Danke. - Wir sind am Ende des Tagesordnungspunktes 4 angelangt. Sie sehen, wir haben ein bisschen länger gebracht: 20 Minuten.
Das heißt, wir verschieben den Start nach der Mittagspause auf 13:15 Uhr. Guten Appetit! Nutzen Sie die Mittagspause, kühlen Sie die Gemüter, erholen Sie sich von der Aktuellen Debatte.
Meine Damen und Herren! Sie sehen, der Redner steht schon am Rednerpult. Herr Borchert für die CDU-Fraktion bereitet sich vor. Des- wegen wäre es gut, wenn auch Sie sich vorbereiten, um ihm zu lauschen.
Meine Damen und Herren! Wir setzen die Sitzung fort, und zwar wie angekündigt nach der Mittagspause um 13:15 Uhr.
Sie kennen das Format. Es ist eine Redezeit von zehn Minuten je Fraktion und eine Redezeit von zehn Minuten für die Landesregierung vorge- sehen. Herr Borchert beginnt. - Bitte, Sie haben das Wort.
Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Präsidentin! Das Thema Bildung hat uns und wird uns auch in Zukunft bei jeder Landtagssitzung beschäftigen. Man sieht, wie voll der Saal ist und wie
Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Minuten noch einige Kolleginnen und Kollegen begrüßen dürfen. Ich glaube, nach den Ergebnissen der aktuellen PISA-Studie aus dem Jahr 2022 werden wir nicht mehr und auch nicht weniger über das Thema Bildung diskutieren.
Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften sind tragende Säulen der Wissensvermittlung an unseren Schulen. Ich glaube nicht, dass es überraschend war, dass die durchschnittlichen Leistungen der Schüler in beinahe allen Ländern abgesunken sind. Nur zu sagen, es liege an der Coronapandemie und an fehlenden Sprachkenntnissen, wäre, glaube ich, zu einfach und trifft nicht unbedingt den Kern der Sache.
Bei der Betrachtung der internationalen Ver- gleiche mit den vielen verschiedenen Bildungssystemen kommt man darauf, dass wir allein in Deutschland 16 verschiedene Bildungssysteme haben. Wir stellen uns immer wieder die Frage und werden darüber immer wieder diskutieren, ob dies noch zeitgemäß ist.
Über diese und weitere Faktoren wollen wir in der heutigen Aktuellen Debatte gemeinsam diskutieren und gemeinsam weiter nach vorn schauen.
Meine Damen und Herren! Das ist wirklich wie in der Schule. Die Pause ist vorbei. Jetzt widmen wir bitte dem Redner die Aufmerksamkeit.
Ich wiederhole mich gern. Über diese und weitere Faktoren wollen wir in der heutigen Aktuellen Debatte gemeinsam diskutieren und gemeinsam weiter nach vorn schauen, und zwar mit Optimismus; denn nur so kann man auf lange Sicht etwas positiv verändern.
Ich beginne mit positiven Entwicklungen; denn auch die gibt es. Corona hat uns gezeigt, wie schwach wir mit Blick auf die Digitalisierung in den Schulen waren. Aktuell liegt eine Studie zur Internetversorgung in den Schulen vor. Danach liegt Berlin mit 96,8 % auf Platz 1 und SachsenAnhalt auf Platz 2. In Sachsen-Anhalt liegt die Versorgung aktuell bei 83,7 %. Das sind nicht 100 %, aber Sachsen-Anhalt liegt deutschlandweit auf Platz 2. Thüringen liegt mit 40 % auf Platz 16. Baden-Württemberg weist eine Versorgung von 62 % und Sachsen von 50 % auf.
Aber was nutzen diese Anschlüsse, wenn man sie nicht auch zu Hause nutzen kann und wenn nicht versucht wird, den Unterricht in sogenannten guten Zeiten digital abzuhalten, damit man für das, was vor uns liegt, gewappnet ist. Wir alle wissen, dass es nicht leichter wird.
Wir müssen gemeinsam darüber entscheiden, ob es uns wert ist, eine konsequente frühkind- liche Bildung als verpflichtend einzuführen, ob es uns wert ist, Bildung auf ein Ministerium zu konzentrieren, anstatt sie wie momentan auf mindestens vier Ministerien zu verteilen. Es ist positiv, dass wir erkannt haben - dies wird bereits in ersten Pilotprojekten umgesetzt -, dass Schule und Hort eine Einheit bilden müssen, dass Hausaufgaben nicht als Hausaufgabenstunde angeboten werden, sondern diese auch in der Schule kontrolliert und korrigiert werden.
bzw. genommen werden muss. Ich habe vor Monaten bereits gefordert, 100 Milliarden € für die Bildung bereitzustellen, um überall gleiche Voraussetzungen für Kinder und Jugendliche zu schaffen, und zwar in allen 16 Bundesländern.
Meine Damen und Herren! Wir müssen darüber nachdenken, welche Rolle die Gewerkschaft in der Bildung spielt. Gibt es eine Gewerkschaft für Schüler und Eltern? - Es muss die Zeit gekommen sein, in der man nicht nur gegen alles ist, sondern in der man differenzierte und umsetzbare Vorschläge macht, um in der Bildung voranzukommen.
Ich glaube, der Großteil der Lehrer versteht, dass die Zusatzstunde für alle alternativlos ist, und zwar im Interesse der Schüler und damit im Interesse der Elternhäuser und damit im Interesse unseres Landes und der anderen 15 Bundesländer.
Aber kein Lehrer versteht mehr, dass er mittlerweile fünf Sprachen sprechen muss, ständig Entwicklungsgespräche mit Eltern führen muss, deren Kinder nicht an die entsprechende Schulform gehören. Die CDU hat mit der verbind- lichen Laufbahnempfehlung zusammen mit den Koalitionspartnern versucht, eine Änderung herbeizuführen. Ich hoffe, das wird uns ge- lingen.
Sie führen Gespräche mit Psychologen und mit Jugendämtern. Sie übernehmen Dolmetschertätigkeiten, therapeutische Arbeit und vieles mehr. Wann haben die Lehrer angesichts dessen noch Zeit für die Vermittlung von Wissen?
Zudem stellt sich die Frage - sie ist für mich ganz wichtig -: Welche Universität bildet solche Lehrkräfte aus?
Damit bin ich bei dem Thema Lehrkräfte. Die Ausbildung der Lehrkräfte in Deutschland entspricht nicht mehr dem, was die jungen Menschen und jungen Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen erwartet. Schule vermittelt inzwischen zu viel - ich sage das bewusst - irrelevantes Wissen. Gleiches gilt für unsere Universitäten. Das will niemand hören.
Ich weiß, dass wir dabei sind, die Lehrpläne bzw. die Rahmenrichtlinien für die Schulen zu ändern. Wir müssen etwas verändern. Ich bin mir sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ich weiß, dass unsere Ministerin dafür ein offenes Ohr hat.
Es ist unglaublich, dass 50 % aller Lehramtsstudenten ihren Abschluss nicht schaffen. Wer heute die Zeitung gelesen hat, der hat dies aktuell nachlesen können. Sollte man nicht gemeinsam schauen, ob es nicht vielleicht an uns oder an den Universitäten selbst liegt?
Wenn man es nicht mehr schafft, an seine Schüler bzw. Studenten heranzukommen, dann muss etwas grundlegend geändert werden. Kinder und Jugendliche machen nicht das, was wir ihnen sagen, sondern das, was wir tun. Die Qualität von Eltern und Lehrern bemisst sich nicht daran, welche Regeln sie aufstellen, sondern daran, wie sie reagieren, wenn diese Regeln gebrochen werden. Unser Schulsystem ist nicht falsch, aber es ist nicht mehr zeitgemäß.
Ein sehr wichtiger Aspekt bei der Vermittlung von Wissen ist das Beherrschen der deutschen Sprache. Sollten wir nicht darüber nachdenken, dass zuerst die deutsche Sprache zu erlernen ist und erst dann in unser Schulsystem eingegliedert wird?
Sollten wir nicht mehr darüber nachdenken, dass Schule endlich mehr Freiheiten bekommt, damit sie ihre eigenen Wege finden kann, um
erfolgreich zu lehren? Muss ein Landesschulamt sagen, was nicht geht, anstatt den Schulen den Rücken freizuhalten? Es gibt sehr, sehr viele gute Leute im Landesschulamt, aber es gibt dort leider auch Leute, die behindern und nicht entwickeln. Darüber muss man reden.
In der USA oder auch in Skandinavien werden Gymnasien oder auch High Schools so individualisiert, dass die Schüler spezielles Wissen für ihre berufliche Zukunft erwerben können, und nicht Wissen über alles. Warum geht so etwas bei uns nur punktuell?
Wir sind uns darin einig, dass es keinen Königsweg gibt, um alle Kinder in den Schulen mitzunehmen. Es gibt verdammt viele Wege, die zu einem Ziel führen können. Diese Wege müssen wir gemeinsam unterstützen, gemeinsam in diesem Haus, gemeinsam mit den Eltern, Lehrern, Schülern und der Verwaltung. Dafür ist Mut erforderlich.
Ich glaube, wir haben diesen Mut. Ich glaube, wir haben einen Weg eingeschlagen, der uns vorwärts bringt, weil er von Personen gegangen wird, die keine Angst haben und die das entsprechende Wissen haben, um zwar im Interesse der Kinder und Jugendlichen und damit im Interesse der Erwachsenen nicht nur in unserem Bundesland.
Lassen Sie uns gemeinsam darüber diskutieren und gemeinsam handeln, ohne anzugreifen, ohne beleidigend zu sein, damit wir unseren Jugendlichen und unseren Kindern und damit unserem Land eine gesicherte Zukunft geben. Deshalb findet heute die Aktuelle Debatte statt, in die ich soeben eingeführt habe. Ich bin sehr gespannt auf die Diskussion.
Vielen Dank, Herr Borchert. Es gibt Fragen, und zwar von Herrn Lippmann, von Frau SziborraSeidlitz und von Herr Dr. Tillschneider. Lassen Sie sie zu?
Herr Borchert, ich habe eine ganz kurze Frage. Sie haben in Ihrer Rede von einer verbindlichen Schullaufbahnempfehlung gesprochen. Haben Sie sich versprochen oder haben Sie dies gemeint?