Lassen Sie sich von dem nicht irritieren. Das macht der grundsätzlich so. Er macht das schon immer so. So kenne ich ihn. - Also, Frau Pähle, Sie haben das Wort.
Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor einigen Jahren war es kaum denkbar, dass an unseren Schulen Lehrkräfte unterrichten, die kein grundständiges Lehramtsstudium mit erster Staatsprüfung und anschließendem Referendariat mit zweiter Staatsprüfung durchlaufen haben. Was früher eher die Ausnahme war, ist heute der Normalfall. Seien wir ehrlich: Ohne Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger würde Schule noch weniger funktionieren.
Angesichts der fehlenden Lehrkräfte sind wir dringend auf neue Kolleginnen und Kollegen in den Klassenzimmern angewiesen. Das hat in den letzten Jahren auch das Bildungsministerium erkannt und die Einstellungskriterien immer weiter flexibilisiert. Inzwischen ist ein Hochschulstudium mit einem ableitbaren Fach und mindestens Bachelorabschluss die Voraussetzung, um zu unterrichten.
Studiums oder während ihres ersten Berufs- lebens nicht vorstellen, an einer Schule zu arbeiten. Sie bringen ganz andere berufliche Erfahrungen in die Klassenzimmer und auch Lehrerzimmer mit, was bereichern kann, aber auch eine Herausforderung ist. Damit der Seiteneinstieg gut gelingt und die neuen Kolleginnen und Kollegen an der Herausforderung Schule nicht scheitern, braucht es eine aufeinander abgestimmte fachliche Betreuung sowie qualifizierte Weiterbildung und Begleitung.
Den meisten Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern fehlen pädagogische und didak- tische Kenntnisse, die sie nachträglich erwerben können müssen.
Auch müssen Sie sich in der ersten Zeit mit dem System Schule vertraut machen. Sie erhalten deshalb einen vierwöchigen Vorbereitungskurs als Einstieg. Aber genau hierbei scheint es mitunter Probleme zu geben. Denn uns erreichen immer wieder Berichte, dass Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger aus purer Not der Schul- leitung ohne Vorbereitung oder Begleitung voll zur Unterrichtsabdeckung eingesetzt werden, die keine Betreuung erfahren und die aufgrund der Doppelbelastung aus Weiterqualifizierung und Unterricht aufgeben und in ihren früheren Beruf zurückkehren.
Deshalb sehen Sie in unserem Alternativantrag der Koalitionsfraktionen viele Maßnahmen, die wir jetzt zusätzlich ergreifen können, wollen und auch müssen, damit diejenigen, die einen neuen beruflichen Start im Lehrerberuf wagen wollen, das auch erfolgreich tun können.
Der Ehre halber möchte ich sagen, die Nachfrage von Herrn Tullner eben war absolut berechtigt. Ich habe mich falsch ausgedrückt. Es sind in Mecklenburg-Vorpommern zwei Universitäten und zwei weitere Hochschulen, mit anderen Worten vier Ausbildungsstätten, an denen man den Lehrerberuf erlernen und
studieren kann, und trotzdem gibt es nicht genügend Lehrkräfte im System. - So viel zur Ehrlichkeit. - Vielen Dank.
Danke, Frau Pähle. Schön, dass Sie das noch einmal gesagt haben. Dann kann Herr Tullner heute auch beruhigt schlafen.
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sie rennen mit diesen Anträgen, sowohl mit dem Alternativantrag als auch mit dem Ursprungsantrag, bei uns offene Türen ein. Auch wir wollen den Seiteneinstieg fördern und erleichtern, übrigens immer schon. Also, seitdem wir im Landtag sind, seit dem Jahr 2016 sprechen wir uns dafür aus, lange, bevor die Regierung damit angefangen hat, lange vor dem Jahr 2019 und lange vor dem Jahr 2020, aus grundsätzlichen Gründen.
Weshalb? - Wir dürfen nie vergessen, dass Lehren und Erziehen Lebensvorgänge sind, die nur bedingt theoretisch vermittelbar sind, d. h., man sollte auf die formale Qualifikation nicht zu viel Wert legen. Einfacher gesagt, man kann es oder man kann es nicht.
Ich bin der festen Überzeugung, dass es so manchen Journalisten gibt, der ein besserer Deutschlehrer wäre, also den Kindern besser
Lesen und Schreiben beibringen würde, als so mancher Germanist, der seine Ausbildung nach Schema F absolviert hat.
Deshalb kommt es darauf, denen, die Lehrer werden wollen und eine hinreichende Qualifikation glaubhaft machen können, erst einmal eine Chance zu geben und das Hauptaugenmerk auf die praktische Erprobung zu legen. Wer an die Schule kommt und wer es kann, der soll dann auch bleiben und Unterricht leisten können, ohne dass ihm Steine in den Weg gelegt werden, weil er vielleicht keinen Master-, sondern nur einen Bachelorabschluss hat.
Also, wir werden hier allen Anträgen zustimmen, weil es mit jedem Antrag auf seine Weise den Seiteneinsteigern leichter gemacht werden soll.
Jetzt aber noch abschließend ein Wort zu dem schier unerträglichen Gegendere der Ministerin. Die Ministerin hat die ganze Zeit von Seiteneinsteigenden gesprochen.
Also, ein Seiteneinsteigender ist jemand, der, wenn der Bus hält und die Seitentür aufgeht, dort einsteigt. Das ist ein Seiteneinsteigender.
Dazu muss ich sagen, Frau Pähle hat schon etwas mehr Stil bewiesen, das muss man ihr lassen. Sie hat nämlich von Seiteneinsteigern und Seiteneinsteigerinnen gesprochen. Sie hat sozusagen die korrekten Begriffe verwendet, aber es ist schon bezeichnend, dass die CDU-Ministerin hier wirklich jeden linken Blödsinn mitmacht, der durch das Land geht.
(Zustimmung bei der AfD - Dr. Katja Pähle, SPD: Das ist doch schön, Herr Tillschneider! - Weitere Zurufe)
Ich warte nur darauf, dass das Steigerlied umgeschrieben wird und dass es irgendwann nicht mehr heißt „der Steiger kommt“, sondern „der/die Steigende kommt“. - Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ein herzliches „Glückauf!“ hierüber an die Fraktion der AfD!
In Vorbereitung auf unsere gestrige Debatte zum Thema der Bildungsmisere habe ich mir eine Zahl herausgesucht. Das ist die Zahl 40 000. 40 000 Lehrkräfte fehlen in Gesamtdeutschland. Es ist also nicht ein Problem, das wir allein in unserem Land vor uns herschieben, sondern ein Problem, das uns als Land insgesamt betrifft. Das macht die Sache nicht besser, aber es ist zumindest einzuordnen als Tatsache, dass wir ohne grundständig ausgebildete Lehrkräfte einfach nicht auskommen.
Um die Seiteneinsteiger kommen wir nicht herum. Diese Notwendigkeit hat das zuständige Ministerium in seiner Einstellungspraxis auch erkannt. Unsere Lehrerzimmer füllen sich also mit Lehrkräften ohne vorherige pädagogische Ausbildung, aber mit sehr vielen praktischen Erfahrungen aus ihrem vorherigen Arbeitsleben. Das ist gut so.
Jetzt geht es darum, diese neuen Kolleginnen und Kollegen in unseren Lehrerzimmern herzlich willkommen zu heißen und sie zu inte- grieren.