In der Geschäftsordnung steht nicht 60 Minuten und eine Frage, sondern da steht leider 60 Minuten und ich bin einigermaßen gehalten, mich an die Geschäftsordnung zu halten.
Und im Übrigen habe ich den Tagesordnungspunkt geschlossen, weil ich nämlich jetzt den Tagesordnungspunkt 14 aufrufen möchte.
Zukunft der Thüringer Apotheken sichern - Ausbildung der Pharmazeuten in Jena stärken Antrag der Fraktion der FDP - Drucksache 5/6961 dazu: Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE - Drucksache 5/7210
Die Landesregierung erstattet einen Sofortbericht zu Nummer I des Antrags und deshalb erteile ich dem Staatssekretär Herrn Dr. Schubert das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten, namens der Landesregierung gebe ich zu Nummer I den erbetenen Bericht ab. Sie haben konkrete Fragen gestellt, deswegen würde ich die auch so der Reihe nach abarbeiten, wie sie in dem Antrag formuliert sind.
Gemäß § 1 Apothekengesetz obliegt den Apotheken die im öffentlichen Interesse gebotene Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung der Bevölkerung. Der Apotheker wird heute vor allem in der unmittelbaren Arzneimittelversorgung der Patienten wohnortnah und zu jeder Tages- und Nachtzeit über die öffentliche Apotheke gebraucht. Die Landesregierung unterstützt deshalb ausdrücklich den Erhalt der Präsenzapotheke vor Ort. Die Präsenzapotheke vor Ort trägt entscheidend zu einer ausgewogenen Arzneimittelversorgung gerade auf dem Lande bei. Mit den ergänzenden Instrumenten der Rezeptsammelstellen und des Botendienstes sind tragfähige Strukturen im ländlichen Raum vorhanden. Die Thüringer Landesregierung bekennt sich daher zu einer inhaberge
führten, öffentlichen Apotheke als Grundpfeiler der Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln im städtischen und ländlichen Raum als wesentlicher Teil der Gesundheitsversorgung der Bürger.
Derzeit gibt es in Thüringen 566 öffentliche Apotheken sowie 18 Krankenhausapotheken, die die Versorgung in Thüringen sicherstellen. Darüber hinaus erfolgt eine Versorgung von Thüringer Bürgern, die in Gebieten in örtlicher Nähe zu anderen Bundesländern leben, durch Apotheken in anderen Bundesländern.
Zu Frage 3, weil sonst meine Ausführungen nicht passen oder es nicht erkennbar wäre: Welche regional wirtschaftliche Bedeutung misst die Landesregierung den öffentlichen Apotheken bei? Dazu liegen uns keine genauen Zahlen vor. Die Landesregierung misst den öffentlichen Apotheken, wie ich bereits schon ausgeführt habe, jedoch eine wichtige regionale wirtschaftliche Bedeutung bei, auch wenn es keine Statistiken oder Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen dazu gibt. Mit dem Stand 10. Dezember 2013 sind in Thüringen gemäß den Angaben der Landesapothekerkammer insgesamt folgende Berufsgruppen tätig: 1.203 Apotheker, 1.558 Pharmazeutisch-technische Assistenten, 869 Pharmazieingenieure, 31 Pharmazeutische Assistenten und 468 Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte, Apothekenhelfer und Apothekenfacharbeiter, für die gibt es keine nochmalige Unterteilung in die einzelnen Berufsgruppen in der Statistik.
Wie viele Stellen in Thüringen in den Bereichen Apotheker, Pharmazieingenieure, Apothekerassistenten, Pharmazeutische Assistenten aktuell unbesetzt sind, war eine weitere Frage in Ihrem Berichtsersuchen. Dazu liegen uns auch keine genauen Angaben vor. Einige Apotheken suchen ihr Personal über öffentliche Portale. Hinzu kommen Anzeigen in der Fachpresse und ganz selten in der Lokalpresse. Viele Stellen werden auch auf Initiativbewerbungen vergeben oder durch mündliche Informationen zwischen Berufskollegen. Die Möglichkeiten, die es da gibt, werden vielfältig genutzt. Einige Anzeigen sind in den Stellenbörsen der Landesapothekerkammer vermerkt. Eine Abfrage bei der Landesapothekerkammer Thüringen hat folgendes Bild dazu ergeben: Für die freien Stellen gibt es kein eigenes Register bei der Landesapothekerkammer, Anhaltspunkte liefert allein der Onlinestellenmarkt auf der Internetseite der Landesapothekerkammer unter der Adresse www.lakt.de. Durch die kostenlose Nutzung und die hohe Spezialisierung der Angebote und Gesuche sind die Nutzungszahlen dort sehr hoch, höher als die Zahl der Bewerber darauf. Beispielsweise ist hier das Jahr 2012 zu nennen. In diesem Jahr standen 151 Stellenangeboten 18 Stellenbewerber gegenüber. Die Auswertung des Stellenmarkts ist also ein Indiz dafür, dass mehr Apotheker gesucht werden, als tatsächlich auf dem Arbeitsmarkt frei verfügbar sind.
Mit dem Stand 10. Dezember 2013 sind für die folgenden Berufsgruppen aktuell folgende freie Stellen ausgeschrieben: Apotheker 51 freie Stellen, Pharmazieingenieure 7 freie Stellen, Pharmazeutisch-technische Assistenten 27 freie Stellen, Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte 4 freie Stellen, Pharmazeuten im Praktikum 7 freie Stellen. Die Stellenanzahl und die Besetzung der Apotheken sind individuell und abhängig vom Wirtschaftsbetrieb Apotheke. Eine statische Vorgabe besteht nicht. Zurzeit sehen wir aus den Erfahrungen der Apothekenrevision auch den Trend, dass aufgrund der Wirtschaftslage einiger Apotheken in diesen Apotheken eher Stellen nicht nachbesetzt werden.
Die Landesregierung kann aufgrund der Berechnung der Landesapothekerkammer Thüringen nur zu der Entwicklung bei den Apotheken Tendenzen darstellen. Am 31. Dezember 2025 werden 261 Apotheker der jetzt 997 in öffentlichen Apotheken tätigen Apotheker älter als 65 Jahre sein und damit theoretisch das Rentenalter erreicht haben, was eigentlich jetzt bei 67 liegt, aber vielleicht auch dann wieder nicht, mal schauen. Das bedeutet, dass etwa ein Viertel aller derzeit in öffentlichen Apotheken besetzten Stellen zu diesem Zeitpunkt neu zu besetzen sein wird. Nicht berücksichtigt werden bei dieser Prognose neben den derzeit freien Stellen auch die freiwerdenden Stellen der Pharmazieingenieure; von den derzeit 848 Pharmazieingenieuren werden am 31.12.2025 über 500 Personen älter als 65 Jahre sein. Werden von diesen Stellen auch nur die Hälfte durch Apotheker neu besetzt, wovon auszugehen ist, sind mehr als 500 Stellen durch Apotheker bis 2025 neu zu besetzen. Das ist jetzt alles so eine Annahme, eine genauere Aussage ist natürlich zum heutigen Zeitpunkt auch nicht möglich.
Ob der Fachkräftemangel konkrete Auswirkungen auf die Patientenversorgung mit Apothekenleistungen haben wird, ist derzeit nicht konkret erkennbar. In Thüringen gibt es jährlich ca. 60 Studienabsolventen.
Aus den uns vorliegenden Zahlen einer Berechnung kann man zurzeit folgende Schlüsse ziehen: Aus Sicht der Landesregierung wird sich der Wettbewerb der einzelnen Apotheken und Fachkräfte erhöhen. Die Öffnungszeiten der Apotheken werden sich im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben so weit wie möglich ausweiten, um mit wenig Personal einen großen Ertrag zu erzielen und die notwendigen Kosten abdecken zu können. Die Altersstruktur wird sich dahin gehend verändern, dass das Durchschnittsalter der Apotheker, leitenden Apotheker ansteigen wird. Es ist zurzeit nicht vorhersehbar, wie sich ein prognostizierter Fachkräftemangel auf die Anzahl der Apotheken auswirkt und ob dies dann Einfluss auf die Patientenversorgung haben wird.
In einer weiteren Frage hatten Sie danach gefragt, wie die Landesregierung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in dem Berufsfeld der Apotheke einschätzt. Zur Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in dem Berufsfeld der Apotheke liegen der Landesregierung auch keine konkreten Zahlen vor. Gemäß einer Abfrage der Landesapothekerkammer Thüringen vom 20.02.2013 ergibt sich beispielsweise folgendes Bild in den öffentlichen Apotheken: Der Frauenanteil bei den Apothekenleiterinnen und -leitern beträgt 63 Prozent, also 300 von 475. Der Frauenanteil bei den Pharmazieingenieuren beträgt 99 Prozent. Der Frauenanteil bei den Apothekerhelfern bzw. -helferinnen beträgt auch 99 Prozent. Durch diese Übersicht wird deutlich, dass gerade in öffentlichen Apotheken, aber auch in den Krankenhausapotheken viele Frauen arbeiten; gerade durch die vielen regionalen Arbeitsplätze, die damit verbundenen kurzen Arbeitswege und die vielen Teilzeitstellen in Apotheken sind familienfreundliche Arbeitsplätze die Regel. Grundsätzlich wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf von Frauen im Berufsfeld Apotheke daher auch als gut eingeschätzt. Die Männer, die in den Apotheken arbeiten, werden da sicherlich auch keine andere Meinung haben.
Durch die definierten Berufsgruppen, deren verschiedenen Ausbildungsvoraussetzungen und gesetzlich reglementierten Tätigkeiten ist eine Karriere in einer Apotheke kaum möglich. Der Gesetzgeber hat den Berufsgruppen Apotheker, Pharmazeutisch-technische Assistentin Kompetenzen zugewiesen. Für angestellte Apotheker ist die Position eines Filialleiters zum Beispiel möglich. Andere Berufsgruppen haben kaum Aufstiegschancen. Sie müssten dann ein Studium absolvieren, eine Approbation durchführen. Wie gesagt, das wären Möglichkeiten, aber ansonsten gibt es mit der Ausbildung, die vorhanden ist, kaum Aufstiegsmöglichkeiten in einer Apotheke. Das liegt in der Natur der Sache.
Eine wichtige Herausforderung für die Zukunft ist die Nachwuchsgewinnung zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der vorhandenen Strukturen. Das große Ausscheiden der letzten Jahrgänge der Pharmazieingenieure, was ich vorhin ja schon erwähnt habe, und der wachsende Bedarf an Fachkräften der Apotheke, welcher Folge der gesetzlichen Aufgabenzuwächse - Stichwort zum Beispiel neue Apothekenbetriebsordnung - ist, verschärfen diese Herausforderung. Die Bemühungen der Landesapothekerkammer und des Thüringer Apothekerverbandes sind wichtige Baustellen zur Nachwuchsgewinnung. Es wird jedoch herauszufinden sein, welche Gründe dafür verantwortlich sind, warum viele Pharmazieabsolventen in Jena nicht den Weg in eine öffentliche Apotheke in Thüringen finden. Die Ursachenforschung ist Voraussetzung dafür, die richtigen Lösungsansätze zu ergreifen.
Die Landesregierung bietet dafür einen Dialog zwischen der öffentlichen Verwaltung, der Landesapothekerkammer und dem Thüringer Apothekerverband an. Die öffentlichen Apotheken können sich niederlassen, wo sie wollen, sie werden diesbezüglich nicht staatlich reglementiert. Es ist zuerst Aufgabe der Apothekerschaft, mittels Ursachenforschung die Problemlage zu klären und danach entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die Landesregierung steht zu einem Dialog bereit und wir haben den auch bereits begonnen.
Zu den unter Punkt II Ihres Antrags beantragten Feststellungen kann ich seitens der Landesregierung wie folgt im Sofortbericht ausführen,
1. dass der inhabergeführten öffentlichen Apotheke eine zentrale Bedeutung für die flächendeckende und wohnortnahe Gesundheitsversorgung in Thüringen zukommt,
2. dass für Patienten im Freistaat Thüringen ein geeignetes Medikamentenmanagement und eine qualitativ hochwertige pharmazeutische Beratung ohne die öffentliche Apotheke nicht gewährleistet werden kann und
3. dass die Notfallversorgung im ländlichen Raum durch die öffentliche Apotheke sichergestellt wird.
Solange nicht die Ursachen geklärt sind, warum Absolventen der Biologisch-Pharmazeutischen Fakultät der Universität Jena nicht bereits heute ihren Weg in die öffentliche Apotheke in Thüringen finden - natürlich gilt das nicht für alle, aber für viele -, geht ein Prüfauftrag wie unter Punkt III des FDP-Antrags bzw. eine pauschale Erhöhung der Studienplätze um 50, wie im Antrag der Fraktion DIE LINKE, an der Problemlösung vorbei. Danke für die Aufmerksamkeit.
Danke, Herr Staatssekretär. Ich gehe zunächst davon aus, dass alle Fraktionen die Beratung zum Sofortbericht zu Nummer I des Antrags wünschen. Das wird mir auch so signalisiert. Also eröffne ich auf Verlangen aller Fraktionen die Beratung zum Sofortbericht zu Nummer I des Antrags, gleichzeitig eröffne ich die Aussprache zu den Nummern II und III des Antrags. Als Erster hat das Wort Abgeordneter Koppe von der FDP-Fraktion und die gute Nachricht ist, doppelte Redezeit.
Vielen Dank, Herr Präsident. Richtig, doppelte Redezeit. Herr Staatssekretär, erst mal vielen Dank für den aus meiner Sicht schon ausführlichen Bericht, den Sie hier gegeben haben. Ich würde auf zwei, drei Punkte während meiner Rede noch mal einge
hen. Ganz zum Schluss habe ich es nur nicht verstanden, als Sie den Teil II noch mal kommentiert haben, im Prinzip haben Sie unsere Forderungen und unsere Punkte vorgelesen, aber ich habe jetzt kein Statement oder keine Einschätzung von Ihnen gehört, aber vielleicht können Sie das im Anschluss noch mal machen, denn das würde mich schon interessieren.
Weitere Wege zur nächsten Apotheke, lange Wartezeiten beim Arzt, schleppende Versorgung im Krankenhaus und ständig überlastetes Personal, so sieht die Zukunft des Gesundheitswesens in Deutschland schon in wenigen Jahren aus, resümierte zunächst das Darmstädter WifOR-Institut, also nicht ich, sondern das Darmstädter WifOR-Institut. Es hat im Auftrag der Beratungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers über 20 Mio. Datensätze zu Arbeitsmarkt, Altersstruktur und Ausbildungsentwicklung der ärztlichen und nicht ärztlichen Fachkräfte im Gesundheitswesen ausgewertet und bis zum Jahr 2030 fortgeschrieben. Denn, und das ist der Punkt, unser eigentliches Problem ist doch in Wahrheit, dass die Generation der Babyboomer, also die geburtenstarken Jahrgänge, nach 2020 in den Ruhestand geht. Jetzt könnte man fragen: Warum soll das ein Problem sein? Laut Aussagen unserer Ministerin ist das alles gar nicht so schlimm bei uns. Selbst laute Kritik aller medizinischen Berufsstände in diesem Land, vor zwei Wochen im Landtag hier zu vernehmen, hat an der Meinung der Ministerin leider nichts geändert.
Dass wir den Fachkräftemangel aber weiter verstärken - genau, das ist alles noch in der Verantwortung der zuständigen FDP-Gesundheitsminister im Bund gewesen, nehme ich mal an, das ist bestimmt erst mal so als Begründung.
Wieder jemand, der es nicht versteht, okay. Dass wir den Fachkräftemangel aber weiterhin verstärken, wenn wir heute nicht bereits etwas dagegen tun, hat logischerweise eine ganz einfache Ursache. Naturgemäß ist die Ausbildung - und jetzt sollte er zumindest wissen, worüber ich rede - in einem komplexen Bereich wie dem Gesundheitssektor immens lang. Mindestens vier Jahre Studium, praktische Ausbildung plus drei Staatsprüfungen bei den Apothekern - und bei den Ärzten und Fachärzten noch deutlich mehr - muss man einplanen, um eine einsatzfähige Fachkraft zu bekommen. Das heißt, heute auszubilden und in frühestens sechs Jahren die Apotheker zur Verfügung zu haben, das ist die wahre Realität des Problems.
Die Situation der Apothekerschaft ist natürlich von dieser Problematik in den Gesundheitsberufen nicht ausgenommen und deshalb Anlass für unseren
heutigen Antrag. Herr Schreiber, der Präsident der Landesapothekerkammer Thüringen, hat die heutige und zukünftige Situation auf der gemeinsamen Pressekonferenz - die ich gerade schon zitiert habe - der medizinischen Berufsverbände beschrieben. Diese wird sich in den nächsten Jahren noch dramatisch verschärfen.
Aber lassen Sie uns zunächst einmal den Istzustand hier nennen. Die Hälfte der Thüringer Apotheken sind Ein-Apotheker-Apotheken, das heißt, bereits innerhalb der eigenen betrieblichen Abläufe kann der Apotheker nicht adäquat in der Versorgung ersetzt werden. Das ist genau der Punkt, Herr Staatssekretär, wo ich Ihnen nicht recht gebe, und was ich auch nicht nachvollziehen kann, wenn Sie sagen, Sie können nicht ersehen, wie dieser Wegfall Einfluss auf die Versorgung hat. Ein-ApothekerApotheken, wenn die nicht neu besetzt sind, ist doch klar, dass diese Apotheke wegfällt, und schon hat es einen Einfluss auf die Versorgung speziell im ländlichen Raum. Deswegen stimmt diese Aussage nicht.
Nächster Punkt: Etwa ein Drittel dieser Ein-Apotheker-Apotheken sind zudem die einzige Apotheke am Ort, stellen also die Beratungs- und Versorgungsleistung allein für diese Region sicher. In einem Fünftel dieser genannten Apotheken wird der Apotheker im Jahr 2020 älter als 65 Jahre sein, das heißt, es wird ab dem Jahr 2020 absehbar zu einem massiven Verlust an Apothekerstandorten und damit an der wohnortnahen öffentlichen Versorgung der ebenfalls älter werdenden Patienten kommen. Das Fazit der Apothekerkammer ist, ich zitiere Herrn Schreiber: „Die Zukunft der Apotheken und der Arzneimittelversorgung ist durch den Nachwuchsmangel gefährdet.“ Im Jahr 2013 kam es bereits zu 23 Schließungen - so weit zu den Zahlen, Herr Staatssekretär - von Apotheken, die keinen Nachfolger gefunden haben. Darunter schlossen mehrere Apotheken, die als einzige für den Ort und die umliegenden Gemeinden die Versorgung sichergestellt haben. Dazu kommt, dass durch die Ausweitung der Aufgaben in den öffentlichen Apotheken - dazu haben Sie nichts gesagt, Herr Staatssekretär - 90 neue Apothekerstellen in öffentlichen Apotheken entstanden sind. Also zusätzlich zu den fehlenden sind bereits 90 neue entstanden und zusätzlich dazu 50 Apothekerstellen in Wissenschaft und Forschung. Und ganz allein - auch den Punkt haben Sie nicht genannt - für die Bewältigung von neuen Aufgaben, beispielsweise ABDA-KBV-Modell, müssten zur Sicherstellung der Aufgaben 30 neue Pharmazeuten in Thüringen eingestellt werden. Sie sehen, diese Stellenbedarfe verschärfen noch den Bedarf, der sich allein aus den Altersabgängen ergeben würde und bereits heute kaum zu decken ist.
Welche Auswirkungen der demografische Wandel in einer Gesellschaft mit vielen älteren und weniger jungen Menschen hat, vermag heute noch niemand in Gänze zu beurteilen. Aber dass es schon heute einen Mangel an Nachwuchsapothekern in Thüringen gibt, das haben die Zahlen bewiesen, ist doch mehr als offensichtlich.
Ein Apotheker kann heutzutage aus bis zu 10 Stellenangeboten auswählen und dazu kommt, dass viele Apotheker mittlerweile bis weit ins Rentenalter arbeiten. In den nächsten 10 bis 20 Jahren wird sich aber der Bedarf an Apothekern in Thüringen auch aus einem zusätzlichen Grund noch verschärfen, weil nämlich auch die Pharmazieingenieure aus dem Erwerbsleben ab diesem Zeitpunkt ausscheiden werden. Diese noch in der DDR ausgebildeten Fachkräfte müssen dann ebenfalls durch einen Apotheker ersetzt werden. Auch aus diesem Grund werden in 20 Jahren rund 400 Apotheker in Thüringen fehlen, so die Landesapothekerkammer in Thüringen. Woher nehmen wir also die benötigten Apotheker? Wenn man weiß, dass der Hauptteil der Apotheker in der Region verbleiben wird, in der er auch ausgebildet ist, kann man erkennen, welcher Stellenwert Jena für die zukünftige Versorgung mit dem Apothekernachwuchs für den Freistaat zukommt.
Aber - jetzt muss ich die Freude trüben - wir gewinnen ja nicht nur aus Jena unseren Nachwuchs, sondern der Nachwuchs von Apothekern in Mitteldeutschland wird momentan durch Jena, Halle und auch durch Leipzig sichergestellt. Aber spätestens im Jahr 2020 - und das wissen Sie auch, Herr Staatssekretär -, also in der beginnenden, von mir geschilderten Hochphase des Fachkräftemangels, wird die Universität Leipzig ihren Studiengang Pharmazie geschlossen haben.
Und bis zum Wintersemester 2013 werden nur noch 36 neue Studenten zugelassen und wir müssen uns fragen, wie wir diesen Kapazitätsverlust zukünftig auffangen können, um die Versorgung in unserer Region zukünftig sichern zu können.
Wir wollen daher mit unserem Antrag die Landesregierung prüfen lassen, wie viel mehr Studienplätze in der Pharmazie in Jena nötig wären, um den Verlust Leipzigs auszugleichen.