Protocol of the Session on September 2, 2016

Die Ratifizierung von CETA zum Beispiel ist genau der Zeitpunkt in diesem Prozess, wo der von Ihnen angesprochene demokratisch legitimierte Gesetzgeber ins Spiel kommt, involviert wird, um diese Verfahren, diese Abkommen zu evaluieren und zu ratifizieren.

(Zustimmung von Katrin Budde, SPD)

Aber mit Ihrem Antrag wollen Sie unsere Landesregierung beauftragen, sich vorab gegen diese Freihandelsabkommen zu positionieren, und zwar bevor der demokratisch legitimierte Gesetzgeber diese überhaupt bewerten kann.

Auch der Antrag der Fraktion DIE LINKE stößt in diese Richtung. Auch DIE LINKE möchte unsere Landesregierung bei TiSA beauftragen, sich vorab gegen dieses Freihandelsabkommen zu positionieren und es somit in der Konsequenz im Bundesrat abzulehnen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Das ist nicht unser Verständnis von parlamentarischer Arbeit.

(Zustimmung von Guido Heuer, CDU, von Siegfried Borgwardt, CDU, und von Dr. Kat- ja Pähle, SPD)

Die CDU fordert die zügige Umsetzung dieser Freihandelsabkommen. CETA und TTIP bedeuten in der Konsequenz einen Freihandelsmarkt oder einen freien Markt mit mehr als 50 % des Welthandels. Für eine Volkswirtschaft wie Deutschland, in der fast jeder dritte Arbeitsplatz vom Export abhängig ist, bedeutet das, Globalisierung nicht nur mitzumachen und zu verwalten, sondern sie auch zu gestalten. Für unser Bundesland ist das die Möglichkeit, im Export deutlich zu wachsen und somit auch wirtschaftlich endlich zu wachsen und weiterhin gut bezahlte und sichere Arbeitsplätze langfristig zu sichern.

Sehr geehrte Kollegen von der AfD, ich möchte meine heutige, erste Rede mit einem Zitat aus Ihrem Antragstext beenden. Sie schreiben: „Freier Handel ist eine wesentliche Grundlage unseres Wohlstands.“ Das unterschreibe ich sofort.

(Zustimmung bei der CDU und von André Poggenburg, AfD)

Ich lade Sie aber ein, mit uns noch einmal heftig über dieses Thema zu streiten und zu diskutieren. Deshalb beantragt die CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt die Überweisung beider Anträge, sprich des Antrags der AfD und des Alternativantrags der LINKEN, in den Ausschuss für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Medien. - Danke schön.

(Beifall bei der CDU - Zustimmung bei den GRÜNEN und bei der SPD - Robert Farle, AfD, meldet sich zu Wort)

Einen kleinen Moment, Herr Farle. - Noch eine Verständnisfrage. Ich habe das hier oben nicht ganz verstanden. In welche Ausschüsse soll das überwiesen werden?

(Siegfried Borgwardt, CDU: Nur in den Aus- schuss für Bundes- und Europaangelegen- heiten sowie Medien! - Weitere Zurufe)

- Okay. - Es gibt jetzt drei Anfragen. Sind Sie bereit, diese zu beantworten?

Natürlich.

Sind Sie bereit zu antworten?

Ja. - Versteht man mich so schlecht? Bin ich zu leise? Bekomme ich mal ein Feedback vom Plenum?

(Heiterkeit bei der SPD - Siegfried Borg- wardt, CDU: Alles gut, wir haben alles ver- standen!)

Herr Farle hatte sich zuerst gemeldet. Damit haben Sie zuerst das Wort.

(Katrin Budde, SPD: Eine Frage, keine Re- de!)

Ich werde es dieses Mal ganz kurz machen.

(Lachen bei der LINKEN - Katrin Budde, SPD: Fragen!)

Ich stelle einfach nur eine Frage. Ihnen ist aber klar, dass wir für Freihandel sind;

(Katrin Budde, SPD: Nee!)

denn das haben wir gesagt.

(Sebastian Striegel, GRÜNE: Das habt ihr gerade nicht gesagt!)

Meine Frage ist: Wie soll die Bundesrepublik selbst entscheiden, wenn die EU diese Entscheidung für den Abschluss dieses Abkommen am Ende an sich ziehen will?

(Katrin Budde, SPD: Das ist doch Quatsch! Jeder einzelne Nationalstaat muss abstim- men! So ein Unwissen zu verbreiten! Un- sinn!)

Herr Farle, wenn ich richtig informiert bin - ansonsten lasse ich mich gern eines Besseren belehren -, bedarf es für die Verabschiedung dieser Abkommen der Zustimmung aller Mitgliedstaaten.

(Zustimmung bei der SPD - Siegfried Borg- wardt, CDU: Genau so ist das!)

Das heißt, wenn ein Mitgliedstaat das nicht macht, dann ist das Abkommen hinfällig. Ein Argument ist zum Beispiel immer, dass wir unsere Standards verkaufen. Sie sehen ja anhand der Heftigkeit, mit der um dieses Abkommen auf beiden Seiten gerungen wird, dass wir es uns nicht einfach machen, sondern dass wir ganz hart verhandeln, damit die Standards in Deutschland nicht abgesenkt werden.

(Zustimmung bei der CDU - Marco Tullner, CDU: Sehr gut!)

Vielen Dank. - Jetzt Frau Funke und dann Herr Poggenburg.

(Unruhe)

Herr Philipp, danke, dass ich eine Frage stellen darf.

Sehr gern, Frau Funke.

Sehen wir das Ganze doch einmal aus der Sicht einer Privatperson. Wie kann ich denn frei sein, wenn ich den Vertrag nicht kenne und nicht weiß, was auf mich zukommt?

(Zustimmung bei der AfD - Daniel Roi, AfD: Blind in den Untergang!)

Herr Philipp, bitte.

Frau Funke, ich erzähle Ihnen einmal eine Geschichte aus der freien Wirtschaft, wenn ich das tun darf. Dieses Verfahren zur Aushandlung dieser Abkommen, das momentan implementiert wird, ist ein herkömmliches Verfahren, das es in der Vergangenheit schon viele Male gegeben hat.

(Katrin Budde, SPD: Musterverträge!)

Das ist ganz normal. Übrigens ist die Europäische Kommission von den europäischen Staaten legitimiert worden, in ihrem Auftrag zu verhandeln.

(Zuruf von Katrin Budde, SPD)

Und nachdem diese Abkommen dann vorverhandelt sind, geht es in den demokratischen Prozess in den jeweiligen Landesparlamenten. Ich kann daran nichts Schlechtes finden.

Dann können Sie doch aber öffentlich sein.

(Bernhard Bönisch, CDU: Die Verhandlun- gen doch nicht, aber der Vertrag schon!)

Er hat doch gerade geantwortet - -

Es wird doch öffentlich gemacht. Es wird doch dann öffentlich gemacht.

(Siegfried Borgwardt, CDU: Ja, genau so ist es!)

Vielen Dank - -

Sie kennen doch sicherlich das Sprichwort: Viele Köche verderben den Brei. Und Sie sind doch auch immer eine Fraktion, die die Trägheit bemängelt, mit der zum Teil Entscheidungen gefasst werden. Wenn wir von vornherein alle an diesem Verhandlungstisch sitzen würden, dann - davon gehe ich einmal aus - würde die Zeit bis zum ersten Vertragsentwurf immens länger sein, als sie es jetzt sein kann. Ich vertraue diesem Verfahren grundlegend, weil unsere Parlamente, unsere Kammern dem dann zustimmen müssen.