Vielleicht noch ein Punkt zum Zentrum für berufsbildendes Lehramt: Da wollen Sie eine sehr spezifische Fächerstruktur, die es an Berufsschulen gibt. Es ist schon problematisch, das einem Zentrum zuzuordnen. Denn wir sind ja explizit darauf angewiesen, dass die Expertise aus der Praxis kommt, dass die Expertise aus der Wirtschaft kommt, weil wir nicht in allen Ausbildungsfächern auch Pädagoginnen und Pädagogen entsprechend ausbilden. Also Seiteneinsteiger sind hier alternativlos.
Trotz alledem, es liegt schon ein Gesetzentwurf vor. Jetzt kommt noch mal ein Antrag, der die Dinge in dem Gesetzentwurf appellativ noch mal unterstützt, was die Frage „Stufenlehramt“ betreffend auch noch mal konkretisiert oder das Endziel jedenfalls beschreibt. Insofern versperren wir uns einer Hinzunahme auch dieses Antrags in den Ausschuss nicht. Meine Kollegin Baum freut sich sicherlich ausgesprochen schon heute darauf, mit Ihnen über Sinnhaftigkeit und Unsinn in den einzelnen Punkten zu diskutieren.
Vielen Dank, Kollege Montag. Wir freuen uns immer, wenn Sie mal zu Gast im Bildungsausschuss sind und hier natürlich auch für Frau Baum referieren. Ist Ihnen bekannt, dass wir unterschiedliche Laufbahnen haben, die sich mit den schulartenbezogenen Lehrämtern verbinden? Ist Ihnen weiterhin bekannt, dass die schulstufenbezogene Ausbildung natürlich in Deutschland schon existiert, wie zum Beispiel in SchleswigHolstein?
Da kann ich nur feststellen, dann haben Sie es doch nur geklaut, dann sind Sie doch weniger innovativ, als ich vermutet habe. Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Abgeordneter. Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen rufe ich jetzt Frau Abgeordnete Rothe-Beinlich auf.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Besucherinnen und Besucher, der vorliegende gemeinsame Antrag von uns Koalitionsfraktionen fügt sich ein in das Konzept zur Reform und Neuausrichtung der Thüringer Lehrerinnen- und Lehrerausbildung. Das haben wir hier schon häufiger diskutiert. Dieses wiederum soll die bekannten Probleme an unseren Schulen mit den Stichworten – viele kennen es – „Mangel an Lehrkräften“, „Unterrichtsausfall“ auf eine nachhaltige Weise beheben helfen. Alle Fachleute sind sich ja darin einig, dass kurzfristige Maßnahmen im Zeichen des demografischen Wandels, der übrigens durch den neuesten Demografiebericht für Thüringen noch einmal nachdrücklich bestätigt wurde, keine tragfähigen Ergebnisse erwarten lassen. Wir wissen es alle, unsere Lehrerinnen und Lehrer sind im Durchschnitt relativ alt und wir brauchen natürlich dringend Nachwuchs.
Längeres gemeinsames Lernen ist bei strukturell zumindest nicht steigenden Schülerinnenzahlen vor allem in unseren ländlichen Gebieten das Gebot der Stunde. Davon sind wir schon lange überzeugt. Entsprechend flexibel müssen Lehrkräfte auch in der Lage sein, unabhängig von der Schulart im Primar- oder Sekundarbereich unterrichten zu können. Die Umstellung der ersten Phase der Lehrerinnenausbildung im Hinblick auf diesen Grundsatz steht deshalb nicht umsonst an erster Stelle unseres gemeinsamen Antrags.
Nicht nur in diesem Haus wird ja stets betont, wie wichtig es ist, dass Schulstandorte möglichst flächendeckend in Thüringen vorhanden sind. Auch hier weißt übrigens der Trend der Bevölkerungsentwicklung deutlich aus, dass die Zahl der Kinder im schulfähigen Alter vor allem außerhalb der größeren Städte weiter absolut sinken wird. Umso wichtiger wird es für den Erhalt einer flächendeckenden Schulstruktur, dass längere gemeinsame und damit auch das inklusivere Lernen zu unterstützen.
Lehrerinnen und Lehrer müssen sich tagtäglich darauf einstellen, dass die Klassen allgemein weniger homogen zusammengesetzt sind. Das erleben wir ja auch jetzt schon. Und darauf müssen auch die fachdidaktischen Ausbildungsinhalte ausgerichtet werden. Wir haben das schon häufiger hier thematisiert und ja auch vorgeschlagen, beispielsweise im Umgang mit Heterogenität, Inklusion zum verpflichtenden Bestandteil der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung zu machen.
Lassen Sie mich trotzdem noch einen Aspekt herausgreifen, der es verdient, dass wir sehr schnell zu einem Ergebnis kommen. Ich spreche von der Notwendigkeit, das Lehramt an Berufsbildenden Schulen für Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger zu einer guten Wahl und einem attraktiven und einer attraktiven Wahl
werden zu lassen. Fachkräfte brauchen Fachkräfte, unter diesem Slogan kann im Prinzip alles gebracht werden, was hier notwendig ist. Ein konkretes Zentrum für die Aus- und Fortbildung im Lehramt an Berufsbildenden Schulen bietet aus unserer Sicht jedenfalls die Chance, diesen Fokus auf die Ausbilderinnen und Ausbilder für die Fachkräfte von morgen zu legen.
Wir wissen es alle, uns fehlen Berufsschullehrerinnen an allen Ecken und Enden. Und die Besonderheit dieser Ausbildungsrichtung müssen dem Nachwuchs gut vermittelt werden können. Das Lernen von Erwachsenen oder fast Erwachsenen ist dabei ebenso zu beachten wie die notwendigen Zusatzqualifikationen bei Quereinsteigenden in dieses Berufsfeld und die Flexibilität in der Zusammenarbeit mit den sehr unterschiedlichen Ausbildungsbetrieben und dem dortigen Lehrpersonal.
Im Ergebnis wünsche ich mir, dass der vorliegende Gesetzentwurf eine breite Mehrheit finden kann und die Landesregierung über den Wahltag 2024 hinaus ein großes Augenmerk auf dieses Politikfeld legt. Vielen herzlichen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident, werte Abgeordneten, liebe Gäste am Live-Stream und auf der Tribüne, zum Antrag von Rot-Rot-Grün zur leistungsfähigeren Aufstellung der ersten Phase Lehrerbildung kann ich mich eigentlich relativ kurzfassen. Einiges wird im Antrag gefordert, dem man durchaus zustimmen bzw. was man durchaus im Ausschuss diskutieren könnte: unter anderem die Neuordnung der Lehrinhalte in der ersten Phase Lehrerausbildung, die frühzeitige Integration praxisbezogener Ausbildungsinhalte oder auch die Implementierung von modernen Unterrichtsansätzen im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung im Bildungsbereich. Das sind aber alles keine großen Neuheiten, aber man kann das sicherlich, wie gesagt, auch nochmal im Ausschuss diskutieren.
Auch die Forderung, dass Lehramt für Berufsschulen attraktiver zu gestalten und ein Zentrum für die Ausbildung von Berufsschullehrern zu schaffen, ist zu begrüßen. Bisher läuft die Ausbildung für Berufsschullehrer eher wie das fünfte Rad am Wagen und es wird endlich Zeit, da mehr Prioritäten draufzulegen. Bei keiner anderen Lehrergruppe haben wir ja obendrein so einen verheerenden Altersdurchschnitt. Deswegen muss hier dringend etwas getan werden und die Vorschläge im Antrag sind teilweise durchaus zu begrüßen.
Der große Knackpunkt im Antrag ist aber gleich der Punkt 1 der Forderung, und zwar der geforderte Umstieg der Lehrerausbildung von einer schulartenbezogenen hin zu einer stufenbezogenen Ausbildung. Angeblich möchte man mit der Umstellung Lehrer flexibler einsetzen können und für die Regelschule mehr Lehrer gewinnen. Dazu muss ich sagen, das Gegenteil wird damit erreicht werden.
Wer sich dafür entscheidet, Lehrer an einem Gymnasium werden zu wollen, wird dorthin gehen, wo er das auch studieren kann. Das sieht man ja vor allem schon daran, dass schon jetzt Gymnasiallehrer in einer Regelschule unterrichten könnten, wenn sie es denn wollten. Allein anhand der geringen Anzahl von Gymnasiallehrern an Regelschulen sieht man aber schon jetzt, dass es einfach oftmals überhaupt nicht gewollt ist. Und wenn Sie mit Gymnasiallehrern sprechen und fragen, ob sie sich vorstellen könnten, mal an einer Regelschule zu unterrichten, kommt von den meisten die Antwort: Nein. Vor allem wird sich aber auch jeder dreimal überlegen, ob er dann ein Lehramtsstudium in Thüringen absolvieren möchte, wenn noch nicht mal vollumfänglich geklärt ist, wie die schulstufenbezogene Ausbildung in anderen Bundesländern überhaupt anerkannt wird. Der Studienstandort Thüringen würde für das Lehramt nur noch unattraktiver werden und es ist zu befürchten, dass die Studentenzahlen im Lehramtsstudium in Thüringen noch weiter abfallen.
Mit der Forderung nach einheitlichen Sekundarschullehrern verkennt Rot-Rot-Grün vor allem die komplett unterschiedliche Schwerpunktsetzung. Regelschullehrer und Gymnasiallehrer unterscheiden sich in ihrer Fachtiefe und ihrer Fachmethodik, und das ist wichtig und auch gut so. Wir haben nicht den Einheitsschüler
und die Schülerschaft ist heterogen, und das muss sich auch in den Lehrämtern widerspiegeln. Wir brauchen definitiv keine Gleichschaltung der Lehrämter zu einer Art Einheitslehrer.
Das Thema der schulstufenbezogenen Lehrerausbildung ist ja auch im Bildungsausschuss ein Streitpunkt – das hat Herr Montag auch ganz klar gesagt. Wir hatten dazu erst im Frühjahr eine umfassende Anhörung zum Schulgesetz. Es gab viele Meinungen. Auch im Anhörungsverfahren wurde gerade dieser Punkt der Lehrerausbildung sehr kontrovers diskutiert. Es gab Befürworter, aber auch eine ganze Reihe von Gegnern. Insbesondere kam Kritik vom Philologenverband und selbst aus der Uni Erfurt kamen auch kritische Stimmen.
Mir ist auch schleierhaft, warum das Thema hier noch mal in einem Antrag aufgemacht wird, wo die Änderung des Schulgesetzes ja eh gerade im Bildungsausschuss diskutiert wird. Dieser Antrag ist deswegen in unseren Augen auch nicht wirklich notwendig, wir werden aber einer Ausschussüberweisung zustimmen, den Antrag im Fall einer Endabstimmung aber ablehnen. Vielen Dank.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste, wir legen heute hier als Rot-Rot-Grün gemeinsam diesen Antrag vor, der zentrale Zukunftsthemen unseres Landes adressiert: Schule, Lehrkräfte und die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern. Täglich wird uns aufs Neue vor Augen geführt, wie dramatisch sich der Unterrichtsausfall an unseren Schulen entwickelt. Bedingt durch einen extrem hohen Krankenstand und die Tatsache, dass aktuell sehr viele Lehrkräfte in den wohlverdienten Ruhestand gehen, mangelt es in etlichen Bereichen schlichtweg an Lehrpersonal. Derzeit fehlen mindestens 800 Pädagoginnen in ganz Thüringen – Tendenz stark und schnell steigend. Ohne Quer- und Seiteneinsteiger wäre diese Situation noch verheerender. Klar ist: Wir müssen Lehrerinnen und Lehrer ausbilden. Es gilt, unsere Hochschulen intensiv dabei zu unterstützen. Gleiches gilt für die Nachqualifizierung von Seiten- und Quereinsteigern.
Wir müssen dafür Sorge tragen, dass Absolventinnen und Absolventen eines Lehramtsstudiums schnell und nahtlos in den Beruf starten können. Aber ebenso wichtig ist es, die Ausbildung und die Inhalte der Lehrerbildung zu modernisieren. Gesellschaftliche Entwicklungen spiegeln sich immer auch im Schulalltag. Insofern ist es folgerichtig und geradezu eine zwingende Notwendigkeit, dass Pädagoginnen und Pädagogen in der Lage sein sollen, an den Schulen im Unterricht, in den Pausen – also im gesamten Mikrokosmos „Schule“ – auf die gesellschaftlichen Veränderungen nicht nur adäquat zu reagieren, sondern auch aktiv zu agieren.
Meine Damen und Herren, unser vorliegender Antrag zielt genau darauf ab. Wir wollen – erstens –, dass Lehrerinnen und Lehrer bereits in der ersten Phase ihrer Ausbildung – also im Hochschulstudium – Wissen, Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, die es ihnen ermöglichen, die vielfältigen Herausforderungen der Gegenwart anzunehmen. Dazu sollen Lehrinhalte an den Hochschulen überprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden. Moderne Unterrichtsansätze müssen gelehrt und gelernt werden – Stichworte sind hier: Medienwandel, Bildung in einer digitalen Welt, Wandel der Öffentlichkeit usw.
Wir wollen – zweitens –, dass die vielfach geforderten stärkeren Praxisbezüge frühzeitig im Studium ansetzen und über die gesamte Ausbildungsspanne hinweg verankert werden.
Und wir wollen – drittens – weiter intensiv daran arbeiten, dem Berufsbild Lehrerin/Lehrer in allen Aspekten die Wertschätzung zukommen zu lassen, die ihm gebührt. Durch eine umfassende, moderne Ausbildung steigern wir gezielt die Attraktivität des Berufs. Nichtsdestotrotz müssen weitere Maßnahmen geprüft werden, um für Studienanfänger und Studienanfängerinnen das Lehramt insgesamt wieder interessanter zu machen. Vor allem aber die Mangelfächer brauchen frischen Rückenwind und bessere Perspektiven.
Thüringer Allianz für Lehrerbildung zwischen dem Wissenschaftsministerium, dem Bildungsministerium, den Thüringer Hochschulen über die Weiterentwicklung der Lehrerbildung erstellt wurde. In der Folge hat das Thema „Stärkung der Lehrerbildung“ an prominenter Stelle als standortübergreifender Entwicklungsschwerpunkt selbst Eingang gefunden in die Rahmenvereinbarung V und in die Ziel- und Leistungsvereinbarungen der Thüringer Hochschulen, die an der Ausbildung von Lehrkräften beteiligt sind.
Last but not least – und das ist Punkt 1 des genannten Eckpunktepapiers wie auch Punkt 1 unseres Antrags –: Gemeinsam mit den Hochschulen sehen die zuständigen Ministerien in der Umstellung von der Schulart zur schulstufenbezogenen Lehramtsausbildung ein wesentliches Instrument der zukunftsweisenden Lehrerbildung und einen elementaren Schlüssel, der immensen Herausforderung des Lehrkräftemangels zu begegnen. Wir unterstützen diese Position ausdrücklich.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie uns gemeinsam diese Themen und selbstverständlich auch die offenen Fragen im Rahmen einer Anhörung diskutieren. Das bietet aus unserer Sicht geeignete Möglichkeiten, verschiedene Aspekte zu präzisieren, die an dieser Stelle in aller Kürzer lediglich angerissen werden sollten. Wir beantragen dafür die Überweisung an den Ausschuss für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft federführend sowie an den Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport mitberatend. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Vielen Dank, Herr Abgeordneter. Aus den Reihen der Abgeordneten möchte Frau Abgeordnete Dr. Bergner noch sprechen. Bitte.
Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kollegen Abgeordnete, liebe Zuhörer, kennen Sie den offenen Brief von Dr. Andreas Kronenberg an den Thüringer Bildungsminister Helmut Holter? Falls nicht, sollten Sie sich diesen unbedingt einmal anschauen. Es geht nämlich um die Zustände in der Thüringer Bildungspolitik und darum, was in unseren Schulen passiert. Besonders bemerkenswert ist folgender Satz – ich zitiere mit Erlaubnis aus dem Brief –: „Beim aktuellen Lehrermangel, gegen den die Landesregierung leider viel zu wenig tut, als diesen in Sonntagsreden anzuprangern, wird diese neue Stundentafel, sollte sie Wirklichkeit werden, dazu führen, dass Schulen die extremen Mangelfächer Chemie und Physik gleich gar nicht mehr unterrichten werden.“
(Zwischenruf Abg. Rothe-Beinlich, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aber das hat doch nichts mit der Lehrerausbildung zu tun!)
Und was ich jetzt in der Begründung zu dem vorliegenden Antrag lese, dort steht – ich zitiere weiter –: „Die sich ihnen stellenden Aufgaben gehen längst weit über den Unterricht und die Vermittlung des Lerninhaltes hinaus.“ Auch wenn dies sicher irgendwie richtig ist und bei Lichte betrachtet auch schon immer so war, geht es doch zunehmend nicht mehr um die Kernaufgabe der Schule, der Vermittlung von fundiertem Wissen auch und gerade in Naturwissenschaften, sowie der Fähigkeiten und Fertigkeiten zum logischen Denken und dem Verstehen komplexer Zusammenhänge. Auch eine, wie in der DDR-Schule üblich, allseitig-humanistische Bildung gehört zum Kanon dazu. Doch ganz offensichtlich legen die rot-rot-grüne Landesregierung und die Koalitionsfraktionen auf diese Art Schule keinen Wert mehr. Stattdessen wird auf – so wörtlich – „eine Fülle nichtlehrender Aufgaben“ abgestellt, die vor allem zu bewältigen sind. Wer das so betreibt und fordert, legt die Axt an die Zukunft unseres Landes, das in der Vergangenheit aufgrund seiner exzellenten Hochschullandschaft für eine international anerkannte Fülle von hervorragenden Wissenschaftlern bekannt war. Diese verlassen übrigens immer öfter ihre Heimat, weil die politischen Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen, wie auch Dr. Kronenberg in seinem offenen Brief feststellt. Er schreibt weiter – ich zitiere noch einmal –: „Die Länder in Asien stärken die naturwissenschaftliche Bildung ihrer Kinder, weil sie aus der Geschichte der deutschen Industrie gelernt haben. Wenn wir hier jedoch das Gegenteil für richtig halten, so zeigt das vor allem eines: nichts aus der Geschichte dieses Landes gelernt zu haben.“ Selbst die SED hatte in ihrer Bildungspolitik auf eine bestmögliche Bildung den allergrößten Wert gelegt, weil sie die deutsche Geschichte analysiert und daraus gelernt hatte. Die ideologisch bedingten Unterrichtsfächer wie Staatsbürgerkunde – die Älteren erinnern sich, wenn sie hierzulande in die Schule gegangen sind –, waren zwar allgegenwärtig, verdrängten aber nicht die naturwissenschaftlich-humanistische Bildung und die polytechnische ebenso wenig. Das alles steht im diametralen Gegensatz zur heutigen Schulpolitik. Dieses Ziel ist offensichtlich, keine allseitig gebildete, komplexe, kompetente, sondern eine des logischen Denkens nicht mehr mächtige Jugend zu erzeugen, wie die jüngste PISA-Studie erfolgreich bestätigt.
Wenn man das konsequent zu Ende denkt, entspricht das auch der rot-grünen Ideologie, denn so sind Menschen viel leichter zu beeinflussen und zu steuern. Wenn der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Thüringen dabei unter die Räder kommt, ist das offenbar ein billigend in Kauf genommener Kollateralschaden,