Protocol of the Session on January 26, 2001

Die hier mit Therapie und Pflege verbundenen Fragen sind durch den 1998 geänderten § 18 a Förderschulgesetz neu geregelt. Um Förderschülern neue Wege in die Arbeitswelt zu öffnen, führen mehrere Schulen zusammen mit Berufsbildungswerken und Firmen beginnend mit 2001 einen Schulversuch "Praktische Berufsorientierung" ab Klasse 5 durch.

Meine Damen und Herren, ein modernes Schulsystem muss auch die Entdeckung und Förderung besonderer Begabungen sichern. Thüringen hat deshalb ein System von Spezialklassen und Spezialgymnasien für Musik, Mathematik, Naturwissenschaften und Sport aufgebaut. Die Unterstützung der Hochschulen ist hier auch in Zukunft existenziell wichtig. Wir sehen darin einen Teil der gemeinsamen Verantwortung für den Bildungsstandort Thüringen. Die systematische Suche von besonderen Begabungen soll im Übrigen verstärkt eine Aufgabe von Fachberatern im Rahmen der dialogischen Schulaufsicht werden.

Im europäischen Jahr der Sprachen 2001 wollen wir mit dem Aufbau eines staatlichen Spezialgymnasiums für Sprachen beginnen. Sofern heute der Kreistag Gotha zustimmt, kann dies schrittweise an der Salzmannschule in Schnepfenthal, einem geschichtsträchtigen Ort deutscher Reformpädagogik, erfolgen.

(Beifall bei der CDU)

Die Entwicklung des gegliederten Schulsystems in Thüringen ging einher mit erheblichem Mitteleinsatz für Neubau und Sanierung von Schulgebäuden und Sporthallen. Von 1991 bis zum Jahr 2000 wurden seitens des Thüringer Kultusministeriums den Schulträgern allgemein bildender Schulen nahezu 900 Mio. DM Investitionsfördermittel bereitgestellt, was einer Gesamtinvestition von ca. 2,5 Mrd. DM entspricht. So wurden in dieser Zeit vom Thüringer Kultusministerium z.B. allein 85 neue Sporthallen gefördert. Die Mittel wurden gut eingesetzt. Viele Einladungen zu Einweihungen machen mir dies immer wieder deutlich. Offenkundig wird bei Schulbesuchen aber auch, dass der teilungsbedingte Nachholebedarf bei Weitem noch nicht gedeckt ist.

(Beifall bei der CDU)

In Vorbereitung der Verhandlungen zum Solidarpakt II haben wir für die Jahre bis 2004 einen Investitionsbedarf von etwa 1,5 Mrd. DM und für die Zeit danach von nochmals 3,4 Mrd. DM ermittelt. Die Zuständigkeit der kommunalen Schulträger für das Schulnetz hat sich im Interesse der Schulqualität und des effizienten Einsatzes von Investitionsmitteln des Landes bewährt. Der Investitionspauschale und der Projektförderung für Sporthallen werden wir gemeinsam mit dem Finanzministerium ein Plattenbausanierungsprogramm hinzufügen. Für die erste Phase bis Ende 2003 sind bereits 17 kommunale Schulkomplexe bei einer Investsumme von ca. 150 Mio. DM mit mehreren Schulträgern vereinbart. Hinzu kommen zwei in Landesträgerschaft befindliche Sportgymnasien mit ca. 30 Mio. DM.

Die Richtlinie des Kultusministeriums zur Schulentwicklungsplanung sichert landesweit durch verbindliche Vorgaben personeller und materieller Standards eine hohe Schulqualität. Diese Richtlinie wurde von kommunalen Schulträgern auch unter den Bedingungen eines starken Rückgangs der Schülerzahl bestätigt. Die Schülerzahlen,

meine Damen und Herren, sanken von 1995 bis 2000 von 443.000 auf 374.000. Sie werden bis 2005 noch einmal auf 269.000 sinken. Dadurch sind schmerzhafte, aber unvermeidliche Schulschließungen notwendig, womit die Schulträger jedoch sehr verantwortungsbewusst umgehen. Bei den Grundschulen wurde stets versucht, das Prinzip "kurze Beine, kurze Wege" einzuhalten. Im laufenden Schuljahr gibt es 203 Grundschulen mit weniger als 100 Schülern. Die staatlichen Schulämter sind angewiesen, diesen Prozess in enger Abstimmung mit den Schulverwaltungsämtern konstruktiv zu begleiten. Dazu gehören auch Maßnahmen zur gezielten qualitativen Verstärkung des Schulnetzes. So wird z.B. in den nächsten Jahren ein alle Schulamtsbereiche und alle Schularten überdeckendes Netz von Medienschulen entstehen. Vorbild sind die 5 existierenden Modellschulen, die optimal mit PC und Internet ausgestattet sind.

Der Rückgang der Schülerzahlen führt auch zu sinkenden Klassengrößen. Bereits jetzt liegt die durchschnittliche Klassengröße bei uns in allen Schularten um 1,5 bis 2,5 Plätze unter dem Bundesdurchschnitt. Thüringen verfügt in allen allgemein bildenden Schularten auch über eine in Deutschland vergleichsweise sehr gute SchülerLehrer-Relation.

(Beifall bei der CDU)

Nach der KMK-Auswertung lag sie im vergangenen Schuljahr in unseren Grundschulen bei 15,7, im Bundesdurchschnitt dagegen bei 21,6. Trotz des Personalabbaus wird sich dieses Verhältnis wegen des noch stärkeren Rückgangs der Schülerzahl weiter verbessern. Nach den jetzt vorliegenden Bedarfs- und Bestandszahlen für die Grundschulen übersteigt der Bestand an Lehrern und Erziehern mit Kündigungsschutz in den meisten Schulamtsbereichen den Bedarf der nächsten Jahre. Das bedeutet, dass den Grundschulpädagogen ohne Kündigungsschutz im Allgemeinen keine Arbeit mehr angeboten werden kann. Ausnahmen bestehen in Mangelfächern und in einzelnen Schulamtsbereichen, deren unkündbarer Lehrer- und Erzieherbestand den Bedarf nicht deckt. Dieser Anteil ist jedoch vergleichsweise gering und lässt für neue Teilzeitmodelle wegen Unterschreitung der Zumutbarkeitsgrenze leider keinen Raum. Für den größten Teil der betroffenen Lehrer und Erzieher sind deshalb Beendigungskündigungen unausweichlich. Dies betrifft nach heutigem Stand 532 Lehrervollzeitstellen und 105 Erziehervollzeitstellen. Die Schüler-Lehrer-Relation an den Grundschulen wird danach im Schuljahr 2001/2002 bei 14,9 liegen, also trotzdem besser als im vergangenen Schuljahr sein.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist eine sehr schwierige, eigentlich paradoxe Situation. Ich bedauere außerordentlich, dass auf absehbare Zeit keine Möglichkeit besteht, das fachliche Wissen, die pädagogische Qualifikation und das persönliche Engagement der betroffenen Kolleginnen und Kollegen im Bereich des Kultusministeriums zu nutzen. Ich bedauere aber auch, dass sich

diese Kolleginnen und Kollegen seinerzeit nicht entschließen konnten, durch Teilnahme z.B. am Floating-Modell Kündigungsschutz zu erwerben oder eine Abordnung nach Hessen oder Niedersachsen anzustreben.

(Beifall bei der CDU)

Unter Bezugnahme auf den Personalhaushalt 2001 des Thüringer Kultusministeriums möchte ich hinzufügen, dass die verbleibenden 1.718 abzubauenden Stellen keine vergleichbaren Maßnahmen erfordern.

Meine Damen und Herren, alle Bemühungen um Schulstruktur und Schulnetz müssen sich, sollen sie erfolgreich sein, am Unterricht als Kernprozess von Schule orientieren. Der Unterricht lebt von fachlich wie pädagogisch qualifizierten Lehrern und von zeitgemäßen, didaktisch gut aufbereiteten Lehrinhalten. Angesichts der geschätzten Halbwertszeit des menschlichen Wissens von 3 bis 5 Jahren müsste man als Bildungspolitiker schier verzweifeln, denn eines ist klar: Schule kann hier nicht mithalten, Lehrpläne können nicht jedes Jahr geändert, Schulbücher nicht jedes Jahr umgekrempelt und Lehrer nicht jedes Jahr neu qualifiziert werden. Auch Computer und Internet sind keine modernen Nürnberger Trichter. Schule muss sich immer wieder darauf besinnen, was Bestand hat. Neue Erkenntnisse sind, wo immer möglich, mit Hilfe gesicherter Modelle, Methoden und Werte einzuordnen. Wenn der Schüler den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, ist er zu nah an Spezialwissen, Trends und Moden herangeführt worden. Allgemeinbildung ist die spezifische Mitgift von Schule, um in Studium und Beruf verantwortlich und erfolgreich an der Gestaltung der Zukunft mitarbeiten zu können. Um das zu erreichen, braucht auch die Schule der Zukunft lehrergeleiteten, leistungsfördernden und -fordernden Unterricht. Dieser ist für mich dadurch charakterisiert, dass der Lehrer an sich und die Schüler hohe Anforderungen stellt, bei Bedarf aber auch individuell und geduldig berät.

Zukunftsprägend für voraussichtlich viele Jahre sind die Thüringer Lehrpläne, die mit Beginn des Schuljahres 1999/2000 in Kraft getreten sind. Sie fordern auch von den Lehrern neue Kompetenzen, indem sie mit fächerübergreifenden Hinweisen zur Teamarbeit "anstiften" und eine neue Aufgabenkultur sowie neue Bewertungsmethoden verlangen. Das soll in manchen Lehrerkollegien schon jetzt zu ganz neuen Erfahrungen geführt haben. Auf jeden Fall lieferte die erste Phase der vom ThILLM initiierten Lehrplanevaluation an der Universität Zürich entsprechende Ergebnisse. In dieser Phase stand eine repräsentative Lehrerbefragung im Jahr 2000 im Vordergrund. Die Lehrer sind nach dem Ergebnis dieser Befragung zu ca. 86 Prozent der Ansicht, ihre neuen Lehrpläne gut bis sehr gut zu kennen. Die Einschätzungen von Anforderungsniveau und Praktikabilität sind über alle Schularten gut. Das darf trotz weit reichender Veränderungen der Lehrpläne und hohem Zusatzaufwand bei jedem Lehrplanwechsel als Zeichen einer hohen Akzeptanz interpretiert werden.

Getreu dem Grundsatz, dass Schule nicht für Lehrer, sondern für Schüler erfunden wurde, wird die nächste Evaluationsphase bis 2003 den Stellenwert der neuen Lehrpläne für die Schüler analysieren. Thüringen beteiligt sich mit dieser Lehrplanevaluierung am Bund-Länder-Kommissionsprogramm "Qualitätsverbesserung in Schulen und Schulsystemen".

Von einer ganz besonderen Lehrplanevaluierung berichten uns unsere 14 in 12 Ländern international tätigen Lehrer. Die Thüringer Lehrpläne zum 8-jährigen Gymnasium entwickeln sich zunehmend zum Exportschlager. Die deutschen Schulen in Helsinki, Istanbul und Manila arbeiten damit, die in Jakarta, Singapur und New York orientieren sich daran. Inhaltlich lassen sich die Lehrpläne grob in drei schulart- und klassenübergreifende Themenfelder einteilen: das sprachlich-literarisch-künstlerische, das mathematisch-naturwissenschaftlich-technische und das gesellschaftswissenschaftlich-ethische. Dazu kommt der Bereich Sport. Das erstgenannte Feld ist entscheidend für die Kommunikationsfähigkeit und damit von fundamentaler Bedeutung für allen weiteren Unterricht wie für das Leben insgesamt.

Eine wesentliche Erweiterung der Stundentafel für künstlerische Fächer ab 1991 hat der nicht verbalen Kommunikation endlich den Raum gegeben, der ihr zusteht. Deutsch in Wort und Schrift ist in allen Schularten und allen Klassenstufen so zu vermitteln, dass zunehmend komplexe Sachverhalte aufgenommen, verarbeitet, erarbeitet und wiedergegeben werden können. Mehrsprachigkeit aller Schüler ist unser Ziel, aber nicht das so genannte "Denglisch". Im Rahmen des europäischen Jahres der Sprachen 2001 ist die obligatorische Einführung einer Fremdsprache ab der 3. Klasse ein zeitgemäßer Impuls.

(Beifall bei der CDU)

Eine Begleitforschung soll die Auswirkung des frühen Fremdsprachenunterrichts auf die Sprachausbildung in der Sekundarstufe 1 untersuchen. Die laufende internationale OECD-Studie PISA, was soviel heißt wie "Programme for International Student Assessment", hat interessanterweise die mit dem sprachlich-literarischen Themenfeld verbundene Lesefähigkeit im Sinne der Förderung des Denkvermögens an den Anfang der Untersuchung gestellt. Thüringen nimmt an diesem Test in der erweiterten Variante teil, um so möglichst detaillierte Rückschlüsse auf die Qualität des entsprechenden Unterrichts im Lande zu erhalten. Ein anderer Test - die internationale Studie TIMSS, was soviel heißt wie "Third International Mathematics and Science Study", wurde kürzlich bereits abgeschlossen. Zentrales Ergebnis der Studie scheint zu sein, dass der mathematischnaturwissenschaftliche Unterricht in Deutschland, eine Länderspezifikation war nicht vorgesehen, daran krankt, dass zu wenig Verständnis mathematischer und naturwissenschaftlicher Zusammenhänge angestrebt, zu viel Wert auf das Pauken von abstrakten Verfahren gelegt, zu wenig eigenständige Lösungsversuche der Schüler zugelassen und

zu häufig ohne Bezug zur technischen oder gesellschaftlichen Realität unterrichtet wird. Die Probleme liegen nicht in mangelnder fachwissenschaftlicher Ausbildung der Lehrer, auch kaum in Schulstrukturen oder Stundentafeln begründet, sondern eher wohl in der Tradition der Unterrichtsdidaktik und -methodik.

Das Problem ist als gesamtdeutsches erkannt, dementsprechend sind die zwei Bund-Länder-Kommissionsprogramme SINUS und SEMIK gestartet worden. SINUS heißt soviel wie Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts, SEMIK systematische Einbeziehung von Medien-, Informations- und Kommunikationstechnologien in Lehr- und Lernprozesse. Thüringen beteiligt sich an SINUS mit Ansätzen für einen lebensnäheren mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht, der Thüringer Beitrag zu SEMIK zielt insbesondere auf die Qualifizierung von Lehramtsanwärtern ab. TIMSS veranlasste das Thüringer Kultusministerium aber auch zu eigenen Landesaktivitäten. Im Zuge der Lehrplanimplementierung orientieren wir die zentralen Prüfungsaufgaben neu. Außerdem sollen sich die Fachberater im Sinne der dialogischen Schulaufsicht noch mehr zu Qualitätsberatern im Unterricht entwickeln. Gerade im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht bietet sich der breite Einsatz interaktiver Lernsoftware an, weshalb die Ergebnisse von Modellprojekten wie CAS, soll heißen: "computer algebra systems", schneller flächendeckend genutzt werden sollen. Das Thüringer Kultusministerium hat deshalb entsprechende Fördermittel solchen Lernsoftwareprojekten vorbehalten.

Mit der Übertragung der Zuständigkeit für Medienpolitik und Medienwirtschaft auf das Thüringer Kultusministerium haben sich bereits jetzt zum Thema Bildung und Medien interessante Synergien ergeben. Einerseits wird die Bildung der Zukunft stark von den neuen Medien profitieren, andererseits werden die Medien der Zukunft an den Bildungsinhalten partizipieren. Beide Potenziale gilt es zu nutzen.

Meine Damen und Herren, nachdem die ersten Abiturienten das Thüringer Gymnasium vollständig durchlaufen haben, habe ich eine wissenschaftliche Untersuchung der Ergebnisse der gymnasialen Oberstufe in Auftrag gegeben. Uns sind gewisse mathematisch-naturwissenschaftliche Defizite aufgefallen. Sie dürften ihre Wurzeln sowohl in Sekundarstufe I als auch II haben. Deshalb prüfen wir gleichzeitig Möglichkeiten, den naturkundlichen Ansatz in der Primärstufe in den Klassenstufen 5 und 6 der Sekundarstufe I im Sinne einer Einführung in die Naturwissenschaft fortzuführen. Dabei sind wieder mehr Anschauungen und Experimente anzustreben, wie das exemplarisch im Jenaer Expo-Projekt "Imaginata" zu erleben ist.

Die besondere Bedeutung der gesellschaftswissenschaftlich-ethischen Fächer für die wertorientierte Bildung ist uns angesichts der aktuellen Probleme von Gewalt und Extremismus, Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus wieder sehr bewusst geworden. Aktionistische Forderungen, wie etwa nach Umstellung des Lehrplans Ge

schichte zugunsten einer Behandlung des Nationalsozialismus bereits im Geschichtsunterricht der Klassen 6 oder 7, halte allerdings nicht nur ich für didaktisch und pädagogisch wenig praktikabel.

Meine Damen und Herren, jedes Jahr gibt mit seinen Gedenktagen, jede Region mit ihren Gedenkstätten genug Anlässe, um entsprechende Themen fächerübergreifend zu bearbeiten. Dies gilt für alle Fächer, von Geschichte über Religion und Ethik, bis hin zu den Naturwissenschaften. Die Thüringer Lehrpläne lassen ausdrücklich Raum dazu, den wir auch entsprechend füllen können. Im Unterschied zu den anderen neuen Ländern erreichen wir z.B. mit dem Religions- und Ethikunterricht 95 Prozent aller Schülerinnen und Schüler. Außerdem verstärken wir zusammen mit dem Justizministerium den rechtskundlichen Unterricht durch Richter und Staatsanwälte.

Die beschämenden Ereignisse der letzten Zeit dürfen niemanden ruhen lassen. Neben Wissen müssen auch Werte vermittelt werden.

(Beifall bei der CDU)

Das ist eine persönliche Herausforderung für jede Lehrerin und jeden Lehrer. Gerade Pädagogen müssen in der Lage sein, das richtige Verhältnis von Strenge und Nachsicht, von Vorbild und Anerkennung, von Autorität und Solidarität zu finden, um junge Menschen glaubhaft von der Sinnhaftigkeit eines demokratischen Umgangs miteinander zu überzeugen.

(Beifall bei der CDU)

Nicht die Freiheit von Verantwortung, meine Damen und Herren, sondern die Verantwortung in der Freiheit ist eine attraktive Lebensmaxime für junge Menschen.

(Beifall bei der CDU)

In diesem Zusammenhang und an dieser Stelle möchte ich all den Pädagogen meinen ganz besonderen Dank aussprechen, die über den Unterricht hinaus in vielen Projekten Schülerinnen und Schüler zu solchen Erkenntnissen führen.

(Beifall bei der CDU)

So möchte ich stellvertretend für viele andere das überregionale Programm "Demokratisch handeln", die jährlichen Schülerpolitiktage in Ohrdruf und im Lichte des morgigen Gedenktages das Projekt "Treffen der Enkel" in Eisenach nennen.

(Beifall bei der CDU)

Es freut mich, dass der Landtag einer Erhöhung der Mittel für solche Projekte zugestimmt hat.

(Beifall bei der CDU)

Neue Medien werden in diesem Zusammenhang nicht immer als hilfreich angesehen. In der Tat gibt es dort wegen mannigfaltiger Grenzüberschreitungen und trotz Jugendschutz große Risiken für Kinder und Jugendliche, die bis in die Schule hineinwirken. Andererseits bieten neue Medien große Bildungschancen. Sie machen Zusammenhänge transparenter, erlauben den Blick über den Tellerrand und erleichtern grenzüberschreitende Kommunikation. Deshalb haben wir mit 23 Schulen den Pilotkurs "Medienkunde" gestartet. Medienkunde, meine Damen und Herren, ist nicht mit Informatik zu verwechseln. Im Kurs "Medienkunde" sollen alle Schüler der Klassenstufen 5 bis 7 systematisch mit Entstehung, Wirkung und Nutzung von Medieninhalten bekannt gemacht werden. Dabei sind neben dem Internet ausdrücklich die klassischen Medien Zeitung und Radio/Fernsehen einzubeziehen. Der Kurs soll nach erfolgreicher Erprobung obligatorisch sein. Er wird den derzeitigen informationstechnischen Grundkurs in der 7. Klasse integrieren und ansonsten die Stundentafel grundsätzlich nicht belasten, sondern normale Fachthemen systematisch mit Medien verbinden. Das kann die Produktion einer Ethik-Radiosendung für den offenen Kanal sein oder das Zeitungsprojekt im Deutschunterricht oder die Internetrecherche in Geographie. Wer sich für die Hard- und Software neuer Medien besonders interessiert, soll natürlich die Gelegenheit bekommen, ab Klasse 8 oder 9 Informatik - also Medientechnik - zum Gegenstand seines Wahlfaches oder Kurses zu machen.

Mit dem 5. Thüringer Mediensymposium im vergangenen Jahr haben wir unter dem Titel "Bildung und Medien" diese Fragen öffentlich diskutiert. Mit dem 6. Symposium im Oktober dieses Jahres wollen wir mit dem Thema "Werte und Medien" erneut aktuelle Probleme aufgreifen.

Die Instrumente Kurs- und Projektarbeit helfen auch in anderen Bereichen, den Unterricht fächerübergreifend und praxisorientiert zu gestalten. So haben sich z.B. im vergangenen Jahr mehrere Schülerfirmen gegründet, die Wissen aus den Fächern Wirtschaft und Technik bzw. Wirtschaft und Recht direkt in unternehmerisches Handeln umsetzen. Die Thüringer Schule ist damit jüngsten Forderungen der Arbeitgeberverbände nach einem Fach "Ökonomie" bereits zuvorgekommen. Selbstverständlich gibt es weitere interessante Projekte im Kunst-, Umwelt- und im Sportbereich.

(Beifall bei der CDU)

Letzterer, der Sportbereich, spielt übrigens in Thüringen nicht die Rolle des fünften Rads am Wagen, wie dies kürzlich pauschal für alle Länder vom Deutschen Sportbund beklagt wurde. Es bleibt bei drei Stunden Sport in der Stundentafel der Klassenstufen 3 bis 10 und der engen Verbindung von Schulsport und Vereinssport. Derzeit läuft ein Projekt zur berufsangepassten Gestaltung des Sportunterrichts in der Berufsschule. Außerdem gibt es

den von der Schülerschaft initiierten Schulversuch "Sport in der Regelschule als Wahlprüfungsfach". Ich stehe diesem Anliegen sehr aufgeschlossen gegenüber und bin auf die weiteren Ergebnisse sehr gespannt.

Meine Damen und Herren, Lehrpläne und Medien, über die ich bisher gesprochen habe, sind wichtige Grundlagen eines guten Unterrichts, entscheidend sind und bleiben jedoch die Lehrerinnen und Lehrer. Sie müssen sich ständig fort- und weiterbilden, um der hohen gesellschaftlichen Dynamik standzuhalten. Ihre Hochschulausbildung befähigt sie, dies in hohem Maße selbst zu organisieren. Das Thüringer Kultusministerium sorgt aber auch dafür, dass aktuelle und bedarfsgerechte Angebote an Fort- und Weiterbildung bereitgehalten werden. Dies ist die Hauptaufgabe des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien - kurz ThILLM - in Bad Berka.

Im ersten Halbjahr 2000 absolvierte im Durchschnitt jeder Lehrer in Thüringen mehr als zwei Lehrgänge. Das ThILLM erarbeitet auch Publikationen zur Unterrichtsgestaltung, Fort- und Weiterbildung. Diese sind aktuell und von hoher Qualität, wie z.B. "Computer spezial" oder das Heft zur Vorbereitung von Besuchen in Buchenwald und Mittelbau Dora, die auch bundesweit nachgefragt werden.

(Beifall bei der CDU)