Danke. - Herr Silbersack will für die FDP-Fraktion sprechen. Dazu hat er jetzt die Gelegenheit. - Sie haben das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herrn! Es ist tatsächlich so, die Anhörung war sehr intensiv und brachte die Erkenntnis,
wie wichtig uns das immaterielle Kulturgut ist. Wir hatten die Vertreter der einzelnen Institu- tionen bei uns und konnten spüren, wie sehr das immaterielle Kulturgut im Land Sachsen-Anhalt auch wirkt. Ich glaube, dass sowohl die Vertreter z. B. der Hallenser Salzwirker-Brüderschaft als auch die des Landesheimatbundes deutlich gemacht haben, wie wichtig ihre Arbeit ist. Gerade das ehrenamtliche Engagement, das ich an der Stelle noch einmal herausheben möchte, ist dabei von ganz besonderer Bedeutung.
Gerade deshalb, weil es eben viele Facetten hat und sich nicht nur auf ein Landesverzeichnis reduziert, ist es unsere Aufgabe - das ist Punkt 3 der Beschlussempfehlung -, den Blick zu weiten. Das heißt - das hat Staatsminister Herr Robra auch gesagt -, es geht darum, mit dem Landesheimatbund im Rahmen der verbleibenden Zeit in der Legislaturperiode zu schauen: Was können wir alles breit aufstellen? Das betrifft eben nicht nur die Frage des Landesverzeichnisses neben einem Bundesverzeichnis, sondern es geht eben auch um die Wertschätzung des Ehrenamts und die Sichtbarmachung.
So wie wir bei den materiellen Gütern z. B. das Thema der Straße der Romanik haben - wir hatten gerade die Verleihung des Romanik- preises -, gilt es, auch bei den immateriellen Kulturgütern zu schauen, wie man die Sichtbar- machung heben kann. Das wird eben nicht allein dadurch gelingen, dass man ein Landesverzeichnis erstellt. Deshalb ist die Beschlussempfehlung der Koalitionsfraktionen wesentlich weitergehend, nämlich dass man den Blick weitet und dann zu einem gemeinsamen Entschluss und Beschluss mit dem Landesheimatbund kommt. Deshalb ist es auch der Auftrag an die Landesregierung, sich genau mit diesem Thema zu befassen. Ich glaube, dabei sind wir auf einem guten Weg.
Ich bitte deshalb darum, der Beschlussempfehlung der Koalitionsfraktionen zu folgen. Wir würden auch den Änderungsantrag der Fraktion der LINKEN ablehnen. - Vielen Dank.
Vielen Dank. - Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herrn! Es hätte so schön sein können. Als wir den Antrag eingebracht haben, war eine große Übereinstimmung mit dem eigentlichen Kernanliegen hier im Landtag zu erkennen. Auch in dem Fachgespräch, das hier schon einige Kollegen vor mir erwähnt haben, machte es zumindest den Eindruck, dass wir uns im Wesentlichen einig sind.
Der Kern des gesamten Antrags war natürlich die Erstellung eines Landesverzeichnisses. Alle Organisationen, die beim Fachgespräch anwesend waren, haben sich klar und deutlich für ein solches Landesverzeichnis ausgesprochen und haben auch darauf hingewiesen, dass es in den anderen beiden mitteldeutschen Bundesländern, in Sachsen und Thüringen, eben genau ein solches Landesverzeichnis für das immaterielle Kulturerbe gebe.
Dann gibt es eine Beschlussempfehlung, in der - Entschuldigung! - nichts steht. Gerade in Punkt 3, auf den Sie so abgehoben haben, steht nichts. Darin steht nur, dass die Landesregierung bis zum Ende der Legislaturperiode prüfen soll, ob man das immaterielle Weltkulturerbe noch sichtbarer machen kann. Das heißt über-
setzt, in dieser Legislaturperiode passiert gar nichts mehr, sondern wir geben einfach Zeit für die noch verbleibenden drei Jahre. Am Ende der Legislaturperiode soll es dann einen Bericht geben.
Ich bin auch deshalb so enttäuscht, weil das Fachgespräch so eindeutig war und weil der Landesheimatbund, dessen Präsident sich in unseren Reihen befindet, Herr Marco Tullner, eine deutliche Stellungnahme abgegeben hat. Aus dieser möchte ich noch einmal zitieren:
„Ein Landesverzeichnis bildet die regionalen Kulturformen ab und macht die kulturelle Vielfalt im Bundesland sichtbar. Es ist auf Landesebene eine Wertschätzung für die Bürgerinnen und Bürger, die das kulturelle Erbe im Sinne der UNESCO-Konvention erhalten und weiterentwickeln. Landesverzeichnisse erweisen sich als geeignetes Instrument, kulturellen Reichtum und damit verbunden Engagement und das Bemühen um sozialen Zusammenhalt nachhaltig zu stärken.“
Ich muss wirklich sagen, wenn ein ehemaliger Präsident des Landesheimatbundes, Herr Breitenborn, FDP-Mitglied, und der jetzige Präsident des Landesheimatbundes, Herr Marco Tullner, CDU-Mitglied, inhaltlich eigentlich so an unserer Seite stehen, dann verstehen wir nicht, warum es dann von den Koalitionsfraktionen eine Beschlussempfehlung gibt, mit der quasi ein stilloser Tritt in den Hintern für die Vereine, die wir hier verbal würdigen, stattfindet. Dafür fehlt mir einfach jegliches Verständnis.
Ich verstehe nicht, warum wir hier an so einer Lappalie scheitern. Wir hätten doch die Kuh vom Eis kriegen und sagen können, mein Gott, na klar, wir machen ein solches Landesverzeichnis. Das ist ja auch keine große Hürde. Wenn sich alle dafür aussprechen, dann machen wir es einfach. Nachweislich dient es der Sichtbar- machung. Jetzt kriegt die Landesregierung den Auftrag, sie soll prüfen bis zum Ende der Legislaturperiode. Also, was soll das? An der Stelle bin ich einfach enttäuscht. Deswegen stellen wir diesen Änderungsantrag. Ich hoffe zumindest, dass der Präsident des Landesheimatbundes jetzt hier seinem Verband treu bleibt.
Danke schön, Herr Präsident. - In Anpassung der Tagesordnung bin ich hier ja nun wirklich im Minutentakt unterwegs. Daher musste ich mich erst einmal sammeln, um mich auf meinen Redebeitrag kurz vorzubereiten.
Werte Kolleginnen und Kollegen! Statt „immateriell“ könnte man auch sagen: „abstrakt“, „gedanklich“, „geistig“, „ideell“. Das bedeutet, wir sprechen heute über Dinge, die man nicht anfassen kann, über subjektive Werte. Doch auch wenn wir das immaterielle Kulturerbe nicht anfassen können, es geht um Traditionen und Vermächtnisse, mit denen wir Sachsen-Anhalter uns emotional verbunden fühlen. Es geht um ein Erbe, das ein wertvoller Schatz unseres Bundeslandes ist.
Ob das mehrtägige Bad Dürrenberger Brunnenfest oder das Finkenmanöver im Harz, ob Grasedanz, die Flößerei oder die Köhlerei, Traditionen und Geschichte dieser Brauchtümer und kulturellen Vermächtnisse unseres Landes gehen mehrere Generationen weit zurück.
Das Wissen um die Geschehnisse dieses immateriellen Kulturerbes wird innerhalb von Familien und Ortschaften weitergegeben. Wie gesagt, ob die Flößerei, die Spergauer Lichtmess, die Schachtradition in Ströbeck oder die Salz- wirker-Brüderschaft im Thale zu Halle,
diese lebendigen kulturellen Traditionen werden von den Menschen erhalten, die das Wissen darum weitergeben. Sie tragen damit erheblich zu dem bei, was unser Land Sachsen-Anhalt ausmacht.
Regionale Traditionen und Bräuche, Musik, Theater, Rituale, aber auch traditionelle Handwerkstechniken werden von Generation zu
Generation weitergegeben. Das ist identitätsstiftend und schafft Verbundenheit mit unserer Heimat, meine sehr verehrten Damen und Herren.
Einige der kulturellen Ausdrucksformen unseres Landes sind zu Recht bereits eingetragen in das Bundesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes oder anerkannt als immaterielles Kulturerbe der Menschheit. Alle zwei Jahre beschließt die deutsche UNESCO-Kommission zudem darüber, neue immaterielle Kulturformen aus ganz Deutschland in das bundesweite Verzeichnis des Kulturerbes aufzunehmen. Die Beratungsstelle Alltagskulturen und Heimatspflege, für Sachsen-Anhalt angesiedelt beim Landesheimatbund, Herr Präsident, steht allen Trägergruppen im Land beratend zur Seite. Es werden Strategien zur Stärkung des immateriellen Kulturerbes im Land entwickelt. Die Stelle unterstützt auch bei Bewerbungen um eine Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Im Jahr 2023 - damit komme ich zum Schluss - jährt sich das Übereinkommen zum Erhalt des immateriellen Kulturerbes Europas zum 20. Mal. Vor zehn Jahren trat Deutschland der Konvention bei. Dieses Doppeljubiläum nehmen wir als Koalition zum Anlass, die Bedeutung der bunten und reichen Kulturformen herauszustellen. Außerdem wollen wir wissen, wobei die Träger des immateriellen Kulturerbes in Sachsen-Anhalt zusätzlich zu der bereits geleisteten Unterstützung weitere Hilfe, Herr Gebhardt, benötigen.
Schon heute bietet das Land eine umfangreiche und zielgerichtete Förderung an, um die lebendigen Traditionen und Brauchtümer unseres Landes zu erhalten. Deshalb, meine sehr verehrten Damen und Herren, bitte ich um Zustimmung zu unserer Beschlussempfehlung. - Vielen Dank.
Wir haben den Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE in der Drs. 8/2828. Wer diesem Änderungsantrag seine Zustimmung erteilt, den bitte ich jetzt um sein Kartenzeichen. - Wer ist da- gegen?