Protocol of the Session on December 15, 2022

Was soll ich machen?

(Unruhe und Lachen)

Herr Aldag, bitte. Wenn sich die Heiterkeit gelegt hat, dann können Sie gern anfangen.

Ich muss mich erst von dem humoristischen Beitrag kurz erholen und sammeln.

Meine Damen und Herren! Die Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle, die Spergauer Lichtmeß oder das

(Beifall bei den GRÜNEN)

Finkenmanöver im Harz. Diese und noch ein paar andere lebendige Kulturtraditionen aus Sachsen-Anhalt sind bereits von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit ausgezeichnet und in das entsprechende Bundesverzeichnis aufgenommen worden. Neuerdings gehört auch Flößerei dazu. Das ist ein großer Erfolg und die Folge des langjährigen Engagements von Dr. Frank Thiel,

(Zustimmung bei den GRÜNEN, bei der LIN- KEN und bei der SPD)

dem Vorsitzenden des Fördervereins Elsterfloßgraben e. V. und der Internationalen Flößervereinigung. Die erfolgreiche Arbeit von Dr. Frank Thiel in dem Bereich ist wohl auch der Grund dafür,

(Zustimmung bei den GRÜNEN, bei der LIN- KEN und bei der SPD)

dass die Fraktion DIE LINKE diesen Antrag für das Plenum gestellt hat. Ehre, wem Ehre gebührt. Das war und ist eine wirklich große Leistung von Dr. Frank Thiel. An dieser Stelle möchte ich ihm ganz ganz herzlich danken

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der LINKEN)

für sein unermüdliches Engagement. Alles Gute für seine weitere Arbeit. Da ist noch viel zu tun. Und wie es unter Flößern heißt: Immer a weng Wosser unterm Scheit.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der LINKEN)

Die Förderung der Sichtbarkeit der zahlreichen immateriellen Kulturerben in unserem Bundesland ist ein richtiges und wichtiges Anliegen; denn viele wissen gar nicht, was das Ganze bedeutet.

Mit dem Begriff „Immaterielles Kulturerbe“ werden kulturelle Ausdrucksformen bezeichnet, die oftmals regionale Traditionen sind und somit von Generation zu Generation weitergetragen werden. Ich bin mir sicher, dass wir einige Menschen auf der Straße ansprechen können, und die meisten werden gar nicht so genau wissen, was das immaterielle Kulturerbe ist und welches es in Sachsen-Anhalt gibt.

Genau deswegen unterstützen wir den Antrag der LINKEN, der den Zweck hat, Maßnahmen zu ergreifen, um diese lebendigen Traditionen sichtbar zu machen, zu schützen und für Nachfolgegenerationen zu archivieren und abzu- sichern.

Auch wir, die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, setzen uns dafür ein, dass die Sichtbarkeit unseres sachsen-anhaltischen immateriellen Kulturerbes verbessert wird. Deswegen stimmen wir dem Antrag der LINKEN zu. - Herzlichen Dank.

Vielen Dank, Herr Aldag. - Die CDU verzichtet auch auf einen Redebeitrag. Dann rufe ich jetzt als nächsten Redner Herrn Gebhardt auf. - Er verzichtet.

(Stefan Gebhardt, DIE LINKE: Alles gesagt!)

- Alles gesagt. Damit sind wir am Ende der Debatte angelangt.

Abstimmung

Es ist beantragt worden, den Antrag an Ausschuss für Bundes- und Europaangelegenheiten, Medien sowie Kultur zu überweisen. Wer dem zustimmt, den bitte ich um sein Karten- zeichen. - Ich sehe Zustimmung im gesamten

Haus. Gegenstimmen? - Stimmenthaltungen? - Nein. Damit ist der Tagesordnungspunkt er- ledigt und der Antrag überwiesen worden. - Vielen Dank.

So. Ich habe jetzt noch eine viertel Stunde. Dann schaffen wir den Termin in Halle noch.

(Lachen bei der CDU)

Wir sind beim Tagesordnungspunkt 35. Es wird jetzt schwierig. Also bitte ich um Konzentration bei diesen spannenden Themen.

Ich rufe auf

Tagesordnungspunkt 35

Erste Beratung

Lehramtsausbildung an der Otto-von-

Guericke-Universität Magdeburg stärken

Antrag Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drs. 8/1978

Herr Meister hat für kurze Zeit das Wort.

Für kurze Zeit das Wort, so so. - Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Unterrichtsversorgung in Sachsen-Anhalt befindet sich auf absoluten Tiefstständen. Sie liegt durchschnittlich bei nur 92 %.

Zu Beginn des aktuellen Schuljahres bedeutete dies, dass im Durchschnitt etwa jede zehnte

Unterrichtsstunde an den Schulen unseres Bundeslandes ausgefallen ist. Die tragische Folge ist, Fächer wie Chemie, Musik, Sport, Geschichte, Kunst oder Ethik werden aus den Stundenplänen gestrichen, weil das Personal für diese Fächer fehlt oder für die Absicherung der Kernfächer wie Mathematik und Deutsch benötigt wird. Auch schulische Zusatzangebote wie Arbeitsgemeinschaften müssen oftmals aus- fallen.

Diese Situation ist - so weit dürfte Einigkeit bestehen - katastrophal. Gestern war ich mir bei der Rede des Kollegen von der CDU unsicher, ob er das auch so sieht. Aber ich glaube - das war zumindest in der Vergangenheit bei allen die Einschätzung -, dass es ein unhaltbarer Zustand ist. Es ist zum einen für die jungen Menschen ein unhaltbarer Zustand, weil ihnen eine gute schulische Bildung verbaut oder zumindest erschwert wird mit ernsten Folgen für ihren weiteren Lebensweg, für das Erreichen von Schulabschlüssen, ja, für ihr späteres Berufsleben.

Zum anderen ist es für unser Land insgesamt ein unhaltbarer Zustand. Weniger Bildung wird sich drastisch, wenn auch schleichend und zeitlich versetzt, auf die soziale und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft auswirken.

Den Grund für die Problemlage an unseren Schulen kennen wir alle. Er ist ganz banal. Es ist der Mangel an Lehrerinnen und Lehrern. Um den Lehrkräftemangel zu bekämpfen, müssen wir angesichts des Ernstes der Lage alle notwendigen und uns möglich Maßnahmen ergreifen. Daher müssen auch alte Entscheidungen, die der Problemlinderung entgegenstehen, auf den Prüfstand.

Eine dieser jetzt nötigen Maßnahmen ist es, die vorhandenen Kapazitäten bei der Lehramtsausbildung in unserem Bundesland vollständig zu nutzen. Vor vielen Jahren, um genau zu sein, im

Jahr 2004, wurde die politische Entscheidung getroffen, an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg die Lehramtsausbildung stark einzuschränken. Der Grund für diese Entscheidung war einerseits die beabsichtige Profilschärfung bei unseren beiden großen Universitäten im Land. Aber natürlich wurde die Entscheidung vor allem auch deshalb getroffen, weil man damit Kosten einsparen wollte.

Heutzutage weiß man, dass diese Entscheidung zur weitgehenden Schließung der Lehramtsausbildung an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg ein Fehler war. Zumindest ist das unsere Einschätzung. Es war ein Fehler; denn wir brauchen jeden einzelnen jungen Menschen, die oder der sich dafür entscheidet, in unserem Bundesland die Lehramtsausbildung zu absolvieren, egal ob nun an der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg oder an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg.

Heute wissen wir auch, dass wir uns diese erzwungene Beschneidung der Lehramtsausbildung an der Universität in Magdeburg schlicht nicht mehr leisten können. Wir müssen alle vorhandenen Möglichkeiten im Bereich der Lehramtsausbildung in Sachsen-Anhalt optimal nutzen. Da setzt der Antrag an. Er will im Prinzip die niedrig hängenden Früchte pflücken.

Wir hatten ja gestern schon ein bisschen diese Diskussion - ich schaue Frau Dr. Pähle an, weil das ja auch in ihrem Redebeitrag gestern schon eine Rolle spielte. Der Antrag ist bewusst sehr einfach und klein gehalten worden. Sie haben gesehen, dass der tatsächlich nur diesen einen Punkt angeht. Es geht nicht um den Aufbau neuer Professuren, neuer Gebäude oder dergleichen.

Es geht tatsächlich darum, ohne dass man groß Kosten erzeugen würde - ein bisschen administrative Kosten wird man haben -, einfach die

Fächer, die da sind, tatsächlich zu öffnen, die Kombinationen zu ermöglichen, damit eine stärkere Vielfalt an der Universität zu haben und das Angebot zu erweitern.

Die Frage ist, wie das wirken würde. Gestern kam auch die Diskussion auf, hat das eine Wirkung für die Region.

Haben wir tatsächlich ein Mehr? - Ich meine: Ja. Es kam das Beispiel mit der Juristenausbildung. Ich glaube, das ist nicht hilfreich. Juristen werden nur zu einem sehr geringen Teil tatsächlich in den Landesdienst übernommen. Das ist eine Ausbildung, die deutlich über das hinausgeht, was wir im Bereich der Ausbildung für das Land selbst brauchen.

Bei den Lehrkräften ist es gänzlich anders. Sie alle fangen in unserem Schulwesen an, zum Teil in freien Schulen, aber sie fangen im Schul- wesen an. Wenn man diese Ausbildung im nördlichen Teil von Sachsen-Anhalt nicht vorhält, dann hat das tatsächlich Nachteile für diesen Teil des Landes. Davon bin ich überzeugt.

(Zustimmung von Angela Gorr, CDU, und von Rüdiger Erben, SPD)