Protocol of the Session on August 22, 2014

Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten, ich heiße Sie willkommen zur zweiten Sitzung am heutigen Tag. Ich begrüße die Gäste auf der Zuschauertribüne und die Vertreterinnen und Vertreter der Medien. Diese Sondersitzung - vielleicht könnte man etwas leiser sein - wurde gemäß Artikel 57 Abs. 2 Satz 2 der Verfassung des Freistaats Thüringen in Verbindung mit § 19 Abs. 3 der Geschäftsordnung des Thüringer Landtags aufgrund eines Antrags der Fraktion der FDP einberufen. Die entsprechende Unterrichtung zum Antrag der Fraktion der FDP liegt Ihnen in der Drucksache 5/8106 vor.

Für die Plenarsitzung hat als Schriftführerin neben mir Platz genommen die Frau Abgeordnete Berninger, die Rednerliste führt der Abgeordnete Kellner.

Es haben sich entschuldigt: Frau Abgeordnete Doht, Herr Abgeordneter Günther, Frau Abgeordnete Hitzing, Frau Abgeordnete Kanis, Herr Abgeordneter Koppe, Herr Abgeordneter Metz und Frau Abgeordnete Schubert.

Ich möchte - jetzt ganz offiziell - der Frau Abgeordneten Lukasch recht herzlich zum Geburtstag gratulieren, Ihnen alles Gute wünschen, Gesundheit und Gottes Segen.

(Beifall im Hause)

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt zur zweiten Sondersitzung

Zustimmung des Landtags zur Ernennung eines weiteren Mitglieds des Landesrechnungshofs gemäß Artikel 103 Abs. 2 Satz 3 der Verfassung des Freistaats Thüringen Unterrichtung durch die Ministerpräsidentin - Drucksache 5/7971

Ich eröffne die Aussprache. Herr Eckardt, bitte schön.

Frau Präsidentin, ich habe bereits in der Juli-Sitzung kundgetan, dass es zum Sachverhalt noch Klärungsbedarf gibt. Aufgrund der Sommerpause konnte diese Klärung leider noch nicht herbeigeführt werden. Ich beantrage daher namens der Koalitionsfraktionen nach § 25 der Geschäftsordnung des Thüringer Landtags die Vertagung der Sitzung.

Über diesen Geschäftsordnungsantrag müssen wir abstimmen und ich möchte abstimmen lassen über den Geschäftsordnungsantrag, dass dieser Tagesordnungspunkt - Vertagung der Beratung oder Sitzung? Beratung?

(Zuruf Abg. Eckardt, SPD: Der Sitzung!)

Der Sitzung? Gut.

Dann stimmen wir über den Geschäftsordnungsantrag zur Vertagung der Sitzung ab. Herr Abgeordneter Eckardt, haben Sie noch eine Ergänzung, weil Sie so heftig diskutieren?

Man nehme die Geschäftsordnung und lese die Überschrift in § 25. Da ist nur die Vertagung der Sitzung möglich.

Gut, dann machen wir die Vertagung der Sitzung. Ich lasse über die Vertagung der Sitzung abstimmen. Wer für die Vertagung der Sitzung ist, den bitte ich jetzt um das Handzeichen. Das sind die Fraktionen der CDU, der SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE. Wer ist dagegen? Dagegen ist die Fraktion der FDP. Wer enthält sich? Es enthält sich niemand. Damit ist die Vertagung der Sitzung beschlossen.

(Zwischenruf Abg. Ramelow, DIE LINKE: Am 15. September.)

Herr Barth, bitte schön, Sie möchten eine Erklärung zum Abstimmverhalten abgeben? Nur das ist möglich.

(Zwischenruf Abg. Barth, FDP: Ja, ja.)

Vielen Dank, Frau Präsidentin. Ich habe gegen die Vertagung der Sitzung gestimmt, meine Damen und Herren, weil ich der Meinung bin, dass wir als Landtag ein Gesetz beschlossen haben, welches dem Rechnungshof aufgibt, einen dritten Direktor zu berufen. Für diesen dritten Direktor gibt es einen Vorschlag und es ist seither, auch seit der letzten Vertagung, so viel Zeit ins Land gegangen, sehr geehrte Kollegen von der SPD, dass Ihre Begründung, es bestünde noch Gesprächsbedarf, nicht ziehen kann. Es besteht nicht noch Gesprächsbedarf, es mangelt Ihnen an Gesprächsbereitschaft.

(Beifall FDP)

Das ist der wahre Grund dafür, weshalb Sie diesen Tagesordnungspunkt hier verschieben wollen.

Meine Damen und Herren, als ich hier in diesen Landtag kam, da gab es einen Wahlkampf vorher,

in dem ist von der linken Seite, von den Linken, von den Grünen, von der SPD das sogenannte System Althaus gegeißelt worden. Gemeint war damit, dass es Postenschacherei, dass es Vergabe von Posten nach Parteibuch, nach politischem Wohlverhalten gegeben hat. Ob das stimmt, kann dahingestellt bleiben. Es ist zentraler Begriff, zentraler Teil Ihres Wahlkampfes gewesen. Jetzt, wenige Wochen, wenige Tage sogar, vor der nächsten Landtagswahl machen Sie genau nichts anderes. Sie heben sich den Posten, der hier vergeben werden soll, auf, in der Hoffnung, ihn nach der Landtagswahl nach ihrem politischen Gutdünken vergeben zu können, meine sehr verehrten Damen und Herren.

(Beifall FDP)

Ich will Ihnen einmal sagen, dass ich hier in diesen Landtag gekommen bin in der Erwartung, dass das hier der Gesetzgeber ist und dass man von einem Gesetzgeber natürlich auch genau dasselbe erwarten kann, was man von allen Bürgern dieses Landes und übrigens auch vom Rechnungshofpräsidenten erwarten kann, zu Recht erwarten kann in Ihrem Fall, Herr Präsident, und auch erwartet hat, nämlich, dass Sie sich an die Gesetze dieses Landes halten, an die Gesetze, die wir hier beschließen.

(Beifall FDP)

Der Rechnungshofpräsident macht nichts anderes als genau diesen Versuch, sich an dieses Gesetz zu halten, und Sie, meine Damen und Herren, hindern ihn daran.

Ich will Sie jetzt einmal fragen: Was passiert eigentlich Ihrer Meinung nach, wenn nach dem 14. September Herr Präsident Dette denselben Vorschlag wieder unterbreitet; er ist der einzige Vorschlagsberechtigte in diesem Fall? Wie lange wollen Sie eigentlich beraten, wie lange glauben Sie eigentlich, dieses Spiel spielen zu können? Wenn das Mode macht, wenn das einreißt, dass sich die, die die Regeln und Gesetze in diesem Land machen, selbst nicht mehr daran halten, dann können wir diesen Landtag auflösen, dann können wir alle zu Hause bleiben, die Anarchie ausrufen und dann macht in Zukunft jeder, was er will.

(Beifall CDU, SPD, FDP)

Das, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist das, wo Sie hingehen. Deshalb, muss ich sagen, bin ich nicht überrascht von dem, was hier passiert, aber an meinem Entsetzen ändert das überhaupt nichts. Sie wollen das sogenannte System Althaus, ob es das so gegeben hat, weiß ich nicht, aber da soll nach der Wahl ein System Ramelow, ein System Taubert und offenbar auch ein System Siegesmund daraus werden. Da kann ich nur sagen, gute Nacht, Thüringen. Vielen Dank.

(Beifall FDP)

Danke schön. Herr Ramelow, Sie möchten auch zu Ihrem Abstimmverhalten sprechen?

(Zwischenruf Abg. Rothe-Beinlich, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nicht zum System Barth bitte!)

Frau Präsidentin, ich würde mich gern zu meinem Abstimmverhalten erklären. Ich habe dem Antrag auf Vertagung zugestimmt, weil auch wir als Fraktion DIE LINKE und ich als Fraktionsvorsitzender der Meinung waren, dass man

(Unruhe FDP)

- es gibt einen Unterschied, Kollege Barth, hoffe ich, nach dem 14. September, dass Sie dann die Landtagssitzungen nicht mehr stören und wir dann inhaltlich debattieren können.

(Beifall SPD)

Ich habe für die Vertagung gestimmt, weil ich der Auffassung bin, dass das, was wir in Gesetzesänderungen durchsetzen wollten, nämlich eine ungerade Zahl von Direktoren, die für die innere Demokratie des Rechnungshofes steht, über einen anderen Weg zu erreichen ist, als eine neue Direktorenstelle mit einem neuen kompletten Apparat aufzubauen. Herr Dette hat Vorschläge von uns darüber bekommen, wir wären gerne mit Herrn Dette und dem ganzen Rechnungshof darüber in die Diskussion gekommen. Wir hätten den gleichen Effekt erfüllen können und die Kosten einsparen können, die Herr Dette einsparen wollte, wenn wir die überörtliche Prüfung zum abstimmberechtigten Teil des Hofes hätten umbauen wollen. Dazu war Herr Dette nicht bereit und der Rechnungshof hat uns signalisiert, dass er damit nicht einverstanden ist.

(Zwischenruf Abg. Barth, FDP:... Abstimm- verhalten...?)

Deswegen hatte ich den Respekt, dass die Koalition noch im Verständigungsprozess ist.

(Zwischenruf Abg. Barth, FDP: Dazu müssen wir dann...?)

Da wir den Antrag, das Rechnungshofgesetz zu ändern, zu dritt gestellt haben, das waren die CDU, die SPD und DIE LINKE, habe ich mich dem Diskussionsbedarf angeschlossen. Ich glaube, dass wir unser Anliegen, den Hof zu stärken, die Unabhängigkeit des Hofes zu stärken, das Geld einzusparen, was Herr Dette einsparen wollte, und wieder die ungerade Zahl der Abstimmungsberechtigten in dem Kollegialorgan, besser erreichen können, wenn es noch einmal ein grundlegendes Gespräch der Parlamentarier mit dem Hof gibt. Deswegen bin ich für Vertagung. Vielen Dank.

(Abg. Barth)

(Beifall SPD, DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank. Möchte noch jemand sein Abstimmverhalten erklären? Das sehe ich nicht. Dann schließe ich den Tagesordnungspunkt und ich schließe die Sitzung für heute.

Ich wünsche Ihnen allen einen gute Nachhauseweg und alles Gute für die Zukunft und für die kommende Zeit Kraft und Gesundheit.

Ende: 14.12 Uhr