut, aber es muss verbessert werden. Die Aufrüstung hochwassersicherer Pegel ist notwendig. Die Pegel auch in Hochwasserentstehungsgebieten und kleineren Gebieten müssen dort, wo es sinnvoll ist, verdichtet werden. Für beide Maßnahmen wurden im Doppelhaushalt auf Initiative der Koalitionsfraktionen zusätzliche Mittel bereitgestellt.
Hochwasser, das wissen wir, macht vor Ländergrenzen nicht halt. Daher – und da spreche ich als ostsächsische Abgeordnete – müssen wir ein gut abgestimmtes Hochwasserwarnsystem im Dreiländereck schaffen.
Lassen Sie mich nun – auch im Hinblick auf den Titel dieser Aktuellen Debatte – Folgendes zusammenfassen: Ja, wir haben aus den Hochwasserereignissen 2002, 2006 und 2010 gelernt und wir haben Konsequenzen daraus gezogen. Ja, wir verfügen heute über ein leistungsfähiges Hochwasserlagezentrum, ein effizientes Meldesystem sowie wirksame Maßnahmenpläne. Ja, ebenso wenig wie es in der Natur Stillstand gibt, dürfen wir uns nicht auf dem Erreichten ausruhen. Wir müssen unsere Instrumente weiterentwickeln und Feinjustierungen vornehmen. Ja, wir werden die Herausforderungen bewältigen, wenn Landesebene, Kommunen und Bürger intensiv und solidarisch zusammenarbeiten.
Hochwasserschutz, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist eine Gemeinschaftsaufgabe und eine Generationenaufgabe zugleich und eignet sich daher nicht für den politischen Alltagsstreit. Lassen Sie uns den gemeinsam beschrittenen Weg konsequent fortsetzen.
Vielen Dank.
Mein Nein ist leider untergegangen und wurde nicht gehört.