Ja - um es deutlich zu sagen -, in einigen Regionen haben wir einen deutlich zu niedrigen Versorgungsstand. Einen echten Mangel an berufstätigen Zahnärzten gibt es aber nicht. Das unterstreicht auch die Stellungnahme der Martin-Luther-Universität. Herr Siegmund, die hätten Sie sich vor Ihrer Rede einmal durch- lesen sollen. Diese betont nämlich, dass eine einfache Erhöhung der Zahl der Studienplätze die Versorgungslage in ländlichen und strukturschwachen Regionen kaum verbessern wird.
Kommunale Stipendienprogramme wie in der Altmark und in meiner Heimat Mansfeld- Südharz werden allerdings Schritte sein, die das bekämpfen können und die helfen können. Auch die in der Beschlussempfehlung zur Prüfung angeratene Landzahnarztquote ist richtig.
Die Altersstruktur der Zahnärzte und der Kieferorthopäden in Sachsen-Anhalt lässt darüber hinaus aufhorchen. Zahnärztekammer und Kassenzahnärztliche Vereinigung schlagen deshalb Alarm, zuletzt auch bei ihrem Neujahrsempfang vor einigen Wochen. Um den gegebenen Versorgungsauftrag im Rahmen der Selbstverwaltung zukünftig erfüllen zu können, haben die Zahnärztekammer und die KZV bereits verschiedene Maßnahmen eingeleitet. Besonders hervorzuheben ist dabei das Stipendienprogramm an der Universität in Pécs. Dies ermöglicht eine
frühzeitige und feste Bindung von Studierenden an Sachsen-Anhalt sowie einen zielgerichteten Einsatz nach der Ausbildung. Die zusätzlichen Studienplätze sind sofort verfügbar und finanziell betrachtet ist der Mitteleinsatz effektiv und effizient.
Dieser innovative Lösungsansatz ist zu begrüßen. Die vorliegende Beschlussempfehlung macht dies auch.
Ich persönlich hätte mir aber gewünscht, dass dies zum Anlass genommen wird, um eine flankierende Förderung des Landes in die Wege zu leiten. In der AG Soziales der CDU-Fraktion setzen wir uns auch dafür ein. Wir haben in der aktuellen Haushaltsverhandlung durchaus noch Zeit. Die Beschlussempfehlung bietet mit den Punkten 3 und 4 auch die Gelegenheit, zukünftig den Gestaltungsspielraum noch zu nutzen.
Zur Vermeidung einer Unterversorgung wer- den wir zukünftig im Bereich der Zahnmedizin modern denken müssen. Der in der Beschlussempfehlung für das zweite Quartal vorgesehene Bericht gibt sowohl dem Wissenschaftsministerium als auch dem Gesundheitsministerium ausreichend zeitlichen Vorlauf, um weiterführende und ggf. notwendige Maßnahmen jetzt schon vorzubereiten, damit wir sie dann zügig angehen können.
Ich bitte Sie daher, der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung unter Tagesordnungspunkt 17 a) zu folgen und den Antrag der AfDFraktion unter Tagesordnungspunkt 17 b) abzulehnen. - Vielen Dank.
Ich sehe keine Fragen dazu. Deswegen spricht jetzt Herr Lange für die Fraktion DIE LINKE. - Herr Lange, Sie haben das Wort.
Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es war richtig und wichtig, dass wir als Fraktion mit unserem Antrag das Problem der zahnmedizinischen und kieferorthopädischen Versorgung erneut in den Landtag geholt haben. Es gab zwei Anhörungen, die sehr aufschlussreich waren. Es lohnt sich, ihre Ergebnisse noch vertiefter zu analysieren und weitere Schlussfolgerungen zu ziehen.
Meine Damen und Herren! Es nützt nichts, vor der Realität die Augen zu verschließen und Zahlen sowie Faktoren zu ignorieren. Wohin diese Vogel-Strauß-Mentalität führt, sehen wir an unseren Schulen. Meine Fraktion kann Ihrem ersten Punkt nicht zustimmen, da es die Unterversorgung bereits gibt. Ich erinnere an die Versorgung in den Landkreisen Jerichower Land und Börde. Die zahnärztliche Versorgung liegt dort unter 80 %. Wir werden in die Situation kommen, in der viele Zahnmediziner*innen in den Ruhestand gehen. Wir müssen jetzt den Nachwuchs ausbilden.
Meine Damen und Herren! Ich möchte noch auf zwei, drei interessante Aspekte aus der Anhörung eingehen. Da ist zum einen das Halten der ausgebildeten Zahnmediziner*innen. Neben der Wertevermittlung steht dabei die Fortbildung an oberster Stelle. Fort- und Weiterbildung stehen Studien zufolge bei jungen
Zahnmediziner*innen an erster Stelle. Das Arbeiten in einer Verbundstruktur, die eine kollegiale Fallberatung und Unterstützung ermöglicht, sowie das Feedback erfahrener Kolleg*innen spielen eine große Rolle. Wer mit dem Studium fertig ist, möchte weiter Erfahrungen und Praxis lernen.
Mit dieser Erkenntnis sollte die Landesregierung gemeinsam mit der Selbstverwaltung und der Universität Halle ein Netzwerk aufbauen, in dem eine strukturierte Weiterbildung möglich ist. Das hält junge Menschen im Land und kann auch Anziehungspunkt sein. Vielleicht kann das Land Sachsen-Anhalt an dieser Stelle einmal Vorreiter sein.
Meine Damen und Herren! Wir müssen dazu auch andere Wege als die Einzelpraxis gehen. Medizinischen Versorgungszentren wie in Wanzleben oder kommunale Initiativen, wie der Gesundheitsbahnhof in Thüringen, können Vorbilder sein. Renditemaximierende MVZ von Großkonzernen lehnt meine Fraktion jedoch ab.
Meine Damen und Herren! Wir müssen uns in die Augen schauen und erkennen, dass eine Ursache für den Zahnärztemangel in den Regionen die freie Standortwahl seit dem Jahr 2007 ist. Wenn Deutschland die größte Zahnärztedichte weltweit hat, dann sind regionale Versorgungslücken auf die privaten Verdienstmöglichkeiten in den wohlhabenden Ballungsgebieten zurückzuführen. Das ist ein dickes Brett, aber man sollte diese Fehlentwicklung auf der Bundesebene beheben, indem man zu den Kassensitzen zurückkehrt.
Die Fraktion DIE LINKE wird an diesem Thema dranbleiben. Die Zahngesundheit in unserem Land für die Menschen braucht höchste
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Entgegen den Äußerungen, die hier teilweise getätigt wurden, möchte ich auf ein paar Dinge in der Beschlussempfehlung hinweisen. Im ersten Punkt führen wir ganz klar aus, dass es regional einzelne Orte geben kann, in denen es eine Unterversorgung bereits gibt. Wir nehmen das Problem wahr und absolut ernst. So ist es auch mit dieser Beschlussempfehlung.
Zu dem Punkt, dass die Landzahnarztquote nicht in der Beschlussempfehlung stehen würde, möchte ich daraus zitieren:
„Der Landtag bittet die Landesregierung, wie im Koalitionsvertrag festgehalten, zu prüfen, ob die erfolgreiche Land- und Amtsarztquote im Medizinstudium auch für Zahnmedizin in Form einer Landzahnarztquote Anwendung finden kann.“
Es steht doch ganz klar drin, dass wir das prüfen wollen, dass das unser Ziel ist und dass wir das auch als eine Möglichkeit sehen, um diesem Mangel entgegenzuwirken. Nun ist das Ganze rechtlich eben nicht ganz so trivial, wie
es vielleicht manchmal scheinen mag. Des- wegen ist es der richtige Weg, der Landesregierung den Auftrag zu erteilen, das zu prüfen.
Der demografische Wandel macht auch vor den Zahnärzten nicht halt. So ist es absolut richtig zu erkennen, dass wir auch dort auf ein Problem zusteuern. Im Land Sachsen-Anhalt liegt das Durchschnittsalter bei 54 Jahren. Die Hälfte der Berufsgruppe erreicht in den nächsten zehn Jahren das Rentenalter. Dem gegenüber stehen 40 Studienanfänger der Zahnmedizin an der MLU. Es ist wichtig und richtig, auch darüber zu sprechen, wie wir diese jungen Menschen im Land Sachsen-Anhalt halten können.
Ebenfalls in der Beschlussempfehlung aufgegriffen sind die Bestrebungen, die es bereits gibt. Es ist gut, dass wir diesbezüglich auch weiterhin im engen Austausch mit der Kassenzahnärztlichen Vereinigung und der Zahnärztekammer stehen, die bereits Projekte auf den Weg gebracht haben und die auch den Versorgungsauftrag haben. Es ist wichtig, dass das Land mit den Möglichkeiten, die es dort hat, unterstützt, ohne in die Selbstverwaltung ein- zugreifen. Ich glaube, das ist der richtige Weg, um zu versuchen, diesem Mangel entgegenzuwirken und auch dafür zu sorgen, dass es in zehn oder 20 Jahren eben nicht zu einer schwerwiegenden Unterversorgung kommt. Dafür haben wir jetzt die Grundlage geschaffen.
Es wird im zweiten Quartal 2023 - sollte die Beschlussempfehlung angenommen werden - noch einmal einen Bericht des Ministeriums geben. Dann können wir schauen, ob vielleicht weitergehende Maßnahmen notwendig sind.
Deswegen bitte ich um Zustimmung zur Beschlussempfehlung. Den Antrag der AfD-Fraktion werden wir ablehnen. - Vielen Dank.
Als Nächste spricht für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Frau Sziborra-Seidlitz. - Bitte, Sie haben das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Während wir hier im Landtag debattieren, finden Menschen mit Zahnschmerzen in Magdeburg - in ca. zwei Minuten geht das los - Hilfe beim Zahnärztlichen Notdienst. Das weiß ich so genau, weil ich heute Vormittag dringend und spontan einen Termin bei einer Zahnärztin brauchte und von allen Praxen zunächst an diesen Notdienst verwiesen wurde. Am Ende hat es dann doch geklappt mit einem schnellen Termin, aber es ist gut, dass dieser Notdienst in Magdeburg auch abends und nachts Hilfe bietet und im Zweifel auch nur eine Straßenbahnhaltestelle entfernt ist.
Im ländlichen Raum ist das schon schwieriger; auch weil es immer weniger Zahnärztinnen gibt, werden die Wege bei Weitem nicht nur, aber besonders im Notfall immer weiter. Wen kann es angesichts der demografischen
Entwicklung und dem überall beklagten Fachkräftemangel wundern oder überraschen, dass wir auch im Bereich der zahnärztlichen Versorgung und im Übrigen auch beim Praxispersonal - das wird mir in der Debatte zu selten genannt, denn auch das fehlt bzw. wird weniger - absehbar in eine Mangelsituation geraten werden. Natürlich kann und muss man Gegenmaßnahmen ergreifen - auch als Land.
Die ersten Punkte der Beschlussempfehlung führen dazu einiges aus, z. B. die Prüfung einer Zahnarztquote. Die zurzeit möglichen zwei Studienplätze für solch eine Quote finde ich allerdings vernachlässigbar. Aber vielleicht lässt sich auf Bundesebene zu den Rahmenbedingungen einer solchen Quote etwas bewegen. Deshalb ist eine genauere Prüfung seitens der Landesregierung durchaus sinnvoll.
Zum Antrag der AfD-Fraktion nur so viel: Es ist eine Mischung aus respektlos und absurd, parallel zur Beschlussempfehlung, die sich ja auch auf einen vorhergehenden Antrag der- selben Fraktion bezieht, hier einen Antrag zur Diskussion zu stellen, der nahezu exakt die- selben Punkte wieder aufgreift. Steter Tropfen höhlt den Stein, sagt man; aber das hier ist
Gerade im Bereich der Zahngesundheit ist sie ausgesprochen wirkungsvoll. Lassen Sie uns also in aller Ernsthaftigkeit auch über ein Werbeverbot für zuckerhaltige Lebensmittel sprechen.
Lassen Sie uns über die Stärkung und den Ausbau von Programmen für eine gesunde Ernährung und zur Zahnhygiene sprechen.
und Zucker bei der Entstehung sogenannter Kreidezähne bei Kleinkindern sprechen und über Sachsen-Anhalts Gesundheitsziel Verbesserung der Zahngesundheit der Bevölkerung auf den Bundesdurchschnitt. Da sind wir nämlich noch lange nicht.