sechstens um die wirksame Förderung bildungsbenachteiligter Kinder und Jugendlicher und, last, but not least,
Meine Damen und Herren! Das sind aus unserer Sicht einige der zentralen kurz- und mittelfristigen Handlungsfelder; im Rahmen der folgenden Antragsberatung wird dazu mehr gesagt werden.
Wir fordern die anderen Fraktionen auf, uns in unseren Bemühungen auf diesem Gebiet zu unterstützen und an der Umsetzung der gewiss nicht einfachen Aufgaben mitzuwirken. - Recht vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Herzlichen Dank, Frau Mittendorf. - Meine Damen und Herren! Bevor ich die nächste Rednerin aufrufe, begrüßen Sie mit mir recht herzlich Seniorinnen und Senioren der Volkssolidarität e. V. Darlingerode. Ich begrüße Sie sehr herzlich.
Für die FDP-Fraktion erteile ich der Abgeordneten Frau Pieper als nächster Rednerin das Wort. Bitte, Frau Pieper.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Seniorinnen und Senioren! Es gibt ein altes chinesisches geflügeltes Wort; man könnte fast sagen, ein Sprichwort, das lautet:
„Willst du für ein Jahr vorausplanen, so baue Reis; willst du für ein Jahrzehnt vorausplanen, so pflanze Bäume; willst du für ein Jahrhundert planen, so bilde Menschen.“
Diese Worte sind nicht nur alt, sondern auch sehr weise. Leider hat gerade Deutschland das Thema Bildung sehr vernachlässigt. Um im Bild zu bleiben: Es sind Bäume gepflanzt worden, aber niemand kümmert sich um sie.
Der wichtigste Rohstoff unseres Landes, das Humankapital, liegt brach, Wissen verkümmert. Die geistige Elite wird an hervorragenden Universitäten ausgebildet. Wir haben gerade wieder bezeugt bekommen, dass die ostdeutschen Hochschulen im Ranking ganz vorn an der Spitze sind,
- in der Tat nicht Sachsen-Anhalt, aber immerhin ostdeutsche Universitäten - und trotzdem gehen Wissenschaftler nach ihrem Studium in das Ausland, um dort zu forschen. Wir stellen fest, der Nobelpreisträger, der zwar in Heidelberg zu Hause ist, der Physiker Wolfgang Ketterle, forscht heute am Massachusetts Institute of Technology und nicht in Deutschland, hat aber doch als gebürtiger Deutscher den Nobelpreis 2001 erhalten.
Der internationale Wettbewerb findet nicht nur auf wirtschaftlichem Gebiet statt, meine Damen und Herren, sondern im Zuge der Globalisierung schon längst auch in der Bildungspolitik.
Es geht heute um den Wettbewerb um die besten Köpfe. Es geht - hierbei gebe ich Frau Mittendorf Recht - in der Tat nicht allein um den Anschluss an Bayern, sondern darum, dass Deutschland insgesamt und SachsenAnhalt in der Bildungspolitik wieder Spitze wird.
Nicht erst seit der Pisa-Studie, sondern bereits seit 1994/1995, seit der damals vorgelegten TIMSS-Studie ist klar: Deutschland ist Dank der entsprechenden Rahmenbedingungen nicht nur Schlechtester, was die Wirtschaftsbedingungen anbelangt - übrigens auch Dank der rot-grünen Bundesregierung -, sondern eben auch in der Bildungspolitik.
(Herr Dr. Polte, SPD: In den letzten vier Jahren ist das alles passiert, Frau Pieper? Alles in den letzten vier Jahren? Das ist doch lächerlich! - Zuruf von Frau Bull, PDS)
- Hören Sie bitte zu. - Dieser Zustand ist unentschuldbar; denn Bildung ist kein Selbstzweck. Bildung bedeutet Wissensvermittlung, Erziehung, die Fähigkeit zu lernen und das Gelernte anzuwenden.
Das Ziel ist, junge Menschen zum selbständigen Handeln und Denken zu befähigen, sie bestmöglich auf das Leben vorzubereiten.
Weil ich Ihre Zwischenrufe höre und sehe, dass nicht nur Seniorinnen und Senioren als Gäste unter uns sind, sondern auch sehr viele junge Leute, muss ich Ihnen sagen, dass ich viel mit jungen Menschen in diesem Land spreche.
Diese sind entsetzt über die Bildungspolitik, die Sie in den letzten Jahren gemacht haben. Nehmen Sie das doch bitte einmal zur Kenntnis!
(Beifall bei der FDP und bei der CDU - Herr Dr. Polte, SPD: Tun Sie doch nicht so, als ob das ein Problem von Sachsen-Anhalt ist! Das ist ein bundesweites Problem!)
Das Abitur nach 13 Jahren haben Sie doch eingeführt; im siebten Jahr der deutschen Einheit mit den Stimmen der PDS. Kein junger Mensch in diesem Land will das 13. Schuljahr machen, meine Damen und Herren. Sie wollen ein gutes Abitur machen.
(Beifall bei der FDP und bei der CDU - Unruhe bei der SPD und bei der PDS - Herr Dr. Polte, SPD: Reduzieren Sie das doch nicht auf Sach- sen-Anhalt!)
Natürlich haben wir hier in Sachsen-Anhalt die größte Anzahl an Abiturienten. Aber fragen Sie doch einmal nach der Qualität des Abiturs im Vergleich mit anderen Bundesländern.
(Frau Bull, PDS: Zu viele Allgemeinplätze! - Frau Dr. Sitte, PDS: Das ist alles allgemeines Gerede!)
Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass nach der Pisa-EStudie in Deutschland fast ein Viertel der 15-Jährigen nur über elementarste Lesefähigkeiten verfügt;
in Sachsen-Anhalt ist es fast ein Drittel, 32 % der Schüler, denen nur ein oberflächliches Verständnis einfacher Texte möglich ist.
In Sachsen-Anhalt - verstehen Sie? Das ist Ihre Politik gewesen. Sie haben doch mitregiert in den letzten acht Jahren!
(Beifall bei der FDP und bei der CDU - Wider- spruch bei der PDS - Frau Dr. Sitte, PDS: Ihre Vorschläge bitte! Machen Sie es doch mal ganz konkret! - Frau Dr. Weiher, PDS: Sie haben in den ersten vier Jahren regiert!)
In der Pisa-E-Studie - wir bleiben bei den Fakten - steht drin, dass es ein deutliches Süd-Nord-Gefälle im Schulvergleich der 15-Jährigen und der Neuntklässler gibt. In den Leistungskategorien Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften schneiden Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen am besten ab.
Die Schlussgruppe bilden Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Bremen. Ich werde nicht müde, dies zu wiederholen, Frau Sitte. Sie scheinen es schon vergessen zu haben.
Meine Damen und Herren! Zwischen einem Gymnasium in Bayern und einem in Sachsen-Anhalt liegt bei der Lesekompetenz ein Leistungsgefälle, das ca. eineinhalb Schuljahren entspricht. Das müssen Sie sich einmal vorstellen. Was ist denn das für eine Qualität, die wir in unseren Schuleinrichtungen vorhalten?