Danke, Frau Präsidentin. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Zuhörende, ME/CSF ist für einige sicherlich eine unbekannte Abkürzung für Betroffene einer massiven Einschränkung ihrer Lebensqualität und die geht mit deutlich weniger Wissen und Aufmerksamkeit einher – den Bezug erlaube ich mir jetzt – als die in der vorherigen Debatte aufgerufenen Herzinfarkte. Deswegen ist es umso besser, dass wir in der 95. Landtagssitzung am 11. November 2022 diesen Antrag federführend an den Ausschuss für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung sowie mitberatend an den Ausschuss für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft überwiesen haben.
Die Beratungen im Sozialausschuss fanden in der 55. Sitzung am 08.12.2022, in der 56. Sitzung am 26.01.2023 sowie mit einem mündlichen Anhörungsverfahren in der 57. Sitzung am 09.03.2023 statt, also genau vor einem Jahr hatten wir dann die Möglichkeit, sowohl analoge Berichte von Betroffenen und Forschenden zu hören als auch über die digitale Zuschaltung möglichst niedrigschwellige Anhörungen zu gewährleisten, die, glaube ich, für viele Abgeordnete durchaus bewegend und eindrücklich gewesen ist. Die weitere Behandlung des Antrags fand in der 59. Sitzung am 20.04.2023, in der 65. Sitzung am 30.11.2023, in der 68. Sitzung am 07.03.2024 mit schriftlicher Anhörung statt. Der Ausschuss für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft hat den Antrag in seiner 50. Sitzung am 24.01.2024 beraten. Es wurde empfohlen, den Antrag mit Änderungen anzunehmen, von dem wir sicherlich gleich inhaltlich noch mehr hören werden. Vielen Dank.
Vielen Dank. Dann eröffne ich die Aussprache. Zunächst erhält Frau Abgeordnete Klisch für die SPD-Fraktion das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kollegen! Meine Vorrednerin sagte es schon, ME/CFS ist vielleicht nicht wirklich so bekannt wie Herzinfarkt, aber, ich glaube, spätestens seit der Coronapandemie ist es zumindest so, dass diese Erkrankungsbilder – gerade Chronic Fatigue – den Ärzten als auch medizinischen Versorgern im Alltag viel häufiger begegnen. Deshalb ist es absolut wichtig, dass wir uns natürlich hier genauso auf die Schiene setzen, auf den Weg machen, um bestmögliche Hilfen und Therapien zu generieren, um wirksame und vor allen Dingen auch zugängliche Versorgungsstrukturen sicherzustellen. Vor allen Dingen so wie beim Herzinfarkt in der Diskussion vorher braucht es Standards. Diese Standards, also definierte Leitlinien, definierte evidenzbasierte Therapiemaßnahmen, die gibt es hier leider noch nicht so viel. Wir haben während der Coronapandemie gelernt, da Coronaerkrankte oder an Post-COVID-Erkrankte, Long-COVID-Betroffene oft gerade auch unter ähnlichen Symptomen leiden, dass wir hier sehr viel mehr Forschung brauchen. Deshalb hat das Thüringer Wissenschaftsministerium sich bereits auch schon auf den Weg gemacht, hat 700.000 Euro schon mal als Anschubfinanzierung dem Universitätsklinikum zur Verfügung gestellt. Dadurch ist auch schon der erste Schritt getan worden. Aber wir haben in der großen Anhörung vor einem Jahr, die wir hier an derselben Stelle hatten, in diesem Plenarsaal, von den betroffenen Akteuren und Experten natürlich gehört, dass es letztendlich mehr braucht als nur eine Post-COVID-Ambulanz am Universitätsklinikum, die sicherlich eine exzellente Einrichtung ist, aber eben nicht das Ende der Fahnenstange sein kann, sondern dass wir aufgrund der vielfältigen Symptomatiken, der schwierigen Diagnostik, den bisher unzureichenden Therapieansätzen auch darüber reden müssen, dass es einfach oft an Aufklärung mangelt, auch bei medizinischem Fachpersonal, dass die Forschung trotz allem immer noch unterfinanziert ist und dass wir letztendlich im Moment von einer prekären Versorgungslandschaft sprechen müssen.
Wir haben auch gelernt, dass – ich habe es am Anfang schon angesprochen – viele Symptome gerade bei Long-COVID denen von ME/CFS ähneln oder zumindest Anteile dabei enthalten sind. Da insgesamt postinfektiöse Erkrankungen, die mit Corona zu tun haben, momentan doch auch mehr Aufmerksamkeit generieren, haben wir einfach in dem Antrag – und das ist eine Änderung – das Erkrankungsbild ME/CFS durch Long-COVID auch ergänzt, also es zieht sich durch den ganzen Antrag in geänderter Form durch. Da es außerdem zwischen dem – sage ich mal – Beginn dieses Antrags, also, ich glaube, Ende 2021 und heute nicht nur viel Zeit gab, sondern auch bereits viel Veränderung, haben wir auch hier versucht als SPD, diesen Antrag weiter zu ertüchtigen und auch diese Veränderung mit einfließen zu lassen. Denn inzwischen gibt es eine mobile Post-COVID-Ambulanz in Jena, die auch Menschen vor Ort, also am Wohnort, betreuen kann. Es gibt mittlerweile telemedizinische Implementierung, sodass man da einfacher kommunizieren kann. Und, was wirklich eine gute Nachricht ist, das Universitätsklinikum hat den Projektantrag WATCH aus dem Innovationsfonds des G-BA, also hat sich nicht nur beworben, sondern auch bewilligt bekommen und bekommt allein jetzt dadurch 3,6 Millionen Euro zusätzliche Mittel. Das ist wirklich ein toller Erfolg für Jena. Das heißt aber nicht, dass wir nicht den Erfolg noch verstärken können und draufsatteln können. Alles, was im Bund passiert, seien es Runde Tische zu Long-COVID oder Ähnliches, hilft uns sicherlich, aber letztendlich möchten wir natürlich auch hier weiter vorangehen und genau auch da – ich sage jetzt einfach mal – Impulsgeber sein auch für die deutschlandweite Versorgung und Forschung. Deswegen, glaube ich, ist dieser Antrag gerade mit noch mal den Ansätzen Ausbau der Post-COVID-Ambulanz am
UKJ, mit der Anregung eines telemedizinischen Netzwerkes, mit der Bundesratsinitiative zur Aufnahme von ME/CFS in die Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung und vielen anderen Punkten ein wichtiger Antrag, der hoffentlich einen Beitrag zu einer guten Versorgungslandschaft auch mit neuen Erkrankungen leisten soll. Deswegen bitte ich um Zustimmung zu der Beschlussempfehlung des Gesundheitsausschusses in der geänderten Form. Herzlichen Dank.
Sehr geehrte Frau Vorsitzende, werte Kollegen Abgeordnete, Zuhörer auf der Tribüne und Zuhörer am Livestream, der Antrag der Gruppe der FDP bezieht sich auf die Myalgische Enzephalomyelitis und das Chronische Fatigue Syndrom, so steht es in der Überschrift. In ihrem Antrag dominiert dann das Thema „Long und Post-covid“ das Titelthema. Das Post-Vakzinations-Syndrom erwähnen Sie nicht, ein Syndrom, welches teilweise mit schweren Nebenwirkungen behaftet ist und ebenfalls als Myalgische Enzephalomyelitis und Chronisches Fatigue Syndrom enden kann. Ganz schlimm kam es für eine Vielzahl derer, die sich zu dem kleinen Piks überreden ließen und plötzlich und unerwartet gestorben sind.
Warum ignorieren Sie das Thema „Post-Vakzinations-Syndrom“ in Ihrem Antrag? Gibt es das für Sie nicht? Wollen Sie nicht darüber reden, weil es politisch und ideologisch nicht opportun ist? Haben die zahllosen Opfer der Genspritze in Thüringen nach Ihrer Einschätzung kein Recht auf Anerkennung, Hilfe, Behandlung, Heilung, Betreuung, Unterstützung, Entschädigung oder Forschung?
In der Bundesregierung ist mittlerweile das Post-Vakzinations-Syndrom kein Tabuthema mehr. In der Drucksache 20/10544 antwortet die Bundesregierung auf eine Große Anfrage der CDU/CSU-Fraktion, Drucksache 20/8846, zum Thema „Projektförderung des Bundes im Bereich der Grundlagenforschung zu Long COVID, ME/CFS und dem Post-Vac-Syndrom“. Genau heute findet dazu im Bundestag eine Debatte statt. Ich erlaube mir, mich im Folgenden auf die Ausführungen der Bundesregierung in der Beantwortung der Großen Anfrage zu beziehen.
Zurück zum Titelthema „ME/CFS“ – ich zitiere –: „Der Bundesregierung liegen zur Prävalenz von ME/CFS keine eigenen Datengrundlagen oder Modellrechnungen für verlässliche Einschätzungen vor.“ Schätzungen aus der Zeit vor der Corona-Ära vermuten „ungefähr 140.000 bis 300.000“ Patienten. Wie hoch die Präva
Nun zu Long Covid – ich zitiere –: Die Prävalenz von Long Covid lässt sich auch nur schätzen. „[Es] […] wurde eine Häufigkeit von 8,7 Prozent auf COVID-19 zurückzuführender Symptome bei Erwachsenen in Deutschland für den Zeitpunkt der Studiendurchführung geschätzt. Auf dieser Datengrundlage erfolgte die Berechnung von etwa 390 000 von mindestens einem persistierenden Symptom nach COVID-19 betroffenen Erwachsenen […]. […] Eine Erfassung von Post-COVID-Patientinnen und -Patienten in der ambulanten kassenärztlichen Versorgung über den ICD-Code U09.9! wird fortlaufend vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland vorgenommen. Mit Datenstand vom 4. Oktober 2023 werden hier 305 234 Personen ausgewiesen.“
Nun zum Post-Vac-Syndrom – ich zitiere –: „Es können nur Angaben zu den gemeldeten Verdachtsfällen gemacht werden, in denen eine ME/CFS-Erkrankung oder ein Post-Vakzinations-Syndrom als Nebenwirkung nach einer COVID-19-Impfung berichtet wurden. […] Dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) wurden bis zum 20. November 2023 insgesamt 768 Verdachtsfälle übermittelt, in denen ein Post-Vakzinations-Syndrom nach einer COVID-19-Impfung berichtet wurde. Darüber hinaus wurden dem PEI 1 137 Verdachtsfälle gemeldet, in denen eine ME/CFS-Erkrankung nach einer COVID-19-Impfung berichtet wurde. Davon wurden für Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 17 Jahren bis zum 20. November 2023 insgesamt 30 Verdachtsfälle gemeldet, in denen ein Post-Vakzinations-Syndrom, und weitere 31 Verdachtsfälle, in denen eine ME/ CFS-Erkrankung nach einer COVID-19-Impfung berichtet wurden. […] Nach derzeitiger Sachlage […] kann die Bundesregierung keine wissenschaftlich fundierte, verlässliche Prognose über die Anzahl von Personen machen, bei denen in den nächsten fünf Jahren eine ME/CFS-Erkrankung oder ein Long-/Post-COVID-ähnliches Post-Vakzinations-Syndrom auftreten wird.“
Für die Forschung von ME/CFS und Long Covid hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung ein Fördervolumen von bis zu 59,5 Millionen Euro geplant. Das Bundesministerium für Gesundheit fördert im Rahmen der Ressortforschung darüberhinausgehende Projekte der versorgungsnahen Forschung und beabsichtigt, diese Förderung noch erheblich auszuweiten. Hierfür stehen in den Jahren 2024 bis 2028 Mittel in Höhe von bis zu 81 Millionen Euro zur Verfügung. Auf die gezielte Anfrage, wie die Bundesregierung in den Jahren 2024 und 2025 die Forschung zum Post-Vakzinations-Syndrom unterstützen wird, kam diese Antwort – ich zitiere –: „Das [Bundesministerium für Bildung und Forschung] hat derzeit keine dezidierten Forschungsprogramme oder Förderaktivitäten zum Thema Post-Vac-Syndrom aufgelegt und fördert derzeit auch keine Forschungsprojekte in diesem Bereich.“
Was sagt uns das? Erstens, die Forschung im Bereich „Long Covid oder Post-Covid und ME/CFS“ wird von der Bundesregierung bereits auskömmlich unterstützt. Insofern sind die von der FDP für Thüringen geplanten Aktivitäten zwar löblich, aber nicht in der Form erforderlich. Zweitens, das Post-Vakzinations-Syndrom wird zwar anerkannt, jedoch wünscht die Bundesregierung dazu keine Forschung. Die Symptome von Post-Covid und Post-Vac-Syndrom sind fast identisch. Mittlerweile ist nachgewiesen, dass Covid-19 die dritthäufigste Nebenwirkung der Coronaspritze ist. In den Post-Covid-Ambulanzen wird anamnestisch darauf verzichtet, den Covid-Impfstatus zu eruieren. Das hat mir Prof. Stallmach von der FSU Jena in der Anhörung mitgeteilt. In meinen Augen soll damit verschleiert werden, dass die vielen Schäden nach der Gentherapie nicht als solche identifiziert werden können, sondern unter Long Covid nach Coronainfektion eingeordnet werden. Daher muss Post-COVID nach einer Gentherapie korrekterweise als Post-Vac definiert werden. Dem steht das politische Narrativ „die Impfung hilft, schützt und sei fast nebenwirkungsfrei“ entgegen. Laut KBV wurden allein im Jahr 2021 fast 2,5 Millionen Patienten mit Impfnebenwirkungen von ihren Vertrags
ärzten behandelt. Da wird in den nächsten Jahren eine Riesenlawine an gesundheitlichen Problemen auf unsere Gesellschaft zurollen.
In Ihrem Antrag, liebe Kollegen der FDP, hätte ich mir wenigstens die Forderung nach einer Einrichtung von Spezialambulanzen zur angemessenen medizinischen Versorgung von Patienten mit entsprechenden Impfnebenwirkungen und Impfschäden erhofft. Den Antrag der FDP lehnen wir ab. Vielen Dank.
Vielen Dank, Frau Präsidentin. Sehr geehrte Damen und Herren, werte Anwesende, es war schon echt wieder hier hart, hier zuhören zu müssen, Herr Dr. Lauerwald. Es ist auf den Tag genau zwei Jahre her, als die Impfung mit AstraZeneca ausgesetzt worden ist – auf den Tag genau. Warum? Weil es Thrombosen gab, Blutgerinnsel, die sich häufiger gebildet hatten. Weil man es genau unter Kontrolle und im Blick hatte. Man hat sich dann damit befasst, hat es ausgesetzt, hat die Empfehlungen angepasst. Das ist eine permanente Kontrolle dieser Impfkampagne auch der verschiedensten Arten gewesen. Es ist wirklich so unsäglich, dass Sie bei diesem Thema weiter Misstrauen schüren. Das wird ehrlicherweise den Betroffenen von ME/CFS nicht gerecht, was Sie hier für eine Nummer abgezogen haben.
Warum nicht? Es ist eine schwere chronische Erkrankung. Wir hatten hier im Plenarsaal eine mündliche Anhörung gemacht. Sie war von einer harten Betroffenenperspektive begleitet, was das wirklich bedeutet, so schwach zu sein, nicht das, was man tun möchte, tun zu können und vor allen Dingen gerade im medizinischen Bereich eine Tortur durchzumachen, dass man verschiedenste Ärztinnen und Ärzte aufsuchen muss, vor allen Dingen ist es immer am demütigendsten, wenn es dann psychosomatisch erklärt wird und man am Ende in der psychologischen oder psychiatrischen Versorgung sitzt und man diesem Krankheitsbild eben nicht gerecht wird. Es war auch von sehr viel Demut der Ärzteschaft begleitet, weil die immerhin seit 1969 von der Weltgesundheitsorganisation als Krankheit anerkannte Erkrankung ME/CFS nicht gut diagnostiziert wird und leider auch noch nicht die idealen und guten Therapiemöglichkeiten da sind.
Deswegen haben wir uns als Rot-Rot-Grün gern auch gemeinsam mit der FDP dort an die Arbeit gemacht. Ich möchte mich noch mal ausdrücklich bedanken, dass das wirklich von einer hohen Sachlichkeit geprägt war und den Betroffenen hier sehr gerecht geworden ist. Die Uniklinik Jena spielt wirklich auch eine gute Rolle, was die Versorgung dort angeht. Dort wird auch mit einer hohen Leidenschaft Versorgung betrieben. Wir unterstützen das. Der Ausbau ist wichtig – das haben wir auch noch mal weiter im Dialog erfahren – und wird auch weiter ausgefahren, das wird auch durch diesen Antrag hier gestärkt. Und eben, weil auch das Ergebnis der Anhörung noch mal war, dass gerade im medizinischen Bereich nicht immer und überall die
Sensibilität für dieses Thema vorherrscht, dass auch Ausbildung sich daran orientiert, damit eben zukünftige Medizinerinnen und Mediziner noch eine höhere Sensibilität haben und zumindest die Diagnose ordentlich und rasch treffen können, damit – und das war auch noch mal klar gewesen – Klarheit herrscht bei allen weiteren Beschwerden, die existieren natürlich weiter. Aber wenn man diese Diagnose hat, herrscht Klarheit, und eine Gesellschaft, auch im Umfeld, kann tatsächlich anders damit umgehen und man kann dann auch erst mal diese Tortur der Diagnosesuche verlassen und sich der Versorgung und dem möglichen besseren Umgang mit dieser schweren Erkrankung dann widmen. Die systematische Fort- und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten, aber auch des pflegerischen Personals, ist uns hier auch wichtig gewesen, und was ich auch außerordentlich begrüße, ist, dass eine Arbeitsgruppe der Landesgesundheitskonferenz dort noch mal eingerichtet werden soll, die sich dem Thema noch mal mehr widmet. Ich habe mich auch gefreut, dass das ein Beratungsergebnis war, weil die Landesgesundheitskonferenz auch ein wichtiger Baustein ist, wo Medizinerinnen und Mediziner sich hier in Thüringen daran machen, Versorgungsqualität zu verbessern. Damit möchte ich tatsächlich auch schon dann schließen, auch noch mal sagen, der Bund hat das ja auch erkannt, durchaus. Und auch hier wurden noch mal mehr Mittel frei gemacht. Es gibt da eine Reihe von Initiativen und auch Forderungen, da müssen Bund und Länder gemeinsam dem gerecht werden, denn vor der Pandemie waren es schon ca. über 300.000 Betroffene mit diesem Krankheitsbild. Aber wenn man sich überlegt, dass eigentlich nur einer von zehn Betroffenen tatsächlich auch die Diagnose bekommt und
dementsprechend auch statistisch auftaucht, ist klar, dass hier noch ein weiter Weg gemeinsam gegangen wird. Es ist auch ein Stück weit ein Weg hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit, denn es sind auch ca. 80 Prozent der Betroffenen in diesem Fall weiblich, und auch das ist noch mal Ausdruck dafür, dass bei einer so lange schon bekannten Krankheit so wenig in Forschung und Therapie getan worden ist, dass da unbedingt noch mal mehr angesetzt werden muss. Lassen Sie uns gemeinsam diesen Antrag auf den Weg bringen, um da auch die Versorgung zu stärken und den Betroffenen hier weiterzuhelfen, sie haben es wirklich verdient. Danke.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Seitdem die FDP im Jahr 2021 den Antrag „Erforschung von Long-COVID priorisieren, klinische Daten erheben, Langzeitfolgen analysieren, wirksame Therapien entwickeln und in Regelversorgung implementieren“ eingebracht hat, ist auch ME/CFS zum Thema in diesem Landtag geworden. Im Jahr 2022 wurde dann dieser Antrag jedoch in anderer Form eingebracht, und nun liegt ein 16-seitiger Antrag zu ME/CFS vor. Die Krankheit war uns unbekannt, die Menschen wurden übersehen und die Versorgungslage ist immer noch nicht besser. All das versucht der FDP-Antrag zu verbessern. Der umfangreiche Antrag spricht die Themen der Forschung, Entstigmatisierung, Minderung von Barrieren und Behandlung nicht nur an, sondern versucht sich an Lösungsansätzen. So zum Beispiel Forschungszentren in Jena zu erweitern und Behandlungsmöglichkeiten auszuweiten, die Gesellschaft zu informieren und aufzuklären, Schülern, Jugendlichen und Studenten trotz Erkrankung Teilhabe durch Onlineunterricht zu ermöglichen. Dieser Antrag, und das ist deutlich geworden, wenn man mit den Betroffenen spricht, spricht eben den ME/CFS-Erkrankten aus der Seele, man könnte meinen, dass sie ihn mitgeschrieben haben. Mittlerweile erhalten wir als Fraktion schon mehrere Zuschriften, die darum werben, dass wir doch dem Antrag zustimmen sollen. Bei gesundheitspolitischen Themen in dieser Größe – und das kennen Sie alle – ist das eine Seltenheit. So viel muss ich zugeben, die FDP und ihr gesundheitspolitischer Sprecher haben sich hier an dieser Stelle durchaus Anerkennung erarbeitet.
Doch, lieber Kollege Robert Martin Montag, bevor Sie wegen all der Lobpreisung vom Sitz schweben – ein Prozess, der Ihnen natürlich komplett fremd ist –, will ich vielleicht auch noch einige kurze Bedenken zu diesem Antrag loswerden. Denn trotz all der Mühe und Folgen der Anerkennung müssen wir feststellen, dass dieses Thema eigentlich und letztlich auf die Bundesebene gehört. Sichtbar war das vor allem auch anhand der geringen Anzahl von Anzuhörenden aus Thüringen. Es waren leider nur zwei von elf.
Ebenfalls wird dieses Thema auf Bundesebene angesprochen und erkannt. Neben der Kritik, dass dieses Thema auch auf die Bundesebene gehört, ist zu erwähnen, dass ein übertünchender Aktionismus über die fehlende Kenntnis in der Pathogenese, Diagnostik und Therapie vermieden werden muss – etwas, worauf ich schon bei der Einbringung hingewiesen hatte. Ebenfalls können Schulen auch nicht einfach fachfremde Aufgaben übertragen werden. All dies sind keine gravierenden Kritiken, aber diese zeigen doch einen Makel am Heilsbringerantrag der FDP.
Wichtig ist schlussendlich, dass wir hier nicht die zentralen Themen der Gesundheitspolitik aus den Augen verlieren. Hausärztliche Versorgung, Investitionen in Krankenhäuser und der Umbau der Versorgungslandschaft sind nur drei große Themen, die es vor allem zu bewältigen gilt. Behalten wir also diese Themen im Auge und lassen wir uns nicht allzu oft mit Anträgen – mit allzu spezifischen Anträgen – zu noch spezifischeren Krankheitsbildern aufhalten, denn spezifische Krankheiten zu therapieren, ist schließlich Aufgabe der Ärzte und letztendlich nicht Aufgabe von Politik.
Summa summarum haben wir als CDU-Fraktion sehr mit uns gerungen zwischen Enthaltung und Zustimmung, aber am Ende des Tages will ich doch sagen, dass die Vorteile überwiegen, weswegen wir diesem Antrag zustimmen werden. Danke.
Als nächste Rednerin erhält Frau Abgeordnete Pfefferlein für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste, wir haben uns tatsächlich mehr als zwei Jahre mit diesem Antrag – mit diesem wirklich wichtigen Antrag – beschäftigt. Das ist ein langer Zeitraum und ich habe über diesen Zeitraum auch sehr viel gelernt über diese doch sehr heimtückischen Krankheiten. Ich erinnere mich noch sehr gut an die mündlichen Anhörungen im Frühjahr 2023, was die Betroffenen und die Expertinnen über ME/CFS schilderten, obwohl ich sage, einen Alltag, so, wie wir ihn kennen, gibt es für die Betroffenen und das Umfeld leider nicht. Wenn starke Erschöpfung, Schmerzen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen den Alltag bestimmen, gibt es keinen Alltag. Mit solchen Einschränkungen der Lebensqualität ist die Teilnahme an dem, was wir Leben nennen, nur noch eingeschränkt oder sehr eingeschränkt möglich. Viele haben eine Odyssee hinter sich, bevor sie überhaupt eine Diagnose bekommen.
versucht werden, einige Symptome zu lindern. Auch fehlen umfassende Datengrundlagen zur verlässlichen Einschätzung der Anzahl der Erkrankten. Sie sehen, dass Bedarf ist und der Bedarf ist dringend notwendig.
Als die FDP den Antrag eingebracht hat, haben wir ihn noch ergänzt und zwar um Long COVID und Post COVID, weil die Symptome oft ziemlich ähnlich sind. Wir haben damit diesen Antrag ergänzt, was sehr wichtig ist. Deshalb ist es gut, dass wir heute gemeinsam über diese Themen, über dieses umfassende Krankheitsbild sprechen.
Auch die Befassungen im Gesundheits- und Wissenschaftsausschuss waren von der Ernsthaftigkeit und Fachlichkeit geprägt, die dieses Thema braucht.
Wissen Sie, ich habe da ein ganz besonderes persönliches Schicksal von einer guten Bekannten vor Augen. Die Frau ist in meinem Alter, ich kannte sie meist als fröhlichen und energiegeladenen Menschen, sie war viel unterwegs, auf Reisen und in der Natur. Sie machte gern Sport, wenn auch in Maßen, manchmal mussten sie sogar ihre Kinder bremsen. Aber sie ist jetzt seit acht Monaten krankgeschrieben. Vorher hat sie sich über ein Jahr gequält durch die Tage und Nächte. Herzschwäche, Schilddrüsenprobleme oder Depressionen wurden von Haus- und Fachärzten vermutet und untersucht. Noch immer hat sie keine eindeutige Diagnose,