Norbert Kartmann
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Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Dass wir uns gerade im Hessischen Landtag mit diesem Thema fundiert und in den verschiedensten Facetten auseinandersetzen können, hat der Herr Minister bewiesen. Herzlichen Dank dafür. Dass wir uns in diesem Haus auch berechtigt damit auseinandersetzen, liegt an der Struktur unseres Parlamentarismus. Ich bin schon ein paar Tage in diesem Haus. Ich weiß, mit was wir uns schon alles be
schäftigt haben. Manchmal hat man sich gefragt: Muss das sein?
Die Debatte über ein geschichtliches Ereignis vor 500 Jahren, mit dem sich – ich sage es einmal sehr salopp – Gott und die Welt in diesem Land beschäftigen, ist nicht nur erlaubt. Vielmehr ist es sogar wichtig und verpflichtend, dass sich der Hessische Landtag damit beschäftigt. Das soll mit unterschiedlichen Facetten geschehen. Ich will dazu inhaltlich gar keine Stellung nehmen.
Ich sage es deswegen noch einmal: Der Hessische Landtag ist der Ort, an dem wir das machen können. Er ist weder der falsche Platz, noch ist es das falsche Thema hier. Deswegen ist es richtig, dass wir uns mit dieser Frage beschäftigen.
Es hat ein paar Aussagen gegeben. Herrn Kollegen Roth höre ich gerne zu. Ich höre ihm gerne zu; das ist gar keine Frage. Wir stimmen auch fast überall überein. Jetzt geht es aber um die Frage, dass ein paar Folgen der Reformation bestenfalls die Urenkel seien. Das mag sein. Aber mir mag einer erklären, ob es einen Urenkel ohne einen Urgroßvater geben würde. Deswegen hängt das zusammen.
Ich will noch etwas hinzufügen. Man kann sich mit dem Thema theologisch auseinandersetzen. Das ist nicht meine Absicht. Luther war kein Prophet. Er war kein Apostel. Er war kein Evangelist. Er war ein Bürger dieses Landes.
Ich kenne von ihm keinen Spruch, der in der Bibel steht. Ich glaube, das ist deswegen auch eine politische Debatte.
Es war ein politischer Vorgang. Die fundamentalsten Veränderungen wirken bis heute. Das wurde durch Luthers Bewegung in Gang gesetzt. Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass es auch ein paar Entwicklungen gab, die wir heute nicht gerne sehen. In diesem Haus, dem Haus der freien Gedanken und der freien Rede, ist es erlaubt, ob nun sachlich, theologisch, sozialpolitisch oder ideologisch, über die Thematik Martin Luther zu reden.
Ich bin einmal gespannt, was wir nächstes Jahr am 5. Mai 2018 machen werden. Ihr könnt euch das schon einmal eintragen. Da wäre Karl Marx 200 Jahre alt geworden.
Das ist doch das nächste Thema. Natürlich ist das eine Situation. Wir unterhalten uns im Ältestenrat über Gedenktage. Das wird sehr spannend werden.
Herr Kollege Roth, jetzt ist die Frage, ob wir dazu ein Symposium machen. Wir können gerne dazu eines machen. Der Vorteil bei Luther ist, dass wir noch fünf Jahre vor uns haben. Das ist das Jahr 2022. Dann kann man wieder darüber reden. Bis dahin ist der Pilgerweg vielleicht oft beschritten worden. Ich lade Sie herzlich ein, auf dem Pilgerweg nach Norden zu wandern. Dann kommen Sie bei mir vorbei. Das ist so in Ordnung. Ich lade Sie dazu herzlich ein.
Ich fand diese Debatte auch wegen ihrer teilweisen Kontroverse gut. Denn sie hat bewiesen, dass wir hier wirklich frei sind, über viele Dinge zu reden.
Man sollte „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ lesen. Nicht alle haben das gelesen, warum auch. Wer das nicht will, soll wenigstens die 95 Thesen lesen, die auch
ein Abbild auf der Basis eines speziellen Themas des Ablasshandels sind, mit sehr vielen Inhalten. Wer will – nur die, die wollen; es wird keiner dazu gezwungen – und sich an dem orientieren möchte, was Luther gegen seine damalige Gesellschaftsstruktur hervorgebracht hat – in Ableitung von vor 500 Jahren bis heute –, der ist nach dieser Debatte erst recht herzlich eingeladen. Deswegen bedanke ich mich ganz herzlich für die Debatte. Ich hoffe sehr, dass Sie am Ende doch mitstimmen, auch wenn Sie dagegen stimmen – das wäre egal. Die Hauptsache ist, dass Sie mitstimmen; denn am Ende steht das Parlament, das Ja oder Nein zu einer Entwicklung sagen muss. Meine Aufforderung in diesem Sinne: Vielen Dank für die Debatte. Bitte stimmen Sie mit.