Protocol of the Session on June 19, 2019

(Beifall bei der LINKEN und bei den GRÜ- NEN)

Nein, ich glaube nicht an ZufĂ€lle, wenn es auf einem AfD-Parteitag in Sachsen, einen Tag nach dem Mord an Walter LĂŒbcke, heißt: „Wir schießen uns den Weg frei.“ Und nein, ich glaube auch nicht an einen Zufall, wenn AndrĂ© Poggenburg, der diesen Antrag mit eingereicht hat, nichts Besseres zu tun hat, als Witze ĂŒber aufgesetzte SchĂŒsse zu machen an dem Tag, nach dem klar ist, dass es mutmaßlich um einen Rechtsextremen-Mord geht.

Die LINKE-Fraktion steht ganz klar fĂŒr Minderheitenrechte in diesem Parlament. Doch als frei gewĂ€hlte Abgeordnete werden wir nicht fĂŒr diesen Missbrauch parlamentarischer Instrumente stimmen. Wir stehen solidarisch an der Seite der Zivilgesellschaft. SelbstverstĂ€ndlich bleiben wir antifaschistisch und lehnen diesen Antrag ab und werden, wenn nötig, alle juristischen Mittel nutzen, um diesen Missbrauch des Parlamentes zu verhindern. - Herzlichen Dank.

(Beifall bei der LINKEN - Robert Farle, AfD: War ja klar!)

Frau Abg. Quade. Es gibt eine Wortmeldung von Herrn Farle. - Herr Farle, Sie haben das Wort.

(Zurufe von der AfD)

- Einen kleinen Moment. Sie haben aus Ihren eigenen Reihen eine Wortmeldung. Lassen Sie bitte auch diese Wortmeldung zu. - Bitte.

Ich möchte nur darauf hinweisen, dass wir in einer Situation sind, in der die AfD die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses beantragt hat, was auf der Grundlage unserer Verfassung geschieht,

(Zuruf von der LINKEN - Sebastian Striegel, GRÜNE: Nein!)

dem Bestimmtheitsgrundsatz genĂŒgt

(Dr. Katja PĂ€hle, SPD: Nein! - Zurufe von der LINKEN und von den GRÜNEN)

Und nach dem mit konkreten Fallbeispielen aufgeklÀrt werden soll, wie es kommt, dass Mitglieder der Landesregierung von Sachsen-Anhalt gemeinsame Aufrufe mit der Interventionistischen Linken unterschreiben, in denen gehetzt wird

(Zurufe von der LINKEN)

gegen die AfD, mit denen in der Gesellschaft ein Hetzklima erzeugt wird, das dazu fĂŒhrt, dass unsere ParteibĂŒros angegriffen, einzelne Leute ĂŒberfallen und auch schwer zusammengeschlagen werden. Und das sollen wir alles als ganz normale demokratische Gegebenheiten hinnehmen?

Das ist die Botschaft, die von Ihnen ausgeht. Sie haben Angst vor einer AufklĂ€rung dieser TatbestĂ€nde. Genau darum werden wir diese TatbestĂ€nde aufklĂ€ren. Und wenn es sein muss, werden wir das Verfassungsgericht dafĂŒr bemĂŒhen; denn es kann nicht sein, dass Sie den Weg zu 1933 bereiten und die Opfer die AfDLeute sein werden.

(Starker Beifall bei und Zurufe von der AfD - Widerspruch bei der CDU, bei der LINKEN, bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Das ist es.

(Starker Beifall bei der AfD)

Sie schrÀnken die Meinungsfreiheit ein und Sie schrÀnken die parlamentarischen Rechte ein.

(Sebastian Striegel, GRÜNE: Es ist wirklich widerlich! - Silke Schindler, SPD: Unglaub- lich! SchĂ€men sollten Sie sich! - Weitere Zurufe - Gegenrufe von der AfD: Das ist die Wahrheit! - Sie lĂŒgen!)

Herr Farle, Ihre zwei Minuten sind um.

(Zurufe von der CDU, von der LINKEN, von der SPD und von den GRÜNEN)

- Ich kann die Aufregung an der einen oder anderen Stelle wirklich verstehen. Aber wir sind - -

(Zuruf von Tobias Rausch, AfD)

- Herr Kollege Tobias Rausch, ich sage Ihnen das nicht noch einmal: Bei der nĂ€chsten Gelegenheit bekommen Sie dafĂŒr einen Ordnungsruf. Ich kĂŒndige den jetzt schon an.

(Zustimmung bei der SPD)

Das ist einfach ungebĂŒhrlich. Wenn ich hier vorne irgendwelche Dinge erklĂ€re, stören Sie die Sitzungsleitung. Ich sage Ihnen nachdrĂŒcklich: Das war das letzte Mal; das drohe ich Ihnen jetzt hiermit an. Ich denke, Sie sind alle erwachsen und haben im Laufe der Jahre, auch schon in der Schule, gelernt, dass man irgendwann auch mal einen Moment ruhig sein muss und sich danach wieder zu Wort melden kann.

Wir fahren in der Debatte fort. FĂŒr die SPDFraktion wird die Abg. Frau Dr. PĂ€hle sprechen. Sie haben jetzt das Wort.

Vielen Dank. - Meine Damen und Herren! Normalerweise wĂ€re dieser Tagesordnungspunkt eine Formsache. Normalerweise wĂŒrde man bei einem Antrag der Opposition zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses darauf achten, ob das nötige Quorum erreicht ist, und wĂŒrde den Ausschuss einfach einsetzen, wie wir es in dieser Wahlperiode schon dreimal getan haben.

Das Recht einer qualifizierten Minderheit im Landtag, einen Untersuchungsausschuss durchzusetzen und seinen Untersuchungsauftrag zu bestimmen, wird auch von der SPD-Fraktion in keiner Weise bestritten. Aber heute liegt eben kein normaler PUA-Antrag vor.

Weder die Mehrheit noch die Minderheit des Landtages dĂŒrfen das Recht zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses missbrauchen. Doch genau das tut Ihr Antrag, weil er den Rahmen der Landesverfassung und des Untersuchungsausschussgesetzes missachtet.

Der Landtag ĂŒberwacht nach Artikel 41 unserer Landesverfassung die vollziehende Gewalt nach Maßgabe dieser Verfassung. Und das Untersuchungsausschussgesetz legt in § 1 fest: Ein Untersuchungsverfahren ist zulĂ€ssig im Rahmen der verfassungsmĂ€ĂŸigen Aufgaben des Landtages. - Ein Ausschuss außerhalb dieser Aufgaben ist also gerade nicht zulĂ€ssig. Da das Plenum des Landtages ĂŒber den Antrag entscheidet, ist es auch unsere Verantwortung zu prĂŒfen, ob der Antrag rechtsmissbrĂ€uchlich ist. Dieser Fall liegt nach unserer Überzeugung hier vor. Deshalb stimmt die SPD-Fraktion mit Nein.

(Beifall bei der SPD)

Meine Damen und Herren! Der Landtag kontrolliert nicht das Volk. Weder das Handeln von Gewerkschaften noch das Handeln von Parteien, Vereinen und VerbĂ€nden, weder das Verhalten von feiernden Fußballfans noch das Verhalten von demonstrierenden SchĂŒlerinnen und SchĂŒlern unterliegt der Kontrolle des Landtages. Das mag in der Allmachtfantasie der AfD so sein, ist aber nach unserer Verfassungsordnung nicht rechtmĂ€ĂŸig.

(Beifall bei der SPD)

Der Zweck des Antrages liegt auf der Hand. Ehrenamtlich TĂ€tige aus dem gesamten demokratischen Spektrum sollen vorgeladen, ausgeforscht und eingeschĂŒchtert werden. Die SPD und sozialdemokratische VerbĂ€nde kommen in diesem Antrag gleich mehrfach vor. Ich muss sagen: Das ehrt uns, GRÜNE und LINKE ebenso. An allererster Stelle steht natĂŒrlich Ihr Lieblingsfeindbild: der Verein Miteinander e. V.

(Zuruf: Ja!)

Ihr EinschĂŒchterungsversuch richtet sich gegen alle Demokratinnen und Demokraten, insbesondere gegen die, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren.

(Beifall bei der SPD)

Wir verteidigen mit unserem Nein das Recht aller, sich gesellschaftlich zu engagieren. Wenn es zum Beispiel die CDU wĂ€re, deren TĂ€tigkeit in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss beleuchtet werden sollte, oder wenn es kirchliche Organisationen wĂ€ren, dann wĂŒrden wir ein solches Ansinnen ganz genauso zurĂŒckweisen.

(Zustimmung bei der SPD)

Meine Damen und Herren! Dass rechtsextreme und rechtsterroristische Gewalt ĂŒberall zuschlagen kann und nicht nach der Parteifarbe unterscheidet, zeigt uns ganz deutlich und sehr bedrĂŒckend der Mord an dem CDU-Mitglied Walter LĂŒbcke.

Frau Abg. PĂ€hle, bitte den letzten Satz.

Er zeigt uns auch, woher die Gefahr fĂŒr diese Demokratie und den inneren Frieden in unserem Land tatsĂ€chlich kommt. - Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)

Vielen Dank, Frau Dr. PĂ€hle. Ich habe zwei Wortmeldungen, eine von Herrn Abg. Farle und eine von Herrn Abg. Tobias Rausch. - Herr Farle, Sie haben das Wort.

Sehr geehrte Frau PrÀsidentin! Liebe Kollegen! Sie versuchen mal wieder, den Antrag, den wir gestellt haben, in seinem Sinn zu verfÀlschen,

(Zurufe von der SPD: Ach!)

und dann durch den Popanz, den Sie aufbauen, zu begrĂŒnden, warum dieser Antrag nicht zulĂ€ssig sein soll.

Dazu stelle ich ganz klar fest: Wir wollen nicht das Volk kontrollieren. Das ist ĂŒberhaupt nicht in unserem Interesse; das ist auch nicht unsere Aufgabe. Das Volk hat die Parlamente zu kontrollieren und kann die Abgeordneten, die seinen WĂŒnschen nicht entsprechen und die gegen das Volk handeln, auch abwĂ€hlen. Es ist wunderbar, dass es diese Möglichkeit in einer Demokratie gibt.

(Sebastian Striegel, GRÜNE: So funktio- niert Kontrolle ja auch!)