Protocol of the Session on July 13, 2007

Trotzdem bleibt festzustellen, dass der Anteil an Touristen aus dem Ausland insgesamt noch entwicklungsfähig ist, wobei uns die aktuellen Zahlen aus den ersten Monaten dieses Jahres in Bezug auf die Gesamtentwicklung in diesem Jahr optimistisch stimmen.

Einer der Indikatoren für die touristische Entwicklung - der in der Öffentlichkeit wichtigste Indikator - ist die Steigerung der Zahl der Übernachtungen pro Jahr.

Sachsen-Anhalt belegt seit mehr als fünf Jahren einen Spitzenplatz unter den deutschen Flächenländern. Seit drei Jahren stehen wir auf Platz 1 der deutschen Flächenländer, wenn es um die Zuwachsraten geht. Wir haben im Jahr 2006 mit 6,41 Millionen Übernachtungen das beste Ergebnis erzielen können. Dies bedeutet eine Steigerung um 6,7 % gegenüber dem Vorjahr insgesamt und auch eine Steigerung des Anteils am Bruttoinlandsprodukt. Dieser beträgt derzeit ca. 5,6 %.

Wenn man bedenkt, dass der Anteil des Tourismus am Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im Schnitt über 8 % liegt, dann wird einem das Potenzial deutlich, das im Tourismus in unserem Bundesland, in Sachsen-Anhalt, steckt.

Derzeit arbeiten im Übrigen weit mehr als 50 000 Arbeitnehmer in unserem Land in dieser Branche. Unser ehrgeiziges Ziel muss es sein, den Anteil mittelfristig weiter zu steigern. Ein Wachstum in diesem Bereich von nur 1 % bringt uns zwar noch nicht in die Nähe des Bundesdurchschnitts, könnte aber in der Summe über 10 000 neue Arbeitsplätze im Tourismusgewerbe schaffen. Ich erwähne das ausdrücklich vor dem Hintergrund einer robusten Binnennachfrage und einer steigenden Auslandsnachfrage.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte Sie nicht mit zu vielen Zahlen belasten, aber mir ist es wichtig, Ihnen die Potenziale eines Landes, unseres Landes, darzustellen, das mit seiner bedeutenden Geschichte und Kultur immer attraktiver für in- und ausländische Gäste wird. Nicht zuletzt ziehen bedeutende Namen wie Luther, Bach, Händel oder - vor wenigen Wochen wurde ein diesbezüglicher Antrag in diesem Hause einstimmig

beschlossen - Eike von Repgow wissensdurstige Touristen an. Aber auch die Markensäulen „Straße der Romanik“, „Blaues Band“, „Gartenträume“ und „Himmelswege“ haben sich zunehmend zu einem Magneten entwickelt. Wir können das positiv verfolgen am Beispiel der „Himmelswege“ in den letzten Tagen und Wochen.

Die Geschichte unseres Landes Sachsen-Anhalt, meine Damen und Herren, wird immer mehr zu einem Marketing-Highlight, das es neben anderen Tourismusbereichen auszubauen gilt. Im Jahr 2006 arbeiteten in der Kulturtourismusbranche in unserem Land fast 15 500 Menschen.

Kultur und Geschichte des Landes Sachsen-Anhalt sind mittlerweile viel mehr als nur ein weicher Standortfaktor. Es gibt auch einen engen Zusammenhang zwischen kulturellen Angeboten und wirtschaftlicher Entwicklung. Eben diesen Punkt gilt es weiter zu forcieren, denn trotz der guten stetigen Zugewinne sind wir im Bundesvergleich immer noch auf einem recht niedrigen Niveau.

Das weitere Wachstum der Tourismusbranche wird auch davon abhängen, meine Damen und Herren, ob wir unsere Besonderheiten noch deutlicher herausstellen und uns in der Außenvermarktung auf diese Besonderheiten konzentrieren. Es gilt, die bereits bestehenden Potenziale, die in einer hervorragenden Studie aufgearbeitet sind, noch besser zu nutzen.

Genau aus diesem Grunde haben wir diesen Antrag vorgelegt. Wir wollen natürlich auf die Bedeutung des Kultur- und Geschichtstourismus aufmerksam machen, vor allem aber, meine Damen und Herren, möchten wir die vorhandenen Möglichkeiten weiter optimiert sehen. Dabei ist es wichtig, die eigenen Stärken immer besser zu kommunizieren, zumal dann, wenn sie dem derzeitigen und vor allem noch dem bis in das Jahr 2020 gehenden Trend folgen.

Erinnern wir uns: Vor einigen Jahren schon wurden Kultur und Natur als die großen Themen der Zukunft vorausgesagt. Die Spaßgesellschaft ist am Ende, die Sinngesellschaft bestimmt zunehmend auch unser Handeln als Touristiker. Dazu gehört erlebbare Kultur, dazu gehören quirlige Klein- und Mittelstädte, die wir hier in Sachsen-Anhalt auch zu bieten haben.

Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Natürlich muss das Land auch eine gewisse Grundfinanzierung der Tätigkeiten sicherstellen. Trotz Einsparzwängen dürfte allen klar sein, dass es anders nicht geht.

Dennoch haben besonders die Entscheidungsträger vor Ort eine hohe Verantwortung. Sie müssen nicht nur die Markensäulen des Landes weiter entwickeln, sie müssen vor allem neue und attraktive Angebote bereithalten und neue Konzepte der regionalen Förderung verwirklichen. Es kommt darauf an, die Bürger einer Region mitzunehmen und Netzwerke mit anderen Bereichen der Wirtschaft zu bilden.

Kultur- und Geschichtstourismus ist eine Querschnittsaufgabe, von der viele leben, die aber alle mit Stolz erfüllen kann. Damit ist Kultur- und Geschichtstourismus auch Imagewerbung für unser Land. Wir haben - auch das muss deutlich gemacht werden - unsere Stärken bereits betont, aber gleichzeitig müssen wir eine Steigerung der Besucher- und Übernachtungszahlen durch eine intensive Vermarktung der Kulturthemen erreichen.

In diesem Zusammenhang lassen Sie mich auf die Marketingschwerpunkte der Jahre 2008 bis 2010 hinweisen, in denen das Thema Kultur explizit vorkommt. Im Jahr 2008: „Schatzkammer Sachsen-Anhalt“, „Domschätze“ als Highlights an der Straße der Romanik. Im Jahr 2009 bildet die Kultur die Klammer um das Thema „Deutschland mitten in Europa“. Im Jahr 2010 sind es die Kulturstädte Deutschlands, die die Marketingschwerpunkte bilden werden. Ich denke, dafür sind wir als Land Sachsen-Anhalt gut aufgestellt. Dies gilt es weiter voranzutreiben und uns noch besser aufzustellen.

Meine Damen und Herren! Das Bewusstsein für das kulturelle Erbe liegt in Sachsen-Anhalt auf der Hand: Das Land ist eine der ältesten und historisch bedeutendsten Regionen Deutschlands. Deutsche und europäische Geschichte begegnen sich hier in einer faszinierenden Dichte. Nirgendwo anders finden wir so viele UnescoWelterbestätten so dicht beieinander wie hier in Sachsen-Anhalt.

Ich bedanke mich bei meiner Kollegin Frau Feußner, die mich kurz vor dem Redebeitrag darauf hingewiesen hat, dass es in der Region um Saale und Unstrut eine Initiative gibt, um dort möglicherweise ein neues Highlight in diesem Bereich zu schaffen.

Wir Sachsen-Anhalter leben, meine Damen und Herren, mit unserer Geschichte. Wir stellen sie nicht in eine Vitrine, sondern wir gehen mit unserer Geschichte offen auf unsere Gäste zu. Fußend auf der historischen Tradition hat sich unser Land als lebendige europäische Region entwickelt.

„Zukunft kommt durch Herkunft“ - dieses Motto sollten wir uns zu eigen machen und wir sollten es engagiert weiter mit Leben erfüllen. Dieses Motto trägt uns aus der Vergangenheit, aus der Gegenwart in eine neue Zeit.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum Schluss meiner Ausführungen möchte ich auch - ich hoffe, Sie gestatten mir dies - als Vorsitzender des Landestourismusverbandes der Landesregierung, aber auch Ihnen, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, einen Dank sagen. Sie haben über viele Jahre hinweg die touristische Entwicklung Sachsen-Anhalts engagiert und wohlwollend begleitet. Durch Ihre Unterstützung ist das Land im touristischen Bereich wieder wettbewerbsfähig geworden.

Sachsen-Anhalt verfügt inzwischen über eine exzellente touristische Infrastruktur, die mit dazu beiträgt, dass wir auch in Zukunft weiter positive Wachstumsraten haben werden. Dennoch - dabei wiederhole ich mich - dürfen wir uns nicht in Selbstgefälligkeit üben. Wir müssen weiter daran arbeiten, das kulturelle Erbe in vermarktbaren Produkten und Alleinstellungsmerkmalen darzustellen. Dazu müssen wir die Regionen und vor allem die Leistungsträger in den Regionen befähigen.

Nichts ist so gut, dass es nicht noch besser werden kann. Dies gilt für die weitere Evaluierung der Markensäulen genauso wie für die Konzentration auf touristische Schwerpunkte. Die Stärkung des Kultur- und Geschichtstourismus für Sachsen-Anhalt, meine Damen und Herren, bedeutet auch gleichzeitig eine Stärkung des Tourismus und damit der Gesamtwirtschaft Sachsen-Anhalts.

Ich möchte daher an dieser Stelle um Ihre Unterstützung bitten, um die Annahme unseres Antrags, gleichzeitig aber auch um Unterstützung und Annahme des Ände

rungsantrages der Fraktion DIE LINKE, da gerade der Aspekt der Barrierefreiheit für uns in Sachsen-Anhalt zur Verbesserung der Servicequalität, einem wichtigen Thema in Sachsen-Anhalt, beitragen kann. Wir gehen also mit den Inhalten konform. Wenn wir uns darauf verständigen, dass die Analyse zur Barrierefreiheit kulturhistorischer Einrichtungen geschehen soll, dann steht einer Zustimmung nichts im Wege. - Somit bedanke ich mich für Ihre Aufmerksamkeit. Herzlichen Dank.

(Zustimmung bei der CDU)

Herzlichen Dank dem Abgeordneten Herrn Zimmer. - Nun erteile ich Herrn Minister Dr. Haseloff das Wort. Bitte schön.

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Einbringung des Antrages kam faktisch einer Regierungserklärung gleich.

(Heiterkeit bei allen Fraktionen)

Hinsichtlich der Inhaltstiefe und des Inhaltsreichtums kann ich mich kurz fassen, weil Herr Zimmer dankenswerterweise schon eine ganze Reihe von Dingen benannt hat und ich diesen Antrag ausdrücklich begrüße.

Sie wissen, dass wir im Tourismus gute Zahlen haben, allerdings haben wir die deutschen Mittelwerte noch nicht erreicht. Die Tendenz stimmt, wir müssen uns aber weiter strecken.

Etwa 20 % der Aufenthaltstage der Tagesbesucher und Übernachtungsgäste sind dem Kulturtourismus zuzurechnen. Von den 5,8 Millionen Übernachtungen in gewerblichen Unterkünften sind 3,8 Millionen kulturtouristisch bedingt. Unter den 79 Millionen Tagesausflüglern sind zwölf Millionen Kulturtouristen zu verzeichnen.

Das heißt konkret, 30 % des touristischen Bruttoumsatzes in Sachsen-Anhalt, also 830 Millionen €, werden aus dem Kulturtourismus geschöpft. Dadurch werden 15 500 rechnerische Vollzeitarbeitsplätze geschaffen. Real sind es sogar 25 500 Arbeitsplätze, weil Saisonarbeitsplätze oder Teilzeitkräfte natürlich auch zu Buche schlagen. Dies ist insgesamt ein Volumen innerhalb unserer Volkswirtschaft, welches nicht marginal ist, sondern eine ganz wesentliche Säule darstellt.

Wir haben die Koalitionsvereinbarung dahin gehend abgearbeitet, dass wir einen Statusbericht zu dem Thema „Gartenträume, historische Parks in Sachsen-Anhalt“ vorgelegt haben. Dieser ist im Kabinett behandelt worden. Wir haben einen Evaluierungsbericht zu der Straße der Romanik ausgelöst und vorgelegt. Es wird daraus resultierend noch vor der Sommerpause eine Beschlussfassung im Kabinett geben.

Nun zu dem Handlungsbedarf und den daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen. Im nächsten Jahr soll die Evaluierung des wassertouristischen Netzwerkes „Blaues Band“ als dritte Markensäule folgen. Wir werden uns darüber hinaus natürlich auch der neuen Marke „Himmelswege“ zu widmen haben, wenn verlässliche längerfristige Daten vorliegen. Sie wissen, dass die ersten Ergebnisse gut aussehen - deutlich mehr als 10 000 Besucher.

Ein kurzer Veranstaltungstipp: Nach dem Theaterbesuch am Samstagabend kann man dann MDR sehen. Dort

wird von 0 Uhr bis 2 Uhr eine Sendung live übertragen, die zwar im mitteldeutschen Raum der Museumsnacht gewidmet ist, aber aufgrund der Neuheit des Präsentierten im Wesentlichen in der Arche Nebra in Wangen stattfindet.

Alles das zeigt ganz klar, dass wir an dieser Stelle durchaus Potenzial erschließen können. Deswegen haben wir sowohl die infrastrukturellen als auch die finanziellen Vorkehrungen getroffen, um uns gerade in diesem Bereich besonders zu engagieren und an dieser Stelle weiterhin Schwerpunkte zu setzen.

Wir werden mit Ihnen gemeinsam, wenn dieser Antrag angenommen wird, Details in den Ausschüssen und vor allen Dingen im für den Tourismus zuständigen Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit behandeln. Ich glaube, dass es allen darum gehen muss, die entsprechenden Schwerpunktsetzungen mit Folgemaßnahmen, Nachhaltigkeitsüberprüfungen, aber auch mit neuen Ideen so zu verbinden, dass wir die Zahlen, die auch in diesem Jahr weiter ansteigen, steigern können. In diesem Sinne freue ich mich auf die Zusammenarbeit im Ausschuss.

(Beifall bei der CDU und bei der SPD)

Herzlichen Dank, Herr Minister, für Ihren Beitrag. - Wir kommen jetzt zu den Debattenbeiträgen. Der erste Debattenredner ist Herr Czeke von der Fraktion DIE LINKE. Bitte schön.

Herr Präsident, vielen Dank. - Herr Minister, ich muss Ihnen Recht geben, der Antrag ist einem Verbandsvorsitzenden des Tourismus auf den Leib geschneidert.

Mit diesem Antrag wenden wir uns einem Thema zu, das es durchaus verdient hat, stärker mit parlamentarischer Aufmerksamkeit bedacht zu werden, als es allgemein Praxis ist. Ich würde mir natürlich wünschen, dass die fehlenden Kollegen in einer touristischen Mission unterwegs wären.

(Herr Kley, FDP: Im Auftrag des Herrn!)

Wir stehen Ihrem Antrag aufgeschlossen gegenüber. Dem neuesten Projekt - Herr Minister Haseloff sprach davon -, nämlich der Arche Nebra, ist auf diesem Wege viel Erfolg zu wünschen.

(Zustimmung bei der LINKEN und bei der CDU)

Ich darf auch sagen, zwischen dem Antrag und unserer Auffassung gibt es kaum Konflikte, da dieses Thema den Tourismus weiter voranbringt.

Die Tourismusbranche in Sachsen-Anhalt kann insgesamt gute Zahlen vorlegen, Herr Zimmer sprach davon. So hat Sachsen-Anhalt bei dem Zuwachs an Übernachtungen im Jahr 2006 unter den Bundesländern die Bestmarke von 6,6 % erreicht.

Die Aufenthaltsdauer der Gäste liegt seit 1990 stabil bei nur 2,5 Tagen. An dieser Stelle sage ich: leider. Die Zahl der inländischen Gäste - auch das sagte Kollege Zimmer schon andeutungsweise - stieg gegenüber dem Vorjahr um ca. 5 %, die Nachfrage ausländischer Gäste hat sich bemerkenswert erhöht. Das können wir im Barometer Jahr für Jahr nachvollziehen.

Die Statistik weist eine positive Bilanz des Tourismusaufkommens in allen für den Tourismus relevanten Gebieten auf. Ein Vergleich der Regionen von 2005 zum Vorjahr zeigt zum Beispiel im Harz einen Anstieg um 9,2 % bei den Übernachtungen, in Anhalt- Wittenberg um 6,2 %, in der Region Magdeburg, Elbe-Börde-Heide und Altmark um 6,0 % und in der Region Halle-SaaleUnstrut leider nur um 2,9 %.

Ja, hierbei handelt es sich nachgewiesenermaßen um eine Wachstumsbranche. Über die in der Tat positive Einschätzung der Markensäule Straße der Romanik, Herr Zimmer, wird sich sicher Dr. Rehberger besonders freuen.