Protocol of the Session on September 11, 2020

Auch innerhalb der Ärzteschaft gibt es unterschiedliche Auffassungen. Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren der AfD-Fraktion, es ist nun einmal in der Wissenschaft so, dass niemand im Besitz der absoluten Wahrheit ist und Diskussion, Forschung, Evaluierung und Debatte mit dazugehören.

Herr Siegmund hat sehr ausführlich - das ist auch im Antrag so - ausgeführt, dass es keine wissenschaftliche Begründung für das Tragen des MundNasen-Schutzes gibt. Ich verweise auf die von der Weltgesundheitsorganisation WHO in Auftrag gegebene Metaanalyse, die im Juni in der Zeitschrift „The Lancet“ erschienen ist, einem der renommiertesten Wissenschaftsportale weltweit.

Darin wurde unter anderem untersucht, welche Auswirkungen die Distanzregeln haben. Basis dieser Metastudie waren 44 Studien, die sich mit dieser und anderen Fragestellungen beschäftigt haben. Bezüglich der Nutzung von Mund-NasenSchutz wurde dabei festgestellt, dass das Risiko der Übertragung um bis zu 85 % gesunken ist, also von 17,4 % auf 3,1 %.

Aus meiner Sicht ist die Minimierung dieses Risikos in diesem Umfang ein klarer Grund, die Maskenpflicht in eingeschränkten Bereichen beizubehalten, wie es Sachsen-Anhalt vorgeschrieben ist, also im ÖPNV und beim Einkaufen.

(Zustimmung)

Wir haben oft das Argument Schweden gehört. Dann nehmen Sie aber bitte auch zur Kenntnis, dass in Schweden im Vergleich zu anderen nord

europäischen Ländern die Todeszahlen auf die Bevölkerungszahlen am höchsten sind.

(Zustimmung - Zuruf: So ist es!)

Aber ich weiß, Thesen und Fakten, die Ihre Argumente nicht unterstützen, sind bei Ihnen ja nicht willkommen. Das nehme ich zur Kenntnis.

(Zustimmung)

Ich gebe dem Antragsteller recht in der Frage, ob der Mund-Nasen-Schutz tatsächlich auch korrekt getragen wird. Man muss nur einmal kurz durch die Stadt gehen und man sieht vielerlei Beispiele und unterschiedliche Varianten, wie man es nicht machen sollte.

(Zuruf)

Auch die Tragehäufigkeit ist ein Problem. Einmalmasken werden gefühlt häufiger benutzt als so manches günstige T-Shirt, welches nach zwei- oder dreimaligem Tragen im Müll landet. Das ist natürlich kein korrekter Umgang.

Aber erspart das Tragen einer Maske die Einhaltung des Abstandsgebotes? - Ein klares Nein. Diesbezüglich müssen wir auch an die Vernunft der Bevölkerung appellieren, das mit zu beachten.

Und Sie sprachen von der Wirksamkeit. Um es noch einmal deutlich zu sagen: Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bedeutet nicht, dass ich vor den Viren anderer geschützt bin, sondern ich schütze andere vor meinen Aerosolen,

(Zustimmung)

die die Viren tragen. Und ist das Maskentragen als Preis dafür zu hoch, den Bevölkerungsschutz zu ermöglichen? - Ich sage Nein, dieser Preis ist nicht zu hoch,

(Zustimmung)

gerade in Anbetracht der Ausnahmeregelungen, die wir haben. Ja, auch ich vermisse die Gelegenheit, über die Mimik meiner Gesprächspartner mehr über ihre Anliegen oder Stimmungslage zu erfahren. Aber es gibt ja die Chance, sprichwörtlich auf Abstand zu gehen und dann die Maske, da, wo es zulässig ist, abzunehmen.

Der Ministerpräsident hat in Abstimmung mit der Landesregierung entschieden, keine Ordnungsstrafen zu verhängen, wenn diese Pflicht nicht eingehalten wird. Ich gebe zu, dass ich dazu persönlich eine andere Auffassung vertrete,

(Zustimmung)

aber die Argumente des Ministerpräsidenten sind für mich dennoch nachvollziehbar und schlüssig; sie werden auch vom Landkreistag geteilt.

Natürlich müssen wir bei allen Entscheidungen, die wir in Sachsen-Anhalt fällen, das Infektionsgeschehen in unserem Land im Blick haben. Das ist anders als in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Deswegen ist es richtig, den eigenen Weg zu gehen.

Da meine Redezeit abläuft, nur noch einen Hinweis in Richtung der Fraktion DIE LINKE: Ihre Äußerung, dass der Ministerpräsident mit dieser Regelung den Demonstrationen in Berlin Vorschub geleistet habe, weise ich auf das Schärfste zurück.

(Zustimmung)

Der Ministerpräsident - man kann es immer wieder erleben - setzt sich persönlich sehr für die Masken ein. Wir haben es am Mittwoch erlebt bei einem Besuch bei der Ärztekammer.

Herr Krull, bringen Sie den Satz zu Ende.

Er war einer der schärfsten Verfechter der Maskenpflicht.

Punkt. - Herzlichen Dank.

(Zustimmung)

Aber es gab noch Fragen.

Sie haben jetzt noch die Chance, wenn Sie das wollen, eine Frage des Herrn Siegmund zu beantworten.

Selbstverständlich, Herr Präsident.

Offensichtlich wollen Sie das. Dann hat Herr Siegmund jetzt die Chance, seine Frage zu stellen.

Das freut mich. Vielen Dank Herr Präsident. - Sehr geehrter Herr Krull, ich habe zwei kurze Nachfragen.

Sie haben gerade gesagt, dass Sie mit der Maske andere Menschen vor Ihren Aerosolen schützen. Meine Frage: Wenn die Partikelgröße des Coronavirus ungefähr einem Fünftel oder

einem Sechstel der Größe entspricht, die die Baumwollmaske zurückhält, wie schützen Sie dann Ihre Umgebung vor Aerosolen? - Erste Frage.

(Zurufe - Unruhe)

- Ach, Mensch! - Zweite Frage, positiv und konstruktiv: Sie haben von kritischen Ärzten und Wissenschaftlern gesprochen. Das finde ich erst einmal gut; denn falls Sie aufgepasst haben, hat diese kritische Debatte in den letzten Monaten in unserem Land nicht stattgefunden.

(Zurufe - Unruhe)

Es gab keine öffentliche Diskussionsrunde, in welcher kritische Wissenschaftler gehört wurden. Daher meine Frage an Sie, sehr geehrter Herr Krull: Würden Sie als CDU mitgehen, dass wir in diesem Landtag von Sachsen-Anhalt vielleicht als erstes politisches Gremium eine kritische Debatte führen, indem wir als Ausschuss auch kritische Wissenschaftler einladen und uns auch einmal deren Meinung anhören? Würden Sie dabei mitmachen?

Herr Krull, Sie können antworten.

Zu Punkt 1. Die Tröpfchen sind größer als die Viren und damit ist die entsprechende Schutzwirkung vorhanden.

(Zustimmung)

Zu Punkt 2. Ich weiß nicht, welche Sendungen Sie nicht gesehen haben,

(Zuruf: Alle! - Heiterkeit)

welche Radiobeiträge Sie nicht wahrgenommen haben und auf welchen Facebook-Seiten Sie nicht unterwegs waren.

(Zuruf)

Also, mir hat es nicht an Informationen über Leute, die diesen Maßnahmen kritisch gegenüberstehen, gemangelt.

(Beifall)