Das kann ich auch aus eigener praktischer Erfahrung feststellen, da ich gerade z. B. beim Unterricht in der Coronazeit diese Problematik hatte. Eine Schülerin mit einem Kind, das in der häuslichen Isolation war statt in der Kita, musste auch zu Hause bleiben. Dann haben wir sie über den Livestream in den Unterricht eingebunden. Die hat dadurch sicherlich keine größeren Nachteile erlitten.
Die Frage der Aufsicht muss man in dem Fall natürlich wieder einbeziehen. Ja, es darf sicherlich nicht so sein, dass die Schüler vor dem Monitor geparkt werden und einfach nur den Stream anschauen. Damit sind wir bei dem Punkt der pädagogischen Mitarbeiter. Hierbei - es wurde schon angesprochen - wäre sicherlich auch mit Blick auf das Finanzministerium eine etwas höhere Flexibilität bei den Personalbudgets für diese beiden Beschäftigtengruppen in den Schulen angezeigt.
Das Thema Arbeitszeitkonten wurde angesprochen. Damit gibt es die Möglichkeit, entsprechende Mehrarbeit zu leisten. Ich denke, auch hierdurch gibt es Lösungsansätze für eine Verbesserung der Unterrichtsversorgung.
Ein Thema gibt es noch. Über die Seiteneinsteiger möchte ich jetzt nicht weiter diskutieren, weil wir uns morgen noch dazu äußern werden.
Rückblickend kann man also sagen, dass es eine Vielzahl von Maßnahmen gibt, die aus unserer Sicht durchaus kurzfristig zu einer Entspannung der Unterrichtssituation beitragen können. Aus meiner eigenen Sicht halte ich die Tatsache nicht für förderlich, dass die Welt des Lehrers und unserer Schulen regelmäßig in einem absolut düsteren Licht gezeichnet wird. Welcher Abiturient soll sich denn angesichts dieser Zukunftsaussichten berufen fühlen, den nicht unbedingt leichten Weg eines Lehramtsstudiums einzuschlagen? Aber gerade für diesen verantwortungsvollen Beruf des Lehrers braucht man begeisterte Bewerber,
die ihrerseits ihre Schüler begeistern können. Damit möchte ich meinen Beitrag zu diesem Thema beenden. - Ich danke für die Aufmerksamkeit.
Vielen Dank, Herr Bernstein. - Frau Hohmann, Sie haben sich gemeldet. Ist das eine Frage? - Herr Bernstein, Frau Hohmann hat eine Frage. Lassen Sie sie zu?
Das ist prima. Herr Bernstein, ich habe eine Anmerkung und eine Frage. Die Anmerkung bezieht sich darauf, dass Sie gemeint haben, dass Herr Lippmann sich gegen diesen Onlineunterricht verwehrt hätte. Wir haben im Ausschuss darüber diskutiert, dass dann, wenn man so etwas anbietet, natürlich auch die Möglichkeit für alle bestehen muss, also die Schülerinnen und Schüler auch die nötigen Voraussetzungen mit einem Endgerät haben müssen. Das war eigentlich nicht gegeben. Am Gymnasium ist das vielleicht ein bisschen anders. Das war als Ergänzung meine Anmerkung.
Ich bin hellhörig geworden, als Sie sagten, dass Sie Modelle wie berufspraktischen Unterricht anbieten wollen. Sie erinnern sich vielleicht noch, dass vor einigen Monaten Herr Lippmann genau dieses Projekt hier im Landtag beantragt hatte. Es wurde abgelehnt, und zwar auch mit Ihren Stimmen. Er hat das dann in den Bildungsausschuss noch einmal als Selbstbefassungsantrag eingebracht. Dort liegt es. Das heißt also, wir haben schon Angebote gemacht, die aber vonseiten der Koalition nicht begrüßt worden sind.
Liebe Kollegin Hohmann, das möchte ich jetzt erst einmal richtigstellen. Der Punkt, der damals bei diesem Thema des berufspraktischen Unterrichts, sage ich jetzt einfach einmal, angeführt wurde, war so weit von dem eigentlichen Antrag entfernt, dass wir alle, denke ich einmal, ein großes Problem damit hatten, den eigentlichen Sinn dieses Antrags zu erkennen.
denke ich einmal, durchaus Einigkeit. Die Frage ist nur - darüber haben wir auch im Bildungsausschuss gesprochen -: Wie kann man es finanzieren und wie kann man es auch personell untersetzen? Es bringt ja nichts, wenn ich die Schüler einen Tag lang in die Praxis schicke, und dann sagt meinetwegen ein großer Betrieb, der noch eine eigene Lehrwerkstatt hat, wir brauchten noch jemanden, der die Schüler an diesem Tag betreut.
Das war - Sie erinnern sich vielleicht an meine Frage - auch die Frage an die Handwerkskammer und an die Industrie- und Handelskammer: Ist es denn nicht aus eurer Sicht möglich, z. B. pensionierte Meister mit Ausbildereignungsprüfung für solche Sachen entsprechend abzustellen, um zu sagen, okay, das können wir personell untersetzen? Also, ich denke, es gibt durchaus Möglichkeiten zu handeln.
Die Geschichte mit dieser Bankrotterklärung. Ich habe es extra gesagt: aus meiner Erinnerung. Ich denke, dieses Wort ist gefallen, aber darauf wollen wir nicht unbedingt herumreiten. Das hat mich damals gestört.
Vielen Dank, Herr Bernstein. - Als nächste Rednerin folgt Frau Sziborra-Seidlitz für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Bildung in Sachsen-Anhalt befindet sich in einer Krise. Das kann und muss man so nüchtern feststellen. Der Kern dieser Krise ist der anhaltende Lehrkräftemangel. Ja, diese Krise konnte man schon lange voraussehen und sie kam mit Ansage. Die Ursache
dafür kennen wir alle: Der Mangel an Lehrerinnen und Lehrern in unserem Bundesland ist ganz klar die Folge jahrelanger Sparpolitik, insbesondere am Anfang der 2010er-Jahre.
Leider setzt sich diese Sparpolitik auch heute noch weiter fort. Anders kann ich es mir z. B. nicht erklären, warum nach all den Jahren, nach all den Demonstrationen der Grundschullehrerinnen und -lehrer vor unserem Landtag und nachdem es fast alle Nachbarbundesländer bereits umgesetzt haben, wir in Sachsen-Anhalt noch immer kein Einstiegsgehalt nach E 13/A 13 für das Grundschullehramt zahlen und uns auch heute dazu offenbar nicht bekennen wollen.
Die GEW hat es heute früh in der Kälte vor dem Landtag sehr deutlich gemacht: Das hat konkrete Auswirkungen. Mehr als ein Drittel der hier ausgebildeten Grundschullehrkräfte hat in den letzten anderthalb Jahren unser Bundesland nach dem Studium verlassen
(Sven Rosomkiewicz, CDU: Sie sind in die Län- der zurückgegangen, woher sie kommen! - Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff: Ge- nau! - Sven Rosomkiewicz, CDU: Meine Güte!)
Unsere Bildungsministerin hat einmal so schön gesagt, dass wir uns Lehrkräfte nicht backen könnten. Natürlich stimmt das, Frau Feußner,
aber wir können etwas anderes machen. Wir können und müssen Anreize dafür setzen, dass sich junge Menschen, die in Halle an der Martin-Luther-Universität Grundschullehramt studieren, dafür entscheiden, danach in Sachsen-Anhalt zu bleiben. Um diesen Anreiz zu schaffen, ist es essenziell, dass wir Grundschullehrkräften ein Einstiegsgehalt nach E 13/A 13 zahlen, und zwar jetzt. Die Zeit drängt. Der Lehrkräftemangel ist akut und teils dramatisch.
Liebe Abgeordneten der Koalitionsfraktionen, wir finden es auch irgendwie sehr nett, dass Sie bündnisgrüne Vorschläge aus der letzten Legislaturperiode weiterverfolgen. Ich rede jetzt über das mehrjährige Stufenmodell zur Einführung eines Einstiegsgehalts nach E 13/ A 13 für Grundschullehrkräfte. Das war damals ein sinnvoller Kompromissvorschlag. Hätten wir es im Jahr 2019 umgesetzt, als wir es innerhalb der Koalition vorgeschlagen haben, wären wir in diesem Jahr beim Einstiegsgehalt nach E 13/A 13 für Grundschullehrkräfte in SachsenAnhalt angekommen. Aber jetzt, liebe Koalition, ist es zu spät für Stufenmodelle und Kompromisse. Wir brauchen E 13 und A 13 für Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer jetzt.
Doch nicht nur die Rufe der Grundschullehrkräfte werden immer lauter, auch aus Blankenburg haben sich Eltern, Schülerinnen, Kommunalpolitikerinnen und Wirtschaftsvertreterinnen nach stark ansteigendem Unterrichtsausfall und großem Lehrkräftemangel an ihrer Schule zu Wort gemeldet und ganz klar das Bildungsministerium dazu aufgefordert: Bildung muss! Nun gibt es auch noch den Brandbrief des Magdeburger Stadtrates an die Landesregierung. Die sogenannte Magdeburger Erklärung sagt der Landesregierung und auch uns Parlamentarierinnen klipp und klar, dass die Bildung unserer Kinder uns alle etwas angeht.
Liebe Engagierte aus Blankenburg, lieber Stadtrat der Stadt Magdeburg und alle anderen, die mit aller Kraft gegen den Lehrkräftemangel kämpfen, die auch eigene Ideen entwickeln und einfordern, was unseren Kids nun einmal zusteht: Ich versichere Ihnen an dieser Stelle, wir Bündnisgrüne stehen fest an Ihrer Seite, nicht wir allein, aber auch wir, und wir geben an dieser Stelle auch nicht auf.
Lieber Herr Ministerpräsident Haseloff, wir alle durften den Medien entnehmen, dass Sie den Lehrkräftemangel nun zur Chefsache erklärt haben. Ich bin froh darüber, dass Sie den Ernst der Lage jetzt erkannt haben. Viel zu lange standen Sie in meinen Augen tatenlos daneben. Natürlich wirft es jetzt die Frage auf, ob Sie Ihrer Bildungsministerin nicht mehr zutrauen, mit der Situation alleine klarzukommen. Aber auf Frau Feußner wurde gerade aus den eigenen Reihen in den letzten Wochen schon genug geschossen. Das muss ich an dieser Stelle nicht auch noch machen. Bei aller Kritik, Frau Feußner hat als Bildungsministerin den Lehrkräftemangel nicht ausgelöst.
Herr Haseloff, Ihre Partei ist seit dem Jahr 2002 dauerhaft in der Regierung und stellt den Ministerpräsidenten. Die CDU war und ist maßgeblich an der Sparpolitik beteiligt, die unser Bildungssystem so marode gemacht hat und die Ursache des Lehrkräftemangels ist.
Selbst in der letzten Legislaturperiode, als wir Teil der Kenia-Koalition waren - danke, dass Sie es erwähnen, aber ich wäre dazu noch gekommen -, sind alle progressiven Vorschläge zur
Ihr Vorschlag zum Umgang mit dem Lehrkräftemangel in unserem Bundesland ist, dass Sie im Januar zu einem Schulgipfel einladen. Dazu möchte ich zunächst positiv sagen, ich begrüße es, Herr Haseloff, dass Sie mit diesem Gipfel Wege suchen wollen, um den Mangel an Lehrerinnen und Lehrern in unserem Bundesland zu bekämpfen. Jetzt kommt das Aber: Die Zeit der Gipfel und der netten Gesten und die Zeit für sicherlich ernst gemeinte Worte ist vorbei. Wir alle kennen das Problem. Wir alle wissen, dass es nur mit einer Vielzahl von Maßnahmen zu lösen sein wird.
Nicht nur wir als Opposition haben Ihnen schon reichlich Lösungsansätze und Handlungsvorschläge auf den Tisch gepackt. Sachsen- Anhalt muss jetzt endlich handeln. Mit weiterreden, mit nur weiterreden, verlieren wir endgültig den Anschluss. Deswegen fordern wir als Bündnisgrüne Sie dazu auf: Wirken Sie auf Ihre Fraktion bitte ein, beenden Sie deren Blockadehaltung gegenüber der sofortigen Einführung von E 13/A 13 als Einstiegsgehalt für Grundschullehrkräfte. Sorgen Sie dafür, dass das Land genügend finanzielle Mittel dafür bereitstellt,
dass es an jeder Schule in Sachsen-Anhalt eine Schulsozialarbeiterin oder einen Schulsozialarbeiter geben kann. Stärken Sie das Lehramtsstudium in unserem Bundesland; denn bisher konzentriert es sich allein aus politischen Gründen auf einen Standort in Sachsen-Anhalt.
Führen Sie Sonderzahlungen für Lehrkräfte ein, die in bestimmten Fächern, Regionen oder Schulformen arbeiten wollen. Setzen Sie sich dafür ein, dass es für Schulen einfacher wird, flexibel Vertretungslehrkräfte einzustellen.
Verbessern Sie die Bedingungen für den Seiteneinstieg in Sachsen-Anhalt. Es gibt bereits viele Ideen - diese und viele andere - und Vorschläge, um gegen den Lehrkräftemangel konsequent vorzugehen. Wir fordern Sie dazu auf, Herr Haseloff, genau das jetzt zu tun.
Wir wissen es alle, der Haushalt in Sachsen- Anhalt ist eng gestrickt. Doch wir können es uns nicht mehr leisten, ausgerechnet bei Bildung zu sparen; denn wer an Bildung spart, der spart an der Zukunft der jungen Menschen in Sachsen-Anhalt und der spart damit an der Zukunft unseres Landes. Für uns als Bündnisgrüne ist das ein absolutes No-Go; denn die Kinder und Jugendlichen in unserem Bundesland verdienen es, die bestmögliche Bildung zu erhalten.