eigene Schulzeit. Überlegen Sie, welche Lehrer Ihnen ganz besonders im Gedächtnis geblieben sind und was diese auszeichnete.
Würden wir jetzt allerdings alle Ihre Vorstellungen zusammenfassen, dann würde sicherlich ein Idealbild entstehen, äußerst komplex, äußerst anspruchsvoll. Lassen Sie mich deshalb die sehr kurze und, wie ich finde, prägnante Antwort eines Schuljungen aus der Schweiz zitieren, die er gab, als ihn der Kinderarzt Remo Largo fragte, wie er sich denn so seine Lehrer vorstellen würde und wünschte. Er sagte darauf: Lehrer sollten eine gute Ausstrahlung haben, sonst verderben sie uns den ganzen Tag.
Ausstrahlung, meine sehr verehrten Damen und Herren, hatten sie, die Absolventinnen und Absolventen des Ausbildungsseminars, die in Halle am 12. Dezember 2011 feierlich ihre Abschlusszeugnisse überreicht bekamen.
Dennoch mischte sich nach der Rede einer Absolventin in die feierliche Stimmung ein bitterer Beigeschmack, der sich noch verstärkte, als uns, den Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik, ein offener Brief zur Situation der Lehramtsanwärter im Vorbereitungsdienst überreicht wurde. Er beschäftigt sich kritisch mit zwei Aspekten, mit der Arbeitsbelastung und mit der Betreuungssituation.
Nun mag der eine oder andere von Ihnen sicherlich denken, dass die jungen Leute von heute einfach nicht mehr so belastbar seien und dass sie oft viel zu empfindlich reagierten.
Aber, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, so leicht sollten wir es uns dann wohl doch nicht machen, auch und gerade deshalb, weil junge, gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer in SachsenAnhalt - das haben wir heute schon einmal gehört - bereits Mangelware sind und es zukünftig immer mehr sein werden.
Sicherlich müssen wir nun angehende Lehrerinnen und Lehrer in unserem Bundesland nicht gleich unter Artenschutz stellen. Dennoch hat die Politik die Aufgabe, den notwendigen Rahmen zu schaffen, damit Ausbildung gelingt und alle Akteure in diesem Bereich ein förderliches Umfeld vorfinden.
Das ist unsere Aufgabe. Dafür sind wir da. Deshalb sollten wir die nicht nur an dieser Stelle geäußerte Kritik und die Sorgen ernst nehmen und hinterfragen.
Aus einer der wahrscheinlich bedeutsamsten Studien in Deutschland zur psychischen Gesundheit in Berufen mit erhöhter Belastung - wir haben soeben darüber gesprochen; das betrifft insbesondere die Bewältigung psychischer Anforderungen bei Lehrkräften, landläufig „Lehrerstress“ genannt - wissen wir, dass sich Lehrerinnen und Lehrer vor
Mich hat ganz besonders betroffen gemacht, dass das nicht nur für Kollegen gilt, die bereits 20 oder 30 Dienstjahre hinter sich haben, sondern dass sich Burnout- und Stresssymptome zunehmend auch bei ganz jungen Leuten, bei Lehramtsstudenten und Referendaren zeigen. Das sind Zahlen, die uns aufhorchen lassen sollten, meine lieben Kolleginnen und Kollegen.
Während die einen, die sich in der Ausbildung befinden, nach ihrer Identität, nach ihrer Rolle suchen, werden andere mit veränderten Bedingungen konfrontiert. So wurde in Sachsen-Anhalt im Jahr 2007 die Lehramtsausbildung in der zweiten Phase neu gestaltet, modularisiert. Darüber wurde schon oft gesprochen. Deswegen möchte ich auf eine Erläuterung verzichten.
Allerdings möchte ich auf das vorgelegte Ausbildungskonzept eingehen. Dieses Ausbildungskonzept sollte uns im Detail interessieren; denn wenn man es sich inhaltlich genauer betrachtet, so stellt man fest, dass Themen wie Gender, Inklusion, der Umgang mit Heterogenität und Strategien des Selbst eher unterrepräsentiert sind. Ich habe mir sagen lassen, dass dieses Konzept nicht ganz unkritisch gesehen wurde.
Hierbei stellt sich auch die Frage - diese sei an dieser Stelle gestattet -, wie die ständige Entwicklung der Arbeit der Seminare in unserem Bundesland gewährleistet ist, wie die Seminarleiter vor dem Hintergrund neuer Anforderungen durch förderliche Fortbildungen begleitet werden.
Die Erhöhung der Kapazitäten an den Seminaren - wir haben das ausdrücklich befürwortet und wünschten uns mehr - hatte eine Erhöhung der Zahl der Ausbilder zur Folge. Jemand, der vom Lehrerberuf in die Lehrerausbildung wechselt, muss seine Rolle auch neu definieren. Er muss sich vom Lehrer, vom Unterrichtenden zum Berater wandeln. Dazu bedarf es ebenfalls einer intensiven Begleitung. Hier stellt sich die Frage, wie werden diese neu ernannten Ausbilderinnen und Ausbilder auf ihre Rolle vorbereitet.
Ich möchte noch einmal auf das Ausbildungskonzept zurückkommen. Dieses war für einen Ausbildungszeitraum von 24 Monaten konzipiert worden. Im letzten Jahr wurde die zweite Phase der Lehrerausbildung auf 16 Monate verkürzt. Insofern sei mir die Frage gestattet, wie sich die Verkürzung der Ausbildung dann auf die inhaltliche Gestaltung des Ausbildungskonzeptes auswirkt.
Wer über eine Verkürzung von Ausbildung nachdenkt, der darf die erste Phase nicht ausblenden, der muss das Ganze im Blick haben, die erste und die zweite Phase der Lehrerausbildung. Wir wünschen uns bei der Analyse, um die wir die Landesregierung bitten, dass man gerade auch über ein
Zusammengehen und eine bessere Koordination der ersten und der zweiten Phase in der Lehrerausbildung nachdenkt.
Erhöhte Ausbildungskapazitäten, mehr angehende Lehrerinnen und Lehrer sind gut. Aber angehende Lehrerinnen und Lehrer können natürlich nicht im Schonraum des Seminars unterrichtet und ausgebildet werden. Nein, sie brauchen die Praxis; denn - das sagen Studien der Hirnforschung - angehende Lehrerinnen und Lehrer lernen nicht anders als Schüler, aktiv und am Modell.
Deshalb kommt den Ausbildungsschulen eine große Bedeutung zu. Deswegen möchten wir auch die Situation der Ausbildungsschulen genau analysiert wissen. Wir wollen wissen, wie die Lehreranwärter dort untergebracht werden, wie sie sich fühlen, wie sie begleitet werden und wie die Mentoren auf ihre neue Aufgabe vorbereitet werden.
Die meisten Lehrerinnen und Lehrer in unserem Bundesland - das wissen wir - sind schon etliche Jahrzehnte im Schuldienst. Sie haben ihre Ausbildung vor 20 oder 30 Jahren durchlaufen. Seitdem hat sich im Bereich der Schule viel geändert. Auch wenn wir gern darüber schmunzeln, wenn wir den Spruch hören „Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei“ - so ist es wirklich nicht mehr in der Schule.
Schule ist Leben. Das Leben hat sich verändert. Die Gesellschaft hat sich verändert. Die Anforderungen an die Schule haben zugenommen. Es gibt neue Wege des Lernens, die in unsere Schulen Eingang finden müssen, damit wir diesen Anforderungen gerecht werden können.
Auch Mentorinnen und Mentoren brauchen Wissen darüber, welche neuen Möglichkeiten des Lernens es gibt, damit es zu weniger Konfliktpotenzial an den Ausbildungsschulen kommt und damit beide, die Anwärterinnen und Anwärter, die Studienreferendarinnen und -referendare und ihre Mentorinnen und Mentoren voneinander profitieren. Deswegen möchten wir wissen, wie die Mentoren an den Schulen für ihre Aufgabe qualifiziert werden, damit sie der Belastung, die mit der Ausbildung eines Referendars einhergeht, auch gewachsen sind.
Ich habe eben erwähnt, dass sich die Schule verändert hat. Es geht uns in unserem Antrag, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, nicht darum, dass wir Patentrezepte suchen. Patentrezepte für guten Unterricht gibt es nicht. Wenn es so ein Patentrezept gäbe, dann - Sie können es mir glauben - hätte ich es gern gefunden, um es mir patentieren zu lassen.
Aber es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, die zu erkennen nur möglich ist, wenn wir gründlich analysieren. Das wünschen wir uns. Wir wünschen uns eine gründliche Analyse der Situation, die auch das darstellt, was schwer zu messen ist, nämlich die Persönlichkeit. An dieser Stelle kom
Das Land Sachsen-Anhalt braucht für die Zukunft gut qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer. Wir als Politiker haben die Aufgabe, die nötigen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Deswegen bitte ich Sie darum, unserem Antrag zuzustimmen.
Danke sehr für die Einbringung, Frau Koch-Kupfer. - Für die Landesregierung spricht Minister Dorgerloh. Bitte sehr.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der vorliegende Antrag greift ein Thema auf, das mir selbst auch sehr wichtig ist. In der Zweiten Phase der Lehramtsausbildung erhalten die angehenden Lehrkräfte weiteres notwendiges methodisches und didaktisches Rüstzeug für ihren künftigen Beruf, und zwar nicht nur in der Theorie, sondern insbesondere in der Praxis.
Frau Edwina Koch-Kupfer hat in ihrer Einbringungsrede bereits darauf hingewiesen, dass in den letzten Jahren eine Reihe von Veränderungen im Vorbereitungsdienst vorgenommen worden sind. Dazu zählen insbesondere die Modularisierung der Ausbildung sowie die Verkürzung des Vorbereitungsdienstes.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Im Rahmen der Zeugnisübergabe im Dezember 2011 an jene Referendare, die ihren Vorbereitungsdienst freiwillig nach 16 Monaten abgeschlossen haben, wurden auch kritische Hinweise zur Ausbildung an mich herangetragen; wir haben gerade davon gehört. Ich nehme diese Rückmeldungen sehr ernst. Gerade deshalb ist es an dieser Stelle notwendig, noch einmal auf wichtige Sachverhalte einzugehen, damit man diese Rückmeldungen auch einschätzen kann.
Die Referendare, die ihre Ausbildung im Dezember 2011 frühzeitig abgeschlossen haben, hatten im August 2010 begonnen, allerdings mit der Zielstellung, diesen Vorbereitungsdienst über 24 Monate zu absolvieren. Im Hinblick auf die bevorstehende Verkürzung der Ausbildung erhielten sie im laufenden Ausbildungsgang Ende 2010/Anfang 2011 ebenfalls die Möglichkeit, sich für eine Verkürzung zu entscheiden oder die Ausbildung regulär im Sommer 2012 - also in diesem Sommer - zu beenden.
Von den 310 Referendaren entschieden sich im laufenden Ausbildungsgang letztlich 162 freiwillig für eine Verkürzung. Das heißt, sie haben mitten im Verfahren gewechselt. Dies hatte zur Folge, dass die Ausbildungsinhalte in der verbleibenden
Ausbildungszeit komprimiert werden mussten; das wurde gegenüber den Referendaren aber auch kommuniziert.
Der erste regulär verkürzte Ausbildungsbeginn war der 1. April 2011; daran schloss sich der Ausbildungsbeginn am 1. September 2011 an. In diesem Zusammenhang erreichte mich die Frage, warum eine Verkürzung des Vorbereitungsdienstes überhaupt vorgenommen wurde.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zur Sicherung des notwendigen Lehrkräftebedarfs in den kommenden Jahren vereinbarte die Kultusministerkonferenz im Juni 2009 durch Beschluss, dass die Länder ihren Bedarf durch Ausbildung im eigenen Land decken und zugleich zwei Einstellungstermine für den Vorbereitungsdienst vorhalten. Gleichzeitig hat sich die Kultusministerkonferenz im Hinblick auf die Ausbildungszeit auf einen Zeitrahmen von 24 bis mindestens zwölf Monate verständigt, die für eine gegenseitige Anerkennung von Lehramtsprüfungen notwendig sind.
Vor diesem Hintergrund, aber auch angesichts eines Verkürzungstrends in einer Reihe anderer Bundesländer entschied sich die damalige Landesregierung nach intensiver Diskussion für eine Verkürzung der Ausbildungszeit von 24 auf 16 Monate und auf zwei Einstellungstermine, nämlich auf den 1. April und den 1. September eines jeden Jahres. Damit ging eine Erhöhung der Ausbildungskapazitäten von 340 auf nunmehr insgesamt 620 Stellen in beiden Ausbildungsjahren einher.
Unter der Maßgabe der Verkürzung des Vorbereitungsdienstes und der Erhöhung der Zahl der Stellen galt es, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass auch bei einem verkürzten Vorbereitungsdienst die Qualitätsentwicklung der zweiten Phase der Lehrerbildung gewährleistet wird. Dazu wurden die qualitativen und quantitativen Eckwerte der Ausbildungsordnung überarbeitet.
Herauszustellen ist dabei, dass die neue Ausbildungsverordnung das Ergebnis eines sehr langwierigen und langfristigen Abstimmungsprozesses aller an der Ausbildung im Vorbereitungsdienst Beteiligten darstellt. Im Jahr 2009 gab es dazu eine Arbeitsgruppe; dieser gehörten Vertreter der Staatlichen Seminare für Lehrämter, Lehrkräfte der pädagogischen und fachdidaktischen Ausbildung im Vorbereitungsdienst, Vertreter des Lisa, des Landesprüfungsamtes und der Schulpraxis bis hin zu ehemaligen Referendaren an. Im Rahmen intensiver Diskussionen wurden die Zwischenergebnisse der Seminare jederzeit offengelegt.
Im Rahmen der Neukonzeption wurde die kompetenzorientierte Lehrerausbildung noch stärker in den Mittelpunkt gestellt. Daraus ergibt sich die Konsequenz, dass die Ausbildung so zu organisieren ist, dass die Referendare kontinuierlich im Ausbildungsprozess beraten und gefördert werden.
Dabei ist es auch notwendig, dass die Mentoren, also die betreuenden Lehrkräfte an den Ausbildungsschulen, intensiver als bisher an der Ausbildung mitwirken - wir haben es gerade auch bei Ihnen in der Einbringungsrede gehört - und zum Beispiel an den Auswertungsgesprächen zur zweiten Staatsprüfung und den mündlichen Prüfungen mitwirken können.
Wichtig ist auch, dass im Rahmen der Eckwerte zu den Leistungserfassungsnormen die Referendare vielfältigere Möglichkeiten als bisher bekommen, um eigenständiges Arbeiten an selbst gewählten Schwerpunkten nachzuweisen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn man Dinge verändert, ist es, glaube ich, immer auch sinnvoll, nach einer gewissen Zeit zu überprüfen, ob die Intentionen, die der Veränderung zugrunde lagen, erfüllt werden. Eine Evaluation der neuen Ausbildungsverordnung und der verkürzten Ausbildung war von vornherein vorgesehen. Insofern begrüße ich die Zielstellung des Antrags. Auf einer soliden Evaluationsgrundlage können, wenn erforderlich, Modifizierungen der Eckwerte vorgenommen werden.
Ich möchte aber im Hinblick auf den Berichterstattungstermin auf einen Umstand hinweisen. Die Referendare, die im April 2011 den Vorbereitungsdienst begonnen haben, beenden diesen im Juli 2012. Die Zahl von 80 Referendaren ist für eine Evaluation, die zur Ausbildung für alle Lehrämter und Schulformen Auskunft gibt, jedoch nicht hinreichend; denn wir müssen sehen, dass diese noch entsprechend aufgeteilt werden müssen.
Daher empfehle ich, jene Referendare in die Evaluation aufzunehmen, die ihre Ausbildung im September 2011 begonnen haben und diese im Dezember 2012 abschließen werden. Dies hätte allerdings zur Folge, dass ein valider Evaluationsbericht erst im Frühjahr 2013 von mir vorgelegt werden könnte.
Ich bitte an dieser Stelle um wohlwollende Prüfung, weil wir dann, glaube ich, auch wirklich belastbares Material vorliegen haben werden. Denn es ist wichtig, dass wir eine gute Grundlage für die entsprechenden Weichenstellungen haben.
Meine Damen und Herren! Abschließend möchte ich sagen: Unabhängig von der Evaluation werden wir schon jetzt ersichtliche Verbesserungsmöglichkeiten, die die Ausbildungsqualität sofort befördern helfen, in Angriff nehmen. Das wollen wir schnellstmöglich umsetzen; ein Teil ist bereits veranlasst.
Dazu zählt unter anderem, dass Probleme der Referendare künftig auch im Rahmen der Dienstberatung an den Staatlichen Seminaren diskutiert werden, die verstärkte Erörterung von Ausbildungsangelegenheiten auf Seminaren und Konferenzen, die Weiterbildung der Mentorinnen und Mentoren - Sie haben das eben angesprochen - auf der