Gestern hat der Staatssekretär hier vorgetragen, dass genau diese 1.400/1.500 Stellen unbesetzt sind. Viel zu wenig wird unternommen, damit diese Stellen besetzt werden. Da hilft es jetzt auch nicht, wenn man anfängt und sagt, wir wollen mal ganz schnell eine Reform bei der Lehrerbildung herbeiführen. Wir finden, man muss über die Lehrerbildung reden. Das haben wir ja auch immer wieder deutlich gemacht. Man muss auch die Lehrerbildung so organisieren, dass sie für alle Schularten bei den Schülerinnen und Schülern attraktiver wird, aber es kann eben nicht sein, dass wir nur dafür sorgen, dass sie ausgeweitet wird.
Wir finden, dass wir dringend dazu kommen müssen, die Erkenntnisse ernst zu nehmen, wie man Lehrerbildung weiterentwickelt. Da kommt es eben darauf an, dass wir bedarfsdeckende Studienkapazitäten schaffen. Es kann beispielsweise nicht sein, dass wir es im Grundschullehramt in Thüringen so haben, 900 junge Studenten bewerben sich in Erfurt und die Universität Erfurt nimmt jedes Jahr leider nur 300 Grundschullehrer auf. Warum, frage ich Sie, gibt es überhaupt noch eine Zulassungsbeschränkung für Lehrämter in Thüringen? Wir brauchen das weder bei den Grundschulen und wir brauchen das auch nicht im Regelschulbereich.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn wir die Lehramtsausbildung weiterentwickeln wollen, kommt es auch sehr stark darauf an, die Theorie- und Praxisbezüge zu stärken. Deshalb begrüßen wir durchaus, wenn jetzt Bildungsminister Holter – auch wenn er nicht ganz zuständig ist – an den Universitäten in Erfurt unterwegs ist und für das Duale Studium wirbt. Das ist ein Weg, der hoffentlich die Regelschullehrerausbildung für die Schülerinnen und Schüler attraktiver macht. Und – darüber sollte man auch noch mal diskutieren in den Gremien – wenn man die Ausbildung, die Lehrkräftebildung weiterentwickelt, dann kommt es auch sehr stark darauf an, Zukunftskompetenzen in den Blick zu nehmen, zu überlegen, wie kriegen wir es hin, dass Schülerinnen und Schüler auf das lebenslange Lernen vorbereitet werden und dass das selbst gesteuerte Lernen einen größeren Anteil hat. In diesem Sinne, meine sehr geehrten Damen und Herren, würden wir beantragen, den Antrag im Bildungsausschuss zu beraten und dort gemeinsam mit weiteren Anträgen, die sich auch um das Thema der Lehrkräfteentwicklung und Qualitätsentwicklung von Schularten drehen, zu beraten. Vielen Dank.
So tief sinkt das Niveau. Wenn man keine Argumente mehr weiß, muss man offensichtlich beleidigende Zwischenrufe an den Tag legen, Herr Tischner.
Denn das, was Sie gemacht haben und was auch zu Recht von den Kolleginnen und meiner Fraktion kritisiert wurde, war, dass Sie eins zu eins die PISA-Studie auf die Situation in Thüringen umlegen, obwohl es gar keine bundesländerspezifischen Datengrundlagen in den Ergebnissen
ich habe gerade noch mal nachgeschaut im Factsheet – entsprechend gibt. Aber da bleiben Sie eben nicht so nah an der Sache, wie man das vielleicht auch machen müsste.
Damit aber vielleicht jetzt zur Sache: Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir befassen uns jetzt zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Tagen mit dem Thema „Lehrerinnenbildung“. Ich bin ja froh, dass wir den Antrag endlich diskutieren, weil wer mal oben auf das Dokument guckt bei der Drucksache, wir haben den ja schon vor etwa einem Jahr eingereicht. Die Drucksache ist vom 07.12.2022, wir schreiben heute den 08.12.2023. Aber was lange währt, wird vielleicht ja endlich gut. Und, Herr Tischner, weil Sie es gerade noch mal gesagt haben, der entscheidende Unterschied von dem, was wir gestern diskutiert haben, das ist ein Baustein. Das, was wir jetzt hier vorliegen haben, ist der Wille, das Thema noch mal sehr viel breiter zu diskutieren. Insofern freue ich mich, da sind wir uns an der Stelle wenigstens einig, wenn wir es schaffen, den Antrag an die beiden Ausschüsse dann auch entsprechend zu überweisen und dort auch weiter zu beraten.
Denn die Frage, wie wir unser Bildungssystem so weiterentwickeln, dass wir wirklich allen Kindern und Jugendlichen in diesem Land die bestmöglichen Startbedingungen bieten können, und zwar unabhängig vom sozialen Hintergrund, der Herkunft oder besonderen Unterstützungsbedarfen, das ist auch eine zentrale Frage, die sich widerspiegelt bei der Frage der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften. Da kann man dann tatsächlich auch noch mal die PISA-Studie heranziehen, Herr Tischner, die nämlich auch darauf abstellt, dass es immer noch so ist, dass die Frage des Bildungserfolgs in wesentlichen Elementen auch von sozialen und wirtschaftlichen Komponenten abhängig ist, die man dann auch entsprechend mit in die Betrachtung einbeziehen muss.
Wir legen mit dem vorgelegten Antrag den Fokus auf eine, die erste Phase, nämlich die an den beiden lehramtsausbildenden Universitäten. Wir hatten ja bereits vor einigen Monaten auch auf den Antrag der rot-rot-grünen Koalitionsfraktionen bereits eine Anhörung zu der zweiten und dritten Phase, also den Vorbereitungsdienst und der Weiterbildung. Insofern ist dieser Antrag die Komplementierung dessen, was wir dazu bereits auch diskutiert haben. Ich will an der Stelle das einfach auch noch mal sagen. Es ist auch nicht selbstverständlich. Wir haben mit den beiden lehramtsausbildenden Universitäten in Thüringen, mit der Universität Erfurt, der FSU in Jena, und insbesondere mit den Einrichtungen der Erfurt School of Education, aber auch dem Zentrum für Lehrerinnenbildung Akteurinnen und Partnerinnen in Thüringen an der Hand, die bereit sind, mit uns den Weg zu gehen, die Lehrerinnenbildung weiterzuentwickeln und dafür auch eine Menge Energie, Zeit, personelle und finanzielle Ressourcen, die auch das Land zur Verfügung stellt, dann investieren, damit wir wirklich alle Phasen der Lehrerinnenbildung bereit machen für die Herausforderungen der Zukunft. Und da will ich allen Beteiligten an den Universitäten auch mal an dieser Stelle meinen ganz herzlichen Dank aussprechen.
Denn wir haben das gestern schon diskutiert, und das ist das, was unter Punkt I.2 mit den Lehrinhalten dann noch mal angesprochen wird. Es geht am Ende darum, konkret zu werden, wenn wir hier – völlig zu Recht – über besondere Herausforderungen im Bildungssystem reden, seien es beispielsweise die soziale Vielfalt, die digitale Lernkultur oder aber auch beispielsweise die Frage, wie wir die Praxisorientierung stärken können. Das ist genau das, worauf wir beispielsweise den Blick werfen wollen und wo auch die Hochschulen schon Schritte gemacht haben. Ich erinnere da beispielsweise an die Debatte gestern zum Projekt „Regelschule 300“ an der FSU, aber eben auch an die Meldung gestern im MDR zum Thema „Duales Regelschullehramt“, wo sich zeigt, die Universitäten im Land sind bereit, mit uns diesen Weg zu
gehen. Diesen Weg wollen wir als Rot-Rot-Grün gehen und da braucht es keinen Bremsklotz CDU in diesem Landtag für die Weiterentwicklung der Lehrerinnenbildung in diesem Land.
Ich will das an dieser Stelle noch mal deutlich machen, auch noch mal den Unterschied. Dann können wir vielleicht auch mal die Gelegenheit nutzen, Herr Tischner, dieses Missverständnis zu klären, weil Sie ja so tun, als sei die Regelschule 300 im Prinzip schon die Umsetzung der schulstufenbezogenen Ausbildung. Ich weiß ja um die Kritik an dem Konzept von Ihrer Seite.
Doch. Gestern haben Sie doch die ganze Zeit da vorn gesessen und „Einheitslehrer! Einheitslehrer!“ geschrien. Sie erinnern sich offensichtlich noch nicht mal mehr an die Sachen, die Sie vor einem Tag erzählt haben.
Aber das passt auch zu der Art und Weise der Zusammenarbeit mit der CDU-Fraktion hier in diesem Parlament.
Denn worum es nämlich geht, ist, bei der Frage des schulstufenbezogenen Lehramtes auch zu schauen, wie wir beispielsweise die Regelschule als wichtigen Akteur stärken können. Es gibt ein paar Effekte, die können wir doch nicht vom Tisch wischen. Das sagen uns Bildungsforscherinnen, aber auch Wissenschaftlerinnen von den Universitäten. Wie ist denn die klassische Bildungslaufbahn mit dem Weg einer klassischen Hochschulzugangsberechtigung? Natürlich kommen die Leute, die Lehramt studieren, zu großen Teilen aus einer gymnasialen Bildungserfahrung, haben im Prinzip damit wenig oder kaum Berührungspunkte zum Regelschullehramt und wählen dann natürlich dadurch erst mal in großen Teilen das Gymnasiallehramt. Wenn wir tatsächlich dahin gehen würden zu sagen, wir bilden nicht mehr nach Schularten, sondern nach Schulstufen aus, dann schaffen wir einen wichtigen Punkt, diese Barriere zu durchbrechen.
Es war der Bildungsforscher Marcel Helwig, der bei einer Fachkonferenz in diesem Jahr gesagt hat: Es ist auch eine entscheidende Stellschraube, wenn wir das – was ich vorhin gerade angesprochen habe – beheben wollen – nämlich die sozialen Unterschiede beim Bildungserfolg und deren Auswirkungen auf die unterschiedlichen Schulformen. Wir könnten also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn wir endlich den Reformschritt machen hin zur schulstufenbezogenen Ausbildung, nämlich flexibler Personal einsetzen und damit auch die Regelschulen unterstützen, auf der anderen Seite den sozialen Bildungserfolg von Schülerinnen und Schülern tatsächlich auch in diesem Land stärken. Aber das wollen Sie nicht, Sie halten strikt an der schulartenbezogenen Ausbildung fest, weil Sie gar kein Interesse haben, die sozialen
Das ist ein wesentlicher Punkt, warum wir uns mit diesem Antrag dann auch in einer Anhörung im Ausschuss dem Thema widmen wollen, weil es darum gehen muss, die Bedenken zu diskutieren, aber vielleicht dann eben nicht in Blockadehaltung zu erstarren, sondern wirklich auch zu begreifen, dass die Zukunft der Lehrerinnenbildung hier in diesem Land nicht in der schulart-, sondern in der schulstufenbezogenen Ausbildung liegt. Das ist sehr viel mehr als das populistische Geschrei, das sei dann alles irgendwie der Einheitslehrer und Gleichmacherei – im Gegenteil. Mit dem Konzept und den Ideen, die es dazu auch in der Wissenschaft gibt und die in anderen Ländern bereits schon auf dem Tisch liegen oder praktiziert
werden, Schulalltag sind, schaffen wir es endlich, wirklich konkret individuelle Unterstützungsbedarfe der Schülerinnen und Schüler zu forcieren. Das ist eben alles andere als Gleichmacherei oder das Gefasel vom Einheitslehrer, Herr Tischner.
Wenn Sie wirklich Interesse daran haben, die Lehrerinnenbildung in Thüringen voranzubringen, dann diskutieren Sie diesen Antrag und die entsprechenden Vorhaben mit uns in den zuständigen Ausschüssen. Da sind natürlich auch Punkte drin, die überschneiden sich ein Stück weit. Wenn Sie unter I.4. schauen – der nahtlose Übergang von der ersten zur zweiten Phase, also von der Universität dann auch in den Vorbereitungsdienst – das hatten wir ja schon im Bildungsausschuss diskutiert auch auf Basis des anderen Antrags und darüber hinaus – will ich vielleicht noch mal mit einer Sache aufklären, weil Sie gerade wieder die Zulassungszahlen für die Universitäten genannt haben. Wenn Sie sich noch daran erinnern würden – ich glaube, es war erst letzte Woche auch wieder auf Antrag von Ihrer Fraktion, es ist ja gut, dass Sie sich dafür interessieren –, aber offensichtlich interessieren Sie sich nur dafür, den Antrag zu stellen und hören dann nicht zu, wenn die Ministerien hier Auskunft geben, denn dann wüssten Sie nämlich, dass die Zulassungsbeschränkungen für den Master of Education an der Universität Erfurt längst nicht mehr existieren. Das ist sogar auf Nachfrage noch mal klargestellt worden. Aber auch das interessiert Sie ja nicht, weil es Ihnen nicht dabei hilft, wenn Sie hier mit Ihren Stammtischparolen einfach sagen, es sei alles
Wir werden in der fachlichen Auseinandersetzung im Ausschuss mit den Expertinnen dann hoffentlich ein Stück weiterkommen und dann schauen wir mal, ob wir hier dann tatsächlich zu einer Diskussion kommen, die in der Sache tatsächlich die Probleme löst, statt hier immer nur dieselben Plattitüden vom Stapel zu lassen. Ich freue mich auf die entsprechende Beratung im Ausschuss. Danke.
Vielen Dank, Herr Präsident. Werte Kolleginnen und Kollegen, es ist ein bisschen unverständlich, dass wir heute überhaupt über diesen Antrag sprechen. Nicht nur, Herr Schaft, dass er schon fast ein Jahr alt ist, sondern Sie wissen auch, dass ebenfalls seitens Rot-Rot-Grün ein Gesetz vorliegt, und zwar im Ausschuss, auch schon ein gutes Jahr lang, was nahezu die zentralen Punkte Ihres Antrags auch schon in Gesetzestext
zu gießen versucht hat – übrigens wieder die Fraktionen, wieder nicht die Landesregierung selbst. Wir kennen das langsam, so fragwürdig das Vorgehen auch immer sein mag.
Der Antrag ist aus unserer Sicht bis auf die Einführung des Stufenlehramts enorm vage und wenig innovativ. Stufenlehramt ist jetzt eine innovative Idee. Das gibt es noch nirgendwo.
In Punkt 2 wollen Sie die Inhalte des Lehramtsstudiums verändern und präzisieren hier im Prinzip aus Ihrer Sicht noch mal die fachspezifischen Anforderungen usw. Sie wissen, dass das zwischen den Hochschulen
und dem Ministerium festzulegen ist, also Vorsicht an der Bahnsteigkante, wenn es darum geht, die Hochschulautonomie da vielleicht infrage stellen zu wollen – beabsichtigt oder unbeabsichtigt.
Sie sprechen von der Steigerung der Attraktivität von Mangelfächern. Das wollen alle. Die Frage ist aber: Wie? Denn wenn die Attraktivität dadurch erreicht werden soll, dass aufgrund des Stufenlehramts mehr Lehrer an die Regelschulen abgeordnet werden können, haben wir Zweifel, ob das am Ende so viele davon überzeugt, Stufenlehramt dann einzugehen.
Dann flexible Teilzeitregeln im Studium – das wollen Sie. Das gibt es bereits, das sogenannte Teilzeitstudium. Die Bedingungen werden auch durch die Einführung des Stufenlehramts nicht unbedingt besser aus unserer Sicht.
Vielleicht noch ein Punkt zum Zentrum für berufsbildendes Lehramt: Da wollen Sie eine sehr spezifische Fächerstruktur, die es an Berufsschulen gibt. Es ist schon problematisch, das einem Zentrum zuzuordnen. Denn wir sind ja explizit darauf angewiesen, dass die Expertise aus der Praxis kommt, dass die Expertise aus der Wirtschaft kommt, weil wir nicht in allen Ausbildungsfächern auch Pädagoginnen und Pädagogen entsprechend ausbilden. Also Seiteneinsteiger sind hier alternativlos.