Torsten Krause
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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Schriftführer! - Auch diese Regelung haben wir gestern neu eingeführt. - Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste! Am 12. Februar 2013 hat das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees in Lausanne beschlossen, ab dem Jahr 2020 die Traditionssportart Ringen aus dem olympischen Programm zu streichen. Deswegen hat sich der Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport nur zwei Tage später, am 14. Februar, erstmalig in dieser Legislaturperiode in einem fraktionsübergreifenden Antrag einstimmig dafür ausgesprochen, Ringen als olympische Sportart bei den Sommerspielen zu erhalten.
Mit unserem gemeinsamen Antrag wollen wir erreichen, dass der Landtag Brandenburg an das Internationale Olympische Komitee appelliert, die Sportart Ringen im Programm zu halten. Gleichzeitig möchten wir die Landesregierung auffordern, sich über die Sportministerkonferenz und gegenüber dem DOSB für den Erhalt der Sportart im Programm der Olympischen Spiele einzusetzen.
Sehr geehrte Damen und Herren! Ringen war als eine der fünf Kernsportarten erstmals bei den 18. Olympischen Spielen der
Antike 708 vor Christus vertreten. Für Frauen hingegen ist Ringen erst seit 2004 - nach Christus! - olympische Disziplin. Bei den Olympischen Spielen in London 2012 waren 344 Ringerinnen und Ringer aus 72 Nationen an den Start gegangen. In elf Gewichtsklassen im Freistil und 7 Gewichtsklassen im griechisch-römischen Stil traten die Sportlerinnen und Sportler gegeneinander an, in 29 Nationen wurden anschließend olympische Medaillen im Ringen getragen.
Die Sportart ist gekennzeichnet von Kraft und Geschick, Ausdauer sowie Wendigkeit und Gelenkigkeit. Nicht zuletzt wird sie jedoch auch durch Cleverness bestimmt. Der Kopf spielt eine entscheidende Rolle, deswegen wird Ringen auch als „Schach auf der Matte“ bezeichnet. Dennoch war der Sport in den vergangenen Jahren offenbar nicht mehr interessant genug. Häufige Regeländerungen führten zu weniger nachvollziehbaren Punktvergaben, Kämpfe wurden unattraktiver, überregionale Zeitungen haben nicht mehr darüber berichtet und im Fernsehen wurden die Kämpfe schon lange nicht mehr übertragen.
Genauso begründet das Internationale Olympische Komitee nach einer umfangreichen Analyse aller 26 Sommersportarten seine Entscheidung. Demnach erzielte Ringen niedrige Werte insbesondere in den Kategorien TV-Quoten, Zuschauerzahlen und Ticketverkäufe, aber auch bei der Verbreitung, den Mitgliederzahlen und der Attraktivität unter Jugendlichen. Deutlich wird an dieser Entscheidung, dass wirtschaftliche Gründe zum Ausschluss der Sportart aus dem olympischen Programm geführt haben.
Das IOC hat in den vergangenen Jahrzehnten die Olympischen Spiele verstärkt als Marke etabliert, es war auf Sponsoren angewiesen und hat seine Entwicklung von den Geldern abhängig gemacht. Im Interesse dieser Zuwendungsgeber ist es, über die verschiedenen Medien das größtmögliche Publikum überall auf der Welt zu erreichen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass eine Sportart, wenn sie nicht mehr entsprechend platziert werden kann, aus dem Programm gestrichen wird - Tradition hin, Tradition her. Das Internationale Olympische Komitee beugt sich damit dem Diktat der Inszenierungen. Dies kritisieren wir und weisen wir scharf zurück.
Meine Damen und Herren! Damit die Entscheidung wirksam werden kann, muss sie im September durch die Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees in Buenos Aires bestätigt werden. Kommt die Entscheidung zustande, gibt die Traditionssportart 2016 in Rio de Janeiro ihre Abschiedsvorstellung.
Neben Überraschung stößt diese Entscheidung weltweit auf Empörung. So hat der Präsident des bulgarischen Ringerverbandes und siebenmalige Welt- und Europameister im Ringen, Valentin Jordanov, seine olympische Goldmedaille von 1996 an das IOC zurückgegeben. Jordanov möchte mit diesem Schritt ein Zeichen setzen und seine Solidarität mit den Sportlerinnen und Sportlern und den Fans des Ringens zum Ausdruck bringen.
Neben dieser individuellen Reaktion entwickelt sich aber auch ein weltweit organisierter Protest. So schlossen sich bekannte Ringernationen und der Weltverband FILA in Teheran zusammen, um gemeinsam eine Kampagne für den Verbleib der Sportart im olympischen Programm zu initiieren. Gemeinsam
wollen so unter anderem Aserbaidschan, die Türkei, Iran, Russland und die USA gegen das drohende Aus agieren. Medienwirksam haben der Exekutivdirektor des amerikanischen Ringerverbandes sowie der iranische Verbandschef und der iranische Präsident des Nationalen Olympischen Komitees einander umarmt. Was im politischen Bereich offenbar seit Jahrzehnten undenkbar ist, macht der Sport an dieser Stelle möglich. Auch Wladimir Putin hat derweil eine Arbeitsgruppe mit demselben Ziel ins Leben gerufen, in der neben den russischen Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees auch der vormalige Europa- und Weltmeister sowie Olympiasieger Alexander Karelin mitarbeiten sollen.
Meine Damen und Herren! Auch wir in Brandenburg setzen uns für den Verbleib der Sportart Ringen im olympischen Programm ein. Wir wissen, dass unsere politische Stimme gegenüber dem IOC nicht die gewichtigste sein wird. Wir sind auch nicht so naiv, zu glauben, dass unser Beschluss allein eine notwendige Veränderung in der Mehrheitsbildung herbeiführen kann. Aber wir sind uns gemeinsam darin einig, dass es sich lohnt, sich für die Sportart Ringen einzusetzen. Wir wollen mit diesem Beschluss auch ein Zeichen der Unterstützung und der Solidarität für die Sportlerinnen und Sportler, die Schülerinnen und Schüler im Landesleistungsstützpunkt sowie im Bundesstützpunkt Nachwuchs in Luckenwalde sowie Frankfurt (Oder) senden. Unser Land fördert seit Jahren diese Schulen und Sportstätten. Wir unterstützen die Sportlerinnen und Sportler auf ihrem Weg an die Bundes- und Weltspitze. Gern möchten wir dies auch in Zukunft tun. - Vielen Dank.