Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Vieles zu diesem Antrag der Fraktion der Linkspartei.PDS wurde von meinen Vorrednern bereits vorgetragen, sodass ich die genannten Aspekte nicht noch einmal aufgreifen möchte. Ich möchte aber auf einige wenige Punkte hinweisen, die aus der Sicht der CDU-Fraktion in diesem Zusammenhang wichtig sind.
Entgegen der Auffassung der Antragstellerin halten wir es nicht für erforderlich, dass alle Erzieherinnen und Erzieher in den Kindertagesstätten zukünftig einer Ausbildung auf Hochschulniveau bedürfen. Mit dieser Einschätzung befinden wir uns im Einklang mit dem Kultusminister Herrn Professor Dr. Olbertz, der bereits im Rahmen der Fragestunde in der Landtagssitzung am 17. Dezember 2004 in der vergangenen Legislaturperiode auf eine ähnliche Frage des damaligen Abgeordneten Herrn Rauls von der FDP für die damalige Landesregierung erklärte, dass auch unter Berücksichtigung des im Rahmen des Kinderförderungsgesetzes eingeführten vorschulischen Bildungsauftrags in Kindertagesstätten die Erzieherinnen und Erzieher nicht zwangsläufig einen höheren formalen Berufsabschluss benötigten.
Ich wiederhole die Worte von Herrn Professor Dr. Olbertz, die er vorhin gesagt hat, nämlich dass die Hochschulabsolventen nicht von vornherein immer die besseren Erzieherinnen und Erzieher sein müssen. Das ist auch meine persönliche Meinung. Dabei bleibe ich.
Die Berufsvorbereitung zielt nicht auf eine wissenschaftliche Tätigkeit ab, wenngleich die Aus- und die Fortbildung in diesen Berufsfeldern sehr wichtig sind.
Ich möchte zu einem weiteren Punkt meine Meinung sagen. Frau von Angern hat vorhin gesagt, es kommt nicht darauf an, dass es eine gute Erzieherin ist, sondern darauf, dass die Ausbildung sehr gut ist. Sicherlich ist es wichtig, dass die Erzieher über eine sehr gute Ausbildung verfügen. Aber dennoch muss ich sagen: Eine gute Erzieherin mit Herz und Verstand ist in unseren Einrichtungen immer noch sehr wichtig. Das ist meine feste Überzeugung.
Wir teilen gleichzeitig die Einschätzung, dass Aus- und Fortbildung in diesen Berufsfeldern wichtig sind.
Auch wenn es den Rahmen der heutigen Debatte sprengt, so müssen wir uns auch der Konsequenzen der Forderungen nach einem Hochschulabschluss für alle Erzieherinnen und Erzieher bewusst sein. Dies würde nämlich in der Konsequenz bedeuten, dass zukünftig alle Menschen ohne Hochschulreife diesen Beruf nicht mehr ausüben können. Wenn wir derartige Qualifikationsanforderungen für Erzieherinnen und Erzieher aufstellen, dann kommen wir nicht umhin, ähnliche Überlegungen auch für andere Berufsbilder anzustellen. Dann müssen wir uns allerdings auch fragen, welche Berufe zukünftig junge Menschen mit einem Sekundarschulabschluss in unserem Land noch ergreifen dürfen oder können. Mir ist klar, dass wir diese Diskussion nicht hier und heute führen können. Das können wir im Ausschuss tun.
Perspektivisch werden wir um diese Debatte nicht herumkommen, wenn wir zunehmend höhere Berufsqualifikationen fordern. Es ist unsere Aufgabe, diesen Menschen - das sind gerade junge Menschen mit Sekundarschulabschluss - zu erklären, welche Berufe sie zukünftig ergreifen dürfen und welche nicht.
Anders zu beurteilen ist dies für die Erzieherinnen und Erzieher, die eine Leitungsfunktion in den Kindertageseinrichtungen ausüben oder anstreben. Dazu teilen wir die Einschätzung, die aus unserem Änderungsantrag, aber auch aus dem Antrag der Fraktion der Linkspartei.PDS hervorgeht, nämlich dass deren Ausbildung perspektivisch auf akademisches Niveau zu heben ist.
Im Gegensatz zu der Linkspartei.PDS halten wir die Frage, welche Anforderungen an ein solches Hochschulstudium für Leiterinnen und Leiter von Kindertagesstätten und solche, die es werden wollen, zu stellen sind und welche Inhalte es haben soll, noch nicht für geklärt.
Deswegen sieht unser Änderungsantrag vor, dass sich die Ausschüsse für Soziales sowie für Bildung, Wissenschaft und Kultur hierüber verständigen müssen. Ich denke, dass wir uns hierzu nicht nur mit der Landesregierung austauschen werden. Vielmehr sollten wir auch im Rahmen einer Anhörung den Sachverstand von Fachleuten einholen.
Wenn ich den Antrag der Linkspartei.PDS richtig verstanden habe, so ist diese der Auffassung, dass die Inhalte der in Rede stehenden Hochschulausbildung bereits feststehen und es lediglich noch um die Frage der konzeptionellen Umsetzung geht. So weit ist die Dis
In diesem Zusammenhang ist es mir, um die Leiterinnen und Leiter von Kitas nicht zu verunsichern, wichtig zu sagen, dass wir nicht beabsichtigen, diese, nachdem sie sich jahrelang in ihrer Tätigkeit bewährt haben, zu verpflichten, einen Hochschulabschluss zu erwerben. Dies schließt allerdings nicht aus, dass diese zeitnah die Möglichkeit erhalten, sich in einem berufsbegleitenden Studiengang entsprechend zu qualifizieren.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Im Zuge der Beratung über den Antrag der Linkspartei.PDS und der Überlegungen zur Erarbeitung unseres Änderungsantrages ist uns deutlich geworden, dass wir so etwas wie ein Benchmarking über die Qualität unserer Kitas benötigen.
Quer über die Fraktionsgrenzen hinweg besuchen wir alle die unterschiedlichsten Kindertagesstätten in unserem Land. Ich denke, wir stimmen darin überein, dass wir dabei Einrichtungen kennen gelernt haben, die besonders motiviert sind und auch überaus anspruchsvolle Bildungsangebote vorhalten. Wir erleben aber auch Einrichtungen - so ehrlich müssen wir alle sein -, die nicht in hoher Qualität arbeiten und die einen entsprechenden Nachholbedarf haben. Hierüber müssen wir mehr wissen; wir müssen Strategien dahin gehend entwickeln, wie alle Kitas im Land auf dasselbe Niveau gebracht werden können.
Ja, es ist das letzte. - Dieser Punkt ist nahezu wortgleich mit dem letzten Absatz des Antrags der Linkspartei.PDS. Er unterscheidet sich allerdings in zwei für uns wesentlichen Punkten: Während der Antrag der Linkspartei.PDS darauf abzielt, dass die Landesregierung über die Umsetzung der beabsichtigten Vorhaben mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds berichten soll, wünschen sich die regierungstragenden Fraktionen, dass die Landesregierung bereits über die Planung der mit diesen Mitteln finanzierten Projekte im Ausschuss berichten soll.
Da die Mittel des Europäischen Sozialfonds erst ab dem zweiten Halbjahr 2007 zur Verfügung stehen, ist es logisch, dass wir uns über die Planungen bereits im ersten Quartal 2007 berichten lassen wollen. Das hat den Charme, dass die Landesregierung bei ihren Planungen unsere Wünsche und Vorstellungen gegebenenfalls berücksichtigen kann.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor diesem Hintergrund werden wir den Antrag der Linkspartei.PDS ablehnen und bitten um Ihre Zustimmung zu unserem Änderungsantrag. - Vielen Dank.
Danke sehr, Frau Brakebusch. - Für die Linkspartei.PDS hat Frau von Angern die Möglichkeit zur Erwiderung.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abgeordneten! Ich möchte an dieser Stelle die Überweisung beider Anträge in die genannten Ausschüsse beantragen. Ich möchte auch begründen, warum ich das tue.
Insbesondere in den Reden von Herrn Professor Dr. Olbertz, aber auch von Frau Reinecke ist deutlich geworden, dass ihnen durchaus eine Hochschulausbildung für Erzieherinnen am Herzen liegt.
Herr Professor Dr. Olbertz wünscht sich dies jedoch nicht für alle, sondern könnte sich einen Mix der Professionen vorstellen; das interpretiere ich so.
Aus der Rede von Frau Reinecke kam deutlich herüber, dass sie das momentan für nicht so richtig realistisch hält. Ich hätte sie auch fragen können, ob das finanzielle Gründe hat, habe davon aber Abstand genommen; denn ich denke, dass wir es uns nicht leisten können, davon aus finanziellen Gründen Abstand zu nehmen. Deswegen denke ich, dass wir im Ausschuss darüber detailliert diskutieren sollten.
Herr Professor Dr. Olbertz, zu Ihrem Hinweis, dass die Hochschulausbildung in den anderen europäischen Ländern einem Vergleich mit unserer Hochschulsausbildung nicht standhält, kann ich nur sagen: Es ist aber auch ein Unterschied zwischen der Hochschulausbildung in anderen europäischen Ländern und der Fachschulausbildung in Deutschland festzustellen. Genau über diese Frage müssen wir reden: Was muss sich in unserer Ausbildung qualitativ verbessern? Ich finde es äußerst positiv, dass nunmehr nach, ich glaube, drei Jahren „Bildung elementar“ endlich in der Fachschule ankommt. Ich finde es ein bisschen zu spät, aber es ist angekommen. Das ist vielleicht erst einmal gut so.
Zu dem Vorwurf, dass durch die Ausbildung von Erzieherinnen an der Hochschule junge Leute ausgeschlossen werden, die kein Abitur oder auch keine Fachhochschulreife haben, muss ich sagen: Ich glaube, der Untergang des Abendlandes steht dadurch nicht bevor.
Wir haben es auch damit zu tun, dass bei Lehrerinnen und Lehrern ebenfalls eine Hochschulausbildung erforderlich ist. Es hat auch einen guten Grund, weshalb das so ist.
Wir haben - ich denke, das ist deutlich geworden - scheinbar eine unterschiedliche Vorstellung, ein unterschiedliches Empfinden davon, was eine Kindertageseinrichtung tatsächlich ist.
Zu Frau Dr. Hüskens. Die Unterstellung, dass wir durch unseren Antrag erneut Erzieherinnen suggerieren, dass
Das, was die Erzieherinnen in Kindertageseinrichten leisten, ist auch jetzt schon hervorragend. Sie machen ihre Arbeit mit einem sehr großen Engagement und durchaus mit Herz und Verstand. Aber sie selbst sehen ein, dass dort Grenzen sind. Sie selbst sagen: Ja, wir können uns sehr gut vorstellen, dass Erzieherinnen an der Hochschule ausgebildet werden. Das heißt, wir reden nicht über die Köpfe von Erzieherinnen hinweg, sondern mit den Erzieherinnen.
Dann zu Frau Brakebusch. Ich denke, dass es durchaus charakterlich vorbedingt ist, wie gut man als Erzieherin ist, wie gut man als Lehrerin ist, wie gut man auch als Politikerin ist. Aber ich denke auch, dass das allein nicht ausreicht. Das habe ich in meiner Rede deutlich gesagt. Deswegen ist die Qualität der Ausbildung für uns sehr wichtig und ein wichtiger Baustein innerhalb der Fortentwicklung der frühkindlichen Förderung und Bildung.
Wir beantragen, wie gesagt, die Überweisung beider Anträge in die Ausschüsse für Soziales sowie für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Sollten Sie das ablehnen, werden wir Ihren Änderungsantrag aus den vorgenannten Gründen ablehnen. Bei der Gesamtentscheidung werden wir uns der Stimme enthalten. - Danke.
Danke, Frau von Angern. - Damit ist die Debatte beendet und wir treten in das Abstimmungsverfahren zu den Drs. 5/382 und 5/428 ein.
Zunächst hatte die Einbringerin eine Ausschussüberweisung beantragt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um das Kartenzeichen. - Das ist die Linkspartei.PDS. Wer ist dagegen? - Das sind die Koalitionsfraktionen. Wer enthält sich der Stimme? - Das ist die FDP-Fraktion. Damit ist einer Ausschussüberweisung nicht zugestimmt worden.
Dann stimmen wir über den Änderungsantrag der CDU und der SPD in der Drs. 5/428 ab. Wer dem zustimmt, den bitte ich um das Kartenzeichen. - Das sind die Koalitionsfraktionen und die FDP. Wer ist dagegen? - Das ist die Linkspartei.PDS. Damit ist der Änderungsantrag angenommen worden.
Wir stimmen jetzt über den Antrag in der Drs. 5/382 in der soeben geänderten Fassung ab. Wer dem zustimmt, den bitte ich um das Kartenzeichen. - Das sind die Koalitionsfraktionen und die FDP. Wer ist dagegen? - Wer enthält sich der Stimme? - Das ist die Linkspartei.PDS. Damit ist das so beschlossen worden und wir verlassen den Tagesordnungspunkt 15.